„Nun brauchen wir keinen Kunden mehr wegzuschicken“

Die Meyer-Landmaschinen GmbH & Co KG investierte in eine eigene Hydraulikschlauchpresse. Wir haben bei der Arbeit über die Schulter geschaut.

Werkstatt: „Nun brauchen wir keinen Kunden mehr wegzuschicken“

Meyer Landmaschinen in Kuhstadt investierte in das Schlauchpresssystem.

Morgens um sieben in Kuhstedt, nordwestlich von Bremen: Grüne Wiesen, weiter Horizont. Die Welt, von hier aus betrachtet, kann so beschaulich und vollkommen sein. Wenn nicht – ja, wenn nicht der Hydraulikschlauch am Futtermischwagen gerade geplatzt wäre. Wenn nicht der Häcksler im Mais, umringt von Abfahrgespannen, stünde. Wenn nicht die Baustelle ruhen würde, weil die Schaufel unbewegt am Baggerarm hängt. In Gnarrenburg im Ortsteil Kuhstedt bei Meyer Landmaschinen GmbH & Co KG ist die Welt in Bewegung, denn dort bringt ein dynamisches Team in Ordnung, was die Idylle, mehr noch den Ablauf der Arbeiten in der Idylle, stört.

Bevor der Kragen platzt

Sascha Brünjes, Mitarbeiter bei Meyer Landmaschinen, hat bereits die defekten Hydraulik-Schläuche auf dem Tresen liegen, die, nur wenige Kilometer entfernt, für eine „Andacht vor Maschinen“ gesorgt haben. Aufgescheuert, abgerissen, geplatzt, da geht nichts zu „reparieren“, das muss neu und passend sein!

Die Zeiten, in denen Kunden mit tropfend verschmierten, in Lappen aus einstiger Unterbekleidung gewickelten Schläuchen vor dem Tresen standen, sind vorbei. Vorbei sind auch die Zeiten langer Gespräche, wie an manchem einstigen „Bauern-Sonntag“. Der Kunde am Tresen schiebt den Schlauch zu Sascha Brünjes: „Kannst du das machen?“ „Klar.“ Brünjes verschwindet hinter dem Tresen in Richtung Ersatzteillager. Die Abteilung Hydraulik-Reparatur befindet sich im ehemaligen „Kabinett landwirtschaftlicher Technik-Geschichte“– just die Treppe rauf. Nicht ganz kommentarlos hatte der Meister die Sammlung zur Einrichtung der Hydraulik-Werkstatt geräumt. „Hat sich aber gelohnt“, wie der Chef Holger Meyer augenzwinkernd zugibt.

Sascha Brünjes und seine jungen Kollegen haben sich für die Hydraulik-Reparatur-Werkstatt stark gemacht und sowohl den Meister als auch den Chef von der Investition und der Platzierung der Hydraulik-Werkstatt überzeugt. „Hydraulikschläuche sind jetzt nicht ein gängiges Verschleißteil. Durchmesser, Längen und Anschluss können schon sehr variabel sein. Ein ganzes Sortiment passender Schläuche zu lagern, wäre nicht so sinnvoll“, so Sascha Brünjes. Anders sieht es mit einer Hydraulik-Werkstatt aus.

Werkstatt: „Nun brauchen wir keinen Kunden mehr wegzuschicken“

Mit dem Granit Prägegerät Smart (links) lassen sich die Pressfassungen einfach und eindeutig kennzeichnen. Ebenso einfach und sauber trennt die Granit Schlauchtrennmaschine GM 300 (rechts) Hydraulikschläuche von 4 SH/R13-R15 bis Din 50.

Jetzt steht also im einstigen „Kabinett der historischen Landtechnik“ eine lange Bank, auf der Schneide- und Prägemaschine installiert sind. Am einen Ende befindet sich das Trommelregal mit den verschiedenen Schlauchsorten, am anderen Ende steht die eigentliche Schlauchpresse Granit Presse G20 mit allen notwendigen Pressbacken. Gleich gegenüber befindet sich das Regal mit den Pressfassungen und Pressnippeln.

Werkstatt: „Nun brauchen wir keinen Kunden mehr wegzuschicken“

Vorsichtig legt Sascha Brünjes die Pressfassung in die Prägemaschine ein. Mit ihr werden die Pressfassungen mit dem Kürzel „MK“ für Meyer Kuhstedt, dem Betriebsdruck der Schlauchleitung (zum Beispiel 210 bar) und dem Herstellungsmonat/-jahr geprägt.

