„Kollateralschäden verhindern“

Auswirkungen der EU-Pläne zur Reform der CO2-Flottengrenzwerte auf andere Anwendungsfelder, wie Traktoren und Landmaschinen, werden vollkommen ignoriert.

VDMA Landtechnik: „Kollateralschäden verhindern“

Der neue VDMA Landtechnik Geschäftführer Dr. Tobias Ehrhard: „Antriebsalternativen für leistungsstarke Landmaschinen nicht in Sicht.“

Die Entscheidung im EU-Parlament über eine Reform der CO2-Flottengrenzwerte, die de facto zum Verbrenner-Aus für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge führen dürfte, kommentiert Dr. Tobias Ehrhard, Geschäftsführer des VDMA-Fachverbandes Landtechnik:

„Nachhaltigkeitsziele stringent zu verfolgen, ist politisch notwendig, auch mit Blick auf Emissionen im Mobilitätssektor. Dieser richtige Ansatz darf allerdings nicht zu weiteren Kollateralschäden führen.

Die Auswirkungen der aktuellen EU-Pläne zur Reform der CO2-Flottengrenzwerte auf andere Anwendungsfelder, etwa Landmaschinen und Traktoren, werden in Brüssel offenbar vollkommen ignoriert. Anders als im Pkw-Segment sind Antriebsalternativen zum Verbrennungsmotor insbesondere für schwere und leistungsstarke Landmaschinen keinesfalls in Sicht.

So werden beispielsweise Mähdrescher aufgrund ihres Einsatzprofils auch in absehbarer Zukunft, auch über das geplante Verbrenner-Aus im Jahr 2035 hinaus, auf flüssige Energieträger mit hoher Energiedichte angewiesen sein. Schließlich müssen diese Maschinen während der Erntekampagne, die sich nur über wenige Wochen im Jahr erstreckt, nahezu rund um die Uhr verlässlich laufen.

Sofern wir nicht auf fossile Energieträger, sondern auf nachhaltige E-Fuels sowie Kraftstoffe biogenen Ursprungs setzen, können auch Landmaschinen und Traktoren mit modernen und effizienten Verbrennungsmotoren nahezu emissionsfrei und zeitnah auch klimaneutral betrieben werden.

Sollte sich die geplante EU-Flottenregulierung für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge in der aktuell geplanten Form durchsetzen, könnte dies mittelbar auch weitreichende Konsequenzen für die Agrarwirtschaft haben.

Zum einen ist zu befürchten, dass Investitionen in alternative Kraftstoffe ausbleiben, womit die erforderlichen Skaleneffekte in der Kraftstoffproduktion nicht realisiert werden können. Zum anderen ist bereits heute absehbar, dass sich ein schleichender Know-how-Verlust in Forschung und Entwicklung, aber auch in der Produktion einstellen könnte: Damit könnte mittelfristig die problemlose Verfügbarkeit moderner Verbrennungsmotoren auf dem Spiel stehen. Auf jeden Fall aber wäre der Produktions- und Entwicklungsstandort Europa für den Verbrennungsmotor und seine Peripherie akut gefährdet, was angesichts des unerreicht hohen Technologie- und Nachhaltigkeitsniveaus europäischer Unternehmen keinesfalls ein wünschenswertes Szenario darstellt.

Was wir jetzt benötigen, sind verlässliche Rahmenbedingungen für nachhaltige Investitionen in Forschung, Entwicklung und Produktion. Denn die Chancen für die klimafreundliche Nutzung von Verbrennungsmotoren, die E-Fuels und Biokraftstoffe beim Einsatz in der Landwirtschaft bieten, liegen auf der Hand. Wir wollen sie aktiv nutzen – technologieoffen und ergebnisorientiert.“


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