Universeller Helfer und sonntags Spaßfahrzeug

Mit intensivem Einsatz verteilen sich die hohen Anschaffungskosten relativ schnell – Bei Arbeitseinsätzen ist der Dieselantrieb erste Wahl – Spaßfaktor als Nebeneffekt – eilbote Tester Martin Abderhalden berichtet von seinen eigenen Erfahrungen

UTV: Universeller Helfer und sonntags Spaßfahrzeug

Die Auswahl an UTV ist groß – jedes hat seine Vor- und Nachteile.

UTV: Universeller Helfer und sonntags Spaßfahrzeug

Kubota bietet professionelles Zubehör wie ein Hubwerk und Hydraulik-Anschlüsse vorn. Dank Hydrostat sind so auch Schneeräumen und andere Einsätze möglich.

UTV (Utility Task Vehicle) sind überall auf Landwirtschaftsbetrieben, im Kommunaleinsatz oder auch im Gartenbau anzutreffen. UTV – auch Side by Side Fahrzeuge werden sie genannt, da sie im Gegensatz zu ATV/Quads, auf denen man hintereinander sitzt, über zwei Sitze nebeneinander verfügen. Zudem entfällt so auch die Helmtragepflicht. Die wendigen, handlichen und mit sehr geländetauglichem Fahrwerk ausgestatteten Nutzfahrzeuge haben sich zuerst auf Farmen in Übersee und nun auch europaweit etabliert. Entsprechend der recht hohen Anschaffungskosten können sie mit einer Halb- oder Vollkabine, Ladepritsche und einer ordentlichen Nutzlast-/Anhängelast trumpfen. Der Einsatzbereich der UTV reicht vom Hof und Feld vielerorts auch über Alpbewirtschaftung bis in den Forst, wo sie ihre Qualitäten im teils extremen Gelände ausspielen können. Auch bei kurzen Fahrten bieten die Fahrzeuge mit Kabine einen prima Schutz, Sicherheit und Komfort. Aufgrund der leichten Bauweise sind sie auch sehr bodenschonend. Die Nutz-und Anhängelast ist gegenüber einem Quad wesentlich größer, was sich wiederum auch auf den Anschaffungspreis niederschlägt. Fast unzählige Anbaugerätevarianten und Zubehörsätze bieten viele Möglichkeiten, das Fahrzeug auch für den Winter- oder Kommunaleinsatz umzurüsten und so noch vielfältiger zu nutzen.

Vor der Anschaffung: Zuerst Anforderungskatalog erstellen

Die Auswahl an Anbietern und verschiedenen Modellen und Ausführungen ist sehr groß. Vor einer Neuanschaffung lohnt es sich, erst einmal die Anforderungen zu notieren. Die Grundsatzfrage ist: Was will ich damit machen? Dient es nur für gelegentliche Fahrten, als Spaßfahrzeug, oder steht der tägliche Einsatz auf dem Betrieb an? Danach richten sich dann auch die Ausstattungsvarianten und Zubehöranforderungen. Für den Arbeitseinsatz ist es sicher richtig, ein robustes Fahrzeug mit einer soliden, kippbaren Ladepritsche, möglichst viel Stauraum und hoher Nutzlast auszuwählen. Das Budget für einen anständigen UTV ist etwa bei 20.000 Euro anzusetzen, mit Kabine und etwas Zubehör kommen da schnell nochmals 6.000 Euro hinzu.

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Sehr viel Fahrkomfort bietet diese Vollkabine mit Kurbelscheiben in den Türen.

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Prallschutzbleche als nachgerüstetes Zubehör schützen die Wellen und Manschetten vor Steinschlägen und Hindernissen auf dem Boden, wie zum Beispiel Äste.

