Nach künstlichem Boomjahr wieder auf Normalmaß geschrumpft

„Regelwerk-Monopoly“ verstärkt zyklische Effekte – Asien-Hype vorbei?

Traktorenmarkt Europa 2018: Nach künstlichem Boomjahr wieder auf Normalmaß geschrumpft

Vom Nachfragerückgang waren zunächst einmal die großen Märkte Italien (-18,8 %), Deutschland (- 17,8 %) und Polen (- 16,1 %) betroffen, in geringerem Maße Frankreich (-9,3 %) und Spanien (-9,2 %). In mittelgroßen Märkten wurden Hersteller und Handel vor allem in Dänemark (-25,6 %) , Österreich (-22,4 %) und Finnland (-19 %) mit schwächerer Nachfrage konfrontiert. Völlig atypisch entwickelte sich der kroatische Markt (+43,9 %), was teilweise mit einem explosionsartigem Marktanteilszuwachs von Belarus und einigen „Newcomern“ zu erklären ist. Uneinheitlich verlief auch die Absatzentwicklung einer Reihe von Marken. So konnte z.B. Kubota auf etlichen Märkten an die Vorjahreserfolge nicht mehr anknüpfen, einige Traditionsmarken verzeichneten überdurchschnittliche Einbrüche, wie etwa Traktoren der Same-Deutz- und der ARGO-Gruppe. Auch AGCO, eigentlich über alle Leistungs- und Preissegmente hinweg sehr gut aufgestellt, musste bei einigen seiner Marken Nachfrageeinbußen hinnehmen.

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Zurück zur Normalität – Deutschland

Bessere Erzeugerpreise und die massive Trockenheit im Norden und Osten der Republik sorgten 2018 für ein Wechselbad der Investitionsgefühle und begünstigten den Absatz einzelner Hersteller im mittleren und unteren Preissegment sowie im Leistungsbereich von 101–150 PS. Das mag mit dem anhaltenden Strukturwandel im Vertrieb zu tun gehabt haben sowie mit einigen vorgezogenen Verkäufen im Leistungsbereich über 130 kW. Anders ist es kaum zu erklären, dass Case IH/Steyr (+7,2 %) und John Deere (+ 4,3 %) mehr Traktoren verkaufen konnten als im Vorjahr. Eine Überraschung bleibt, dass Belarus wie Phönix aus der Asche (+31,7 %) aufstieg und seinen Marktanteil fast verdoppeln konnte, während nahezu alle anderen Marken teilweise massive Absatzeinbrüche hinnehmen mussten. Am stärksten betroffen: Kubota (-51,6 %), Traktoren der Same-Deutz-Gruppe (-45,9 %) und AGCO (-12,8 %), vorwiegend bedingt durch ein Minus bei Massey Ferguson-Verkäufen (-32,4 %). Deutlich moderater fiel die Abschwächung der Nachfrage bei New Holland (-8,9 %), Claas (-7,7 %) und Fendt (-6,8 %) aus. Besonders hart traf der Absatzrückgang kleinere Marken im unteren Leistungssegment wie Foton/Lovol (-51,8 %) und Lindner (-35,1 %). Allerdings hatten diese im Vorjahr überdurchschnittlich vom Mangel an kleinen Gebrauchtmaschinen profitiert. Auf den Podiumsplätzen baute John Deere als Primus der Branche seinen Vorsprung gegenüber Fendt aus, während sich Case/Steyr als Nummer drei gegenüber Claas durchsetzen konnte.

