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Für Welf Gehrke (l.), hier im Gespräch mit Nikolai Pukowski (r), war es leicht, sich für den CRG zu entscheiden.
Welf Gehrke im niedersächsischen Adensen lehnt entspannt am John Deere. „Alles in Spur und durchs Tor passt er jetzt auch“ sagt er lachend und zeigt auf den kleinen weißen Empfänger auf dem JD-Traktor. Statt des gelbleuchtenden Signal-Empfängers von John Deere sitzt die weiße Box von Agra-GPS zwischen den Arbeitsscheinwerfern oberhalb der Kabine. Der Chamäleon RTK Guidence (CRG) von Agra-GPS aus Boitzum.
„Klar, das muss nicht sein“, so Welf Gehrke, „aber wir wirtschaften an drei Standorten.“ An jedem Standort werden historische Gebäude genutzt. Historische Gebäude mit allen Vor- und Nachteilen. Das Nadelöhr sind oft die Tordurchfahrten. „Die Traktoren passen durch manches Tor gerade noch so durch, wenn man zentimetergenau manövriert.“
Kein Problem für die erfahrenen Landwirte. Nur, wenn im Eifer der Frühjahrs- oder Herbstsaison für einen Sekundenbruchteil vergessen wird: der Empfänger ist auf dem Dach. Und schon ist er runter und nur noch ein Bruch-Teil.“
Schon bei der Entwicklung des Prototyps stand fest, der CRG sollte kompakt und klein sein. Als man den Prototypen vorstellte, passte der in die Dachluke eines Fendt. Das ist nun selbst bei John Deere Traktoren absolut kein Nachteil. „Durch die geringe Baugröße und spezielle Halterung ist der CRG so positioniert, dass sich das Niveau des Traktordachs nicht erhöht“, so Welf Gehrke, „der fällt bei keiner Tordurchfahrt mehr vom Dach.“

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Hier die übersichtliche RTK Konfiguration – alle Infos zur RTK-Verbindung auf einen Blick.

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Die Halterung wird fest am Traktor-Deck verschraubt.
Das Chamäleon kann mehr als sich nur ducken
Der CRG ist der erste Nicht-JD-Empfänger, der mit den John Deere GPS-Systemen kompatibel ist, die Satellitensysteme wie GPS, GLONASS, Galileo und Beidou empfängt und diese direkt mit einer RTK-Korrektur kombiniert, ohne zusätzliche Freischaltungen. Darüber hinaus enthält er eine JD-Bridge, die es dem CRG ermöglicht, John Deere-Displays in die Lage zu versetzen, Maschinen von Claas, Agco, CNH und anderen automatisch zu steuern. Für Deutschland ist die Nutzung von SAPOS, dem Satellitenpositionierungsdienst der Bundesländer, möglich. Grundlage für SAPOS sind rund 270 GNSS Referenzstationen, verteilt über die 16 Bundesländer und Stationen in den angrenzenden Nachbarstaaten. So sind die Satellitennavigationssysteme (GNSS), GPS, GLONASS, Galileo und Beidou mit Zentimetergenauigkeit nutzbar.
Sie sind auch dann noch in Spur, wenn die RTK-Antenne des Händlers hinter dem Hügel am Horizont verschwinden sollte.
Agra-GPS bietet auch eine eigene RTK-Station. Den Reach RS2 Multiband-RTK-GNSS-Empfänger. Der Empfänger, mit integriertem Modem, wird mit Kabeladapter CBL101 zur Stromversorgung geliefert. Eine Anmeldung über ein NTRIP Caster-Konto ist zwar notwendig, aber kostenfrei. Die Reach RS2 Multiband passt auf jeden Besenstiel.
Um die Korrekturdaten (RTK), zum Beispiel das kostenlose SAPOS, empfangen zu können, benötigt man eine Internetverbindung. Dazu nutzt Agra-GPS das im CRG integrierte Modem und eine SIM-Karte, mit der jedes Mobilfunknetz nutzbar ist. Abgerechnet wird hier nur nach verbrauchtem Datenvolumen. Zudem bietet eine Internetverbindung Vorteile bei drahtlosen Updates. Die Reichweite ist „nahezu“ unbegrenzt. Entweder per WLAN oder SIM-Karte. Nicolai Pukowski vom CRG Vertrieb: „Aber bei wachsender Entfernung leidet die Genauigkeit. Um mit der Genauigkeit ein bis drei Zentimetern zu arbeiten, sollte die Basis nicht weiter als 60 km vom Fahrzeug entfernt sein.“
„Seit der Agritechnica arbeiten wir auf Hochtouren“, so Pukowski. Auf der Messe im vergangenen November präsentierten Agra-GPS-Firmengründer Johannes Heupel, direkt aus Kanada angereist, und Nicolai Pukowski das Chamäleon CRG-L dem breiten Publikum.

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Der CRG rastet auf der einen Seite fest in die Halterung ein. Auf der anderen Seite mit einem Schloss gesichert, ist es kaum möglich, ohne Schlüssel oder Spezialwerkzeug den CRG „im Handumdrehen“ abzubauen.

