Landtechnik bietet viele Perspektiven

Ehemaliger Nürtinger Absolvent schildert seine Erfahrungen und zeigt berufliche Möglichkeiten für Agrar-Absolventen

HfWU Nürtingen: Landtechnik bietet  viele Perspektiven

Zu einem interessanten Vortrag lud die Nürtinger Studierendeninitiative „Junge DLG“ ein. Der ehemalige Nürtinger FH-Absolvent Christian Wick berichtete aus seinem beruflichen Alltag in der Landtechnikbranche und zeigte den Studierenden berufliche Perspektiven auf.

Über 30 Zuhörer fanden sich im „Kleinen Keller“ auf dem Campus Neckarsteige der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) in der Nürtinger Innenstadt ein.

Im Sommer 2005 schloss Christian Wick den damaligen Diplomstudiengang Agrarwirtschaft ab. Nach dem Studium arbeitete er als Landmaschinenverkäufer bei seinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb, bevor er für die Firma Strautmann, Hersteller von Lade- und Futtermischwagen, die Vertriebsverantwortung für Baden-Württemberg übernahm. Heute arbeitet er bei KingKong Tools im Bereich von hartmetallbestückten Spezialwerkzeugen, unter anderem für die Bodenbearbeit und Sätechnik und betreut dabei Großkunden und Maschinenhersteller in Deutschland und im europäischen Ausland. Er gab einen interessanten Einblick in seinen Alltag und schilderte die jeweiligen Herausforderungen seiner unterschiedlichen beruflichen Stationen.

Meist als Bindeglied zwischen Markt und Firma

In aller Regel werden Agrar-Absolventen im Vertrieb, also als Bindeglied zwischen dem Markt und den Herstellern beziehungsweise Händlern, eingesetzt, so Wick. „Denn Ihr wisst, wie die Maschinen und Teile eingesetzt werden und welche Arbeit sie verrichten müssen. Je nachdem, wo in der Lieferkette Ihr arbeitet, ergeben sich die verschiedensten Möglichkeiten. Vom Verkauf oder der Verkaufsförderung über das Produktmanagement bis hin zum Versuch, dem Schulungswesen, Marketing oder Social Media.“ Je größer der Arbeitgeber und je vielfältiger das Portfolio, desto vielschichtiger sind die Einstiegs-, aber auch die Entwicklungsmöglichkeiten, im Innen- wie im Außendienst. „Ich kenne auch viele Verkaufsleiter und Geschäftsführer, die irgendwann einmal Agrarwirtschaft studiert haben“, ergänzt Wick.

Schier unendliche Möglichkeiten

Wer einmal das grundsätzliche Vertriebsprinzip verstanden hat und vielleicht noch mehrere Sprachen spricht, für den ergeben sich im großen Feld der Landtechnik schier unendliche Möglichkeiten im In- und Ausland. „Aber“, so Wick, „natürlich nur, wenn man nicht an einen bestimmten Wohnort gebunden ist.“

Als potenzielle Arbeitsgeber nannte Wick nicht nur die zahlreichen Hersteller für Maschinen, Geräte und Anlagen für die Innen- und Außenwirtschaft sowie erneuerbare Energien. „Vergesst nicht den großen Bereich der Ersatz- und Verschleißteile, Schmierstoffe, den Werkstattbedarf oder Reinigungspräparate. Gerade hier, so wie auch im Bereich Software, Apps und anderer Datenmanagementsystemen, gibt es Möglichkeiten, auch in Teilzeit etwas zu finden, antwortete Wick auf die Frage eines Studierenden, wo man einsteigen könne, wenn man zuhause noch für den eigenen Betrieb mitverantwortlich ist.

Darüber hinaus sind viele Agrarabsolventen tätig bei konzerneigenen Finanzierungsgesellschaften der großen Landtechnikhersteller oder bei freien, auf Landmaschinen spezialisierten Banken und Instituten.

