Getreidediebstahl

Die ukrainische Regierung wirft Russland den massenhaften Diebstahl von Getreide vor. Die Regierung in Kiew bestätigte Berichte, laut denen zwischenzeitlich schon mehrere hunderttausend Tonnen aus den besetzten Landesteilen in Richtung Russland verfrachtet worden sind.

Der stellvertretende ukrainische Landwirtschaftsminister Taras Vysotsky wies darauf hin, dass in den betroffenen Regionen keine strategischen Getreidevorräte vorhanden seien und dort somit Versorgungsengpässe drohten. Er sieht Moskau deshalb in einer Reihe mit dem Sowjet-Regime und kündigte an, man werde diese Diebstähle nach der „Taktik des frühen 20. Jahrhunderts“ dokumentieren und internationalen Gerichten vorlegen.

Die Ukraine konnte unterdessen ihre Agrarausfuhren aus den freien Gebieten im April gegenüber dem Vormonat deutlich steigern. Mit geschätzten 1,2 Mio. Tonnen Getreide und Ölsaaten blieben die Exporte gleichwohl weit unter denen früherer Zeiten, als monatlich bis zu 6,0 Mio. Tonnen über die jetzt blockierten Seehäfen umgeschlagen wurden. Die ukrainischen Landwirte stehen damit vor einem weiteren Problem.

Marktanalysten von APK-Inform gehen davon aus, dass die Lagerkapazitäten der Ukraine wegen der nicht erfolgten Ausfuhren im Sommer noch zu mehr als einem Drittel mit alterntiger Ware gefüllt sein werden. Auch wenn die Ernte 2022 absehbar deutlich kleiner ausfallen wird als die vorjährige, dürfte der verfügbare Lagerraum für das Aufkommen nicht ausreichen. Dass Russland im Kriegsgebiet systematisch Lager- und Umschlagkapazitäten zerstört, verschärft die Lage noch.


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