Mit der passenden Aussaatstrategie die Erträge absichern

Universelle Aufbausägeräte bieten ein starkes Werkzeug für die Bewältigung aktueller Herausforderungen im Pflanzenbau – wir zeigen verschiedene Varianten

Pflanzenbautechnik: Mit der passenden Aussaatstrategie die Erträge absichern

Die Prismenwalze beim Grünlandstriegel GreenSeeder 600 mit aufgebautem Sägerät von Güttler hat einen leichten Bodenbearbeitungseffekt zur Einarbeitung des Saatgutes.

Pflanzenbautechnik: Mit der passenden Aussaatstrategie die Erträge absichern

Mit dem neuen elektrischen Gebläse PLUS erweitern sich die Einsatzoptionen für die kleineren Aufbausägeräte von APV.

Eine perfekte Aussaat ist die beste Basis für hohe Erträge. So klar, so komplex. Denn die Etablierung landwirtschaftlicher Kulturen, vor allem die präzise, den Standortbedingungen angepasste Aussaat, ist heute deutlich vielschichtiger als noch vor einigen Jahren. Eine höhere Wahrscheinlichkeit von Starkregenereignissen und Trockenperioden infolge des Klimawandels beeinflusst die Aussaatstrategie ebenso wie verschärfte Auflagen für den Umwelt- und Naturschutz. Bei ihren Überlegungen müssen die Landwirte zudem berücksichtigen, dass Nachlässigkeiten bei der Kulturbegründung nur noch eingeschränkt durch spätere Pflegemaßnahmen kompensiert werden können. So verhindern die gesetzlichen Vorgaben oft eine zusätzliche Nährstoffgabe in der Vegetationszeit zur Pflanzenstärkung. Bewährte Wirkstoffe, die den durch Stress beförderten Krankheitsdruck mindern, sind nicht mehr zugelassen.

Aussaatkonzepte für Effizienz und Nachhaltigkeit

Die moderne Landwirtschaft reagiert darauf unter anderem mit innovativen Aussaatkonzepten wie Untersaaten, Begleitpflanzen, spezielle Zwischenfruchtmischungen oder die Kombination von Saat und Düngung. Pflanzenbauexperten nennen in diesem Zusammenhang folgende Ziele:

■ die Feuchtigkeit im Boden halten und für die Keimung konservieren (wassersparende Aussaat)

■ dem Aufwuchs von Unkräutern mit schneller Bodenbedeckung durch Begleitpflanzen entgegenwirken (Herbizideinsparung)

■ Schädlinge durch Duftirritationen vertreiben oder Nützlinge anlocken (natürlicher Pflanzenschutz)

■ positive Wirkung durch Bodenbedeckung auf Bodenstruktur und Biodiversität, insbesondere Bodenlebewesen (Emissionsminderung)

■ Nährstoffe aus der Atmosphäre und im Boden durch Leguminosen mobilisieren und den Pflanzen möglichst ohne Verluste zur Verfügung stellen (Düngereinsparung)

■ bei der Aussaat gleichzeitig in der richtigen Tiefe ein Düngerdepot anlegen, als Startergabe für die auflaufenden Pflanzen oder Lockmittel zur Wurzelausbildung (Vermeidung von Nährstoffverlusten)

■ Futternutzung des zusätzlichen Aufwuchses noch im Herbst oder zeitigem Frühjahr (Erhöhung der Wirtschaftlichkeit)

■ bessere Befahrbarkeit des Bodens bei der Ernte (Bodenschonung und Zeitgewinn).

Für die effiziente technische Umsetzung dieser Herausforderungen bietet die Landtechnikbranche herstellerbezogene, aber auch universell anpassbare Aufbausämaschinen, die sich mit Bodenbearbeitungsgeräten wie Grubber oder Striegel kombinieren lassen oder den Einsatzumfang einer Sämaschine durch zusätzliche Ausbringoptionen erweitern.

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Das Grünlandpflegegerät Pneumaticstar von Einböck mit aufgebauter Sämaschine Pneumaticbox eignet sich auch für die Direktsaat von Zwischenfrüchten.

