Einachser müssen etwas Platz machen

In Zeiten von boomenden Märkten für Kleintraktoren, Funkraupen und immer mehr Spezialmaschinen muss sich der klassische Einachser behaupten. Das gilt aber nicht für alle Bereiche und Kunden. Wir haben uns bei Herstellern, Händlern und Nutzern umgehört, wie die Aufgaben der wendigen Multitalente heute bewältigt werden.

Motorgeräte: Einachser müssen etwas Platz machen

Der Köppl Gekko gehört zu den High-End-Einachsern und kann auch ferngesteuert werden.

Motorgeräte: Einachser müssen etwas Platz machen

Der Energreen Robo Mini setzt auf kompakte Maße, womit er auch in enge Ecken kommt.

Wir haben im gesamten Bundesgebiet mit Händlern gesprochen, die Einachser im Programm haben. Dabei kam heraus, dass bei vielen die Umsätze in diesem Segment rückläufig sind, nicht selten sind die Verkaufszahlen komplett am Boden. Meist sind die Kunden auf Kleintraktoren oder Funkraupen ausgewichen. Es gibt aber auch hier Ausnahmen, wie etwa Jürgen Mülders bestätigt. Er ist Verkaufsleiter für die Bereiche Kommunal und Golf bei der Eder Profitechnik Gruppe in Tuntenhausen: „Einachser sind einerseits günstiger als Raupen und können unter engeren Gegebenheiten arbeiten, in Gärten beispielsweise. Daher sehen wir vor allem den professionellen Garten- und Landschaftsbau weiterhin als Kundschaft. Hier ist der Einachser vor allem zur großflächigen Bodenbearbeitung konkurrenzlos und wird dann natürlich auch darüber hinaus eingesetzt, etwa zum Mähen oder Kehren. Denn wer eine solche Maschine kauft, will diese auch vielfältig einsetzen.“ Gleichzeitig sei in der Vergangenheit auch die Privatkundschaft rückläufig gewesen, da die Gärten über die Jahre immer kleiner wurden. Diese Kunden kämen laut Mülders nun aber zurück, da das eigene Gemüsebeet wieder populärer werde: „In Nachbarschaft zum Rasenroboter wachsen nun wohl auch wieder mehr Salat und Bohnen.“ Solchen Kunden ist dann ein Schneeschild für die Einfahrt oder den Hof ebenfalls schnell schmackhaft gemacht. Bei den GaLaBauern sieht Mülders aber auch reinrassige Bodenfräsen als Alternative, da diese günstiger in der Anschaffung sind. Bei Mäharbeiten im Kommunalbereich sieht er aber kaum mehr Land für den klassischen Einachser, da hier die Funkraupe in schwerem Gelände die Nase vorn habe, auf großen Flächen sind Maschinen mit Sitz und eventuell sogar einer klimatisierten Kabine heute eher gefragt. „An großen Böschungen wird auch immer mehr mit Auslegern an Traktor oder Unimog gemulcht, wo früher noch ein Mann mit dem Balkenmäher schuften musste“, weiß Mülders.

Blühwiesen anlegen mit dem Einachser

Entgegen aller Trends ist auf dem Bauhof der 3.500 Einwohner zählenden Gemeinde Kleinheubach in der Nähe von Aschaffenburg noch immer ein fast 30 Jahre alter Agria 3400 im Einsatz, er zieht seine sieben Diesel-PS aus 360 cm3. Der Einachser kommt auch hier inzwischen vornehmlich zur Bodenbearbeitung ins Gelände: „Wir haben letztes Jahr erste Versuche mit Blühwiesen für Bienen gemacht, was auch in der Bevölkerung sehr gut ankam“, erklärt Bauhofleiter Günter Jentzmik. „Aktuell legen wir wieder neue Blühflächen an, wobei der Agria den Untergrund vorbereitet.“ Der Landmaschinenmechanikermeister ist sich sicher, dass er auch heute noch wieder einen Einachser kaufen würde, da er sehr wendig und gerade in kleineren Ecken unschlagbar sei. Früher sei damit auch ein Kreiselmähwerk im Einsatz gewesen, das aber eingemottet wurde. Da nun aber auch ein paar Ausgleichsflächen mit Bäumen zu pflegen sind, wo die größeren Maschinen Schwierigkeiten haben, kann sich Jentzmik vorstellen, die betagte Technik in dieser Saison wieder zu aktivieren. „Die Maschine hat zwar durchaus viele Standzeiten, aber da wir stark vom Wetter abhängen, ist auch mieten schwierig – wenn wir raus wollen, wollen das alle anderen ja auch.“ Früher habe man mit dem Gerät auch Winterdienst geleistet, was aber eine echte Plackerei gewesen sei. „Heute sitzt der Fahrer für mehrere Kilometer zu räumende Fußwege in der beheizten Kabine eines Kleintraktors. Da haben sich die Zeiten einfach geändert“, so Jentzmik.

