Moderne Äxte im Vergleich

Eine Axt gehört trotz moderner Maschinen wie Motorsäge und Seilwinde zum Standardwerkzeug eines jeden Forstarbeiters. Wir haben die Spaltäxte der Granit Black Edition Garten und Forst mit in den Einsatz genommen.

Werkzeuge: Moderne Äxte im Vergleich

Granit hat in seiner Black Edition auch Spaltäxte im Programm. Wir probierten diese vier Varianten aus.

Werkzeuge: Moderne Äxte im Vergleich

Der rutschhemmende Griff des faserverstärkten Stiels ist praktisch.

Die klassisch geschmiedete Axt mit traditionellem Holzstiel ist weiterhin gefragt, aber auch hier gibt es Updates: Faserverstärkte Kunststoffstiele, dauerhaft verbunden mit einem modern geformten Kopf. Granit hat beide Varianten im Angebot, in jeweils zwei Längen: Die klassische GA02-L ist mit 70 cm aufgestielt, ihr Kopf wiegt 1.250 g. Die größere Version mit 80-cm-Stiel verfügt über einen 1.600-g-Kopf. Anders bei den Kunststoffvarianten: Die GA01-XL ist mit 71 cm angegeben, die XXL-Version misst satte 92 cm, beide verfügen über den gleichen 1.700-g-Kopf.

Wir haben unseren Praxiseinsatz im Wald auf das Entrinden des Sägebereichs vor dem Fällschnitt mit der Motorsäge sowie das klassische Spalten von Holzscheiten beschränkt. Bevor mit der Arbeit losgelegt wurde, haben wir mit einer einfachen Faustformel bestimmt, welche Axt die richtige für uns ist. Dabei greift man den Stiel direkt unter dem Kopf und hält ihn neben den ausgestreckten Arm: Der Stiel sollte dabei am Schultergelenk enden. Für unseren 1,92 m großen Praktiker passte die 80 cm-Version gut. Der zweite Praktiker ist 1,75 m groß und war mit den 70 cm langen Stielen am besten dabei, er hatte daher die Wahl zwischen Kunststoff- oder Holz-Version, da diese beide in der mittleren Größe zu haben sind.

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Die Köpfe der beiden Typen sind unterschiedlich geformt, was auch ihre Wirkweise beeinflusst.

Im Einsatz durfte aber natürlich dennoch jeder mit allen Modellen arbeiten. Beide Axtformen liegen gut in der Hand, die Kunststoff-Axt punktet hier mit einem zusätzlichen rutschfesten Griffstück. Ihr wuchtiger 1,7-kg-Kopf erfordert jedoch relativ viel Kraft, die für diese Arbeit eigentlich gar nicht nötig wäre. Da die klassische Form einen schlankeren Kopf hat, fällt das Entrinden damit leichter, am besten gefiel uns dafür die leichte 1,25-kg-Version. Hier ist auch ihr kurzer Stiel kein Hindernis, denn prinzipiell könnte das Entrinden sogar mit einem Beil erfolgen.

Werkzeuge: Moderne Äxte im Vergleich

Die passende Stiellänge kann über einen Vergleich mit dem eigenen Arm ermittelt werden: Der Knauf sollte maximal bis zum Schultergelenk reichen.

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Das Holzhacken ist die Paradedisziplin der Spaltaxt. Je länger der Stiel ausfällt, desto mehr Wucht bringt der Schlag bei der Spaltarbeit mit.

Faserverstärkt vs. Hickory-Holz

Die moderne GA01 ist mit einem Stiel aus Nylon-verstärktem Kunststoff gefertigt, welcher nicht vom Kopf zu trennen ist. Das ist bei diesem Axttyp aber generell bei allen Herstellern so gelöst, da man davon ausgeht, dass die Stiele nicht kaputt gehen werden: Sie trotzen der Witterung ebenso wie starken Schlägen. Ein Ausfall der Axt während der Arbeit durch einen gebrochenen Stiel kann hier ausgeschlossen werden, soweit die Belastung dem üblichen Einsatzzweck entspricht. Das Wegschleudern des gelösten Axtkopfes ist hier ebenfalls nicht möglich, die formschlüssig feste Verbindung mit dem Stiel sorgt also für höchste Sicherheit. Bei einem Holzstiel dagegen kann das noch passieren, Granit hat hier aber alle möglichen Vorkehrungen getroffen: Zum einem ist der Stiel zusätzlich zum Holzkeil mit zwei Ringkeilen gesichert. Dadurch wird die gesamte Verbindung in sich fester, die Klemmkraft wirkt so auch zu den schmalen Seiten des Axtauges. Ebenso ist der Hickory-Stiel der Granit-Äxte im Detail ein wichtiges Qualitätsmerkmal: Denn das langfaserige Walnuss-Holz aus Übersee hält bei einem Bruch meist dennoch etwas stärker zusammen, was einen wegschleudernden Kopf verhindern kann. Die hierzulande lange typische Esche dagegen zerbricht schneller vollständig, was einen solchen Stiel weniger sicher macht. Die Dämmeigenschaften der beiden Holzarten werden als etwa gleichwertig eingeschätzt, generell ist der Naturrohstoff hier dem Plastik überlegen. Das konnten wir auch im nächsten Einsatzteil bestätigen.

Werkzeuge: Moderne Äxte im Vergleich

Das Entrinden kann auch die Spaltaxt übernehmen, zum Einschlagen von Keilen ist sie aber nicht zugelassen.

