
Gläubiger der Ekosem- Agrar-Anleihen erleiden eine herben Verlust.
Die deutsche Holdinggesellschaft der Unternehmensgruppe EkoNiva soll mit ihrem operativen Geschäft in Russland zusammengeführt werden. Gläubiger von ESA-Anleihen der Ekosem-Agrar AG sind zu einem Verkauf aufgerufen. Das gab das Unternehmen Anfang April in Walldorf bekannt. Die vom deutsch-russischen Unternehmer Stefan Dürr gegründete EkoNiva-Gruppe ist eines der größten russischen Agrarunternehmen. Als Auslöser dieser Entscheidung nennt der Konzern die geopolitische Lage, die eine Zusammenarbeit der deutschen Muttergesellschaft mit ihren russischen Tochtergesellschaften „massiv“ erschwere. Ein wesentlicher Faktor der Restrukturierung seien die Anleihengläubiger; sie seien aufgefordert, ihre ausstehenden Schuldverschreibungen inklusive aufgelaufener Zinsen zu verkaufen. Je Schuldverschreibung mit einem Nennwert von 1.000 Euro würden 300 Euro gezahlt. Die Restrukturierung der Unternehmensanleihen sei zwar für die Anleihegläubiger „schmerzhaft“, angesichts der Rahmenbedingungen aber eine gute Lösung, sagte Dürr.
Anleger erhalten nur Bruchteil ihres Investments
Der Verkauf der ESA-Anleihen zu einem Kurs von mehr als 165% über den Durchschnittskursen des ersten Quartals 2024 erlaube es den Anlegern, zumindest einen Teil ihres ursprünglichen Investments zurückzuerhalten, betonte Dürr. Für die Verlagerung nach Russland sei weiterhin vorgesehen, dass die von deutschen Gesellschaften an den russischen Zwischenholdings gehaltenen Anteile an eine russische Erwerbergesellschaft verkauft werden. Derzeitige Aktionäre der Ekosem-Agrar AG würden dabei „im Wesentlichen“ auch die Anteile an der Erwerbergesellschaft halten. Zusätzlich würden derzeit mit russischen Investoren Gespräche über ein Investment in Höhe von 100 Mio. Euro in die Erwerbergesellschaft geführt.
Wirtschaftliche Schwierigkeiten
Die EkoNiva Gruppe bewirtschaftet laut eigenen Angaben in Russland rund 640.000 Hektar Nutzfläche und hat einen Bestand an 235.000 Rindern. Zudem ist sie im Landhandel und in der Saatgutherstellung tätig. Die nach Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine verhängten Sanktionen gegen Russland belasten jedoch das Unternehmensergebnis, wie vorläufige Zahlen zeigen. So lagen die Umsätze im Jahr 2023 zwischen 735 und 790 Mio. Euro und damit um 18 % bis 24 % unterhalb des Vorjahresniveaus. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) bewegt sich voraussichtlich zwischen 160 und 195 Mio. Euro und damit um 52 % bis 60 % unter dem Ergebnis von 2022. Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren nach Unternehmensangaben die deutlich gestiegenen Produktionskosten.
Die Veränderungen bei der Ekosem-Agrar haben keine Auswirkungen auf den Technikvertrieb Ekotechnika AG. Hier laufe das Geschäft weiter, die Aktionärsstruktur verändere sich nicht, so ein Unternehmenssprecher auf eilbote-Anfrage.