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Der Antrieb des Sägerätes auf dem Ackerkrumen- und Grasnarben-Vitalisierer von Agri-Broker erfolgt mechanisch über Sporenrad und biegsame Welle.

Elektrisches APV-Gebläse mit mehr Power

Zu den Anbietern im universellen Segment gehört das österreichische Unternehmen APV. Die Palette umfasst pneumatische Aufbausägeräte mit Behältervolumen zwischen 120 und 1.600 Litern, elektrisch oder hydraulisch angetriebenen Gebläsen, Arbeitsbreiten von 0,5 bis 12 m und unterschiedlichen Aussaatkonzepten (Standard, Dünger und/oder TWIN). Die Geräte lassen sich mit entsprechender Sensorik oder Signalen von der Traktorkabine aus geschwindigkeitsabhängig regeln oder mit einem Vorgewendemanagement ausstatten. Abhängig von der Säwelle können Saat- und Streugüter mit Durchmessern von 0,5 mm bis 25 mm ausgebracht werden. Für die Düngerapplikation gibt es Ausführungen mit korrosionsbeständiger Beschichtung und Edelstahlteilen.

Neu bei APV ist das „Elektrische Gebläse PLUS“ für Sägeräte mit acht Auslässen. Das betrifft die serienmäßig mit einem elektrischen Gebläse ausgestatteten Modelle PS 120 bis PS 500. Diese etwa für den Begrünungsanbau ausreichende Ausstattung ermöglicht bei einer Arbeitsgeschwindigkeit von 9 km/h und 3 m Arbeitsbreite eine Aussaatstärke von 80 kg/ha. Die maximale Arbeitsbreite beträgt 6 m.

„Für die Kombination mit breiteren Bodenbearbeitungs- oder Kulturpflegegeräten, zum Beispiel Striegel, benötigte man bisher die Aufrüstung mit dem optional verfügbaren hydraulischen Gebläse, mit dem auf 3 m Breite Aussaatstärken bis etwa 310 kg/ha, bei 12 m noch knapp 80 kg/ha realisierbar sind. Allerdings erfordert diese Option eine gute Hydraulikausstattung des Traktors mit drucklosem Rücklauf und etwa 20 l/min Durchflussleistung, idealerweise in Verbindung mit einer LS Hydraulik", erläutert Vertriebsingenieur Ernst Zoder.

Um die Leistungslücke zwischen den beiden Möglichkeiten zu schließen, habe man das elektrische Gebläse PLUS entwickelt. Damit erweitere sich die Leistungsgrenze der kleineren Sägeräte im Zusammenspiel mit 3-Meter-Maschinen auf eine Aussaatstärke von 190 kg/ha. Die maximale Arbeitsbreite betrage dann 12 m bei Feinsämereien. Diese Option eigne sich für Grünlandstriegel mit 6 m und mehr im hügeligen Gelände, aber ebenso für mehr als 6 m breite Striegel und Bodenbearbeitungsgeräte, oder wenn größere Mengen Dünger ausgebracht werden sollen.

Der Antrieb erfolgt über eine direkte Stromleitung mit großem Kabelquerschnitt von der Batterie des Traktors. Der Kabelsatz inklusive Steckdose, die im Bereich des Hubwerks befestigt wird, gehört zum Lieferumfang. Die Steuerung erfolgt über ein Motormodul am pneumatischen Sägerät, optional jetzt mittels der eigenständig von APV entwickelten und speziell auf die Sägeräte zugeschnittenen ISOBUS-Lösung "M2" (bislang Müller-Elektronik). „Aus der Verbindung von ISOBUS M2 und elektrischem Gebläse PLUS entsteht übrigens der günstige Effekt, dass nur ein Kabel zum Schlepperheck benötigt wird. Die leistungsfähige Stromversorgung des ISOBUS-Steckers reicht für den Betrieb des pneumatischen Sägerätes", merkt Zoder an.

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Ein Plus an Funktionalität bei GreenDrill von Amazone

Ebenfalls ein Werkzeug für clevere Aussaatvarianten hat der Hersteller Amazone mit der Universal-Aufbausämaschine GreenDrill (GD) seit zwei Jahren im Programm.

