Wenn einer eine technische Lösung braucht ...

... dann ist er bei dem vielseitigen Landmaschinenbetrieb Stade aus Buldern gut aufgehoben. Denn hier wird Kundennähe gelebt und individuelle Lösungen sind kein Problem für das eingespielte Team. Im Gegenteil, eine Idee wird mittlerweile in Serie produziert. Wir haben nachgefragt, wie es dazu kam.

Stade Landmaschinen: Wenn einer eine technische Lösung braucht ...

Über die Wintermonate werden die Mahlanlagen gewartet und sind zur kommenden Saison wieder einsatzbereit.

Ob alle 6.000 Einwohner des kleinen Ortes Buldern wissen, dass sich hinter der großen Buchenhecke an der Landstraße L551 ein Marktführer verbirgt? Wohl kaum, bewegt man sich mit den hier gebauten Maschinen doch in einem recht kleinen und sehr speziellen Markt, lässt uns Junior-Chefin Julia Stade wissen. Aber dazu später mehr.

Julia Stade kommt mit forschem Schritt und breitem Lächeln zum Interview. Die 31-jährige Wirtschaftsingenieurin gehört gemeinsam mit ihrem Bruder Felix zur vierten Generation des Familienunternehmens Bernhard Stade Landmaschinen mit Sitz rund 30 Kilometer von Münster entfernt. Will man mehr über den vielseitigen Betrieb erfahren, ist man bei ihr genau an der richtigen Adresse. Aus den Fenstern des Wohnhauses in unmittelbarer Nachbarschaft begleitet sie schon von Kindesbeinen an das Geschehen auf dem Betriebsgelände. Die frühen Anfänge des Unternehmens kennt sie aus Erzählungen ihres Großvaters, der den Betrieb 1959 von seinem Vater Felix Stade übernahm. Dieser errichtete 1931 auf dem Anwesen seiner Vorfahren eine Schmiedewerkstatt. Nebenbei verkaufte und reparierte er landwirtschaftliche Maschinen. Über die Jahrzehnte entwickelte sich das Unternehmen weiter: man erneuerte die Werkstatt und übernahm zunehmend auch Metallbauarbeiten. Stade Landmaschinen hat sich bereits früh breit aufgestellt, so wurden in den 60er Jahren auch erste Lohnarbeiten für Landwirte durchgeführt. Wie es dazu kam? „Landwirte haben nachgefragt, ob wir bestimmte Arbeiten übernehmen können. Kundennähe stand bei uns immer schon an oberster Stelle. So hat sich mein Opa damals auch dieser Arbeit angenommen und der zweite Geschäftsbereich war geboren“, berichtet uns die Jungunternehmerin.

Nicht nur die Nähe zu den Kunden, sondern auch die Nähe zu den Mitarbeitenden war und ist der münsterländischen Unternehmerfamilie wichtig. So erinnert sich Julia Stade gerne daran, wie in der Mittagspause mit den rund 15 Beschäftigten im angrenzenden Wohnhaus gemeinsam gegessen wurde – und sie als Kind mittendrin. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen unter der Leitung der dritten Generation Michael und seinem Bruder Georg Stade rund 80 Mitarbeitende.

Michael Stade ist gelernter Land- und Baumaschinenmechatroniker. Für die Ausbildung ist er im eigenen Betrieb geblieben. Im Jahr 1984 hat er dann nebenbei an den Wochenenden und abends in Münster seine Meisterausbildung absolviert. Seit 1996 ist Michael Stade Geschäfsführer und Betriebsinhaber. Sein Bruder Georg Stade ist gelernter Kfz-Mechatroniker und hat sich in diesem Bereich 1994 zum Meister weitergebildet. Er verantwortet den Bereich des Lohnunternehmens.

Die Fläche von Stade Landmaschinen erweiterte man durch diverse Neubauten auf rund 7.500 m² Maschinenhalle und Werkstatt, 5.000 m² Unterstellhalle sowie einen großzügigen Ausstellungsraum und eine Kleingerätewerkstatt. Aufgebaut wurde diese unter anderem mit Hilfe des langjährigen Mitarbeiters Martin Kuhlmann, der schon fast 40 Jahre beim Unternehmen beschäftigt ist. Durch die Sortimentserweiterungen ist Stade Landmaschinen bereits seit über 30 Jahren Husqvarna-Partner. An der Seite der Firma Reise Landtechnik vertreiben die Münsterländer seit 2011 Case IH- und Steyr Traktoren. Ebenso hat Stade unter anderem Horsch, Lemken, Müthing, Schäffer, Manitou sowie Strautmann und Pöttinger im Sortiment.

