28.-31.Seite on track 2019

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Landwirtschaft 4.0 fordert neue Berufsbilder In der praktischen Übung „Vermessung“ vermessen die Studierenden das Hochschulgelände. Anhand eingemessener Referenzpunkte konnten sie dann sehen, wie gut sie mit ihren Messungen lagen. In der landwirtschaftlichen Praxis ist die Digitalisierung längst angekommen. Das reicht von der einfachen Spursteuerung bis zur kompletten Betriebskartierung von Bodenqualität und Ertragsniveau. Doch treffen Anspruch und Wirklichkeit hier manchmal sehr hart aufeinander. Erwartungen werden nicht erfüllt. Irgendwo zwischen Himmel und Erde, Hand oder Handy, Touchscreen oder zwischen Front- und Heckscheibe liegt ein Problem. Den Anwender martern die Zweifel an den eigenen Fähigkeiten, an denen der anderen ganz zu Schweigen. Die Landtechnik-Branche arbeitet intensiv an der Weiterentwicklung. Gleichzeitig ist ein weitgefächerter Markt von IT-Lösungs-Anbietern entstanden. Die Entwicklung hat Fahrt aufgenommen und so tummeln sich neben der ersten und zweiten Generation bereits die nächsten auf dem Markt. Für den „Endnutzer“ ist das kaum noch zu überblicken. Gleichzeitig verfügen die landwirtschaftlichen Betriebe über jede Menge erfasster Daten, nur können 28 | on track | 2019 sie diese oft gar nicht auswerten – nicht, weil sie es nicht könnten oder wollten – es fehlt die Zeit und der Überblick über die aktuellen Möglichkeiten. Vom Improvisieren und Kooperieren Die Anfänge der digitalisierten Landwirtschaft waren oft gar nicht so kompliziert. Im Lohnunternehmen Osters & Voß, mit Hauptsitz in der Prignitz/ Brandenburg, ist Precision Farming Tagesgeschäft. Das Potenzial hatten die umtriebigen Lohnunternehmer bereits vor Jahren erkannt, als Benedikt Voigt und Miro Wilms ihr Konzept vorstellten, das inzwischen etablierte Programm „trecker.com“. In enger Zusammenarbeit mit den Praktikern ist eine anwenderfreundliche Software, mit der Aufträge und Betriebsdaten, Kraftstoffverbrauch, Applikationsmengen, Zeit- und Kostenerfassung verarbeitet werden, entstanden. Viola Schnehage, unter anderem betreut sie die Ausbildung im Unternehmen: „Das war damals ein sehr interessantes Projekt, das praktisch am runden Tisch entstanden ist.“ Letztendlich ein gelungenes. Für Nikolai Pukowski von AgraGPS war der Start in die digitalisierte Landwirtschaft und damit ins Precision Farming beinahe ein Zufall. Nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung arbeitete er in Kanada auf den Betrieb von Johannes Heupel. Der, ein ausgebildeter Elektronik-Ingenieur, arbeitete zu dem Zeitpunkt bereits an einer Lösung, alle Maschinen unterschiedlicher Hersteller mit einem GPSSignal zu lenken. Für den frisch ausgebildeten Landwirt Pukowski, ein Hobby-Fernmeldetechniker, wurde daraus die Basis für die eigenen Unternehmungen. Aus dem anfänglichen Experimentieren und Improvisieren ist letztendlich die Bridge entstanden, die Pukowski, bisher als „Ein-Mann-Unternehmen“ baut, installiert, wartet und die Kunden berät. „Ich suche einen Mitarbeiter, der sich gut in der aktuellen Agrar-Elektronik auskennt, aber gleichzeitig auch die Anliegen der landwirtschaftlichen Kunden versteht.“ Spezialisten zusammen mit Generalisten Agricon in Ostrau/Sachsen bietet, wie auch FarmFacts in Pfarrkirchen/Niederbayern, ein umfassendes Service-Angebot rund um das Precision Farming, nicht nur für die Landwirtschaft. Hier sitzen die Spezialisten des jeweiligen Fachgebietes zusammen, wie zum Beispiel „Agrarökonomen, Phytopathologen und Spezialisten der Pflanzenernährung, Maschinenbau Ingenieure, Fachinformatiker, Physiker und Geographen. Dr. Manuel Ermann, Unternehmenssprecher Agricon GmbH, Ostrau: „In der engen Zusammenarbeit lernt man über die Jahre auch einiges aus den anderen Fachgebieten.“ Das kann Dr. agr. Sebastian A. Pauli, Leiter Konzeption und Qualitätssicherung bei FarmFacts GmbH, bestätigen. Aber das reicht inzwischen nicht mehr aus. Einig ist man sich darüber, dass die technische Entwicklung im digitalen Ackerbau erheblich an Fahrt aufgenommen hat und die Einsatzbereiche kontinuierlich erweitert und vertieft werden. Längst geht es nicht mehr nur um smarte Maschinensteuerung, Datenerfassung und Vernetzung unter den verschiedenen Geräten. Auswertung der Daten und daraus abgeleitete Handlungsstrategien sind gefragt. Die Elektronik ist vielseitiger oder vielschichtiger als vor einigen Jahren noch. Die gesetzlichen Vorgaben in den jeweiligen Fachgebieten ändern sich. Politik und Gesellschaft setzen neue Schwerpunkte, die müssen berücksichtigt werden und einfließen. „So verändern sich auch die Anforderungen an neue Mitarbeiter. Daher halten wir die Einführung des Studiengangs Precision Farming für einen wichtigen Schritt“, betont Dr. Pauli. Sowohl Allgemeinwissen zur Digitalisierung als auch spezifisches Fachwissen sollten Inhalt einer fundierten Ausbildung sein. „Begriffe, n n Hasse Die Technische Hochschule Ostwestfalen bietet einen Studiengang Precision Farming. Welche Ansprüche haben Unternehmen aus diesem Bereich an ihre künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?


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