Forsttechnik mit vielen Extras

Rückewagen und Dreipunktwinde gehören in vielen Forstbetrieben zu den wichtigsten Geräten. Ihre Ausstattung ist über die Jahre extrem vielseitig geworden. Der eilbote sprach mit Reil & Eichinger, Unterreiner, Ritter und Pfanzelt über die aktuellen Trends und künftige Entwicklungen.

Seilwinde und Rückewagen: Forsttechnik mit vielen Extras

Bei der Ausstattung von Rückewagen fragen Kunden zunehmend Komfort- und Sicherheitsfeatures nach.

Seilwinde und Rückewagen: Forsttechnik mit vielen Extras

Reil & Eichinger spricht mit den Tiger-Winden vor allem Profis an, Modelle mit 8 t Zugkraft verkaufen sich dabei am besten.

Die Entwicklung bleibt auch in der Forsttechnik nicht stehen: Was gestern hochmodern war, gilt heute als Standard, anderes wird vom Kunden gar nicht mehr verlangt. Die Firma Ritter beschreitet diesen Weg bereits seit 1924, über mittlerweile drei Generationen habe man die Seilwinde ständig angepasst und mit Arbeitserleichterungen versehen. Nach eigener Aussage sei man der einzige Forstmaschinenhersteller, der auf eine so lange Erfahrung zurückgreifen kann. In den ersten Jahren ab circa 1935 waren Seilwinden rein mechanisch zu bedienen, dazu war Muskelkraft gefragt. „Bereits 1977 haben wir mit unserer bis heute erfolgreichsten Getriebewinde S27 mit elektro-hydraulischer Eigenversorgung den Windensektor geprägt, 1980 verbauten wir erste Funkanlagen“, sagt Andreas Eisele, Produktmanager Forst bei Ritter. Die Konstantzugtechnologie verfolge man seit 2001, ein Seilauswurf in Kombination mit Seileinlaufbremse ist seit 2005 als Option für alle Ritter Seilwinden zu haben. „Arbeitserleichterungen wie der Seilausstoß und aktuell die Konstantzugwinde sind nur ein Teil der Neuerungen, die ihre Wurzeln bei uns haben.“ Die Herausforderung hierzu liegt in den unterschiedlichen Nutzeranforderungen, Einsatzbereichen und Arbeitsweisen, in denen Seilwinden eingesetzt werden.

Hinsichtlich der Ausstattung sei laut Eisele ganz klar zu erkennen, dass professionelle, robuste Premiumtechnik auch im Privatwald bevorzugt wird. „Es gibt aber eine deutliche Trennung: Entweder wird einfache und preiswerte Technik gekauft, ohne große Nachhaltigkeit anzustreben. Die anderen Kunden legen Wert auf Einsatzsicherheit und innovative Lösungen und kaufen hochwertige Forsttechnik mit praxisspezifischen Ausstattungen.“ Als Beispiele nennt Eisele etwa Problembaumfällungen, Gebirgslagen oder den kommunalen Einsatz. Derzeit liege vor allem das 7-Tonnen-Segment voll im Trend, Ritter hat hier seit Jahren die Konstantzugwinde erfolgreich platziert. Da die Leistungsklasse der Traktoren deutlich gewachsen ist, würden auch immer breitere Rückeschilder bis zu 2,20 m nachgefragt. Kunden mit Premium-Ansprüchen kaufen zudem speziellere Ausstattungen, zu denen aktuell etwa der Seilauswurf mit stufenloser Geschwindigkeitsregulierung, hochwertige Funkanlagen (HBC) mit verschiedenen Optionen wie Gasverstellung, Start/Stop und proportionale Lastsenkbremse gehören. Die Motorsägenaufnahme mit Sappie- und Kanisterplatzierung wird ebenfalls häufig gekauft.

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Seilwinden wie die Tajfun-Serie von Unterreiner gehören heutzutage nicht mehr nur bei Forstunternehmern dazu. Auch Semi-Pro-Kunden wünschen immer öfter eine gehobene Ausstattung.

