Am Airbus-Werk Finkenwerder im Südwesten von Hamburg vorbei führt mich mein Weg immer an der Elbe entlang in das Alte Land. Es ist im Februar, minus zehn Grad. Die Zuflüsse und Uferbereiche der Elbe sind eisbedeckt, die Wintersonne glitzert auf der dünnen Schneedecke. Das Alte Land ist mit 11.000 Hektar das größte geschlossene Obstanbaugebiet Nordeuropas. 77 Prozent der Fläche sind mit Äpfelbäumen, gut 14 Prozent mit Kirsch-, der Rest mit Pflaumen- und Birnenbäumen bepflanzt.
Mein Ziel ist der Betrieb von Peer Hollunder in Hollern-Twielenfleth. Der Name Hollern geht zurück in das zwölfte Jahrhundert, als hier die Holländer herrschten und der Elbe das Gebiet durch Eindeichung abrangen, sodass eine Bewirtschaftung erst möglich wurde.
Seit gut 150 Jahren hat sich hier, unterstützt durch das Kleinklima der Elbe und die Marktnähe zu Hamburg, der Obstbau etabliert. Heutige Plantagen mit sogenannten „schwachwachsenden Unterlagen“ sind heckenähnlich gestaltet. Wie im Weinbau wachsen die Bäumchen an Pfählen und Drähten heran. In diesen Zeilen laufen überwiegend Schmalspurtraktoren – hier zwischen Francop und Stade sind die komfortablen Stufenlosen aus dem Allgäu die Beliebtesten, aber auch Massey Ferguson und New Holland Schmalspurler verrichten ihren Dienst. Vor dem Betrieb von Peer Hollunder steht heute ein schnittiger blauer 75 PS-Schlepper des indischen Herstellers Solis.
Die Dorfschmiede liegt nur 500 Meter vom Elbstrand entfernt und mitten zwischen den Obsthöfen. Den Betrieb in Twielenfleth gibt es seit 1949. Peer Hollunder ist ausgebildeter Schlossermeister und war technischer Betriebsleiter eines Landmaschinenbetriebs in der Nähe von Buxtehude. Im Jahr 2013 wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit und übernahm den Standort der Firma Vollmers in Twielenfleth. Die Werkstatt mit zwei Toren ist übersichtlich, hier arbeiten drei Gesellen und ihr Chef Peer Hollunder, 46 Jahre alt.
Drei Viertel der Aufträge kommen aus der Landtechnik, ein Viertel machen Kfz-Reparaturen aus. Man ist an keine Traktorenmarke gebunden, repariert viele ältere Fendt und baute sich in der Deutz-Motoreninstandsetzung eine besondere Expertise auf. Zusätzlich vertreibt die „Fahrzeugschmiede“, wie sich der Betrieb selber nennt, auch Spezialtechnik für Obstbauern, wie Erntewagen, Votex Mähgeräte, Lipco Tunnelsprühgeräte, Revo-Arbeitsbühnen und Elektroscheren für den Baumschnitt. Für das Büro und die Buchhaltung übernimmt Ehefrau Marina die Verantwortung. Sohn Michel beendet nächstes Jahr seine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker. Dann steigt er mit in den elterlichen Betrieb ein. Eine neue Halle auf dem Hof als überdachtes Lager zur Betriebserweiterung ist bereits geplant.
Mit der Marke Solis kam Peer Hollunder vor drei Jahren über einen Kunden in Kontakt. Der Kunde hatte sich einen 26 PS Solis angeschafft. Der kleine Blaue hielt der kritischen Beurteilung vom Hollunder Werkstattteam stand. Ein einfach aufgebauter Schlepper, aber solide und für viele Arbeiten im Obstbau, wo in der Ernte Traktorenschlagkraft zählt, gut geeignet. Und das alles zu einem sehr attraktiven Preis.

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Peer Hollunder machte sich 2013 mit der „Fahrzeugschmiede“ in Hollern selbstständig.

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Hollunder suchte den Kontakt zum Importeur und bestellte seinen ersten Container. Die Container entlädt er in einem befreundeten Logistikbetrieb, da er selbst nicht über den erforderlichen großen Gabelstapler verfügt. Die Traktoren sind in Gestellen verstaut und werden dann in Twielenfleth endmontiert. Wünscht ein Kunde zum Beispiel Frontzapfwelle und Frontkraftheber, ordert man das passend konfigurierte Kit beim Importeur, der Ilafa eG aus Radolfzell.
Die ersten blauen Kleintraktoren vor den Schmiedetoren an der Twielenflether Chaussee weckten die Neugierde der Vorbeifahrenden und in Folge auch die Nachfrage. Mit Peer Hollunder wussten die Kunden einen verlässlichen bekannten Servicepartner hinter den Neuen aus Indien. Erste Schlepper gingen an Obstbaubetriebe, aber auch an Pferdehalter, die einfache Traktoren wollen.
Heute betreut die Fahrzeugschmiede das Niederelbegebiet für Solis exklusiv. Mit der After Sales-Unterstützung und Betreuung seitens der Ilafa eG ist Peer Hollunder sehr zufrieden. Die Teile werden aus dem Yanmar ET-Zentrallager in Rothenburg ob der Tauber versendet und sind somit meist über Nacht lieferbar.
Technisch interessant für den Betrieb Hollunder sind besonders die kundenindividuellen An- und Umbauten an den Schleppern. Für das Ziehen der Pflückbühne entwickelte man eine „Fernbedienung“ über eine Ölpumpe, welche beim Öffnen des Ventils die Wegezapfwelle des Solis antreibt und die Weiterfahrt im Kriechgang erlaubt, ohne von der Pflückbühne absteigen zu müssen.
Im Jahr 2020 verkaufte das Team der Fahrzeugschmiede über 40 Solis Traktoren. Bisher war das 26 PS-Modell das meistverkaufte, der Anteil der Solis mit 75 und 90 PS in der Schmalspurvariante nimmt aber zu.
Im Februar trafen die ersten Container für dieses Jahr ein, geordert hat Peer Hollunder aber bereits deutlich mehr. „Die Apfelpreise sind gut, die Obstbauern haben Geld“, lächelt der Firmenchef verschmitzt.

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Peer Hollunder (links) mit seinem Kunden Henrik zum Felde.

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Der Nachrüstsatz für Frontkraftheber und -zapfwelle kommt von Folger.
Solis – Biohof aus Jork verstärkt seine Flotte gleich um acht Solis Traktoren
Henrik zum Felde bewirtschaftet einen Biohof mit 37 Hektar Obstbau, davon der weit überwiegende Teil Äpfel, die seit 2009 nach Bioland-Richtlinien erzeugt werden. Der Betrieb aus Jork beschäftigt fünf feste Mitarbeitende. In der Erntezeit kommen weitere 20 bis 25 Saisonkräfte hinzu. Zum Felde gehörte bereits bei der Obstbauspezialtechnik zu den Kunden von Peer Hollunder. Um die bisherige Traktorenflotte aus jeweils drei Fendt, Claas und Steyr vor allem für die Erntelogistik zu ergänzen, orderte zum Felde vier 26 PS- und zwei 75 PS-Solis Maschinen. Dass der Betriebschef mit seiner Entscheidung zufrieden ist, zeigt der jüngste Auftrag über zwei neue Solis mit 90 PS.
B.P.