Viele Dienstleister haben aber nach wie vor auch in der kalten Jahreszeit Einachser im Einsatz, etwa die Firma Schneebär aus Berlin: Neben Unimog und Ladog Geräteträgern sei man durch die Einachser in der Lage, auch lange Innenwege zu räumen. Dabei legt man Wert darauf, dass auch diese Maschinen nicht mehr als sieben Jahre alt sind. Auch beim Hausmeister-Service Hansen aus dem nordfriesischen Tönning laufen neben den Aufsitzmähern – man pflegt regelmäßig mehr als 250.000 m² Grün- und Gartenflächen –vier Einachser mit Anbaugeräten wie Fräse, Umkehrfräse, Wildkrautbürste, Schlegelmäher, Stub- benfräse, Scheeschild und Kehrbürsten. Auch bei GaLaBauer Michael Adam aus Wörth am Rhein ist noch ein Agria Einachser im Fuhrpark, der die Bodenbearbeitung übernimmt. Mäh- oder Kehrarbeiten übernehmen aber auch hier schon bequemere Maschinen, eine Irus Raupe mit Forst- und Schlegelmulcher ist ebenfalls bereits vorhanden. „Die Neuanschaffung eines Einachsers käme heute aber wahrscheinlich nicht mehr in Frage. Da würde ich eher passende Geräte für die Raupe kaufen“, so Michael Adam.

Motorgeräte: Einachser müssen etwas Platz machen

Der Klassiker Agria 3400 ist im GaLaBau vor allem für die Bodenbearbeitung beliebt, hier mit einer Umkehrfräse.

Mehr Spezialtechnik statt Allrounder

Der Agria 3400 zählt unter den Einachsern zu den Dauerbrennern, der nach Jahrzehnten im Vertrieb dann 2018 nochmals aufpoliert wurde: Er lässt sich nun leichter schalten und hat einen modernen Briggs & Stratton Motor unter der jünger gestalteten Haube. Um mit den immer stärker nachgefragten Funkraupen mithalten zu können, hat Agria auch dafür inzwischen zwei Modelle im Programm: Der ferngesteuerte Hochgras-Sichelmulcher 9600 mit Hybrid-Antrieb ist für einen wirtschaftlichen Einsatz auf extensiv gepflegten Problemflächen konzipiert. Der kleinere 9500 ist der ferngesteuerte Kompaktmäher für den täglichen Einsatz in der professionellen Landschaftspflege.

Für professionelle Einsätze erfreuen sich inzwischen auch Spezialgeräte immer stärkerer Beliebtheit: „Eigentlich wollten wir einen handgeführten Böschungsmäher kaufen. Als wir aber noch den Sherpa 940 von AS-Motor ausprobierten, war sofort klar, dass wir den kaufen“, sagt Manfred Hopfensitz, Leiter des Bauhofes der Gemeinde Wört im Osten Baden-Württembergs. Das Einsatzgebiet erstreckt sich über 17 Teilorte, Weiler, Mühlen und Einzelgehöfte. Sportgelände, Zeltplatz und eine Mountainbike-Strecke kommen schon auf sieben Hektar, dazu kommen fünf Spielplätze, Streuobstwiesen, weiteres Freizeitgelände, der Außenbereich der Grundschule und die Kläranlage. Überzeugt hat die Mitarbeiter, dass er hohes Gras dank Allrad überall auch sauber mäht. „Als es dann an bis zu eineinhalb Meter hohe Brennnessel ging, haben wir die Fernsteuerung getestet. Das hat uns endgültig überzeugt. Bei anderen Mähern bekommt man immer die volle Ladung ab, egal ob Brennnessel, Staub, Blütensamen, herabhängende Äste oder Dornen. Mit der Fernsteuerung kann man komfortabel aus sicherer Entfernung arbeiten“, so Hopfensitz.