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Ein hydraulischer Seilausstoß wird beinahe immer dazugekauft, neuerdings werden auch Seileinlaufbremsen immer öfter verbaut.

Auch beim Forsttechnik-Spezialisten Reil & Eichinger – bekannt durch die ausprobierbare Rückewagen-Welt – stehen inzwischen Seilwinden im Programm: „Da wir nur den Profibereich ansprechen, kauft unsere Kundschaft fast nur Vollausstattung“, erklärt Geschäftsführer Markus Eichinger. Hinsichtlich der Größe sei ganz klar die 8-Tonnen-Klasse am meisten gefragt, Funk und Seilausstoß sind quasi Standard.

Die Tajfun-Winden von Unterreiner sind in der Branche ebenfalls weit bekannt, auch dort gehe der Trend ganz klar zu einer hochwertigeren Ausrüstung: „So ist bei jeder Winde serienmäßig die Seileinlaufrolle unten und die Halterung für Sappie und Motorsäge dabei. Immer mehr verkauft wird der Seilausstoß inklusive Einlaufbremse“, sagt Senior-Chef Gert Unterreiner. Sehr im Kommen sei auch die Getriebewinde mit hydraulisch klappbarem Schild und dem neuartigen Seilausstoß mit Geschwindigkeitsregulierung und Abspul- automatik. „Vor zehn Jahren zog die meistverkaufte Seilwinde noch 4,5 t. Heute streiten sich die Klassen mit 5,5 t und 6,5 t um Platz eins! Dabei dominiert ganz klar die Ausführung mit hydraulischer Steuerung, Seilausstoß und HBC-Funk FST Patrol T“, so Unterreiner. Ebenfalls Standard an seinen Seilwinden ist die 3- oder 5-Scheiben-Kupplung, die Seileinlaufrolle unten, eine abnehmbare Anhängekupplung sowie die Halterung für Sappie und Motorsäge.

Pfanzelt sieht ebenfalls den Trend zu immer höherwertiger Ausstattung, wie uns Micha Scheu aus dem Vertriebsteam erläutert: „Bei Dreipunktwinden sehen wir noch immer zwei Klassen: Der Profi benötigt 8–10 t Zugkraft, dem Semi-Pro reichen 6–7 t, letztere ist auch bei uns die am meisten gekaufte Größe.“ Das Thema Sicherheit ist für viele Kunden sehr wichtig, daher sind etwa die automatische Trommelnachlaufbremse oder eine Einlaufbremse heute oft gekaufte Ausstattung. „Eine einfache Winde ohne Schnickschnack wird kaum noch gekauft, bei uns gibt es beispielsweise gar keine Winde mehr ohne Funk“, sagt Scheu.

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Kräne sind immer zu kurz, egal, welchen man kauft: Inzwischen sind sieben Meter Reichweite üblicher Standard, Doppelteleskopauszüge sorgen für kompakte Maße – vorteilhaft im Bestand – bei dennoch hoher Reichweite.

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Schnittgutwannen werden immer öfter nachgefragt: So wird unterwegs kein Kleinholz auf der Straße verloren und Äste ragen nicht über die Seiten.

Immer mehr Spezialausstattung

Darüber hinaus sind auch noch weitere Extras zu haben, wodurch auch spezielle Ansprüche erfüllt werden können: Ritter etwa bietet eine Kippwinkel-Sensorik, die den Seilzug abschaltet, wenn der Traktor zu kippen droht, Spulautomaten mit Zwangssteuerung zur optimalen Seilverteilung sowie Hilfs- und Beiseilwinden im Gegenzugverfahren bei steilen Hanglagen. Ebenso ist ein Wendegetriebe für den Betrieb an Front- und Heckzapfwelle möglich. Als ebenfalls wichtiges Zukunftsthema sieht Ritter die Konstantzugtechnologie in Verbindung mit der Zugkraftregulierung. So könnten Winden noch flexibler eingesetzt werden, ohne den durch die Seilstärke beeinflussten negativen Effekt des Zugkraftverlustes in Kauf nehmen zu müssen. Parallel werde man Spezialseile mit höheren Zugeigenschaften bei gleichzeitig geringerer Seilstärke am Markt einführen.