Menschen und Kommunikation

„Was ist Vertrieb?“, fragte Wick in die Runde. „Vertrieb ist zunächst einmal Präsenz. Die Lösung für den Bedarf des Kunden bekommt ein Gesicht, Euer Gesicht.“ Viele Kunden, vor allem in der Landwirtschaft, kaufen nicht in allererster Linie das Produkt. Vielmehr kaufen sie bei dem ihnen gegenüber sitzenden Menschen. Daher sind Vertrauen und Beziehung enorm wichtig, betont Wick. Auch wenn es vielleicht nicht die landläufige Meinung ist, aber im Vertrieb sollte man weniger erzählen, sondern mehr fragen und noch mehr zuhören, ist Wick wichtig. Auch traditionelle Werte wie Pünktlichkeit, Höflichkeit und Verständnis gehörten nach wie vor dazu. Geschwindigkeit gewinnt im Vertrieb zunehmend an Bedeutung, ergänzt Wick.

„Grundsätzlich müsst Ihr Euch im Klaren darüber sein, dass Ihr es im Vertrieb immer und viel mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun haben werdet. Das kann sehr anstrengend sein, macht die Sache aber auch sehr interessant und abwechslungsreich“, so Wick an die Studierenden.

Da dies viel mit Kommunikation und verschiedenen Persönlichkeiten zu tun hat, ging er in einigen wenigen Sätzen auf die Eisberg-Theorie nach Sigmund Freud sowie das DISG-Modell ein - etwas außergewöhnliche Aspekte zur Persönlichkeitsbeschreibung für die Zuhörer, aber „sehr spannend“, so ein Studierender im Anschluss an den Vortrag.

Ehrliche Antworten als Basis für Erfolg und Gesundheit

Zum Schluss bat Wick die Studierenden oder auch darum, sich Gedanken zu machen über ein paar persönliche Fragen.

„Wo möchte ich nach dem Studium oder auch langfristig wohnen? Denn davon hängt ab, welche der zahlreichen beruflichen Möglichkeiten überhaupt für Euch in Frage kommen“, so Wick. „Was mache ich gerne? Seid Ihr eher der Typ für die Außen- oder Innenwirtschaft, Futter- oder Ackerbau? Was ist mir wichtig? Ist es eine bestimmte Firma oder Marke, für die Ihr arbeiten wollt, oder ist Euch eher die Tätigkeit als solche oder der Wohnort wichtiger? Wo sind meine Grenzen? Kennt Ihr Eure Grenzen, fachlich, körperlich und mental? Was kann ich gut? Und was kann ich eben auch nicht so gut? Welche(s) Ziel(e) habe ich? Formuliert das Ziel möglichst klar und eindeutig, beschreibt es positiv. Es sollte realistisch, also erreichbar, sein. Und es muss messbar und damit überprüfbar sein. Nehmt Euch einen Zeitpunkt vor, bis wann Ihr es erreicht haben wollt. Beobachtet dabei, ob das Ziel wirklich bei Euch bleibt, oder ob Ihr nach kurzer Zeit schon nicht mehr ganz so fasziniert und gefesselt seid davon. Visualisiert das Ziel immer wieder konkret und bildlich vor Eurem inneren Auge. Das lenkt Eure Energie darauf und hilft automatisch bei der Erreichung des Ziels.“

Wick abschließend: „Die Antworten auf diese Fragen könnt Ihr Euch nur selbst geben. Umso wichtiger ist es, dass Ihr Euch intensiv damit beschäftigt, ehrlich zu Euch seid und auch danach lebt und handelt. So entstehen ein umfangreiches und nachhaltiges Selbstbewusstsein und folglich Eure Persönlichkeit und Motivation als Basis für persönlichen Erfolg und Gesundheit.“

Nach einer Frage- und Diskussionsrunde klang der Abend in der gemütlichen Atmosphäre des Kleinen Kellers aus.


Weitere Artikel zum Thema

weitere aktuelle Meldungen lesen