Diese Klientel mit dem Anspruch auf möglichst kompakte Maße und moderate Leistung spricht auch der italienische Hersteller Energreen an: „Der RoboMini ist ein kompakter funkferngesteuerter Geräteträger mit 23 PS, der für Arbeiten an Hängen von bis zu 50° in jede Richtung oder in sehr engen Bereichen ausgelegt ist. Das besondere ist das Designkonzept, der niedrige Schwerpunkt und die oszillierenden Bewegungen der Laufwerke“, so Energreen-Verkaufsberater Andreas Burghard. Der größere Bruder ist der RoboGreen Evo, er wurde entwickelt für die Arbeiten von Straßenmeistereien oder für Städte und Kommunen an Hängen bis zu einer maximalen Neigung von 55° in jede Richtung, etwa entlang von Straßen, Bahndämmen, Böschungen, schwer erreichbaren Landschaften oder sumpfigen Gebieten und in all den Situationen, die mit traditionellen Mitteln schwer zu erreichen sind. Mit seinem 40-PS-Dieselmotor und den zwei zusätzlichen doppeltwirkenden Hydraulikfunktionen kann er mit verschiedenen Anbaugeräten ausgestattet werden.

Auch der Schweizer Einachser-Hersteller Rapid ist sich bewusst, dass Funkraupen künftig ein zunehmend wichtiges Maschinensegment für ihren bisherigen Kundenstamm werden. Daher hat man im Frühjahr 2019 bereits die in Deutschland ansässige Firma Kommtek übernommen. Deren Schwerpunkt sind funkgesteuerte Mähraupen der Marke Niko, die man exklusiv weltweit vertreibt. Daneben hat Kommtek die Rasenpflegegeräte der Firma SCAG und Sportplatzmähroboter von Belrobotics im Programm, die hydrostatischen Einachsgeräteträger von Rapid ergänzen diese nun. Beide Firmen wollen Synergien gemeinsam nutzen und die Marktanteile somit weiter steigern.

Mit ihren Einachsern der Serie K-Line für gelegentliche Arealpflegearbeiten und der UBS-Line für Extremflächen, z. B. Hänge, Großflächen und den täglichen Dauereinsatz, hält Kersten Arealmaschinen für alle Arealpflegearbeiten passende Anbaugeräte parat: Ob Wildkraut entfernen, Kehr- oder Mäharbeiten, Laubbeseitigung oder Bodenbearbeitung. Letzteres ist aktuelles Thema für die Frühjahrsarbeit. Denn allmählich trocknet die Erde ab und es beginnt die Zeit für die Bodenvorbereitung in Gärten und Nutzflächen. Hierfür eignet sich die Kreiselegge in verschiedenen Arbeitsbreiten. Auf Wunsch kann diese mit einer Aufsattelsämaschine bestückt werden, somit erledigt man Bodenauflockerung und Raseneinsaat in einem Arbeitsgang. Aber auch für besonders schwere Fälle gibt es die passenden Geräte: Umkehrfräsen und Bodenfräsen, mit starkem Motorantrieb ausgestattete Einachser. Abgerundet wird das Programm durch einen speziellen Einachser, der ausschließlich für die Raseneinsaat eingesetzt wird, dem „Seedomat“.

Motorgeräte: Einachser müssen etwas Platz machen

Der Sherpa 940 von AS-Motor kann auch per Funk gesteuert werden.

Motorgeräte: Einachser müssen etwas Platz machen

Der Bauhof Wört hat seit 2018 einen Sherpa 940 im Einsatz und ist sehr zufrieden.

Sortiment erweitern und Kunden halten

Andere Hersteller integrieren entsprechende Technik oder neue Geräteklassen in ihr Sortiment: Irus baut seit den 50er Jahren Einachser, etwa den 30 PS starken Unitrak. Daneben hat man aber inzwischen auch verschiedene Funkraupen zu bieten. Der Quadtrak ist dabei eine Sonderform, er ist mit Stachelrädern statt der üblichen Raupenlaufwerke ausgestattet, was in extremen Steillagen für weniger Bodenverletzung sorgen soll. Dabei ist auch eine Hundegang-Lenkung möglich.