Besitzer nach Erfahrungen fragen

Ein direktes Gespräch mit einem Bekannten oder einem Besitzer, der bereits ein UTV hat, kann sehr hilfreich sein. Ein guter Händler kann immer Referenzen vorweisen und stellt auch den Kontakt her. Man sieht schnell, wo die Fahrzeuge ihre Schwächen und Stärken haben, welcher Service passt, und kann so vom Erfahrungsaustausch profitieren. Sehr wichtig ist besonders auch eine Probefahrt vor dem Kauf. Gerade wenn man ein Gebrauchtfahrzeug kaufen möchte, ist das unerlässlich. Hier gilt es besonders vorsichtig zu sein, denn oft werden die Fahrzeuge wegen des hohen Anschaffungspreises erst eingetauscht, wenn sie am Ende ihrer Lebenszeit sind.

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UTV sind erstaunlich geländegängig und steigfähig, hierfür reichen aber normale Straßenreifen nicht.

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Bei uns hat sich der Rundum Anfahrschutzbügel bestens bewährt. Das schont teure Kunststoffteile.

Welcher Antrieb?

Auch hier gibt es mehrere Varianten, wobei sich der Diesel im Arbeitseinsatz etabliert hat. Es kommen meistens 3-Zylinder-Dieselmotoren mit 850 – 1200 cm3 und um die 24 PS zum Einsatz. Diese sind recht sparsam, mit den heutigen Kaltstartsystemen gibt es auch im kalten Winter kein Problem. Im Funbereich ist der Benziner wegen seiner Spritzigkeit und der Leistung beliebt. Die Motoren sind praktisch immer vor der Hinterachse untergebracht, da sonst schlichtweg kein Platz ist. Das ist zwar für die Wartungszugänglichkeit nicht sehr förderlich, wobei aber die UTV im Wartungsanspruch recht bescheiden sind.

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Mit einer Nutzlast von bis zu 500 kg kann ordentlich was zugeladen werden. Die Pritsche sollte Palettenmaße aufnehmen können und kippbar sein.

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Durch die meist einstellbare Einzelradaufhängung ist jede Menge Fahrspaß im Gelände garantiert.

Keilriemen-Variator oder Hydrostat

Der am meisten verbreitete Antrieb ist der CVT Keilriemen-Variator. Bei diesem wird durch das Schließen oder Öffnen der variablen Scheiben die gewünschte Übersetzung erreicht und an das mechanische Getriebe weitergegeben. Ist der Riemen verschlissen, kann ein neuer montiert werden. Als Vorteile sind der einfache Aufbau und die Wartungsfreundlichkeit erwähnenswert. Was diese Antriebsart aber nicht verträgt, sind hohe Belastungen und ständige Fahrtrichtungswechsel, wie sie beispielsweise beim Schneeräumen der Fall sind. Hier kann der hydrostatische Antrieb, wie ihn zum Beispiel Kubota verbaut, natürlich trumpfen. Diesem machen solche Belastungen wenig aus, zudem ist das Fahren auch feinfühliger möglich. Der kompliziertere Aufbau macht das Modell aber auch teurer und erfordert mehr Wartung. Bei vielen UTV Modellen ist leider keine richtige Schaltkulisse vorhanden, die den versehentlichen Wechsel oder das Überspringen in den nächsten Gang vermeiden. Ansonst ist das Fahren mit den UTV sehr einfach: Gang einlegen, Bremse los und Gas geben. Durch das Loslassen des Gaspedals wird die Geschwindigkeit dann wieder verringert, zum Abbremsen braucht es beim CVT Antrieb aber das Bremspedal. Beim hydrostatischen Antrieb regelt dieser das selbst, und die Fußbremse kommt viel weniger zum Einsatz.

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Die Bedienung der UTV ist durchgehend sehr einfach und selbsterklärend. Schnickschnack gibt’s nicht, sondern nur das Nötigste.

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Mit Anhängelasten um die 900 kg ist der Einsatz von UTV bei leichten Transporten sehr praktisch.