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Moderat trotz politischer Turbulenzen – Frankreich

Angesichts der positiven Erzeugerpreisentwicklung und des ungebrochen hohen Stellenwertes der Landwirtschaft in der französischen Politik verlief der Nachfragerückgang (-9,3 %) nach Traktoren bei unseren französischen Nachbarn deutlich moderater. Auf dem ehemals größten Schleppermarkt Europas konnte lediglich CNH Industrial (+11 %) überdurchschnittliche Verkäufe verzeichnen. Während die Marken Fendt (+6,1 %) und Valtra (+2,1 %) zulegen konnten, schwächelte auch hier der Absatz von Massey Ferguson-Maschinen (-25,7 %) deutlich. Sowohl Claas (-7,3 %) als auch AGCO als Gruppe (-7,4 %) und John Deere (-5,1 %) mussten einen leichten Rückgang ihrer Traktorenabsätze hinnehmen. Massiv Federn lassen mussten auch auf diesem Markt Kubota (-48,7 %), die Argo-Gruppe (-36,9 %), und die Same-Deutz-Gruppe (-31,4 %). Bei allerdings niedrigen Stückzahlen konnten dagegen die ‚Spezialisten‘ JCB (+38,5 %) und Carraro (+24,4 %) überdurchschnittlich zulegen. Marktführer in Frankreich blieb 2018 John Deere, dicht gefolgt von New Holland und Fendt.

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Vereinigtes Königreich und Irland: Aufwind vorm Abschwung?

Im Vereinigten Königreich war schon immer alles etwas anders. Nach wie vor liegen die Marktanteile der Hersteller gemäß einem ‚alten‘ Urteil des europäischen Gerichtshofs erst mit einem Jahr Verspätung vor. Immerhin wissen wir bereits, dass der britische Markt 2018 entgegen dem europäischen Trend um 0,6 % wuchs. Dabei konzentrierten sich die Verkäufe vor allem auf die Monate von März bis Juli bei nach wie vor wachsenden PS-Leistungen von mittlerweile durchschnittlich 166 PS. Angesichts der Unwägbarkeiten des Brexits entschieden sich zahlreiche Kunden für ‚besser jetzt kaufen‘. Ob sich die Datenlage nach einem Brexit ändern wird, bleibt abzuwarten. Das Vereinigte Königreich hat vermutlich dringendere Herausforderungen zu bewältigen. 2017 spiegelte der britische Markt in vollem Umfang die von der Mother-Regulation geprägte Jahresend-Rallye wieder: Massive Zuwächse bei kleinen und großen Playern wie Argo (+40,5 %), Agco (+33,6 %), John Deere (+16,9 %), und Kubota (+14,8 %). Weniger vom Marktgeschehen profitieren konnte die CNH-Gruppe (+2,9 %), abgehängt von der Entwicklung waren vermutlich aufgrund von Lieferengpässen Zetor (-36,5 %) und Claas (-27,6 %). In Irland werden Marktanteilszahlen der Hersteller selbst mit einem Jahr Verzögerung nicht veröffentlicht. Bekannt ist daher nur, dass der irische Traktorenmarkt 2018 entgegen den Erwartungen um 10 % auf 1.984 Einheiten anwuchs und damit sein bisher bestes Jahr seit der Finanzkrise des Jahres 2008 verzeichnete. Angesichts des drohenden Brexits, der für die Einkommensentwicklung auch der irischer Landwirte nicht ohne Folgen bleiben dürfte, haben die Farmer schon mal in ihren Maschinenpark investiert.

Zuversicht und Vertrauen in eigene Stärken: Niederlande und Belgien

Mit einem leichten Rückgang von nur 4,6 % auf 3.449 Einheiten blieb der Markt in den Niederlanden 2018 vergleichsweise stabil, nachdem er im Vorjahr einen Zuwachs von 9,1 % zu verzeichnen hatte. Wie im Vereinigten Königreich stehen hier die Daten erst mit einem Jahr Verzögerung zur Verfügung und sind im Hinblick auf die Verkäufe der einzelnen Marken daher wenig aktuell. Zunächst einmal hatten die klassischen Marken von der Jahresendrallye des Vorjahres profitiert, allen voran Massey Ferguson (+21,3 %), John Deere (+19,6 %), New Holland (+14,8 %), Case IH (+11,5 %), Claas (+10,5 %) und Fendt (+10,4 %). Sehr durchmischt waren die Ergebnisse der Anbieter im preiswerteren und weniger leistungsstarken Segment. Während Zetor (+27,3 %), Kioti (+17,4 %) und Kubota (+6,1 %) zulegen konnten, verkauften Iseki (-23,7 %), Valtra (-15,1 %), Deutz-Fahr (-8,0 %) und Steyr (-6,3 %) weniger Maschinen als 2016.

