Präsident Kopplin: „Es brennt lichterloh!“

LBT-Präsident Ulf Kopplin richtet auf der Bundestagung bei JCB in Frechen Appell an die Politik und die Branche. Themen um Ausbildung, den rechtlichen Rahmen und den Kunden standen im Fokus.

: Präsident Kopplin: „Es brennt lichterloh!“

Gut 200 Besucher kamen zur siebten LandBauTechnik Bundestagung. Gastgeber war JCB in Frechen.

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Lena Heckmann vom LBT Bundesverband moderierte die Podiumsdiskussion mit Ludger Gude, Ulf Kopplin, Klaus Pentzlin und Frank Zander (v.l).

„Es brennt lichterloh, viele haben es aber noch nicht gemerkt!“ so beschrieb LBT-Präsident Ulf Kopplin in seiner Begrüßung die Lage im Landmaschinenhandel.

„Aktuell stehen wir vor Herausforderungen, die wir bisher noch nicht kannten“. Als Beispiele nennt Kopplin die Lieferzeiten von Maschinen, die Preiserhöhungen, Verfügbarkeit von Ersatzteilen, die steigenden Zinsen und Löhne, vor allem aber die hohen Energiepreise. „Da muss in Berlin mal jemand wach werden, um die Preisspirale zu stoppen“, rief Kopplin engagiert in Richtung der politisch Verantwortlichen.

Die Händler fordert er zum intensiven Austausch mit ihren Lieferanten auf. Dabei gehörten Themen wie die häufig noch zu geringen Stundensätze für Garantiearbeiten, verlängerte Zahlungsziele und Lagerfinanzierung zwingend auf den Tisch.

Die knapp 200 Gäste der LandBauTechnik Bundestagung quittierten diesen Auftakt mit Beifall. Nach drei Jahren Corona-Abstinenz konnte diese Tagung jetzt zum siebten Mal in Präsenz stattfinden. Gastgeber war das deutsche JCB-Team unter Leitung von Frank Zander. Sie luden in ihre repräsentative, noch junge deutsche Vertriebszentrale in Frechen bei Köln ein.

Das Konzept der Veranstaltung umfasst einen Block mit Verbandsthemen, und einen, in dem sich das gastgebende Unternehmen den Händlern vorstellt. In diesem Teil widmen wir uns den Verbandsthemen der Veranstaltung, zum Gastgeber JCB erfahren Sie mehr im nachfolgenden Bericht.

Die Ausbildung weiterentwickeln

Im Rahmen des geförderten Bundesprogramms InnoVET platzierte der Verband das Projekt LBT Forward. Ziel des mehrköpfigen Projektteams mit Mitgliedern aus Verband, beruflicher Bildung und Wissenschaft ist die Anpassung der Ausbildung an die rasante technische Entwicklung in unserer Branche. Das gerade neu erarbeitete System gliedert durch zusätzliche Qualifizierungsebenen und verschiedene Zusatzmodule die Ausbildungsinhalte und erlaubt so eine bessere Spezialisierung. Weiterhin soll es den beruflichen Quereinstieg erleichtern. Auch die Vergleichbarkeit mit akademischen Abschlüssen, wie dem Bachelor, ist angestrebt.

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LBT Präsident Ulf Kopplin überreichte die „Goldene Ehrennadel des LBT“ für ihre Verdienste an Wilhelm Neyer (linkes Foto) und Ernst Thomsen (rechtes Foto).

Der Betriebswirt HWO folgt dem Meister als Top-Qualifikation in der neu gebildeten „Meister-Plus-Ebene“ auf Master-Niveau. Für die Werkstatt besonders interessant ist die Fachkraftspezialisierung auf die Module Landtechnik, Innenwirtschaft, Baumaschinen, Motorgeräte und Flurförderzeuge. Die gleiche Aufteilung gilt auch für die sogenannten „Geprüfte Berufsspezialisten“ der „Geselle-Plus“-Ebene – dem bisherigen Servicetechniker.

Neu ist, dass mit dem Servicetechniker bereits Teil 1 der Meisterprüfung erreicht werden kann. Auf allen Ebenen gibt es das Angebot von Zusatzqualifikationen wie Digitaltechnik oder die „Fachkunde Hochvolt“.

Noch liegt die Landmaschinenbranche mit ihrer Ausbildungsquote im Handwerk an der Spitze. Mit den „Azubibotschaftern“ will der Verband im Rahmen seiner Kampagne „Starke Typen“ über die sozialen Medien mehr junge Menschen für den Beruf interessieren.

Leo van den Berg (22) war als einer der Botschafter in Frechen zu Gast. „Das Team im Landmaschinenbetrieb ist das A und O“, lautete seine Antwort auf die Frage, was für ihn persönlich in der Berufspraxis am meisten zähle.

