„Blech mit Loch“ oder geräteseitige Zugeinrichtungen

In den vergangenen Beiträgen haben wir Verbindungseinrichtungen mit dem Schwerpunkt auf der traktorseitigen Zugeinrichtung beschrieben. Verbindungseinrichtungen bestehen aber aus zwei Komponenten, aus der traktorseitigen Zugeinrichtung und der geräteseitigen Zugöse, die in dieser Folge im Mittelpunkt stehen – Wichtig: Beim ersten Kuppeln auf Herstellerangaben achten

Walterscheid Werkstatt-Tipp 8: „Blech mit Loch“ oder geräteseitige Zugeinrichtungen

Foto unten: Vergleich der Zugösen DIN 74054 (unten) und DIN 11026 (oben). Der vertikale Bewegungswinkel ist wichtig, wie die beiden nebenstehenden Abbildungen zeigen. Durch die Kombination einer 40 mm dicken Zugöse (Kupplung links) in einem zu kleinen Maul ist die Bewegung mit gefährlichen Folgen deutlich eingeschränkt.

Bei der geräteseitigen Zugeinrichtung gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Ösen mit verschiedenen Geometrien, Anforderungen und Standards. Für die meisten Anwender spielt die geräteseitige Zugeinrichtung keine große Rolle, weil sie „gottgegeben“, eben einfach vorhanden ist. Diese wird salopp oft als „Blech mit Loch“ betrachtet. Hat diese ein Loch und der Traktor einen Bolzen, dann wird gekuppelt und die Dinge nehmen ihren Lauf.

Durch unterschiedliche Geometrien und Abmessungen verlangen auch Zugösen die passende Kupplung. Haben Sie schon einmal versucht, einen deutschen Schuko-Stecker in eine italienische Steckdose zu stecken? Eine Situation, die jeder sicherlich kennt. Stellen Sie sich vor, der Schuko-Stecker ist eine Lkw-Zugöse und die italienische Steckdose eine landwirtschaftliche Bolzenkupplung. Richtig, diese Kombination wird nicht funktionieren. Grund hierfür ist die unterschiedliche Geometrie einer Nutzfahrzeugzugöse und einer landwirtschaftlichen Zugöse und die daraus resultierende Gestaltung der aufnehmenden Bolzenkupplung.

Walterscheid Werkstatt-Tipp 8: „Blech mit Loch“ oder geräteseitige Zugeinrichtungen

Dies sind Beispiele unterschiedlicher DIN-Zugösen.

Walterscheid Werkstatt-Tipp 8: „Blech mit Loch“ oder geräteseitige Zugeinrichtungen

Vergleich der Zugösen DIN 11026 (unten bzw. vorn) und DIN 74053.

Die landwirtschaftliche Zugöse, zum Beispiel nach DIN 11026, hat einen Außendurchmesser von 100 mm, die Nutzfahrzeugzugöse nach DIN 74053 hingegen 115 mm. Aufgrund der Maulgrundtiefe und der Bolzenlage der landwirtschaftlichen Anhängekupplung passen diese Nutzfahrzeugzugösen vielleicht gerade so in landwirtschaftliche Kupplungen. Jedoch sind die notwendigen Freiräume, die eine Bewegung in jede Richtung ermöglichen, stark eingeschränkt.

Da heute Traktoren mehr und mehr auch im Straßenbau zum Einsatz kommen und hier auch Lkw-Transportanhänger im Einsatz sind, kommt es unweigerlich zu derartigen Vermischungen und gefährlichen Verbindungen. Obwohl die Verbindung vermeintlich passt, sind die Bewegungswinkel der Zugöse in dieser Kombination stark eingeschränkt und führen unweigerlich zu einem extremen Verschleiß bis hin zu mechanischen Verformungen und sogar zum Ausfall.

Walterscheid Werkstatt-Tipp 8: „Blech mit Loch“ oder geräteseitige Zugeinrichtungen

Die Schwenklager-Zugöse: Bolzen und Zugöse haben denselben Durchmesser. Das vermindert Spiel zwischen Öse und Bolzen und vemindert kleine „Schläge“ bei der Fahrt.

Walterscheid Werkstatt-Tipp 8: „Blech mit Loch“ oder geräteseitige Zugeinrichtungen

Anhand dieses Beispiels wollen wir Sie für dieses Thema sensibilisieren. DIN- beziehungsweise ISO-Normen stehen immer auf den Zugeinrichtungen und sollten mit den Angaben auf der Traktorkupplung übereinstimmen. Nur so ist eine sichere Verbindung zwischen Zugmaschine und Gerät gewährleistet.