Ähnlich wie bei den Nachbarn entwickelte sich auch der Markt in Belgien im Jahr 2018 mit einem Minus von 2,5 % auf 2.298 Maschinen nur leicht rückläufig. Hier sind die Daten aktuell. Bei den preisbewussten belgischen Kunden konnten vor allem Steyr (+9,8 %), Massey Ferguson (+9,0 %), Case IH (+8,4 %) und New Holland (+6,4 %) vermehrt Abnehmer finden, während vor allem Valtra (-59,1 %), Kubota (-21,5 %), Deutz-Fahr (-21,2 %) und Landini (-18,2 %) weniger Maschinen verkaufen konnten. Der Absatz von Traktoren der Hersteller Fendt, John Deere und Claas gab ebenso leicht nach wie der gesamte belgische Markt das tat.

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Polen setzt auf klassische Ackerschlepper

Als sechstgrößter Markt in Europa ist unser östlicher Nachbar mit rund 9.000 verkauften Traktoren im Jahr 2018 nach wie vor ein Land, in dem jenseits der großen Player noch keineswegs alle Claims endgültig abgesteckt sind. Das zeigt die Stückzahlen-Achterbahnfahrt verschiedener Anbieter aus dem slawischen Sprachraum, in dem allen voran Belarus (-81,8 %), Ursus (-62,9 %), Farmtrac (-60,9 %) und Zetor (-33,7 %) 2018 das Nachsehen hatten. Im Vorjahr hatten diese teilweise massive Zuwächse erzielt. Im oberen und mittleren Preis- und Leistungssegment wurde offenbar aufgrund besserer wirtschaftlicher Lage der Betriebe einiger Nachholbedarf gedeckt, wovon vor allem Fendt (+41,3 %), New Holland (+22,5 %), John Deere (+18,8 %) und Case IH (+6,7 %) profitierten, während diesmal Deutz-Fahr (-39,4%), Claas (-33,6 %), Massey Ferguson (-30,1 %) und Kubota (-13,1 %) an Boden verloren. Massive Einbrüche musste insgesamt die Same-Deutz Gruppe (-39,4 %) hinnehmen.

Auf und Ab in den Alpenländern

Neben Dänemark war Österreich mit einem 22,4 %igen Einbruch auf etwas mehr als 4.300 Traktoren am zweitstärksten vom europaweiten Nachfragerückgang betroffen. Davon blieben auch die einheimischen Hersteller und solche mit Produktion in den direkten Nachbarländern nicht verschont, die im Vorjahr überdurchschnittlich gut verkauft hatten. Kein Wunder also, dass diesmal die Agco-Marken (-34,3 %), Same-Deutz (-40,3 %), die Argo-Gruppe (-74,5 %) und sogar Lindner (-62,7 %) deutliche Rückgänge zu verzeichnen hatten, während Kunden von John Deere (+76,8 %) nach einem deutlichen Einbruch im Vorjahr offenkundig einen Investitionsstau auflösten. Case IH/Steyr und New Holland (zusammen -7,9 %) sahen sich nur mit geringerem Nachfragerückgang konfroniert, Carraro (+8,5 %) konnte seine Verkäufe sogar steigern.

Mit einem Marktrückgang von ‚nur‘ 7,6 % auf etwa 2.200 Einheiten kam die Schweiz vergleichsweise glimpflich davon, wobei die Investitionsbereitschaft der Eidgenossen auch von Witterungseinflüssen getrübt wurde. Nachfragezuwächse gegenüber dem Vorjahr ergaben sich in den Leistungsbereichen 120–140 PS, 160–180 PS und oberhalb von 200 PS. Davon profitierten vor allem die Marken Valtra (+41,5 %), Deutz-Fahr (+28,8 %) und John Deere (+12,1 %) ebenso wie der heimische Spezialist Rigitrac (+36.8 %). An Boden verloren dagegen die typischwerweise alpenaffinen Anbieter Aebi (-24,6 %), Hürlimann (-21 %), Lindner (-35,4 %) und Carraro (-43,9 %). Duchwachsen waren auch die Verkaufserfolge der Agco-Marken (-12,2 %) mit Einbrüchen bei Massey-Ferguson (-22,3 %) und Fendt (-13,8 %) sowie der CNH-Gruppe (-11,9 %).