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Schon bei der Entwicklung des CRG (Chamäleon RTK Guidence) stand nicht nur die Vielseitigkeit des Empfängers im Fokus. Hier, noch als Prototyp, in der Dachluke eines Fendt.
In Boitzum ist seit November Saison
Bei den internationalen Besuchern stieß der kompakte vielseitige CRG auf großes Interesse. Der Stand, obwohl etwas versteckt in einem der Nebengänge, war durchgehend gut besucht. Pukowski: „Wir sind kaum vom Stand runtergekommen.“ Schon an den Messetagen gingen 60 CRG über den Tresen und zahlreiche interessante Fachgespräche mit Perspektive folgten.
Inzwischen kooperiert Agra-GPS mit mehr als 150 Händlern in Deutschland und gut 250 weiteren Händlern innerhalb der EU. Deren Hersteller-Fahne spielt da kaum eine Rolle. Für nahezu jede Marke hat das Team eine kostengünstige und spursichere Lösung parat. Das zeigt nicht nur ein Blick auf die Webseite unter „Beste Passform mit ...“.
Ganz gleich, ob es sich um den Agra-GPS Klassiker, die Bridge, handelt, die inzwischen etwas schlanker als die erste Version ist, die Bridge ITCExtend oder das CRG , alle Komponenten werden in Eigenregie in Kanada produziert und im niedersächsischen Boitzum den Kundenwünschen entsprechend zusammengesetzt.
„Ja, auch die Bridge ITCExtend ist nach wie vor gefragt.“ Vor gut zwei Jahren führte Agra-GPS diese Bridge ein. Mit der ITCExtend ist die spurgenaue Steuerung via des John Deere StarFire iTC Empfängers weiterhin möglich, obwohl das SF1 Signal längst verklungen ist. Die Bridge ITCExtend arbeitet mit EGNOS (EU), GPS oder WAAS (USA).

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Auf der Agritechnica 2023 wurde der CRG dem breiten Publikum präsentiert. Johannes Heupel, Inhaber Agra-GPS: „Das Interesse war nicht nur bei Endkunden groß. Wir hatten auch sehr viele Anfragen von Händlern.“

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In der Größe und Flexibilität unterscheiden sich der JD-Empfänger und der CRG – die Anschlussstecker sind ISOBUS Norm.
Direkt ab Werk
Inzwischen kann die Horsch Leeb selbstfahrende Pflanzenschutzspritze direkt ab Werk mit der Bridge ausgestattet werden. Die Panterra von Amazone ist bereits ab Werk mit der Zusatzausstattung, dem AutoTrac-Vision-System, ausgerüstet bestellbar.
Nicolai Pukowski: „Andere Hersteller, wie JCB, bieten ab Werk unsere Verkabelung, die eigentliche Bridge setzt dann der Händler ein. Ähnlich ist es bei Amazone, Krone und Claas, da sind wir seit vielen Jahren Partner.“
Da gibt es noch ein wichtiges Detail: Der CRG lässt sich am Traktor anschließen beziehungsweise mit dem Schloss so sicher an der festverschraubten Halterung anbringen, dass der CRG nicht im Handumdrehen über Nacht verschwindet.
In der Boitzumer Zentrale sind inzwischen sieben Mitarbeitende mit der Produktion und Abwicklung der zahlreichen Aufträge beschäftigt.
Die in Kanada in Eigenregie produzierten Komponenten kommen direkt nach Boitzum. Die elektronische Feinarbeit, die Verbindung der Kabel und Bestückung der Platinen, je nach Maschinentyp und Kundenwünschen, finden im ehemaligen Kuhstall statt. Der ist inzwischen in drei professionelle Bereiche aufgeteilt: gut sortiertes Lager, „Elektronik-Manufaktur“ und Versandstation. Alle Mitarbeiter kommen CO2-neutral mit dem Fahrrad aus der Nachbarschaft zur Arbeit.

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Die Bridge ist ebenfalls kompakter geworden – oben der Klassiker, darunter die neue Form, kürzer und flacher.

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Schneller Einbau der Bridge bzw. Installation des CRG vor Ort. Nicolai Pukowski: „Inzwischen könnten wir einen weiteren elektronikbegeisterten Mitarbeiter einstellen“.
FAZIT
Mit dem CRG bietet Agra-GPS den ersten Nicht-JD-Empfänger an, der mit John Deere GPS-Systemen kompatibel und direkt RTK-fähig ist. Eine ganze Reihe namhafter Landtechnik-Hersteller kooperiert mit Agra-GPS, wenn es um eine kostengünstige und effiziente Spursteuerung geht. Dem Team in Boitzum fällt auch bei älteren Traktoren oder Maschinen immer eine Lösung ein, um diese „in Spur“ zu bringen. Und ganz nebenbei, Strukturwandel auf dem Land kann ausgesprochen kreativ und landwirtschaftlich sein.
Mit dem Angebot wächst auch das Team in Boitzum. Gesucht wird noch ein elektronikbegeisterter Service-Mitarbeiter.