Die richtige Bereifung

Bereifungstechnisch ist die Auswahl nicht sehr groß. Meist gibt es einen Allround- Geländereifen mit griffigem Stollenprofil, Rasenreifen oder die Straßenbereifung im Angebot.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Stollenprofile bei Fahrten auf festem Untergrund wie Asphalt oder Beton vor allem an den vorderen Rädern recht schnell mittig abnutzen. Nicht zu unterschätzen ist auch die Lärmentwicklung der Stollen bei schneller Straßenfahrt. Wer viel auf der Straße unterwegs ist, ist also mit dem Straßenreifen besser bedient. Zudem sind diese im Preis günstiger. Hier ist zu beachten, dass die Nutzlast mit fast 380 kg pro Reifen einen hohen Traglastindex benötigt. Beispielsweise beim John Deere Gator gibt es den nur bei einer Reifenmarke und einem Stollenprofil. Ein Fahrwerk mit Einzelradaufhängung garantiert hohen Fahrkomfort im Gelände – und wenn dies in der Härte einstellbar ist, lässt sich auch die Zuladung anpassen.

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Möglichst viele Staufächer, die auch dicht verschlossen werden können, gehören dazu.

UTV: Universeller Helfer und sonntags Spaßfahrzeug

Praktisch: Die kippbare Pritsche.

Komfortable Kabine

Wird das UTV nur kurzzeitig genutzt, sind die Anforderungen an den Kabinenkomfort sicher anders, als wenn man längere Fahrzeiten absolviert oder täglich bei jedem Wetter unterwegs ist. Dann sollte man sich eine geschlossene Vollkabine mit Heizung oder für den Sommer mit Klimaanlage leisten. Durch das Anbringen von zusätzlichen Schalldämmmatten kann man noch den Geräuschpegel etwas reduzieren. Ausstellbare Scheiben sorgen für viel Frischluft. Verstellbare Fahrersitze und ein einstellbares Lenkrad erlauben eine schnelle Anpassung an den Fahrer. Im Sommer nicht sehr angenehm sind dunkelfarbene Sitzbezüge, die sich bei direkter Sonneneinstrahlung so stark erwärmen, dass ein Sitzen mit kurzer Hose kein Vergnügen ist. Sind im Fahrzeug Sitzgelegenheiten für drei Personen vorhanden, ist das natürlich sehr praktisch. Leider dürfen diese aber aus gesetzlichen Gründen nicht auf öffentlichen Straßen genutzt werden, denn bisher sind nur zwei Sitzplätze zugelassen.

Braucht man das Fahrzeug nur für kurze Distanzen, ermöglichen einfach zu demontierende Türen ein schnelleres Auf- und Absteigen. Je nach Ausstattung ist bei einem UTV eine Zuladung um die 400 bis 500 kg möglich. In der Regel reicht eine manuell kippbare Ladepritsche aus. Wichtig ist, dass sie genügend groß und robust ist sowie Befestigungspunkte für Spanngurte hat. Mit einer Anhängelast um die 900 kg lässt sich schon mal ein Pkw-Anhänger ziehen, viel mehr ist aber nicht drin.

Stauraum und Zubehör

Wovon nie genug da sein kann, ist Stauraum. In der Praxis ist es immer von Vorteil, wenn ein Werkzeugkasten oder Utensilien trocken und geschützt untergebracht sind. John Deere und Kawasaki bieten hier unter der Sitzbank viel Platz mit schön abgedichteten und verschließbaren Staufächern.

Das Zubehör ist immer vom Einsatz abhängig. Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass eine gute Ausleuchtung mit leistungsfähigen Zusatzscheinwerfern vorn und hinten unerlässlich ist. Besonders beim Einsatz im Gelände oder mit Vieh sind ein Rundum-Anfahrschutz und ein Rammbügel vorn sehr praktisch und schützen die teuren Kunststoffteile effizient. Eine Unterbodenschutzplatte oder Steinschlagschützer beugen Beschädigungen am Fahrwerk vor. Wer beispielsweise eine Seilwinde oder weiteres Zubehör nachrüsten möchte, hat je nach Hersteller eine verschieden große Auswahl.

Für uns hat sich jedenfalls die Investition in einen UTV gelohnt, und er ist fast täglich auf dem Betrieb für verschiedenste Arbeiten im Einsatz. Gerade die einfache Bedienung und die Wendigkeit, kombiniert mit dem nutzbaren Laderaum, sind seine großen Stärken. Die hohen Anschaffungskosten verteilen sich umso schneller, je mehr das Fahrzeug eingesetzt wird. Und ein wenig darf man es auch als Hobby sehen.


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