Ein weiteres Beispiel ist der Vergleich zweier landwirtschaftlicher Zugösen, DIN 74054 und DIN 11026. Beide Zugösen haben den gleichen Außendurchmesser, nämlich 100 mm, und den gleichen Innendurchmesser von 40 mm. Der Unterschied zwischen diesen beiden Normen liegt in der Dicke der Ösen. Nach DIN 74054 sind diese 30 mm dick, nach DIN 11026 aber 40 mm. Jede dieser Zugösen verlangt ihr eigenes Zugmaul, um die erforderlichen Bewegungswinkel zu gewährleisten. Hierbei ist der vertikale Bewegungswinkel wichtig, da dieser durch die Kombination einer 40 mm dicken Zugöse in einem zu kleinen Maul erhebliche Bewegungseinschränkungen zur Folge hat. Die Angabe der Zugösennorm ist direkt oben auf der Öse eingeprägt (seltener auf dem Typenschild der Zugöse) Diese Norm muss dann auch auf dem Typenschild der zu verwendenden Anhängekupplung am Traktor angegeben sein.

Marktseitig gibt es verschiedene Modelle für verschiedene Standards. Teilweise müssen diese durch kleinere Umbaumaßnahmen, die durch den Hersteller vorgegeben sind, auf die jeweilige Zugöse angepasst werden. Walterscheid bietet mit den Modellen der KU 2000 Baureihe sogenannte „Allesfresser“.

Die KU 2000 Baureihe ist durch ihr Design und ihre Konstruktion nahezu für alle gängigen Zugösen geeignet. Dennoch sollten Sie vor dem ersten Kuppeln einer neuen Verbindungseinrichtung immer die Herstellerangaben auf den Typenschildern abgleichen, ob diese Kombination so genutzt werden darf.

Zugösen wird häufig ein schlechterer Komfort nachgesagt, da der Innendurchmesser der Öse immer etwas größer sein muss als der Außendurchmesser des Kuppelbolzens. Dieses Spiel zwischen Öse und Bolzen macht sich durch kleine „Schläge“ bemerkbar. Dennoch stellt die Kombination von Zugöse und Bolzenkupplung eine sichere Verbindung dar.

Um die Vorteile einer spielfreien Kugel-80 Anhängung auf Bolzenkupplungen zu übertragen, gibt es eine Reihe von Schwenklager-Zug-ösen. Hierbei haben Bolzen und Zugöse denselben Durchmesser. Die eigentliche Zugöse ist hierbei sowohl axial als auch radial schwenkbar gelagert.

Besonders bei schweren Bodenbearbeitungsgeräten, ab Arbeitsbreiten von 7,5 m, zeigt diese Anhängung Vorteile gegenüber einer Kugel 80 oder auch Zugpendel-Anhängung.

Bedingt durch starke Verschmutzungen und höherem Verschleiß kommen Kugel 80-Systeme hier oft an ihre Grenzen. Es gibt bereits einige Hersteller von Bodenbearbeitungsgeräten, die den Einsatz eines Kugelsystems nicht mehr anbieten. Klassische Zugpendel-Zugösen haben ringförmige Zugaugen. Das vorhandene größere Spiel zwischen Zugauge und Bolzen verringert den Komfort und belastet Maschine und Fahrer. Hier ist die Schwenklager-Zugöse eine gute Alternative.

Walterscheid bietet durch die Vereinheitlichung der Anschlussgeometrie am Flansch der Zugösen und den Anschraubplatten für jede Anwendung die passende Zugeinrichtung.

Überprüfen Sie bei Ihrem nächsten Kuppelvorgang einfach mal Zugöse und Kupplung. Oft erzählen die Zugmäuler schon beim Betrachten ihre Geschichte, da sie bei fehlerhaften Kombinationen Verschleiß zeigen. Denken Sie immer daran, dass das Fahren mit nicht genehmigten Kombinationen, zum Beispiel aus LoF Kupplung mit einer Nutzfahrzeug-Zugöse, unter Umständen zum Verlust der Betriebserlaubnis und dadurch zum Verlust des Versicherungsschutzes führen kann. Gerne helfen Ihnen hierbei die Walterscheid-Servicepartner, damit Sie auch in Zukunft immer richtig kuppeln.

Walterscheid Werkstatt-Tipp 8: „Blech mit Loch“ oder geräteseitige Zugeinrichtungen

Die KU 2000 Baureihe von Walterscheid ist durch ihr Design und ihre Konstruktion nahezu für alle gängigen Zugösen geeignet.


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