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Harling später gute Dienste erweisen. Nach drei Jahren Ausbildung ging er für ein Jahr „Work and Travel“ nach Kanada auf die Piper- Farm. Mit seinem Landtechnikwissen konnte er auf der Farm mit John Deere-Fuhrpark schnell Pluspunkte sammeln. In Kanada gibt es keine zum hiesigen Landmaschinenmechatroniker vergleichbare Ausbildung. Das Motto ist hier „Learning by Doing“ also „Lernen durch Tun“. Seit seiner Kindheit verbrachte von Harling viel Zeit auf dem Betrieb seines Nachbarn, einem technikbegeisterten Landwirt in der Lüneburger Heide. Hier lernte er, ganz ohne Gesellenbrief, die praktische Landwirtschaft kennen. Mit seiner gründlichen deutschen Technikausbildung konnte von Harling in Kanada von Beginn an alle Maschinen checken und durchreparieren. Diese Aufgabe übernehmen die Farmer in den schneereichen Wintermonaten selbst. „Den Landmaschinenmechaniker vom John Deere-Händler hier vor Ort benötigen wir nur für Elektronikprobleme, alles andere erledigen wir möglichst selbst“, so von Harling. Nach seinem ersten Jahr in Kanada, hier lernte von Harling auch seine spätere Ehefrau Sabrina kennen, verbrachten die beiden ein gemeinsames Jahr in Deutschland. In dieser Zeit arbeitete er als Geselle in seinem Ausbildungsbetrieb. Das Angebot einer festen Anstellung auf der Piper-Farm lockte die beiden dann zurück nach Kanada. Nach zwei Jahren Mitarbeit auf der Farm, sie gehört mehreren Gesellschaftern, verließ der damalige Manager die Farm. Von Harling erhielt das Angebot, die Farm zu leiten. Er sagte zu. „Die Menschen hier sind sehr freundlich, es gibt viel eher mal Lob als in Deutschland“, bemerkt der 29-Jährige. Das Leben beschreibt er als einfacher, auch die Landwirtschaft und Landtechnik habe in British Columbia noch Potenzial. „Entwicklungen von der Agritechnica brauchen fast zehn Jahre, bis sie bei uns im Tal ankommen“, so der Farmmanager. In anderen Teilen Kanadas, z. B. in Alberta, sei dieser Zeitraum kürzer. „Insgesamt aber sind die Menschen, auch die Farmer, viel entspannter. Wenn ein Ersatzteil nicht gleich am nächsten Tag bereit liegt, dann ist das eben so. Da regt sich kaum einer drüber auf!“ Von März bis Oktober arbeitet man sechs oder sieben Tage die Woche, teilweise in der Ernte zwölf bis 14 Stunden am Tag. Im Winter gleichen die Mitarbeiter diese Stunden dann mit Freizeit aus. In Kanada zählt mehr, was man weiß und was man kann, als Zertifikate und Meisterbriefe. Von Harling ist mit seinem Wissen bei Berufskollegen, von denen viele noch sehr traditionell wirtschaften, als Gesprächspartner gefragt. Er selbst informiert sich auf landwirtschaftlichen Fachmessen, im Web und in Fachzeitschriften. Parallel zum Job absolviert er aktuell ein Bachelorstudium zum Landwirt. In der Winterzeit oder nach Feierabend bleibt Zeit für von Harlings Familie und seine eigene kleine Ranch. Zwei Töchter und ein Sohn im Alter von zwei bis sechs Jahren leben mit Ehefrau Sabrina gut 20 Autominuten von der Piper Farm entfernt. Die Familie hält Kühe und Pferde. Drei respekteinflößende Hunde halten die Bären vom Grundstück fern. Eine große Kühltruhe steht bereit für das Beef der eigenen Rinder oder erlegtes Wild – denn Lebensmittel sind teuer in Kanada. Von Harlings Eltern kommen zweimal im Jahr zu Besuch, aktuell unterstützt sein jüngerer Bruder aus Deutschland im „Work and Travel“ Programm die Herbstbestellung. Er ist frisch ausgelernter Elektroniker, ein Beruf, für den es auch in Kanada interessante Perspektiven gibt. Zurück nach Deutschland? – Das ist für die junge Familie von Harling keine Option mehr. Bernd Pawelzik Friedrich von Harling lebt jetzt neun Jahre in Kanada. Er leitet die 1.500 ha große Piper-Farm (Foto unten). Pawelzik Pawelzik Pawelzik


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