Die GreenDrill 501 bietet gegenüber dem mit APV-Sätechnik ausgestatteten und für die Amazone-Maschinen angepassten Modell GD 200 nicht nur einen mehr als doppelt so großen Saatgutbehälter mit Füllstandssensor (Fassungsvermögen 500 l), sondern zusätzliche Funktionen und Bedienungserleichterungen. Eine Grundlage dafür ist die Maschinensteuerung über ISOBUS. Dank des Steuerungsstandards erscheint die GD 501 bei Montage auf einer Sämaschine auf dem Terminal in der Traktorkabine einfach als dritter Saatgutbehälter und Dosierer und kann entsprechend angesteuert werden. Ergänzt die Aufbausämaschine ein Bodenbearbeitungsgerät, ermöglicht dies ein separater ISOBUS-Jobrechner.

Der aus der Amazone-Sätechnik bekannte Segmentverteilkopf verfügt je nach Arbeitsbreite über 16 bis 48 Ausläufe. Der Verteilkopf ermöglicht überdies eine Halbseiten- sowie Fahrgassenschaltung. Ergänzt die Aufbausämaschine einen Arbeitsgang der Bodenbearbeitung und kann daher nicht in den Luftstrom der Sämaschine eingebunden werden, steht für die Förderung der Ausbringgüter zu den Abgabepunkten ein eigenes hydraulisches Gebläse zur Verfügung. Es gewährleistet eine gleichmäßige Querverteilung bis auf eine Arbeitsbreite von 9 Metern. Eine Besonderheit der GreenDrill 501 sind Saatröhrchen als weitere Abgabepunkte. In Verbindung mit einer Sämaschine besteht damit die Möglichkeit, neben der oberflächlichen Ausbringung von Zwischen- oder Untersaaten über Prallteller Saatgut und Dünger mit ins Säschar zu leiten. Aussaatvarianten wären hier beispielsweise Untersaaten wie Gras zwischen den Saatreihen der Hauptfrucht oder die Ablage von Startdünger direkt neben dem Saatkorn.

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Drei Behälter und drei Ablageorte durch die Kombination von Sämaschine und Aufbausägerät.

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Claydon Hybrid T6 mit doppelter Zinkenreihe zur Direktsaat und Zusatz-Säaggregat.

Technik und Aussaatvarianten optimal kombinieren

Besonders effiziente Aussaatstrategien ergeben sich aus dem Zusammenspiel von Aufbausägerät und Sämaschine. Ein Beispiel dafür ist das Platzieren von gleich drei Gütern (Saatgut beziehungsweise Dünger) bei einer Überfahrt, unabhängig voneinander und in unterschiedlichen Ablagehorizonten. Solch ein sogenanntes Triple-Shoot-Verfahren, aber auch schon die Double-Shoot-Variante, also etwa die Kombination mit der Bodenbearbeitung, bietet eine Fülle dem Standort und dem Arbeitsziel optimal angepasster Aussaatvarianten. Nachfolgend einige Beispiele.

Wurzeln in die Tiefe locken: Ammonium und Phosphat wirken "lockend" für die Wurzelstruktur der Pflanzen. Daher ist es – auch vor dem Hintergrund der Düngeverordnung – insbesondere bei Sommergetreide sinnvoll, gleichzeitig mit der Aussaat eine Düngergabe von 20 bis 25 kg/ha in einem tieferen Bodenhorizont abzulegen. Dies ist mit dem Double-Shoot-Verfahren realisierbar. So bleiben die Nährstoffe länger verfügbar und befördern die Wurzelausbildung in die Tiefe, um bei Trockenheit eine für die Jugendentwicklung der Pflanzen förderliche Wasserversorgung zu sichern. Praktiker raten jedoch, nicht zu viel Dünger ins Depot zu packen, da sonst die Wurzeln "ermüden" und nicht - wie für die Entwicklung der Pflanzen erforderlich - weiter in die Tiefe wachsen.

