Vielseitiger Unternehmer aus den Bergen

Mitten in einer Bilderbuchlandschaft hat Lohnunternehmer Pirmin Cotti seinen Stammsitz. Neben dem stagnierenden Agrarbereich ist Cotti in den Bereichen Forst, Kommunal und Naturstraßenunterhalt tätig.

Schweiz: Vielseitiger Unternehmer aus den Bergen

Lohnunternehmer Cotti hält in der Gemeinde Mulegns im Winter die Straßen frei.

Die Straße über den Julierpass ist die einzige Ganzjahres Straßenverbindung zwischen Nord- und Mittelbünden und dem Engadin in der Schweiz. „Früher“ verteilten sich von Salouf bis zum Passdorf Beiva (Bivio) neun Gemeinden bzw. elf Dörfer entlang der Julierstraße. Diese elf Dörfer bilden heute zusammen die Gemeinde Surses. Die Gemeindestrukturen haben sich zwar geändert, der jeweilige Charakter der einzelnen Dörfer blieb aber erhalten. Ungefähr in der Mitte, etwas abseits der Julierstraße, liegt das Dorf Sur. Sur ist der Ausgangspunkt zur bekannten Alp Flix, die als Moorlandschaft von nationaler Bedeutung eingestuft ist.

Schweiz: Vielseitiger Unternehmer aus den Bergen

Naturstraßenbau und Unterhalt ist die Spezialität von Pirmin Cotti und seinem Unternehmen.

Ausbildung als Forstwirt

In den Augen vieler Landwirte hat der klassische Lohnunternehmer Ballenpressen, Mähdrescher, Feldhäcksler und eine großzügige Bodenbearbeitungs-Mechanisierung. Mit Ausnahme der Rundballenpresse, wird eine Anwendung im Gebiet von „Cotti Agrar Forst Kommunal“, dem Lohnunternehmen von Pirmin Cotti, schwierig. Bescheidenen Ackerbau gibt es hier zwar. Angebaut wird ausschließlich Sommergetreide. Auf die Frage wie er denn als Lohnunternehmer angefangen hat, meint Cotti lächelnd, mit einer Rundballenpresse. Also doch der klassische Einstieg? – Nach seiner Ausbildung als Forstwirt hat Cotti die Chance wahrgenommen und mit Ballenpressen begonnen. Der Bereich „Agrar“ hatte mit der Zeit nicht mehr die Bedeutung wie zu Beginn, also beschränkte er sich auf das Halten der Anteile und verzichtete auf einen Ausbau der Lohnarbeiten im landwirtschaftlichen Bereich.

Mit Holztransporten begonnen

Als ausgebildeter Forstwirt kam Cotti die Nähe zum Wald beziehungsweise die Nähe zu den Forstbetrieben zu Gute. Er konnte Kontakte knüpfen und begann, mit Holztransporten ein zweites Standbein aufzubauen. Aber auch auf diesem Gebiet ist er nicht der einzige Anbieter. Zum Einen hat die Gemeinde Surses einen eigenen Forstbetrieb mit Sägerei und zum Anderen offerieren auch Unternehmer von ausßerhalb der Region bei Vergaben für Holzschläge. Für Cotti ist der Forstbereich aber dennoch ein wichtiges Standbein in seinem Unternehmen.

Die Touristenregion um Savognin ist unter anderem dank Schnee bekannt geworden. In allen neun Gemeinden und elf Dörfern müssen die Straßen von Schnee befreit werden. Während die Julierpass-Straße durch kantonale Fahrzeuge geräumt wird, bewerben sich in den Dörfern private Anbieter. Cotti räumt im Nachbardorf Mulegns. Auf die Frage, warum er denn die Schneeräumung nicht auf größere Teile der Region ausdehne, wird der Unternehmer nachdenklich. „Für die Schneeräumung gibt es einerseits ein großes Interesse von weiteren Unternehmen, da diese im Winter zum Teil nicht auf den Baustellen arbeiten können. Anderseits ist das Interesse auch auf Seiten der Landwirte groß. Daher zeichnet sich ein Preiskampf ab, bei dem die Landwirte im Vorteil sind. Als Unternehmer kann ich nicht dieselben Preise offerieren. Zusätzlich erschwerend ist, dass die Anbieter aus der Landwirtschaft mit grüner Nummer Schneeräumen können, während ich als Unternehmer mit der weißen Nummer natürlich andere Bedingungen vorfinde“, so Cotti.

