Bald Patt auf dem jetzigen hohen Preisniveau?

Unsicherheit am Markt bleibt extrem hoch – Erhebliche Verschlechterung der Gasversorgung?

Stahlproduktion: Bald Patt auf dem jetzigen hohen Preisniveau?

Deutlich gestiegene Rohstoffpreise führten Anfang des Jahres zu rund 60 Prozent höheren Produktionskosten.

Die Anzeichen einer Plateaubildung der im März um gut 400 Euro pro Tonne rapide gestiegenen Bandstahlpreise verdichten sich. Warmband kostete am 29. März 1.413 Euro ex-works Ruhr. Eine Woche zuvor waren es 1.425 Euro. Sinken die Stahlpreise im April also wieder?

Thyssenkrupp wolle die zu Jahresbeginn festgezurrten halbjährigen Belieferungskonditionen für die Autohersteller (damals noch ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk für die Stahlhersteller) aufschnüren, meldet der Marktbeobachter Argus. Statt der ursprünglich vereinbarten 900–1.000 Euro strebe man 1.200 Euro für Warmband an.

Beim Stahlkochen über die Hochofenroute haben sich die Produktionskosten wegen deutlich gestiegener Rohstoffpreise von 536 US-Dollar (474 Euro) je Tonne Anfang Januar 2022 auf 871 Dollar (785 Euro) erhöht, hat Argus ermittelt. In dieser Rechnung ist der drastische Anstieg der Gaspreise noch nicht enthalten.

Hohe Unsicherheit

Komme kein Erdgas mehr aus Russland nach Deutschland, könnten die Produktionsprozesse in der Stahlindustrie nicht weiterlaufen, warnt Dr. Martin Theuringer von der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

Wegen des Streits über die Bezahlung für die russischen Gaslieferungen (Euro oder Rubel?) hat Wirtschaftsminister Habeck am 30. März die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Es gebe aktuell „ernstzunehmende Hinweise“, dass es zu einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgungslage komme.

Die Unsicherheit auf dem Stahlmarkt bleibt damit sehr hoch. „Nichts bewegt sich, der deutsche (Stahl-)Markt hat aufgehört, zu Preisen auf diesem Niveau zu handeln“, so ein Mitarbeiter eines Stahl-Service-Centers.

Es liegt ein Patt vor: Auf der einen Seite sind sich die Stahlhersteller bewusst, dass sie die Spotmarktpreise nicht weiter nach oben schrauben können. Auf der anderen Seite sind sie wegen der großen Unsicherheit nicht bereit, deutliche Abschläge zu gewähren.


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