Auf dem knapp 1.500 Einheiten zählenden Markt Slowenien tummeln sich rund 25 Anbieter. Bei vielfach zweistelligen Verkaufszahlen ergeben sich entsprechend große prozentuale Schwankungen. Angesichts der landwirtschaftlichen Strukturen ist hier auch Platz für Newcomer aus dem asiatischen Raum sowie für kleinere europäische Anbieter, auch wenn die klassischen Marken zunächst einmal dominieren. Vom 5,5 %igen Marktzuwachs im Jahr 2018 profitierten vor allem Valtra (+76,9 %), Kubota (+62,5 %), Steyr (+39,8 %), Lamborghini (+22,7), die asiatische Marke Dong Feng/Lovol (+26,5 %) und Solis aus Indien (+25,0 %). Claas (+12,2 %) und Fendt (+11,8 %) wuchsen in etwa gleichem Umfang, John Deere (-7,8 %) musste sich mit weniger zufrieden geben. Alle Agco-Marken konnten Zuwächse verzeichnen und um +26,2 % zulegen, die CNH-Gruppe wuchs Steyr-sei-Dank um +10,4 %, während auch hier die Same-Deutz-Gruppe (-15,3 %) und die Argo-Gruppe (-10,9 %) an Boden verloren.

Traktorenmarkt Europa 2018: Nach künstlichem Boomjahr wieder auf Normalmaß geschrumpft
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Licht und Schatten in Europas Süden

Südeuropas Märkte sind aufgrund ihrer Topographie und der dort angebauten Kulturen breit gefächert und daher eine Top-Arena für Anbieter in allen Leistungs- und Preissegmenten des Gemüse-, Obst- und Weinbaus sowie der Spezialkulturen und des größerflächigen Ackerbaus. In zunehmendem Maße brechen hier asiatische Anbieter in die Phalanx der südeuropäischen Kompakttraktoren-Hersteller ein, und zwar mit Kampfpreisen und hohen Zuwachsraten, nicht aber notwendigerweise mit nachhaltigem Erfolg.

Abwechslungsreich wie seine Küche präsentierte sich der Traktorenmarkt Italien im vergangenen Jahr. Wer darauf gesetzt hätte, die heimischen Hersteller würden beim Nachfragerückgang um 18,8 % auf rd. 18.400 Maschinen am ehesten mit einem blauen Auge dovonkommen, sieht sich getäuscht. Nach Zuwächsen im Vorjahr brachen Goldoni (-68,8%), Carraro (-52,1 %), Ferrari (-28,3 %), Antonio Carraro (-21,6 %) ebenso ein wie Lamborghini (-39,1 %), Same (-34,8 %) und Pasquali (-43,5 %), ganz zu schweigen von Arbos (-93,6 %). Gefragt waren deutlich mehr Standardtraktoren und solche im oberen Preissegment wie Steyr (+17,6 %), Fendt (+17,2 %), Landini (+17,0 %), McCormick (+16,6 %), John Deere (+15,0 %) und Valtra (+14,7 %). Davon konnten Massey Ferguson (-25,4 %), Kubota (-14,1 %), New Holland (-10,6 %) und Claas (-7,6 %) allerdings nicht profitieren. Das derzeit politisch wie wirtschaftlich instabile Land wird auch im laufenden Jahr noch so manche Überraschung bereithalten.