Stade Landmaschinen: Wenn einer eine technische Lösung braucht ...

Im Jahr 1931 als Schmiedewerkstatt gestartet, beschäftigt Stade Landmaschinen jetzt rund 80 Mitarbeitende.

Marktführer im Spezialsegment

Neben der Werkstatt, dem Handel und dem Lohnunternehmen gaben die Kunden auch für das vierte Standbein des Landmaschinenhändlers den Impuls. Es wurde eine mobile und gleichzeitig schlagkräftige Lösung gesucht, um feuchten Mais zu mahlen – direkt auf dem Feld, Hof oder im Fahrsilo. Dieser Herausforderung nahm sich das findige Unternehmen an: So fertigen rund 40 Mitarbeiter seit 1978 auch Mahlanlagen und Maismühlen mit Nennleistungen zwischen 250 und 800 PS sowie einem Durchsatz von 30 bis 150 Tonnen pro Stunde. Das Bunkervolumen beträgt 13 bis 25 m³. Zum Vergleich: Die erste Mahlanlage hatte noch nicht einmal einen Bunker. Und der 220 PS starke Motor schaffte nur einen Durchsatz von maximal 25 Tonnen pro Stunde. Ein eigenes Konstruktionsteam zeichnet alle Maschinen. Viele Weiterentwicklungen und Ideen von Michael Stade flossen über die Jahre ein. Aber auch die Expertise des langjährigen Mitarbeiters Hubert Lütke Volksbeck, der von Anbeginn in die Mahlanlagenkonstruktion involviert war. Seine Expertise trug vor allem zu Beginn des Baus einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Maschinen bei.

Ausgeliefert werden pro Jahr rund zehn Stück. Abnehmer der insgesamt rund 400 bisher produzierten Maschinen sind in der Regel Lohnunternehmer. Neben deutschen Kunden beliefert Stade auch Lohnunternehmen der europäischen Nachbarstaaten wie Frankreich, Dänemark, Niederlande, Belgien oder Polen mit der innovativen Technik.

Der mobile Aufbau ermöglicht ein direktes Mahlen von Mais und Getreide vor Ort. Die Körner werden in einen Schüttbunker geladen und von dort mit einer Schnecke zum Mahlwerk transportiert. Verschiedene Siebe erlauben unterschiedliche Feinheitsgrade. Das fertige Mahlerzeugnis wird dann über ein – optional auch schwenkbares – Förderband zum Kipper transportiert und hauptsächlich für die Tierfutterproduktion verwendet. Standardmäßig ist ein Sechs- oder Acht-Zylinder Mercedes-Benz Motor verbaut. Es gibt aber auch Modelle mit Caterpillar- oder Volvo-Motor.

Stade Landmaschinen: Wenn einer eine technische Lösung braucht ...

Das Familienunternehmen geht mittlerweile in die vierte Generation: Felix, Christel, Georg, Julia und Michael Stade (v. l.).

Fast alle Maschinen sind Individuallösungen: Ob mit zusätzlichem Wurfgebläse, als Lkw-Aufbau oder als Sattelauflieger mit 80 km/h. Sonderanfertigungen sind laut Julia Stade aber kein Problem, da die Fertigungstiefe im Unternehmen sehr hoch ist. Dafür hat das Unternehmen auch eine eigene Strahl- und Lackierhalle. Hydraulikkomponenten, elektronische Bauteile sowie Reifen, Achsen und Motoren werden zugekauft.

Wie individuell, aber auch spontan das Unternehmen agiert, bewies es im letzten Jahr. „Zwei Monate vor der Saison stand auf einmal ein Kunde aus Portugal im Verkaufsraum, der sich für eine Mühle interessierte. Ohne Anmeldung und Termin“, berichtet Julia Stade immer noch etwas verwundert. Nach einem Rundgang durch die Montage wurde es schnell konkret. Eine gebrauchte Mühle nach Vorstellung des Kunden stand nicht weit von Buldern entfernt. So machte sich die Junior-Chefin noch am gleichen Abend auf ins circa 70 Kilometer entfernte Harsewinkel und holte die Maschine dort höchstpersönlich ab. Nach einer gründlichen Inspektion läuft das Mahlwerk nun schon seit der letzten Saison in Portugal.