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Mit wenigen Handgriffen sind die Hydraulikschläuche, entsprechend der DGUV Regel 113-02, eindeutig gekennzeichnet.

Oben angekommen, legt Sascha Brünjes den alten Schlauch als Maß auf die „Hydraulikwerkbank“ und rollt den entsprechenden neuen Schlauch auf die notwendige Länge von der Rolle ab. Dann beginnt er mit dem ersten Schritt jeder Hydraulikschlauch-Herstellung: „Abgesehen von der richtigen Länge muss der Schnitt exakt und gerade sein“, so Sascha Brünjes. Ebenso gerade wie sauber, keine rußigen Ablagerungen, keine Krümel oder Bröckchen. Die Bedienung der Schlauchtrennmaschine GM 300 von Granit ist einfach und sicher. Der Motor ist mit einer Bremse, automatischem Wiederanlaufschutz und einem Überhitzungsschutz ausgerüstet. Gut gesichert ist auch das Trennmesser durch den beidseitigen Messerschutz. Beim Schneiden wird der Handhebel einfach von oben nach unten gedrückt. Der Schneidetisch mit mehrfach verstellbaren Anschlagbolzen gewährleistet optimales Durchbiegen des Schlauches beim Trennvorgang. Mit der Leistung des robusten 4 kW Motors können Hydraulikschläuche von 4 SH/R13-R15 bis Din 50 sauber und exakt durchtrennt werden. „Der saubere Schnitt ist die beste Voraussetzung, damit es hält und dicht ist.“

Nach dem ersten folgt der zweite Schritt

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Die Granit Presse G20 steht auf einem eigens konstruierten Unterschrank, in dem die verschiedenen Pressbackensätze G14, G16, G19, G23, G27, G31, G36, G41 und G47 übersichtlich untergebracht sind.

„Hydraulikschläuche müssen eindeutig gekennzeichnet sein. Das besagt die DGUV Regel 113-02. Mit routiniertem Griff hat Sascha Brünjes die passenden Pressfassungen und Pressnippel aus dem Sortiment im Regal gefunden. Brünjes weiß inzwischen blind, wo welches Stück liegt. Für die weniger routinierten Kollegen sind die Fächer, in denen sich die jeweiligen Bauteile befinden, übersichtlich und eindeutig mit einem ausgeklügelten System an Form- und Farbencode gekennzeichnet. Dieses System ist eigens im Haus Granit entwickelt, um jedem Mitarbeiter im Handel oder in der Werkstatt eine zügige und unkomplizierte Bestellung zu ermöglichen. Neben den unterschiedlichen verschiedenfarbigen Symbolen sind die jeweiligen Bauteile und die exakte Bezeichnung auf dem Typenschild angebracht. Anhand des ebenfalls darauf befindlichen Barcodes kann der Mitarbeiter mit dem Scanner oder mit der Granit App via Smartphone direkt im Granit Webshop nachbestellen.

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Anhand des ausgeklügelten Granit-Systems in Form- und Farbcode findet auch ein weniger geübter Mitarbeiter schnell die benötigten Pressfassungen und Pressnippel. Mit dem Barcode kann der Mitarbeiter mit Scanner oder Granit App via Smartphone direkt im Granit-Webshop nachbestellen.

Sascha Brünjes hat inzwischen bereits die Prägestempel an der Prägemaschine, Granit Prägegerät Smart, eingestellt. Mit ihr werden die Pressfassungen mit dem Kürzel „MK“ für Meyer Kuhstedt, dem Betriebsdruck der Schlauchleitung (zum Beispiel 210 bar) und dem Herstellungsmonat/-jahr geprägt. So lässt sich immer nachvollziehen, wer den Schlauch wann gefertigt hat. Faktisch ein verpflichtendes Markenzeichen. „Das Gerät heißt nicht umsonst Smart. Kleines Gerät mit einer prägenden Wirkung.“ Gekonnt steckt Brünjes die Kupplung auf den Schlauch, nutzt die breite Kante der Werkbank als Gegendruck und schon sitzt es.

…und der dritte folgt sogleich

Also ab in die Presse. Die Granit Presse G20 steht auf einem eigens konstruierten Unterschrank, in dem verschiedene Pressbackensätze sortiert untergebracht sind. Standard sind die Pressbackensätze G14, G16, G19, G23, G27, G31, G36, G41 und G47. Ein 3 kW- beziehungsweise 4 PS-Motor bringt einen Pressdruck von 1.370 kN – also vier Pferde, die das Gewicht von 140 Zuchtbullen auf einen Quadratmeter bringen. Weniger spektakulär: So lassen sich Schläuche, 2-Lagen bis DN 38 (1 ½“), 4-Lagen bis DN 31 (1 ¼“), mit einem Durchmesser von 10 bis 61 Millimetern sicher verpressen.