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Lohnunternehmer Cotti ist auch mit Forsttechnik ausgestattet.

Naturstraßenunterhalt und Rekultivierung

Beim Thema „Naturstraßen“ blüht Cotti so richtig auf. Rasch merkt man, dass ihn dieses Thema fasziniert. Natürlich bietet die Gemeinde Surses nicht genügend Forst- und Naturstraßen, die gepflegt und saniert werden müssen. Daher ist der Lohnunternehmer aus Sur auch über die Region hinaus zu finden. Beispielsweise im Unterengadin. Cotti setzt einen schweren Steingrubber ein, mit dem die Naturstraße auf die benötigte Tiefe aufgerissen wird und somit Fahrspuren und Schlaglöcher egalisiert werden. Mit dem nachfolgenden Steinbrecher kann mittels Brechleiste die Korngröße individuell eingestellt werden. Aufgrund der kantigen Struktur des aufbereiteten Materials bindet es im Gegensatz zu gewaschenem Kies wesentlich besser. Zur Verdichtung der Deckschicht verwendet Cotti eine Dreifach-Rüttelplatte.

Auch Renaturierungsarbeiten beim Abschluss von Bauprojekten übernimmt Cotti. Dann kommt seine Technik für Bodenbearbeitung und Saat zum Zug. Besonders achtet er darauf, dass am Schluss keine Fahrspuren mehr vorhanden sind und die neu begrünten Flächen dem Besitzer oder Bewirtschafter Freude bereiten.

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Zuversichtlicher Ausblick

Unweigerlich stellt sich die Frage nach der Zukunft. Da äußert sich Pirmin Cotti zuversichtlich. Sein Lohnunternehmen habe verschiedene Standbeine und jedes für sich trage einen Teil des Unternehmerrisikos. Während die Bereiche Agrar und Forst stagnieren, hat er den Kommunalbereich mit einem Seitenmulcher zur Böschungspflege erweitert. Und beim Naturstraßen-Unterhalt laufen einige Offerten laufend. Aber das braucht jeweils Zeit.

Wird das Unternehmen wachsen? – Solche Überlegungen mache er sich schon, aber wenn Ja, dann wird es zum Quantensprung, das heißt: mehr Traktoren und mehr Mitarbeiter. „Da bin ich doch etwas vorsichtig“, meint Cotti zum Schluss.

Fazit

Lohnunternehmer sind vielseitig. Das gängige Bild von Mähdrescher und Feldhäcksler, stimmt bei weitem nicht mehr. Das Lohnunternehmen „Cotti Agrar Forst Kommunal“ von Pirmin Cotti zeigt, dass unternehmerisches Denken auch im Berggebiet ein erfolgversprechendes Rezept ist, einfach unter anderen Vorzeichen.

Zur Person

Pirmin Cotti (geboren 1988) ist aufgewachsen auf dem elterlichen Landwirtschaftbetrieb in Sur.

Schweiz: Vielseitiger Unternehmer aus den Bergen

Pirmin Cotti führt in Sur GR das Lohnunternehmen „Cotti Agrar Forst“.

Er ist gelernter und ausgebildeter Forstwirt und Mitglied der (neuen), externen Fachkommission von Lohnunternehmen Schweiz. Team: Pirmin Cotti und drei Mitarbeiter, zwei mit Ganzjahres-Anstellung, davon ein ausgebildeter Landmaschinen-Mechaniker. Zusätzliche Saisonmitarbeiter und wenn „Not am Manne“ ist, kann Cotti auf zwei Brüder und seinen Vater zurückgreifen. Nicht zuletzt bearbeitet seine Partnerin das Büro.


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