Wie stellt Stade Landmaschinen Service und Reparatur aus dem Münsterland bis über die europäischen Grenzen hinweg sicher? „Vieles lässt sich am Telefon lösen. Dafür nutzen wir immer häufiger die Videotechnik. Ersatzteile werden per Nachtexpress verschickt. Wenn es in der Ernte hakt, gilt es, schnelle und verlässliche Lösungen zu finden. So haben wir diesen Sommer ein Ersatzteil sogar per Taxi nach Dänemark geschickt,“ erinnert sich Julia Stade. Für größere Reparaturen gibt es komplett ausgestattete Werkstattwagen, mit denen die Servicetechniker zu den Kunden fahren. Bei unserem Interview steht der Hof voll mit Mühlen unterschiedlichster Herkunft, Ausstattungen und Farben. Die Zeit nach der Ernte wird genutzt, um Inspektionen durchzuführen. Bis zur nächsten Saison sind die Großmaschinen dann wieder einsatzbereit.

Ist der Export sehr aufwändig für den mittelständischen Landtechnikhändler? „Eigentlich nicht. Die meisten Länder sind relativ einfach zu handhaben, nur die Schweiz ist etwas schwieriger von den Importbedingungen. Da arbeiten wir mit anderen Händlern zusammen.“

Wenn die Mechaniker nicht an den Mühlen schrauben, fertigen sie unter anderem Dolly-Achsen. Die Untersetzachse ist für landwirtschaftliche Zugfahrzeuge konzipiert, um herkömmliche Sattelauflieger in der Land- und Forstwirtschaft zu Transportzwecken einzusetzen. Weiterhin bietet Stade auch eine eigens konstruierte Befüllschnecke für Väderstad Fronttanks an. Dies sei ein Zufallsprodukt gewesen, berichtet Julia Stade beim Rundgang durch die Montagehallen: „Ein Kunde hatte Probleme mit dem Befüllen, sodass wir dafür eine Lösung konzipiert haben. Mittlerweile fertigen wir über 25 Fronttank-Befüllschnecken im Jahr.“

Das Know-how bei den Mitarbeitern, die gelebte Kundennähe und die entsprechende Technik und Infrastruktur zur Produktion ist in Buldern vorhanden. Auf die Frage hin, welche Projekte als nächstes in der Pipeline stecken, lacht die dynamische Wirtschaftsingenieurin nur: „Momentan sind alle Mitarbeitenden und die Kapazitäten in der Montage gut ausgelastet. Vorerst ist nichts geplant“. Vielleicht – bis der nächste Kunde mit einer Idee vor der Tür steht.

Die nächste Generation

Julia Stade (31) machte zunächst eine Ausbildung zur Industriekauffrau. Im Jahr 2017 schloss sie das Studium für Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Landtechnik ab. Ihre Bachelorarbeit schrieb sie 2017 bei Case IH in Heilbronn. Neben dem Studium lag ihr auch die praktische Arbeit nicht fern. So ging sie zwischenzeitlich nach Kanada und später nach Australien, wo sie als Erntehelferin unter anderem die großen Maschinen durchs Feld manövrierte.

Nach einem kurzen Abstecher zu Horsch ist sie nun seit Juni 2019 fest im elterlichen Unternehmen eingebunden. Eins der ersten großen Projekte dort war die Einführung eines neuen Farmdaten-Managementsystems, womit sich die 31-Jährige bereits im Studium intensiv beschäftigte. Die Auswahl an Anbietern sei groß, berichtet sie: „Wir haben uns viele Angebote und Systeme angeschaut und uns für Agrarmonitor entschieden, da das System unsere Anforderungen am besten abdeckt.“ Jetzt sei man sehr zufrieden, dass die Abrechnung der Lohnarbeiten viel einfacher geworden ist. „Die Zettel, die vorher von den Fahrern ausgefüllt werden mussten, fehlten ab und zu oder die Schrift war nicht lesbar. Es gab nur Rennerei. Umso schöner, dass jetzt alles reibungslos läuft, schließlich gab es auch anfängliche Widerstände gegen die Umstellung. Diese haben sich schnell verflüchtigt, unter anderem deswegen, da es viel seltener Rückfragen gibt.“

Felix Stade (28) schloss seine Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker im Jahre 2015 ab. Seitdem ist er im elterlichen Betrieb im Bereich der Landmaschinenwerkstatt und im Lohnbetrieb tätig. Seinen Meister absolvierte er dann im Jahre 2021 an der HBZ Münster. Mittlerweile kümmert er sich als stellvertretende Leitung um die Belange der Kunden im Lohnunternehmen und ist regelmäßig in der Getreide- und Maisernte im Einsatz. In Vorbereitung auf die spätere Betriebsführung wird er zukünftig stärker in den Bereich Maschinenbau eintauchen, um einen Überblick über den gesamten Betrieb zu erhalten.


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