Der Spezialist für kniffelige Fälle

Daniel Patzelt ist beim Claas-Vertriebspartner in Braunschweig für den Bereich „Service Unterstützung“ zuständig. Er sitzt damit an der Schnittstelle zwischen Werkstatt und Kundendienst. Außerdem ist er Ansprechpartner für den Bereich „Precision Farming“.

Arbeiten auch unter Zeitdruck: Der Spezialist für kniffelige Fälle

Daniel Patzelt ist bei Claas Braunschweig im Bereich „Service Unterstützung“ unterwegs.

Schon zum zweiten Mal kommt der Traktor zur Reparatur. Nach einer bestimmten Zeit will er einfach nicht mehr anspringen. Der Werkstattmeister hat bereits mehrere Stunden in die Fehlersuche investiert, wird aber immer wieder unterbrochen aufgrund von kurzfristigen Anfragen und anderen drängenden Aktivitäten im Alltagsgeschäft. Für die gründliche Fehlersuche bleibt einfach keine Zeit. In Fällen wie diesen hilft Daniel Patzelt aus. Der 27-Jährige ist beim Claas-Vertriebspartner in Braunschweig (siehe Kasten) im Bereich „Service Unterstützung“ tätig. Die Stelle gibt es erst seit Februar 2019. Patzelt hilft bei allen vier Filialen des Unternehmens in Schwülper und Schöningen (Niedersachsen) sowie in Berßel und Groß Germersleben (Sachsen-Anhalt).

Einer der Fälle, die er bearbeitet hat, der Schlepper mit Startschwierigkeiten. „Ich habe den Schlepper in eine Werkstatt geholt und konnte mich dann näher mit der Fehlersuche beschäftigen“, blickt Patzelt zurück. Der Werkstattmeister vor Ort hatte bereits gute Vorarbeit geleistet. Erst nach längerer Suche konnte Patzelt eine schadhafte Platine als Fehlersursache ausmachen.

Interesse schon bei Großeltern geweckt

Patzelt selbst kennt sich inzwischen sehr gut mit Landmaschinen aus. Das Interesse dafür wurde bei seinen Großeltern geweckt, die einen Gemüsebaubetrieb im niedersächsischen Wolfenbüttel hatten. „Mein Vater ist zudem Elektro- und Maschinenschlosser, sodass ich auch schon früh einen Eindruck von technischen Berufen erhalten habe“, sagt er. Seit dem Jahr 2003 besuchte er regelmäßig die zweijährige Landtechnikmesse „Agritechnica“ in Hannover. Über ein Schülerpraktikum hatte er die Faszination an dem Beruf entdeckt und daraufhin eine Ausbildung zum Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik absolviert.

Die dreieinhalbjährige Ausbildung beendete er als Jahrgangsbester in seinem Kammerbezirk. Anschließend hat er ein halbes Jahr in der Filiale in Berßel als Monteur gearbeitet, dann wechselte er zum Standort Schöningen. Hier war er drei Jahre als Landmaschinenmechaniker tätig.

Europameister im Berufswettbewerb

In dieser Zeit machte er erneut mit einer außergewöhnlichen Leistung auf sich aufmerksam: Nach mehreren Preisen in Niedersachsen und Deutschland siegte er bei der Euroskills-Berufseuropameisterschaft im Jahr 2014 in seinem Fachgebiet.

Im Jahr 2015 erhielt er ein Stipendium für die Meisterschule in Lüneburg, die er im Jahr 2016 erfolgreich abschloss. Anfang 2017 bekam er in der Filiale Schöningen eine Meisterstelle, in der er bis Mai 2019 tätig war. „Aber mit damals 26 Jahren fühlte ich mich noch zu jung, um als Meister Verwaltungsaufgaben und Personalführung zu übernehmen. Ich wollte lieber weiterhin praktisch arbeiten“, erinnert er sich.

