Ergebnisse der Betriebe deutlich verbessert

Einkommen nach schwachen Jahren wieder gestiegen – Aber kaum Investitionen in neue Ställe

Die landwirtschaftlichen Einkommen haben sich im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2022/23 weiter deutlich verbessert. Wie aus dem aktuellen Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) hervorgeht, erzielten die Haupterwerbsbetriebe ein Unternehmensergebnis von durchschnittlich 115.400 Euro je Betrieb. Mit Ausnahme der Wein- und Obstbaubetriebe verzeichneten nahezu alle Betriebsformen eine positive Entwicklung, wenngleich in unterschiedlichem Umfang.

Starker Strukturwandel in der Tierhaltung

Bauernpräsident Joachim Rukwied warnte bei der Vorstellung des Situationsberichts heute in Berlin davor, falsche Schlüsse aus den Zahlen zu ziehen. Nach wirtschaftlich schwachen Jahren sei die Erholung der Betriebsergebnisse dringend notwendig gewesen, damit die Landwirte die gestiegenen Marktrisiken und auch die Klimarisiken bewältigen könnten. Laut Rukwied wird die positive Entwicklung allerdings durch zwei Faktoren getrübt. Zum einen seien die Erzeugerpreise seit dem Jahreswechsel bei wichtigen pflanzlichen und tierischen Produkten wieder im Sinkflug. Zum anderen hätten die Betriebe trotz der erheblich verbesserten wirtschaftlichen Lage deutlich weniger investiert. „Gerade in der Tierhaltung geht der starke Strukturwandel unvermindert weiter und führt zum Verlust von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung“, so der DBV-Präsident. Dass die Betriebe kaum in neue Ställe investieren, obwohl wichtige Zukunftsinvestitionen anstehen, nannte er „alarmierend“.

Nord-Süd- und Ost-West-Gefälle

Der Bauernpräsident verwies auf ein Nord-Süd Gefälle bei den Unternehmensergebnissen, wobei er drei Faktoren als ursächlich ansieht. Erstens seien die Ernten in 2022 im Norden witterungsbedingt besser als die Erträge in den südlichen Bundesländern ausgefallen. Zweitens hätten die im Schnitt größeren Betriebsstrukturen im Norden der Republik dort höhere Unternehmensergebnisse begünstigt. Und drittens habe der höhere Anteil an Sonderkulturbetrieben und deren vergleichsweise schlechten Jahresergebnisse in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz das Gesamtergebnis getrübt. Während die durchschnittlichen Unternehmensergebnisse in Schleswig-Holstein bei knapp 180.000 Euro lagen, betrugen die Ergebnisse in Baden-Württemberg nur knapp 80.000 Euro und in Bayern knapp 90.000 Euro. In den von größeren Betriebsstrukturen geprägten ostdeutschen Ländern wurden im Schnitt knapp 170.000 Euro erzielt.

Gegen Haushaltskürzungen

Rukwied betrachtet die wirtschaftliche und agrarpolitische Lage sowie die weitere Entwicklung nach wie vor skeptisch. Keinesfalls dürfe die aktuelle Haushaltskrise dazu führen, dass zusätzliche Sparmaßnahmen im Agrarsektor vorgenommen werden. „Es muss jetzt alles dafür getan werden, den Strukturwandel abzubremsen und Investitionen in die Zukunft der Landwirtschaft zu fördern“, mahnte der Bauernpräsident. Am angestoßenen Umbau der Tierhaltung müsse festgehalten und dieser finanziell entsprechend unterstützt werden. Schnellstmöglich müsse zudem die nationale Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) „korrigiert und auf praktikable Füße gestellt“ werden.


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