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Komfort und Sicherheit haben heute hohe Priorität, weshalb auch die richtige Steuerung entscheidend ist. Die Auswahl ist groß, entsprechende Beratung und Ausprobieren sind wichtig.

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Rückewägen mit großen Kränen und eventuell eigenem Antrieb benötigen eine anständige Hydraulikleistung. Wird diese selbst über Zapfwelle und Pumpe am Wagen erzeugt, kann auch ein Ölkühler notwendig sein.

Bei Reil & Eichinger kann auf Wunsch der Seileinzug hydraulisch höhenverstellbar ausgeführt werden. Die unter Last langsam lösbare Proportionalbremse werde im Profibereich zudem von den meisten Kunden gefordert, da sie etwa für Problemfällungen sehr hilfreich ist. „Künftig wird wohl auch der Front- und Heckanbau immer wichtiger, damit die Winde auch mit einem Rückewagen problemlos und einfach kombiniert werden kann“, sagt Eichinger. Das biete jedoch nicht jeder Hersteller an, da für den Frontanbau die Drehrichtung der Zapfwelle getauscht werden oder der Antrieb hydraulisch erfolgen muss. Auch Unterreiner bietet das bereits, aktuell wird es aber noch sehr wenig gekauft, wenn, dann oftmals von Kommunen. Ähnlich sei es bei Rückholwinden, die vor allem in steilem Gelände vorteilhaft sind. Eine Proportionalbremse ist bei Unterreiner ebenfalls möglich.

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Hilfswinden können die Reichweite eines Rückewagens beträchtlich erweitern und vor allem kleinere Sortimente oder Kronenmaterial beiziehen. Pfanzelt bietet das ab Werk, nachrüstbar ist es auch durch Winden wie etwa von HaFo.

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Angetriebene Achsen bieten sich vor allem in steilem Gelände an. Früher griffen dafür nachträglich angebaute Hilfsmotoren ins Reifenprofil. Pfanzelt setzt auf Direktantrieb, vorteilhaft hinsichtlich Kraftausbeute und Materialschonung.

Ein Rückewagen muss sicher sein

Auch Rückeanhänger erhalten immer höhere Zusatzausstattung. Bei Pfanzelt kann der Kunde die Möglichkeiten im Konfigurator durchspielen. „Bei Kränen am Rückewagen geht es inzwischen ganz klar in die Richtung von 7,8 bis 9 m. Unter 7 m Reichweite wird kaum mehr nachgefragt“, sagt Experte Scheu. Aktuell stelle man bei Pfanzelt eine erhöhte Nachfrage nach Doppelteleskop-Kränen fest. Zudem habe das Thema Sicherheit einen immer höheren Stellenwert, insbesondere auf der Straße: „Den Kunden ist heute bewusst, was zu einer Zulassung für 25, 40 oder 50 km/h gehört. Früher wurde außerdem – salopp gesagt – ‚geladen, was ging‘. Heute möchte jeder korrekt unterwegs sein, inklusive Ladungssicherung“, weiß Scheu. Außerdem sei den Kunden auch die Sauberkeit auf der Straße wichtig und es werden neben Fixlängen auch Gestrüpp, Baumkronen, Reisig, Bauholz und Holzbündel transportiert, weshalb Schnittgutwannen zunehmend beliebt seien. Früher waren viele Rückewägen zudem häufig lediglich mit hydraulischen Hilfsbremsen ausgestattet. Auf der Straße gelten diese aber als ungebremst, was die erlaubte Zuladung stark einschränkt. „Da macht heute aber keiner mehr Kompromisse, bei kleineren Wägen bis 8 t ist daher nach wie vor die Auflaufbremse stark gefragt“, sagt Scheu. Außerdem seien inzwischen auch angetriebene Rückeanhänger in ähnlichen Stückzahlen gefragt. Das werde aber nicht mehr per Reibrollenantrieb mit Profileingriff realisiert, stattdessen werden nur noch hydraulische Radmotoren in Kombination mit AS-Profilreifen oder Ketten verbaut. Kranseilwinden werden ebenfalls an etwa 40 % der Pfanzelt-Wägen gekauft: „Wer einmal eine hatte, will nie mehr ohne. Viele Kunden haben zudem den Eindruck, ihr Kran sei oft doch zu kurz. Durch die Hilfswinde können sie aber bewusst einen kürzeren Kran wählen, der dann dafür im Nahbereich mehr hebt und im Wald viel wendiger ist. Die weiter entfernten Teile erledigt die Winde“, sagt Scheu.