Die Meisterschule ist mehr auf die Werkstattleitung, Buchhaltung und Rechnungswesen ausgelegt. Im Gespräch mit seinem Vorgesetzten ergab sich dann die Möglichkeit einer neuen Stelle „Service Unterstützung“.

Entlastung des Werkstattmeisters

Seine Tätigkeit heute ist sehr vielseitig. Hierzu gehört die schon beschriebene Lösung von speziellen technischen Problemen zur Entlastung der Werkstattmeister. Erst, wenn er damit nicht weiterkommt, schaltet er den Claas-Kundendienst ein. Damit sitzt er an der Schnittstelle zwischen Hersteller und regionaler Werkstatt.

Arbeiten auch unter Zeitdruck: Der Spezialist für kniffelige Fälle

Ein gut ausgerüstetes Servicefahrzeug ist Patzelts rollendes Büro, mit dem er viel zwischen den Filialen unterwegs ist.

Neben aufwändigeren Diagnosen zur Fehlersuche kümmert er sich auch um Reklamationen und Gewährleistungsfälle, die er bis zur fertigen Abwicklung betreut. Zudem übernimmt er die Vertretung von Werkstattmeis- tern im Urlaubs- oder Krankheitsfall. Hierbei hilft ihm, dass er bereits selbst in diesem Bereich gearbeitet hat. Aktuell gehört zu seinen Aufgaben auch die Unterstützung von zwei Filialen, in denen es eine Reihe von neuen Mitarbeitern gibt. Hier hilft Patzelt dabei, die Kollegen auszubilden und einzuweisen. Entsprechend viel ist er mit dem Auto unterwegs, um zu den Filialen oder den Kunden zu fahren.

Beratung zu Precision Farming

Eine weitere Tätigkeit ist die Beratung von Kunden zu speziellen Precision Farming-Produkten, bei Claas heißt der Produktbereich „EASY“. Hierzu hat er spezielle Lehrgänge des Herstellers an der Claas-Academy in Steinhagen besucht. Zu seinen Aufgaben gehört es, EASY-Systeme auszuliefern, zu warten und zu reparieren. „Ich habe dazu auch Schulungen für andere Monteure in den Filialen organisiert.“

Arbeiten auch unter Zeitdruck: Der Spezialist für kniffelige Fälle

Daniel Patzelt muss Softwarelösungen häufig auch direkt an den Maschinen bei den Kunden finden.

Diese Produkte unterscheiden sich von der klassischen Landtechnik, bei der der Vertrieb Maschinen verkauft und die Werkstatt Hardware repariert. Beim Precision Farming dagegen geht es um die Anwendung von Software. „Ich kann das den Kunden bei Problemen nicht immer nur am Telefon erklären, sondern muss es manchmal auch an deren Rechner im Betrieb oder am Display der Maschine erläutern“, beschreibt er.

Sein Rat an andere Einsteiger: Ausbildung hilft

Patzelt ist auch heute noch fasziniert von der Landtechnik. Rückblickend würde er heute diesen Weg noch einmal einschlagen. Anderen Interessenten rät er:

■ Auch Abiturienten sollten sich nach der Schulzeit nicht gleich ins Studium stürzen, sondern erst einmal die Praxis kennenlernen. Hierzu gehört, auch einen Handwerksberuf ins Auge zu fassen.

■ „Mit einem Handwerksberuf kann man eher entscheiden, in welcher Gegend man arbeiten will“, begründet er das. Das war auch der Hauptgrund, warum er sich gegen ein Studium entschieden hat.

■ Auch im Handwerksberuf ist eine Karriere möglich. Das Beispiel von Daniel Patzelt zeigt, dass man mit Fleiß und Talent besondere Leistungen erbringen und so auch bei den Herstellern auf sich aufmerksam machen kann.

■ Die Tätigkeit bei einem Vertriebspartner bedeutet nicht, dass man losgelöst vom Hersteller arbeitet. Patzelt hat an der Claas-Academy in Steinhagen viele Mitarbeiterschulungen und maschinenspezifische Techniktrainings durchlaufen. „Dadurch hat man einen engen Draht zum Hersteller und baut ein wichtiges Netzwerk für die spätere Arbeit auf“, erklärt er.

