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ausprobiert habe. Das hilft mir im Arbeitsalltag, weshalb ich jedem rate, im Studium so viel Praktika wie möglich mitzunehmen“, lautet sein Fazit. „Ich habe meine Tochter nicht wiedererkannt“ Eigentlich müsste Nicola Schneider (22) schon von Kindesbeinen an mit Land- und Baumaschinen vertraut sein. Denn ihr Vater Jörg Schneider ist Geschäftsführer der Baumaschinen Schneider GmbH aus Bad Breisig bei Koblenz. Seine Mutter Monika gründete den Betrieb 1985, im Jahr 1994 stieg Jörg Schneider nach bestandener Meisterprüfung mit ein. Seit 2002 ist Schneider Vertreter von Kubota, zunächst mit Kommunaltechnik, dann folgten Anna Drüker, Nicola Schneider und Simon Breder (v. l.) machten bei Kubota ein Praktikum. Bau- und Landmaschinen. „Der Betrieb war uns Kindern irgendwie selbstverständlich. Mein Vater hat uns zwar auch mal zu Messen mitgenommen, aber nie Druck ausgeübt, dass wir uns stärker mit der Technik oder der Arbeit beschäftigen“, sagt Nicola, die Älteste von drei Kindern. Sie hatte vielseitige Interessen und entschied sich nach dem Abitur für das Studium „Intermedia“ in Köln. Der interdisziplinäre Studiengang deckt die Bereiche Mediengestaltung, Pädagogik und Marketing ab. Erst, als sie für ihr Pflichtpraktikum im Studium einen Industriebetrieb suchte und Kubota Deutschland im Bereich Marketing eine Stelle ausgeschrieben hatte, riet ihr Vater, es doch mal bei KDG in Rodgau zu probieren. Die Entscheidung war für sie goldrichtig. Denn obwohl die Firma mit 200 Mitarbeitern nicht klein ist, arbeiten nur wenig Menschen in der Marketingabteilung. „Da hatte ich von Anfang an jede Menge zu tun, aber auch viel Freiheit und die Möglichkeit, verschiedene Bereiche kennenzulernen“, blickt sie zurück. Ihr erstes Projekt war der Auftritt von Kubota bei der Agritechnica. Sie musste Treffen mit den Fachhändlern und andere Veranstaltungen organisieren. Zudem arbeitete sie an einer Datenbank, in der Marketingmaterial wie Fotos, Broschüren und so weiter für die Vertriebspartner hinterlegt ist. „Dafür war ich dann die Ansprechpartnerin und hatte viel mit den Fachhändlern zu tun“, beschreibt sie die Tätigkeit. Im weiteren Verlauf hat sie an Imagefilmen mitgearbeitet, indem sie das Drehteam vor Ort unterstützte. Oder sie begleitete einen Redakteur bei einem Fahrbericht für eine Fachzeitschrift. Den Abschluss des Praktikums im November machte dann die Teilnahme bei der zehntägigen Agritechnica in Hannover. „Hier habe ich meine Tochter fast nicht wiedererkannt, sie sprach mit Messebesuchern über Traktormodelle und kannte sich technisch sehr gut aus“, erzählt Vater Jörg Schneider stolz. Nicola Schneider will jetzt ihren Bachelor- Studiengang abschließen und einen Master mit Schwerpunkt Marketing und Betriebswirtschaft anhängen. Doch auch der Technik bleibt sie treu: Im Rahmen eines studentischen Werkvertrags übernimmt sie weiterhin die Produktion von Videos über Maschinen oder Reparaturen. „Ich lerne dabei sehr viel über die Technik“, beschreibt sie. Die Verknüpfung von Online-Angeboten und Technik wird auch aus Sicht ihres Vaters künftig an Bedeutung gewinnen. „Schon vor der Corona-Krise habe ich Videos mit Reparaturanleitungen oder Einstellungstipps geschätzt. Wegen des Zeit- und Personalmangels kann ich mir vorstellen, dass künftig mehr Schulungen und Weiterbildungen online angeboten werden.“ Auch für die Landwirte können gefilmte Vorführungen künftig eine Alternative zu Vorort-Terminen sein. Zudem ist es für den Hersteller einfacher, einen Drehtermin zu organisieren als viele Termine bei Fachhändlern, weil dafür Maschinen, Fahrer, Händler und gutes Wetter unter einen Hut gebracht werden müssen. „Natürlich werden wir nicht alles digital anbieten können, aber die Corona-Pandemie hat uns gelehrt, dass wir zumindest einen Teil verlagern können“, sagt Fabiano Hensen. Mittlerweile kann sich die 22-Jährige sogar vorstellen, in den elterlichen Betrieb einzusteigen. Schon heute hat sie den Internetauftritt optimiert, die Homepage mit neuen Berichten und Fotos überarbeitet und betreut mehrere Social Media-Kanäle wie Facebook oder Instagram. „In der Tat habe ich durch das Praktikum erstmals erkannt, wie interessant Land- und Baumaschinen sind und was mein Vater all die Jahre im Betrieb geleistet hat. Das Umfeld bietet viele spannende Möglichkeiten, die ich ohne das Praktikum nicht kennengelernt hätte.“ Fortsetzung Seite 14 n Neumann Neumann 2021 | on track | 13


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