Klaipeda nimmt Verschiffung von ukrainischem Getreide auf

Beim Aufbau alternativer Transportrouten für die von Russland blockierten Schwarzmeerhäfen kann die Ukraine zumindest einen kleinen Erfolg verbuchen. Nach Angaben der „Financial Post“ sind die ersten Güterzüge mit ukrainischem Getreide im litauischen Klaipeda eingetroffen und können von dort demnächst verschifft werden.

Der Sprecher der litauischen Eisenbahngesellschaft, Mantas Dubauskas, geht davon aus, dass künftig jeden Tag mindestens ein Güterzug mit jeweils rund 1.500 Tonnen Getreide oder anderen Agrarprodukten abgefertigt werden kann. Das würde mit knapp 50.000 Tonnen im Monat zwar nur einem Bruchteil der bis zu 6 Mio. Tonnen entsprechen, die vor dem Krieg über die ukrainischen Seehäfen exportiert wurden. Zusammen mit anderen Ersatzrouten, beispielsweise über die Donau und auf dem Landweg, könnte so aber zumindest ein nennenswerter Teil der früheren Ausfuhren erreicht werden.

Ein Hauptproblem bei den Transporten auf dem Schienenweg sind die unterschiedlichen Spurweiten der einzelnen osteuropäischen Länder. Die in Klaipeda ankommenden Züge kommen beispielsweise über Polen und müssen zuvor an der polnisch-ukrainischen Grenze erst umständlich umgeladen oder umgerüstet werden. Medienberichten zufolge erwägen die USA allerdings, Weißrussland im Tausch für einen Transitkorridor zwischen der Ukraine und dem Baltikum Erleichterungen bei den gegen den russischen Alliierten verhängten Sanktionen in Aussicht zu stellen. Da hier die gleichen Spurweiten gelten, könnten damit theoretisch deutlich größere Mengen nach Klaipeda und andere Ostseehäfen geliefert werden.

Das britische Verteidigungsministerium bleibt unterdessen skeptisch, was die Exportfähigkeit der Ukraine angeht. In einem seiner jüngsten „Daily Intelligence Updates“ geht das Verteidigungsressort in London davon aus, dass die zwischenzeitlich aufgebauten und auch die absehbaren ukrainischen Binnenexportmechanismen nicht ausreichen werden, um den Ausfall der Seehäfen adäquat zu kompensieren. Es sei daher damit zu rechnen, dass es bei wichtigen Agrarrohstoffen vorläufig bei Lieferengpässen und hohen Preisen bleibe. 


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