■ Die Meisterschule sieht er als hilfreich an, allerdings nicht für das praktische Arbeiten, sondern eher für die Qualifikation zu Verwaltungsaufgaben und Personalführung in der Werkstattleitung.

■ Mit dem Meisterbrief behält er sich die Option offen, später wieder in die Position der Werkstattleitung zu wechseln oder mit dieser Qualifikation vielleicht doch einmal zum Hersteller zu wechseln.

Arbeiten auch unter Zeitdruck: Der Spezialist für kniffelige Fälle

Vielfältige Jobs bei den Vertriebspartnern

Für den Vertrieb der Maschinen und die Ersatzteilversorgung für den deutschen Markt ist die Claas Vertriebsgesellschaft (CVG) verantwortlich. Mit sechs regionalen Ersatzteillagern ist das Unternehmen deutschlandweit vertreten, um für Landwirte eine zügige Beschaffung der Teile zu gewährleisten. Neben eigenständigen Landtechnikhändlern, die Claas-Produkte vertreiben, unterhält die CVG auch eigene Handelsunternehmen.

Die weltweit hergestellten Produkte werden über das Vertriebsnetz in mehr als 140 Länder verkauft. Die Vertriebspartner übernehmen dabei Verkauf und Service. Entsprechend breit ist das Tätigkeitsfeld, das die gesamten Funktionsbereiche eines Großunternehmens abdeckt: Von Arbeitsplätzen in Werkstatt und Lager, über Verkauf und weiteren kaufmännischen Bereichen bis hin zum Service bei dem Kunden vor Ort haben Berufseinsteiger verschiedene Möglichkeiten, eine passende Herausforderung bei einem der Vertriebspartner für sich zu finden.

Da häufig eigenständiges Arbeiten und flexibles Handeln gefragt sind, übernehmen die Mitarbeiter viel Verantwortung. Gleichzeitig sind sie die Schnittstelle zwischen Hightech-Produkten des Herstellers und den Kunden, also den Landwirten. Es gibt in den oftmals kleinen Teams eine familiäre Arbeitsatmosphäre mit ausgeprägter Kommunikationskultur und individuellen Weiterentwicklungsmöglichkeiten.

Die Euroskills-Europameisterschaft

EuroSkills ist ein Berufswettbewerb, der alle zwei Jahre in Form einer Europameisterschaft ausgetragen wird. Im Mittelpunkt stehen die Spitzenleistungen von jungen, talentierten Fachkräften im Alter von bis zu 25 Jahren, die sie in rund 45 europäischen Berufen erbringen. Die Wettbewerbe in den Berufsfeldern aus Industrie, Handwerk und Dienstleistung werden von rund 600 aktiven Teilnehmern bestritten.

Daniel Patzelt hatte an dem Wettbewerb im Jahr 2014 teilgenommen. Das von World-Skills Germany und vom Zentralverband des Deutschen Handwerks aufgestellte deutsche Team, zu dem er gehörte, war mit insgesamt 21 Teilnehmern in 15 Einzel- und Teamwettbewerben an den Start der Europameisterschaft gegangen. Deutschland sicherte sich insgesamt fünf Gold-, drei Silber- und zwei Bronzemedaillen sowie zwei „Medallions for Excellence“.

Der junge Claas-Mitarbeiter qualifizierte sich bereits im Herbst 2013 mit dem Titel als deutscher Bundessieger der Mechatroniker für Land- und Baumaschinentechnik für die Teilnahme an der Euroskills. In den Monaten zuvor war er aus entsprechenden Wettkämpfen auf niedersächsischer Landesebene bzw. auf Ebene der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade ebenfalls als Sieger hervorgegangen.

Im Jahr 2020 findet der Wettbewerb im österreichischen Graz statt.

<link http: www.euroskills2020.com>www.euroskills2020.com

 


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