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An den großen 16- und 19-t-Modellen des LogLine-Rückewagens von Pfanzelt ist eine hydraulische Deichselfederung zu haben, die in steilem Gelände auch einen Krantilt ermöglicht.

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Auch an einem Rückewagen ist die Funksteuerung keine Seltenheit mehr.

Bei Unterreiner sind Rückewagen mit einem Gesamtgewicht von 10–14 t die meist verkauften, eine Druckluftanlage gehöre dabei zum Standard. Auch hier legen die Kunden zunehmend Wert auf Sicherheit, weshalb beispielsweise Unterlegkeile, Deichsellenkung und klappbare LED-Beleuchtung angeboten werden. Verbaut ist an diesen Anhängern mindestens ein 6-Meter-Kran.

Reil & Eichinger punktet bei Kunden häufig mit seiner Rückewagen-Welt, in der diverse Steuerungen und Varianten ausprobiert werden können. „Es geht definitiv in Richtung hochwertiger Ausstattung, auch im Hobbybereich. Komfort und Sicherheit spielen eine immer größere Rolle“, weiß Eichinger. Besonders gefragt sind bei ihm die auflaufgebremste 8-Tonnen-Klasse für den kleineren bis mittleren Landwirt sowie 12-t-Wägen mit Druckluftbremse für Besitzer größerer Wälder und Lohnbetriebe. Hinsichtlich der Ausstattung sieht er den Bedienerstand, bewegliche oder einklappbare Beleuchtungen, Lenkdeichsel mit zwei Zylindern, Vierzylinder-Schwenkwerk im Kran sowie eine Forstbereifung mit verstärktem Felgenhorn und Ventilschutz als Standard. Darüber hinaus ist auch ein Radantrieb möglich: „Bei großen Rückewägen der 16- oder 18-Tonnen-Klasse ist das bereits Standard, unter 10 t habe ich das aber noch nie verkauft.“ Als zukünftig immer wichtiger sieht er die Steuerung des Wagens direkt aus der Kabine des Traktors und das Thema Bioöl, da in Zukunft hier auch strengere Vorschriften nicht ausgeschlossen seien.

Neben der immer umfangreicheren Ausrüstung für eine sichere Waldarbeit sei nach Ansicht aller Experten aber auch die Aufklärung und Schulung darüber wichtig, wie man richtig mit den Maschinen arbeitet. Denn leider passieren im Wald immer noch viel zu viele Unfälle.

Händlertipp – Extras auch von Drittanbietern möglich

Hat der eigene Zulieferer von Rückewagen oder Seilwinde die gewünschten Extras eines Kunden nicht im Programm, können diese auch von kleinen Drittanbietern bezogen werden. Die Firma Hafo (Hasselsteiner Forsttechnik) etwa bietet relativ einfach nachrüstbare Seilwinden, die ergänzend am Rückewagen angebracht werden können. Ebenso ist eine Hilfswinde für Seilwinden im Programm, mit der das schwere Seil per Knopfdruck in den Wald gezogen werden kann. Vorteilhaft etwa am Steilhang. Die Firma Biastec dagegen bietet einen automatischen Traktor-Kippschutz für Seilwinden. Das System wurde für verschiedene Winden- und Funk-Hersteller ausgelegt, etwa Ritter, Tiger, Tajfun, Krpan, Terra oder Uniforest.


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