Mit dem magnetischen Schnellwechselsystem sind die entsprechenden Pressbacken-Sätze mit einem Griff ausgetauscht, ohne jeden einzeln aus- beziehungsweise einsetzen zu müssen. So wie der eine Satz aus der Pressvorrichtung herausgenommen wird, kann er direkt in dem vorgesehenen Fach untergebracht werden. Sascha Brünjes greift mit dem Schnellwechselwerkzeug jetzt den benötigten Satz aus dem Fach und steckt ihn in die Pressvorrichtung. An der Mikrometerschraube justiert Brünjes das vorgesehene Pressmaß, die entsprechenden Werte entnimmt er der Granit-Pressmaßtabelle. Den eigentlichen Pressvorgang löst Sascha Bünjes mit der Handschaltung oder mit dem Fußpedal aus. Langsam nähern sich die Pressbacken dem Schlauch, nahezu lautlos und ohne Show sind Schlauch, Pressfassung und Pressnippel fest verbunden. Abschließend überprüft er mit dem Prüfdorn den Nippeleinfall.

Werkstatt: „Nun brauchen wir keinen Kunden mehr wegzuschicken“

Die stufenlose, exakte Einstellung des Pressmaßes wird an der Mikrometerschraube vorgenommen, die entsprechenden Werte entnimmt man der Granit-Pressmaßtabelle.

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Mit dem Schnellwechselsystem tauscht Sascha Brünjes die Pressbacken.

Bei der Planung und Umsetzung der Hydraulik-Werkstatt stand dem jungen Meyer-Team der Granit Außendienst mit Kompetenz und Erfahrung unterstützend zur Seite. Letztendlich haben die vorgetragenen Argumente und der konstruktive Plan zur Hydraulik-Werkstatt auch den Chef Holger Meyer überzeugt. Er lacht: „Sagen wir, ich fand das Engagement unserer jungen Mitarbeiter geradezu mitreißend und die Argumente waren nicht vom Tisch zu wischen: der direkte und schnelle Service vor Ort.“

Es war bisher zwar nicht unbedingt die Regel, dass Kunden mit kaputten Hydraulikschläuchen vor dem Tresen standen und um einen Ersatz baten, aber auch nicht die Ausnahme. Bis zur Einrichtung der Hydraulik-Werkstatt mussten die engagierten Mitarbeiter bedauernd, aber sehr bemüht, für die Lösung des Tropf–Problems auf eine andere Werkstatt verweisen. „Das war nicht nur für den Kunden wenig befriedigend, sondern auch für uns“, so Sascha Brünjes: „Es fehlte uns nicht an Know-how, sondern nur am qualifizierten Werkzeug. Hier hat uns das Angebot von Granit überzeugt.“

Innovation ist Tradition

Natürlich ist auch die Hydraulikwerkstatt eine Investition, die sich rechnen muss. „Das behalten wir schön im Auge“, so der Chef augenzwinkernd, spitz rechnend auch bei den weniger großen Investments. Dass die Meyers in Kuhstedt rechnen können, beweisen sie in der jetzt fünften Generation mit Holger Meyer seit 1840. Seit 2020 ist Meyer-Landmaschinen in Kuhstedt nicht nur Vertriebspartner, sondern auch Niederlassungs-Standort des Fütterungstechnik-Spezialisten Siloking für die gesamte Elbe-Weser Region.

Werkstatt: „Nun brauchen wir keinen Kunden mehr wegzuschicken“

Den eigentlichen Pressvorgang löst Sascha Brünjes mit der Handschaltung oder mit dem Fußpedal aus, so lassen sich Schläuche mit einem Durchmesser von 10 bis 61 Millimetern sicher verpressen.

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Der letzte Handgriff: die Kontrolle. Abschließend überprüft Sascha Brünjes mit dem Prüfdorn den Nippeleinfall.

 



Meyer-Landmaschinen bietet als Fachhändler neben Landtechnik von Valtra, JCB, Vicon und Bredal auch ein gut aufgestelltes Programm an Reinigungstechnik, zum Beispiel von Nilfisk-Alto, sowie Garten- und Kommunaltechnik von Husqvarna und Kubota sowie Kehrmaschinen von Tuchel an. „Mit der eigenen Hydraulik-Werkstatt runden wir unseren Service ab“, so Holger Meyer. „Und gewinnen neue Kunden“, ergänzt Sascha Brünjes.


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