Fragt man am Praktikerstammtisch nach der Erfolg versprechendsten Mittelkombination oder der richtigen Pflanzenschutzstrategie für ein bestimmtes pflanzenbauliches Problem, wird man in der Regel mehrere und immer fachlich fundierte Antworten bekommen. Ob Berater oder Landwirt, es gibt wenige, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben und sich nicht um möglichst schonenden Pflanzenschutz und möglichst geringe Aufwandmengen bei den verwendeten Pflanzenschutzmitteln bemühen. Denn über die reduzierte Belastung der Umwelt hinaus bedeuten reduzierte Aufwandmengen und eine bedarfs- orientierte Behandlung in Summe vor allem eine nicht unerhebliche Kostenersparnis. Ganz besonders unter der Prämisse dieser „chirurgischen Anwendung“ von Pflanzenschutzmitteln gilt es aber, die mögliche Entwicklung von Resistenzen zu bedenken und sicher zu verhindern. Ein erster und sehr wichtiger Schritt ist es, die Pflanzenschutzspritze bis ins kleinste Detail funktionstüchtig zu halten. Verstopfte Düsen oder unbemerkt nachlassende Pumpenleistung zählen nicht zur guten fachlichen Praxis und gefährden nachhaltig den Behandlungserfolg.
Sofort nach dem Einsatz reinigen
Generell gilt: Je schneller und gründlicher man die Pflanzenschutzspritze nach dem Einsatz reinigt, umso sicherer werden eventuell vorhandene Pflanzenschutzmittelreste entfernt. Gerade Spritzmittelmischungen – und diese spielen bei speziellen Pflanzenschutzstrategien eine besondere Rolle – haben die Tendenz, sich irgendwann wieder zu entmischen oder gar irgendwelche unlöslichen Verbindungen einzugehen und sich irgendwo in der Pflanzenschutzspritze festzusetzen. Dies gilt im besonderen Maße für die Einspülschleuse, über die die Pflanzenschutzmittel konzentriert in den Hauptbehälter gelangen. Diese ist innen und außen peinlichst sauber zu halten. Immer wieder gelangen Restmengen über den Ansaugschlauch in den Hauptbehälter. Auch Einspülvorrichtung und Kanisterspüldüse sollte man mindestens einmal jährlich in einem Testlauf auf Funktion überprüfen. Es lohnt sich übrigens, gerade bei unterjährig etwas längeren Standzeiten und nach dem Ausbringen von Sulfonylharnstoff, einen Blick auf die Saug- und Druckfilter zu werfen. Verstopfte Filter mindern die Leistung und Druckstabilität, selbst kleinste Risse im Filter können für Verstopfungen an den Düsen sorgen. Beide Fehler treten übrigens immer dann auf, wenn sowieso gerade unter Zeitdruck gearbeitet wird. Auch hier gilt es nach Reinigung und Zusammenbau auf dicht schließende Filtergehäuse zu achten.
Die Pumpe ist das A und O
Unter dem Jahr sind zwei Aspekte essenziell: Die Pumpe muss absolut dicht sein und entsprechende Leistung ohne Pulsationen bringen. Um Lecks an der Pumpe zu finden, kann man den Druck im System kurzzeitig durchaus auf acht bis zehn Bar erhöhen. Außer der Pumpe müssen auch alle anderen Einrichtungen des Systems einen solchen kurzzeitig erhöhten Druck ohne Leckagen überstehen. Ansonsten sollte man darauf achten, dass die Spritze bei gleichbleibender Drehzahl den eingestellten Betriebsdruck hält. Keinesfalls sollte sich der Zeiger im Manometer beim Zu- oder Abschalten von Teilbreiten verändern oder gar in Abhängigkeit der Zapfwellendrehzahl aufgrund von Druckpulsen der Pumpe schwanken. Einmal im Jahr, passenderweise beim Auswintern im Frühjahr, sollte man an der Pumpe Ölstand und Öl kontrollieren. Wie beim Motor deutet eine milchigweiße Verfärbung auf eingedrungenes Wasser hin. Bei der Spritzenpumpe ist dies natürlich kein Riss in der Zylinderkopfdichtung, sondern in der Regel nur eine Undichtigkeit in den Pumpenmembranen, die dann sofort getauscht werden sollten. Übrigens: Der Luftdruck im Luftausgleichsbehälter der Pumpe sollte geringfügig unter dem Spritzdruck liegen – ansonsten kann es beim Spritzen zum „Flattern“ der Düsen kommen.
Düsen und Gestänge
Schlauch- und Verschraubungsundichtigkeiten auch bei hohem Druck sind ebenfalls ein NoGo. Man sollte vor allem auf blinde Enden, Knick- und Scheuerstellen oder Schlauchsenken achten, an diesen Stellen treten Undichtigkeiten in der Regel zuerst auf. Verstopfungen in den Düsen sind sofort zu entfernen. Sie stören das Spritzbild und gefährden den Behandlungserfolg massiv. Für unterwegs empfiehlt sich eine weiche Bürste, für die Frühjahrs-Grundreinigung ein Ultraschallbad, das in professioneller Ausführung ab cirka 200 Euro erhältlich ist. Wenn Düsen beim Abstellen der Spritzleitung nachtropfen sollten, müssen die Rückschlagventile gereinigt werden. Am Spritzgestänge müssen natürlich Höhenverstellung, Schwingungs- und Hangausgleich voll funktionsfähig sein. Bei mechanischen Bauteilen wie Stoßdämpfern, Gummipuffern, Klappgelenken usw. genügt ein Austausch bei Verschleiß.
Ein- und Auswintern sowie TÜV nicht vergessen
Im Frühjahr ist eine Rundumkontrolle der Spritze mit Fett für die Schmierstellen, einem Spannen der ggf. beim Einwintern entspannten Keilriemen bzw. einer Kontrolle der Antriebsketten Pflicht. Außerdem sollte der erste Blick der TÜV-Plakette gelten, denn seit letztem Jahr sind nahezu alle Pflanzenschutzspritzen im professionellen Einsatz zu einer Gerätekontrolle im dreijährigen Rhythmus verpflichtet.
Fazit
Kontroll- und Wartungsarbeiten sind nicht sonderlich beliebt, aber kurze unterjährige Kontrollen und ein intensiverer Rundgang zum Jahresende und Saisonstart tragen zu einer sicheren Funktion der Spritze und damit entscheidend zum Behandlungserfolg bei. Wenn man in Betracht zieht, dass Landwirte heutzutage für Pflanzenschutzspritzen mit großen Arbeitsbreiten und diversen technischen Finessen hohe fünfstellige Summen ausgeben, sind die Kontrollen das Geld sowie den Zeit- und Wartungsaufwand auf jeden Fall wert.