Nach wie vor dominiert von den Marken John Deere und New Holland gab der Markt in Spanien 2018 nur um 9,2 % auf rund 11.300 Einheiten nach. Nachdem die ‚Kleinen‘ im Vorjahr außergewöhnlich gut abgeschnitten hatten, mussten sie 2018 deutlich den Rückwärtsgang einlegen, allen voran Landini (-47,2 %), BCS und Pasquali mit mehr als -39 % sowie McCormick (-34,7 %), Lamborghini (-33,8 %), Massey Ferguson (-28,2 %) und Claas (-25,5 %). Selbst die jüngst erfolgsverwöhnten asiatischen Marken Kubota (-18,5 %) und Kioti (-18,1 %) schwächelten auf dem spanischen Markt. Zulegen konnten dabei lediglich Deutz-Fahr (+9,1 %), Solis (+8,7 %) und John Deere (+3,1 %). Offenkundig hart am Wind segelte dabei die Argo-Gruppe (-44,0 %).

Rund 30 Marken teilen sich den von Gemüse-, Obst- und Weinbau sowie von Spezialkulturen geprägten Markt Portugal, der 2018 mit -3,6 % und knapp 5.800 Einheiten 2018 nur leicht rückläufige Tendenz aufwies. Licht und Schatten lagen selbst bei den fernöstlichen Anbietern dicht beieinander: Lovol (+416,7 %) verfünffachte seine Verkäufe, ebenso legten massiv zu: Solis (+59,8 %), Iseki (+37,7 %) und Daedong/Kioti (+ 22,5 %).

Dagegen brachen Mitsubishi (-46,9 %) und Kubota (-40,4 %) deutlich ein. Unter den klassischen Marken konnten vor allem Massey Ferguson (+68,9 %) und Valtra (+25,7) Boden für die Agco-Gruppe gut machen, während Nachfrage nach Traktoren der CNH-Gruppe (-15,2 %) mit den beiden Marken Case IH und New Holland in etwa gleichem Maß sank. Auch die Same-Deutz-Gruppe (-8,7 %) büßte Verkäufe ein, John Deere (+5,2 %) verkaufte dagegen einige Traktoren mehr als im Vorjahr.

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Teilweise unterkühlt – Die Märkte im Norden

Die Märkte Nordeuropas werden nach wie vor von den Global Playern dominiert, wobei Valtra als regionaler Marke aufgrund ihrer skandinavischen Wurzeln ein besonderer Stellenwert zu- kommt.

Als Nicht-EU-Markt blieb der Traktorenabsatz in Norwegen bei 3.213 Einheiten mit -3,1 % gegenüber dem Vorjahr quasi stabil. Nach schwächerem Abschneiden in Vorjahr profitierten vor allem John Deere (+30,2 %) und Fendt (+26,4 %) von der Auflösung des Investitionsstaus im Premiumsegment. Deutliche Abstriche dagegen mussten Kubota (-60,7 %), New Holland (-36,2 %) und Massey Ferguson (-24,6 %) machen, weniger stark von Rückgangen waren auch McCormick (-18,8 %), Deutz-Fahr (-15,3 %) Claas (-6,3 %), Case IH (-5,3 %) und Valtra (-0,9 %) betroffen. Mit einem Plus bei Iseki (+77,8 %) und mehr Verkäufen der Marke Lovol (+11,6 %) und dem oben genannten Minus von Kubota lagen Höhen und Tiefen vor allem bei den preiswerteren Kompakttraktoren dicht beieinander.

Mit einem Rückgang von 10 % pendelte sich der Markt in Schweden 2018 auf 3.000 Einheiten ein. Unter elf Anbietern konnten vor allem New Holland (+23,7 %), Case IH (+20,2 %) und Claas (+12,9 %) nennenswerte Zuwächse gegenüber dem Vorjahr erzielen. Zetor (-57,9 %), Massey Ferguson (-49,6 %) und Deutz-Fahr (-19,0 %) waren deutlich weniger nachgefragt, wobei Massey Ferguson im Vorjahr überdurchschnittlich zugelegt hatte. Der Absatz von Fendt-, John Deere- und Valtra- Traktoren bewegte sich 2018 auf Vorjahresniveau.