Uralte Tätigkeit mit modernem Werkzeug

Das Holzhacken gehört seit Urzeiten zum Menschen, seit Tausenden Jahren zerkleinern wir Bäume durch Muskelkraft zu handlichem Brennstoff. Große Mengen werden inzwischen natürlich überwiegend maschinell produziert, dennoch gehört es vielerorts noch dazu, das Ofenholz händisch in Scheite zu spalten. Hier kommt die Spaltaxt zum Einsatz. Generell gilt: Je länger der Stiel, desto mehr Wucht steht zur Verfügung. Dafür muss dann aber auch die Treffsicherheit gewährleistet sein. An den 92-cm-Stiel muss man sich durchaus erst gewöhnen, da der Abstand zum Hauklotz anfangs gerne unterschätzt wird. Dabei passiert dann der nicht seltene Fall des Stielbruchs, da der Axtkopf hinter dem Holz ins Leere saust und der Stiel direkt aufs Scheit kracht. Leider fehlt bei Granit der entsprechende Schlagschutz aus Metall am Stiel. Nach einigen Proberunden ging die Arbeit aber auch mit der sehr langen Version gut von der Hand. Die 20 cm kürzere Version dagegen hat merklich weniger Dampf dahinter, dennoch braucht man etwas Kraft, da der Kopf genauso schwer ist wie der der großen Version. Die Spaltwirkung ist durch die breite Geometrie sehr gut, vor allem im schnell springenden Hartholz konnten wir damit gefühlt neue Mengenrekorde aufstellen.

Die klassische Axt mit Holzstiel fühlt sich hinsichtlich der oben erwähnten Dämmeigenschaften etwas besser an, sie „prellt“ weniger. Wirklich ins Gewicht fällt das aber wohl erst bei größeren Mengen: Wer ab und an etwas Ofenholz hackt, wird auch mit dem Kunststoffstiel keine Gelenkschmerzen bekommen. Müssen dagegen hängerweise Scheitholz für den Verkauf zerkleinert werden, kann der Holzstiel eventuell noch komfortabler sein. Hinsichtlich der Spaltleistung hat uns die klassische Form vor allem im etwas astigeren Nadelholz gefallen: Das schlanke Blatt wirkte etwas „schneidender“ und kam daher besser klar als der dickere moderne Kopf, er verkeilte sich etwas schneller und musste dann mit Kraft befreit werden. Außerdem gefiel uns, dass die kurze Version der klassischen Form einen leichteren Kopf hatte: Damit war sie etwas leichter zu schwingen, die Kombination wirkte stimmiger als die kurze Kunststoff-Axt mit schwerem Kopf.

Häufig wird die Axt im Wald zum Eintreiben von Fällkeilen in den Stamm verwendet, um den Baum in die gewünschte Richtung umwerfen zu können. Offiziell ist das aber mit den meisten Äxten nicht erlaubt, so auch mit den vier von uns ausprobierten Granit-Äxten: Hintergrund sei, dass die Krafteinwirkung auf das Kopfende – den sogenannten Axtnacken – untersagt ist, da man so die Verbindung zwischen Axtkopf und Stiel in die falsche Richtung belastet. Die Werkzeuge sind lediglich für die Krafteinwirkung von der Klinge zur Axtkopfmitte hin ausgelegt. Die Stauchung im hinteren Teil des Axtkopfes, wie durch das Eintreiben von Keilen oder den Schlag eines Hammers, sei von Seiten des Herstellers nicht erlaubt. Granit hat seine Äxte nach DIN 7287 als Teil der DIN 7294 zertifizieren lassen, hier ist der Verwendungszweck zum Eintreiben von Keilen nicht enthalten. Die Äxte sind daher wirklich nur zum Spalten von Holz gedacht, was die Bezeichnung „Spaltaxt“ ja auch eindeutig aussagt. Das gilt jedoch nicht nur für die Granit-Äxte, sondern für viele Hersteller – es sind jedoch Äxte am Markt, deren Hersteller das Keilen explizit erlauben, lediglich Stahlkeile sind dann untersagt. Ein Grund, warum dies eher selten realisiert wird, habe laut Granit-Produktmanagement auch technische Ursachen, da manche Details, wie die Härte der Klinge, nicht so einfach mit hämmernden Arbeiten kombinierbar sind.

Werkzeuge: Moderne Äxte im Vergleich

Der Lederschutz der klassischen Form ist ein nettes, praktisches Extra während der holprigen Fahrten auf dem Traktor.

Werkzeuge: Moderne Äxte im Vergleich

Der Kunststoffschutz kann einhändig entfernt werden. Der Tragegriff ist unnötig, die Axt hat bereits einen Stiel als perfekten Griff.

Fazit

Die moderne Axtform mit Kunststoff-Stiel hat in einigen Punkten durchaus Vorteile, die traditionelle Form aber ebenfalls. Die Granit Äxte machten durchwegs einen guten Eindruck, was Verarbeitung und Leistung angeht. Eine schlankere Version der modernen Form würde das Sortiment noch gut ergänzen. Für den vollwertigen Forsteinsatz würden wir uns zudem die Freigabe für das Einschlagen von Alu- und Kunststoffkeilen wünschen, da das durchaus möglich ist und die Granit Äxte wesentlich vielseitiger einsetzbar machen würde. Wer derzeit komplett konform zu den offiziellen Statuten und Freigaben arbeiten möchte, kann das nur mit einem Spalthammer, der auch zum Einschlagen von Keilen zugelassen ist. Zusätzlich zu dem schweren Werkzeug wird dann aber noch ein Beil zum Entrinden der Schnittstelle benötigt. Verständlich, dass die Spaltaxt trotz meist nicht vorhandener Freigabe weiterhin als universelle Lösung für den Waldeinsatz verwendet wird – erlaubt ist es jedoch meist nicht. Händler sollten das ihren Kunden klar kommunizieren.


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