Rechtliche Veränderungen mit Folgen für die Hersteller-/Händlerbeziehung

Der im Frühsommer neu berufene Generalsekretär der europäischen Händlervereinigung CLIMMAR, Friedrich Trosse, hat jetzt ein Büro direkt in Brüssel vor den Toren der EU-Kommission. Er präsentierte die Planungen und Regeln der EU über Verträge und Datenhoheit zwischen Kunden, Händlern und Herstellern.

Der neue Rechtsrahmen für Daten könne Reparatur und Beratungsleistungen erleichtern. Trosse: „Wer die Daten im Rechtsrahmen gut zu nutzen weiß, kann in Zukunft besser arbeiten und neue Geschäftsideen entwickeln.“

LBT-Hauptgeschäftsführer Dr. Michael Oelck berichtete vom Verbandsgespräch im deutschen Landwirtschaftsministerium über Muster-Nutzungsbedingungen zum Einsatz von Farmmanagement-Systemen und Landmaschinen mit digitalen Anwendungen. Hier fordert der LBT eine stärkere Berücksichtigung seiner Interessen. Aus seiner Sicht beziehe sich der Entwurf zu stark auf die Akteure Landwirte und Hersteller.

Der Rechtsexperte des LBT, Dr. Stefan Zipse, wertete in seinem Kurzreferat die neue Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) aus. Hersteller könnten jetzt, so Zipse, Alleinvertriebsrechte flexibler handhaben. Exklusive Vertriebsgebiete könnten nun bis zu fünf Händlern zugewiesen werden. Zipse erwartet, dass viele Hersteller ihre bestehenden Händlerverträge auch wegen weiterer rechtlicher Änderungen in der neuen Vertikal GVO bis zum 31. Mai 2023 neu formulieren werden.

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Auch die Bundessieger des Bundeswettbewerbs erhielten in Frechen ihre Urkunden. Das Foto zeigt sie mit Vertretern des Verbandes, der Lehrbetriebe und NRW Agrarministerin Silke Gorißen.

Wie sieht uns der Kunde?

„Das Geschäft am Küchentisch ist Vergangenheit.“ So beschrieb Klaus Pentzlin die Situation im Geschäft der Lohnunternehmen. Er ist Präsident des Bundesverbandes Lohnunternehmen und der europäischen Lohnunternehmervereinigung CETTAR.

In Deutschland arbeiten laut Pentzlin gut 3.000 professionelle Lohnunternehmer mit 40.000 Mitarbeitenden, davon sind circa 16.000 fest angestellt. Diese erwirtschaften jährlich vier Milliarden Euro mit Dienstleistungen und investieren rund eine Milliarde Euro, vor allem in neue Technik.

Der Wettbewerb untereinander mache es Lohnunternehmen teilweise schwer, den betriebswirtschaftlich erforderlichen Deckungsbeitrag zu erwirtschaften.

Wie bei den Landwirten nimmt auch bei den Lohnunternehmen die Spezialisierung und Professionalisierung zu. Auch der Anteil an außerlandwirtschaftlichen Arbeiten, zum Beispiel der Kommune oder beim Winterdienst, steigt. Gute Fachkräfte sind auch bei Lohnunternehmen enorm gesucht.

Über alle Tätigkeitsfelder gibt es mehr Aufgaben in weniger Zeit zu erledigen. „Sieben Tage Weizendreschen, 14 Tage Maishäckseln, dann ist es erledigt“, berichtet Pentzlin aus eigener Erfahrung als Lohnunternehmer in Schleswig-Holstein.

In diesen kurzen Erntefenstern müssen die teuren Maschinen laufen. Auch die Landtechnik-Servicepartner müssen dann bereitstehen, notfalls auch für Reparaturen in der Nacht. Pentzlin forderte auf, die Vielzahl an Anbauverfahren, wie zum Beispiel unterschiedliche Reihenweiten beim Mais, wo möglich, zu vereinheitlichen. Gleiches gelte für die Datenschnittstellen zwischen den Maschinen. Zudem sei die Fülle an technischen Neuerungen der Maschinen kaum mehr zu überblicken. „Unsere Branchen haben viele Gemeinsamkeiten. Wie bei Ihnen ist das Kundenvertrauen unser wichtigstes Gut“, betonte Pentzlin.

Mit Blick auf die aktuelle Situation forderte er die Tagungsteilnehmer in Frechen auf: „Sprechen Sie nicht nur mit Ihrem zuständigen Bundestagsabgeordneten. Gehen Sie selbst in die Politik. Sorgen Sie mit dafür, dass sich die Verhältnisse in unserem Sinne ändern!“

SCHNELL GELESEN

  • Gut 200 Gäste zählte die siebte LandBauTechnik Bundestagung. Gastgeber war JCB in Frechen bei Köln.
  • Verbandsthemen wie Ausbildung und rechtliche Änderungen rund um die Gruppenfreistellung und Datenhoheit standen im Mittelpunkt
  • Die Kundengruppe der Lohnunternehmen wird mit zunehmender Spezialisierung zunehmend professioneller.

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