Nicht, dass ‚etwas faul wäre‘ im Staate Dänemark, aber unser nördlicher Nachbar blickt auf ein überaus schwieriges Verkaufsjahr 2018 zurück. Bei einem Minus von 25,6 % auf dem auf 1.400 Einheiten geschrumpften Markt hatten Hersteller und Vertriebspartner wenig Anlass zu Freude. Bleibt die Hoffnung auf ein hinreichend feuchtes Jahr 2019, ausreichende Futtererträge und anhaltend gute Milchpreise. Nahezu alle namhaften Hersteller büßten zwischen -17,4 und -24,7 % ihrer Vorjahresstückzahlen ein, am härtesten traf es Massey Ferguson mit -69,8 %. Noch einigermaßen gut behaupten konnten sich dagegen Claas (-2,6 %) und Deutz-Fahr (-11,1 %).

Im zweiten Jahr in Folge gab auch der Traktorenmarkt in Finnland nach, und zwar um 19 % auf gerade mal 1.300 Traktoren. Der unterdurchschnittliche Rückgang der Verkäufe von Valtra (-7,8 %) konnte der marktbeherrschenden Stellung (57,6 % Marktanteil) des Agco-Unternehmens nichts anhaben. Auch Fendt Traktoren (+21,0 %) und JCB Maschinen (+7,7 %) fanden in Finnland neue Käufer, während die meisten anderen Marken Nachfragerückgänge verzeichnen mussten. Am stärksten betroffen, wenn auch bei geringer Stückzahl, waren dabei Kubota (-88,0 %) und Zetor (-72,2 %). Bei Standardtraktoren aber auch Claas (-60,4 %), Massey Ferguson (-51,7 %), Deutz-Fahr (-46,7 %), Case IH (-43,5 %) und New Holland (-23,5 %). Einzig die Stückzahlen von John Deere blieben weitestgehend stabil.

Traktorenmarkt Europa 2018: Nach künstlichem Boomjahr wieder auf Normalmaß geschrumpft
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Mit kleinen und großen Schritten auf Wachstumskurs

Der Traktorenmarkt in der Tschechischen Republik verzeichnete 2018 mit etwas mehr als 2.300 Einheiten eine leichten Zuwachs von 3,5 % . Davon profitierten vor allem Traktoren der Marken Claas (+42,5 %), John Deere (+28,0 %), Kubota (+27,3 %) und Steyr (+23,1 %) sowie die Anbieter kompakterer Modelle bzw. Spezialisten wie Kioti (+51,2 %), Goldoni (+42,9 %) und JCB (+30,0 %). In geringerem Maße stieg die Nachfrage nach Traktoren von McCormick (+15,0 %), Massey Ferguson (+7,9 %), Case (+4,9 %) und New Holland (+2,6 %), während Deutz-Fahr (-13,2 %), Same/Lamborghini (-11,1 %), Tym (-5,7 %) und die Agco-Marken Fendt (-1,7 %) und Valtra (-1,5 %) etwas schwächer nachgefragt wurden. Untypisch heftig sank die Nachfrage nach Maschinen des Lokalmatadors Zetor (-30,9 %).

Massiven Aufwind verspürte der Markt in Kroatien, offenkundig von erheblichem technischen Nachholbedarf und Finanzierungshilfen aus EU-Strukturfonds unterstützt, der 2018 um 43,9 % auf über 1.200 Einheiten zulegte. Dass die kroatischen Kunden angesichts ihrer Einsatzverhältnisse und der dort angebauten Kulturen ähnlich wie portugiesische Kunden auf preis-attraktive Modelle und solche im unteren Leistungssegment setzten, ist kaum verwunderlich, aber der Hype um die Marke Belarus (+3.550 %!) war schon außergewöhnlich, ebenso wie die Zuwächse des lokalen Anbieters Labinprogres (+145,5 %), von Ferrari/Pasquali (+144,4 %), vom subkontinentalen Hersteller Tafe (+138,5 %), von Kubota (+85,0 %) sowie von Landini (+53,8 %). Bei weitestgehend zweistelligen Stückzahlen konnten sich lediglich CNH-Traktoren und Valtra (+10,0 %) passabel behaupten, während die Premium-Marken wie John Deere (-18,1 %) und Fendt (-16,2 %) sowie die Kompakten von Carraro (-20,0 %) deutlich einbra- chen.