Einen ganz ähnlichen Weg geht die Firma Köppl: Sie ist ebenfalls ein Traditionsspezialist für Einachser und hat bei den Modellen Gekko und Taurus inzwischen auch eine Fernsteuerung integriert – was aber bei weitem nicht die einzige Innovation ist. Denn auch bei dem vermeintlich angestaubt wirkenden Funktionsprinzip hat sich über die Jahre viel getan, wodurch die Arbeit ergonomisch weniger beanspruchend und gleichzeitig sehr viel schlagkräftiger wurde. Durch den hydrostatischen Antrieb etwa sind die Profi-Geräte exakt und bequem steuerbar: Sie wenden auf der Stelle, halten am Hang automatisch dagegen und balancieren sich selbst aus. „Viele Kommunen kaufen nach wie vor bei uns, denn eine Raupe ist auch nicht überall nutzbar, etwa in empfindlichen Ökosystemen wie Moor oder Schutzgebieten. Hier sehen wir eine Renaissance des Messerbalkens und damit auch des Einachsers“, so Geschäftsführer Karl Köppl. Dennoch hat auch sein Unternehmen mit dem Crawler eine Raupe im Sortiment. „Das konnten wir relativ leicht aus unseren Einachsern ableiten, weshalb auch die Anbaugeräte passen.“ Eine weitere Hochburg wird laut Köppl die Berglandwirtschaft bleiben, wo an steilen Hängen immer mehr Wert auf leichte, wendige und möglichst bodenschonende Mähmaschinen gelegt wird. „Da wir inzwischen fünf Meter Arbeitsbreite bieten, steigt im Profibereich die Nachfrage stetig“, so Köppl. „Der nächste Schritt ist der völlig autonome Einsatz.“

Auch Hersteller Brielmaier setzt mit High-Tech-Einachsern auf die Profis in schwierigem Gelände, hier können sogar zwei Maschinen gekoppelt werden, wodurch ein Mann sechs Meter breit mäht und so laut Hersteller drei bis vier Hektar pro Stunde möglich sein sollen. Das Händlernetz der süddeutschen Firmen Köppl und Brielmaier ist daher vor allem im Alpenraum sehr dicht, aber auch im restlichen Bundesgebiet sind Vertretungen etabliert. Die Maschinen werden also durchaus auch im Flachland gekauft.

Motorgeräte: Einachser müssen etwas Platz machen

Bodenbearbeitung im GaLaBau: Eine Domäne der Einachser. Hier eine Kersten Umkehrfräse.

Parallelen zwischen Einachser und Traktor

Hier lassen sich auch Parallelen zu anderer Landtechnik erkennen: Ein Traktor von vor 30 Jahren lockt heute im Profisegment keine Neukunden mehr, hier will man moderne Maschinen mit entsprechender Leistung, Komfort und Ausstattung – was seinen Preis hat. Beim Einachser verhält es sich ebenso, daher sind die Geräte von Herstellern wie Agria, Kersten, Köppl, Brielmeier oder Rapid innovativ wie preislich mit der Zeit gegangen. Aber auch die einfachere Technik ist nach wie vor zu haben, im Traktorensegment übernehmen das inzwischen die Hersteller aus Asien (siehe eilbote Ausgabe 12-2020) und fassen damit auch in Europa Fuß. Bei den Einachsern sind ebenso einfache und robuste Geräte nach wie vor gefragt, neben Agria etwa von bekannten Marken wie Grillo und Hercules.

Fazit: Der Markt für Einachser wird wohl auch künftig etwas schrumpfen, gänzlich wegfallen wird das Segment aber nicht. Die Arbeit wird vom bisherigen Multitalent auf weitere Maschinen verteilt, vom Kompakttraktor über Raupen bis zu Spezialgeräten. Händler sollten daher darauf achten, bisherige Kundschaft nicht zu verlieren, denn die muss ihre Arbeit ja nach wie vor erledigen – nur eventuell mit anderen Maschinen. Wer diese nicht auf dem Hof hat, wird künftig weniger verdienen. Ebenfalls möglich: Die Kompetenz im Haus weiter nutzen und zum eventuell kleiner werdenden Geschäft mit den Standard-Einachsern zusätzlich zum High-End-Anbieter werden. Innovative Maschinen sind in speziellen Nischen gesucht, auch abseits der Bergregionen. Spezialmaschinen können im Verkaufsraum nicht schaden, denn manche Kunden haben diese schlicht nicht auf dem Schirm.


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