Der Diesel hat noch eine Zukunft

Umfrage: Über 40 Prozent der Landwirte erwarten mittelfristig keine Änderung – Wasserstoff steht mit 15,5 Prozent an zweiter Stelle – Alternativen aus nachwachsenden Rohstoffen sehen nur neun Prozent

Womit fährt der Traktor im Jahr 2040?: Der Diesel hat noch eine Zukunft

Die meisten Landwirte erwarten, dass auch in 20 Jahren noch traditionell getankt wird.

Die Verkehrswende braucht politische Lenkung. Ab 2021 sollen nachhaltige Biokraftstoffe vom Emissionshandel ausgenommen werden. Auf der Internationalen Grünen Woche diskutierten mehr als 600 Teilnehmer auf dem 17. Internationalen Fachkongress für erneuerbare Mobilität die Defossilierung des Verkehrssektors.

Die Landwirtschaft ist mit ihren Zugmaschinen von diesen Plänen nicht ausgenommen. Nachdem der Diesel im Verbrennungsmotor von Traktoren jahrzehntelang seinen Dienst getan hat, werden Pflanzenöle als alternative Treibstoffe seit einigen Jahren in Fachkreisen diskutiert.

Zahlreiche Anreize für den Umstieg und technische Anpassungen der Fahrzeughersteller haben Pflanzenöl längst als Alternativtreibstoff etabliert. Auf der Agritechnica stellten die großen Hersteller schon eine neue Generation von Elektrotraktoren vor. Die Alternativen für den traditionellen Diesel sind zahlreich geworden.

Grund genug für den Pflanzenschutzspezialisten ADAMA aus Köln, im Januar 2020 die Landwirte nach ihren Perspektiven zu fragen. 229 Landwirte haben die Frage, mit welchem Antrieb Traktoren im Jahr 2040 auf deutschen Feldern unterwegs sind, beantwortet. Der Diesel hat noch lange nicht ausgedient, so die Meinung vieler. Biodiesel und Biogas sind aber auch nicht die Favoriten für die Landwirte.

Die Praktiker haben ihre eigene Sicht auf die Dinge. „Alles andere als Diesel bringt zu wenig Kraft, um schwere Arbeiten zu verrichten“, schreibt ein Landwirt. „Wasserstoff wäre eine teure Alternative. Ein E-Traktor wäre nur für Hof- und Stallarbeit sinnvoll, wobei die Anschaffungskosten, Folgekosten, Unzuverlässigkeit bei Kälte und das unpraktische Aufladen abschrecken.“ E-Motoren, so schreibt ein anderer Landwirt, schafften nicht die Arbeitsleistung von 16 Stunden pro Tag. Und am Ende, so ein Dritter, stelle sich die Frage, wo der Strom herkomme.

So glauben 41,5 Prozent der Landwirte an eine Zukunft des Diesels. Die traditionellen Alternativen von Biogas und Biodiesel aus nachwachsenden Rohstoffen kommen mit 15 und fünf Antworten (20 von 229 Aussagen) zusammen auf lediglich neun Prozent. Das macht Platz drei im Ranking der Prognosen. Für die Protagonisten nachwachsender Rohstoffe sicher eine Enttäuschung. Auf Platz zwei steht mit 15,5 Prozent der Antworten der Wasserstoff als künftige Energiequelle des Traktorantriebs. Die Pkw-Hersteller haben sich mittlerweile von dieser Technologie verabschiedet, weil die Herstellung des Wasserstoffs in der Menge für den Individualverkehr sehr energieaufwendig ist. Ihren Hype von vor zehn Jahren hat die Brennstoffzelle nicht halten können. Der Schwerlastverkehr hingegen setzt auf sie, weil die schweren Batterien für einen vollelektrischen Antrieb ein Hindernis darstellen. Daraus resultiert offenbar das Interesse der Landwirte für die Brennstoffzelle bei Traktoren.

An die vollelektrische Traktorvariante glauben nur drei Prozent der Landwirte. Drei Landwirte haben bis 2040 auch die Entwicklung der Agrarbranche mitgedacht. Sie glauben, dass dann überwiegend autonome Kleinfahrzeuge mit Solarantrieb auf den Feldern unterwegs sind.

Wie sich der Markt wirklich entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab. Welcher technische Fortschritt ist bei den einzelnen Kraftstoffvarianten noch zu erwarten? Welche Förderpolitik schlägt die Politik ein? So konnten 15 Prozent der Landwirte wegen der Unsicherheit der Prognose keine Angaben machen, wie der Traktor 2040 über die Äcker braust.


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