Als ähnlich großer Markt blieb Bulgarien mit rund 1.300 Zulassungen und einem Rückgang von nur 2,2 % gegenüber dem Vorjahr vergleichsweise stabil. Während hier ein Quartett von Global Playern mit John Deere (+2,2 %), New Holland (+9,2 %), Kubota (-8,5 %) und Case IH (-11,7 %) über die Hälfte des Marktes vereinnahmt, teilen sich 15 Anbieter den Rest. Nennenswerte Zuwächse konnten dabei vor allem Massey Ferguson (+20,0 %), Claas (+15,6 %) und chinesische Traktoren (+118,2 %) erzielen. Deren Zuwächse gingen unter anderem auf Kosten von Valtra (-50,0 %), türkischen Hattat Maschinen (-32,0 %), Tümosan (-21,4 %) und Deutz-Fahr (-20,9 %). Aber auch Traktoren von Fendt (-29,3 %), Steyr (-21,6 %) und Case IH (-11,7 % %) wurden weniger nachgefragt.

Traktorenmarkt Europa 2018: Nach künstlichem Boomjahr wieder auf Normalmaß geschrumpft
Traktorenmarkt Europa 2018: Nach künstlichem Boomjahr wieder auf Normalmaß geschrumpft

Fazit

Beim Blick zurück bleibt festzuhalten: Trotz einheitlicher Spielregeln verfügt jeder Markt über seine Eigenheiten und Präferenzen. Kunden behalten damit auch weiterhin die ‚Lufthoheit über dem Stammtisch‘, wenn es darum geht, ob sie Maschinen von regionalen, europäischen oder fernöstlichen Anbietern kaufen wollen. Einige traditionelle Marken allerdings tun sich angesichts massiveren Drucks aus Fernost zunehmend schwer.

Nachdem die ab 1. Januar geltenden EU-Zulassungsbestimmungen, die „Mutter aller Regeln“ (mother regulation), den Traktorenabsatz Ende 2017 in ungeahnte Höhen getrieben hatte, erreichte er 2018 wieder die Bodenhaftung. Laut CEMA lag er am Jahresende bei 177.300 Einheiten und damit 10 % unter dem Vorjahresergebnis. Davon gingen laut europäischem Herstellerverband 146.900 Maschinen in die ausschließlich landwirtschaftliche Nutzung, 12 % weniger als 2017. Dass der Rückgang nicht stärker ausfiel, war nach Auffassung des VDMA-Landtechnikverbandes vor allem einer vergleichsweise guten Entwicklung der Erzeugerpreise für Milch, Weizen und Grobgetreide zu verdanken. Hinzu kamen bei Großmaschinen ab 130 kW Ende 2018 wiederum einige vorgezogene Verkäufe, diesmal im Vorgriff auf die ab 1. Januar 2019 geltende Abgasnorm der Stufe V. Die Anpassung ihrer Technik an immer stringenter werdende Zulassungs- und Abgasrichtlinien, die fortschreitende Digitalisierung und eine wachsende Verunsicherung im Welthandel stellen einige Hersteller und auch Vertriebspartner vor wachsende Probleme. Vor allem jene, die bei geringen Stückzahlen immer neue Regulierungsanforderungen erfüllen müssen, sich gleichzeitig auf SmartFarming einstellen sollen und sich einem Überbietungswettbewerb um immer ausgefeiltere Serviceangebote gegenüber sehen.

Spannend bleibt das Geschehen auf dem europäischen Kontinent allemal, allen voran bestimmt von Erzeugerpreisentwicklung und vom Zinsniveau. Dann aber wird’s schnell national, wenn es um Förderprogramme, Vertrauen in die eigene Zukunft und die Einschätzung der politischen und wirtschaftlichen Rahmendaten geht, ganz zu schweigen vom ‚Outdoor-Faktor‘ Witterung. Nicht zu vergessen auch die Vorliebe vieler Kunden für Maschinen aus dem eigenen Land. Entsprechend uneinheitlich entwickelten sich die Märkte zwischen Nordkap, Balkan und Gibraltar.


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