Stickstoff aus der Luft nutzen: Eine Alternative zum Düngerdepot ist bei Winterungen die parallele Aussaat von Begleitpflanzen wie Bohne, Lupine, Klee oder Buchweizen, die über ihre Wurzelknöllchen Luftstickstoff oder im Falle des Buchweizens mineralisch gebundenes Phosphat für die Hauptkultur verfügbar machen. Außerdem reduzieren sie durch die Bildung organischer Masse die Gefahr von Stickstoffauswaschungen und unterdrücken durch die Beschattung das Auflaufen von Unkräutern. Dies funktioniert jedoch nur, wenn die Begleitpflanzen in den Wintermonaten abfrieren, so dass sich die Hauptfrucht ab Vegetationsbeginn im Frühjahr ungestört entwickeln kann.

Schädlinge natürlich vertreiben: Mit Blick auf zunehmende Beschränkungen beim Insektizideinsatz können Begleitpflanzen, die bei der Überfahrt mittels gesonderter Säschare im entsprechenden Bodenhorizont ausgebracht werden (Double-Shoot), als natürlicher Pflanzenschutz fungieren. Bewährt hat sich hier beispielsweise Leinsaat, deren Duft den Rapserdfloh von der Hauptkultur Raps ablenkt.

Einmal säen, doppelt ernten: Bei der Frühjahrs-Aussaat von Hafer plus Kleegras in Kombination mit der Ablage von Dünger unterhalb des Saathorizonts mit dem Triple-Shoot-System entsteht gleich ein mehrfacher Nutzen. Der Hafer wächst in die Höhe, während das Kleegras das Auflaufen der Unkräuter unterdrückt und sich somit der Einsatz von Herbiziden minimieren lässt. Das Düngerdepot unterstützt beide Ackerkulturen in ihrer Entwicklung. Nach der Ernte des Hafers im Sommer kann zu einem späteren Zeitpunkt das herangereifte Kleegras für die Fütterung eingefahren werden.

Raps kosteneffizient anbauen: Auf Einsparungen bei der Düngung und beim Pflanzenschutz zielen Landwirte mit der kostengünstigen Aussaat von Raps, Ackerbohne und Zwischenfrucht im Zuge einer Überfahrt. Dazu wird Raps und etwas tiefer die Ackerbohne über die entsprechend justierten Säschare abgelegt. Die Aussaat der Zwischenfrucht, bestehend aus Phacelia, Buchweizen und Luzerne, erfolgt oberflächlich mittels Prallteller der Aufbausämaschine. Die Ackerbohne als auch die Zwischenfrucht frieren über den Winter ab, dienen aber bis dahin als Stickstofffixierer und unterdrücken Unkräuter. Im Frühjahr kann sich dann der Raps trotz deutlich weniger Düngung und Pflanzenschutzmaßnahmen kräftig entwickeln. Wichtig ist bei diesem Triple-Shoot-Verfahren, dass zum Zeitpunkt der Aussaat genügend Wasser für alle ausgesäten Pflanzen zur Verfügung steht. Lässt sich dies nicht garantieren, ist es möglich, die Hauptfrucht sowie die Begleitpflanzen Ackerbohne und Zwischenfrucht wassersparend direkt einzusäen.

Zünslerbekämpfung durch Untersaat im Mais befördern: Nach Aussage des Deutschen Maiskomitees e. V. (DMK) bewähren sich Maisuntersaaten mit tetraploiden Deutschen und Welschen Weidelgräsern insbesondere bei früh räumenden und lichtdurchlässigen Maissorten. Sie böten im Zuge der Fruchtfolge auch eine zuverlässige Form der Winterbegrünung nach der Maisernte mit der Möglichkeit zur Ausweisung als förderfähige ökologische Vorrangfläche. Bei der zu empfehlenden Stoppelzerkleinerung durch Schlegel und Walzen zur Bekämpfung des Maiszünslers werde das Wachstum der Grasreihen angeregt und die Narbendichte gefördert. Somit würden Untersaaten auch zu einer verbesserten Feldhygiene beitragen.


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