„70 Prozent verschütten und 30 Prozent ausreißen“

Das Fachzentrum für Energie und Landtechnik in Triesdorf lud Ende September zum Praxistag „Mechanische Beikrautregulierung“. Informative Referate und eine umfangreiche Maschinenschau sorgten für einen guten fachlichen Überblick mit neuen Aspekten.

Mechanische Beikrautregulierung: „70 Prozent verschütten und 30 Prozent ausreißen“
Mechanische Beikrautregulierung: „70 Prozent verschütten und 30 Prozent ausreißen“

Beim Hacken kommt es vor allem auf einen sauberen Schnitt an. Viele Schare haben daher einen sehr flachen Arbeitswinkel.

Ende September war es wieder so weit: Das Fachzentrum für Energie und Landtechnik in Triesdorf lud zu einem weiteren Praxistag ein. Dieses Mal stand die Veranstaltung ganz im Zeichen der mechanischen Beikrautregulierung.

Nach der Begrüßung der rund 200 Gäste durch den Institutsleiter Norbert Bleisteiner gab es am Vormittag mehrere Fachvorträge zum Thema Hacken und Striegeln.

Bei Manfred Weller, Fachberater des Bioland-Anbauverbandes in Franken, ging es zunächst um den richtigen Einsatz der verschiedenen Techniken in Bezug auf die diversen Kulturpflanzen sowie den richtigen Einsatzzeitpunkt. Ein sauberer Acker zu Beginn der Wachstumsphase der Kulturpflanze sowie die richtige Saatbettbereitung sind hier wichtige Eckpfeiler einer gelungenen mechanischen Unkrautregulierung. Vor allem im Hinblick auf den Einsatz von Striegeln vor und während der ersten Wachstumsphase gelte es, einiges zu beachten. Auch die Wirkung von sogenannten Blindstriegelgängen vor dem Auflaufen der Kultur kann einen enormen Vorsprung für die Nutzpflanze im Vergleich zum Beikrautbestand ausmachen. Großes Augenmerk legte Weller auf das Verständnis der Arbeitsweise eines Striegels. Diese besteht zu 70 Prozent aus Verschütten und nur zu 30 Prozent aus dem tatsächlichen Ausreißen kleiner Kräuter im Fädchenstadium. Aber nicht nur der Boden und Wetterbedingungen müssen passen (es sollte möglichst warm und trocken sein), auch die Kultur muss für die Bearbeitung im richtigen Stadium sein. Im Anschluss an den Striegelgang sollte die Witterung noch etwas länger trocken bleiben, damit die freigelegten Kräuter verdorren können und nicht wieder anwachsen.

Mechanische Beikrautregulierung: „70 Prozent verschütten und 30 Prozent ausreißen“

Die rotierenden Werkzeuge der Firma Cavalleretti können auch in der Reihe arbeiten.

Mechanische Beikrautregulierung: „70 Prozent verschütten und 30 Prozent ausreißen“

Vorführung der Section-Control-Funktion bei einer hydraulisch angesteuerten Hacke der Firma Garford.

Optimaler Einsatz der Hack- und Striegeltechnik beginnt beim Drusch

Beim zweiten Vortrag von Pflanzenbauleiter Markus Heinz ging es vor allem um die Erfahrungen und Strategien mit mechanischer und autonomer Unkrautregulierung. „Es geht nicht darum, ob ,öko‘ oder ‚konventionell‘, sondern viel mehr darum, wo sich was am besten umsetzen lässt“, betonte Heinz. Die Planung für den richtigen Einsatz der Hack- und Striegeltechnik beginnt für ihn bereits beim Drusch und der damit verbundenen richtigen Verteilung von Spelze und Stroh auf dem Acker. Auch die folgenden Bearbeitungsgänge sollten bereits auf den Einsatz der Hacktechnik ausgelegt sein. Heinz wies darauf hin, wie wichtig beim Stoppelsturz die Bearbeitung quer zur Druschrichtung sei. Zum Thema autonome Feldpflege gab es Tipps aus der eigenen Praxis. Die Lehranstalt hatte bereits im Vorjahr ein Modell der Firma Farmdroid angeschafft und bei der Aussaat von Senf getestet. Es sei wichtig, sich mit der Maschine vertraut zu machen, bevor man damit effizient arbeiten kann. Die korrekte Einstellung sowie das Handling bedürfen einer gewissen Übung und Kenntnis. So empfehle es sich, die Maschine im Herbst mit dem Ausbringen einer Zwischenfrucht zu testen, um dann beim Ausbringen von Hauptfrüchten Fehler und Probleme bereits ausgemerzt zu haben.

Der Vortrag von Prof. Dr. Klaus Wilbois von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf fokussierte sich auf Bewirtschaftungsstrategien zur Unkrautregulierung und dem Nährstoffmanagement in ökologischen Fruchtfolgen. Hier ging er besonders auf die Problematik der Nährstoffrückgewinnung auf Biobetrieben ohne Tierhaltung ein. Seiner Auffassung nach sind Futterleguminosen nicht vollständig durch Körnerleguminosen ersetzbar. Aus diesem Grund hatte er im Vorjahr mit der Entwicklung einer alternativen Verwendungstrategie für Futterleguminosen auf viehlosen Betrieben begonnen. Sein Projekt trägt, in Anlehnung an das bekannte Konzept „cut and carry“, den Titel „cut and blow“. Hierbei geht es darum, Futterleguminosen, beispielsweise Klee, in mehrjähriger Kultur anzubauen und nach dem ersten Jahr Streifen davon umzubrechen. Im Anschluss daran werden zum Beispiel Mais oder Kartoffeln angebaut. Im Folgejahr häckselt man die Futterpflanze und bläst sie direkt als Mulchauflage in den Kartoffel- oder Maisbestand. Durch diese Auflage würden weniger Beikräuter auflaufen, die Kultur besser mit Nährstoffen versorgt und die Bodenerosion gemindert. Des Weiteren soll diese Maßnahme bei Kartoffeln auch den Drahtwurmbefall verringern, da mehr Feuchtigkeit im Boden verbleibt. Dazu konnte aber nach dem ersten Jahr noch kein Beleg erbracht werden. Wilbois zeigte sich jedoch zuversichtlich, in den nächsten Jahren durch weitere Feldversuche genauere Ergebnisse zu sammeln.

Im letzten Vortrag kam dann Peter Roßmeir zu Wort. Er ist der Leiter der technischen Ausbildung in Triesdorf. Er gab einen Überblick über die derzeit zur Verfügung stehenden Techniken zur mechanischen Bestandspflege. Von der technischen Entwicklung über die zum Einsatz kommenden Werkzeuge bis hin zu den neuesten Typen von Lenksystemen wurde hier der aktuelle Stand der Technik beleuchtet.

Mechanische Beikrautregulierung: „70 Prozent verschütten und 30 Prozent ausreißen“

Der Unkrautzupfer von Klünder hebt sich nicht nur optisch, sondern auch durch seine Arbeitsweise ab. Rund 200 Interessierte besuchten den Hack- und Striegeltag in Triesdorf.

Mechanische Beikrautregulierung: „70 Prozent verschütten und 30 Prozent ausreißen“

Beim VarioCHOP von Samo kann die Hackbreite der Segmente mit nur zwei Handgriffen verändert werden.

Die Wahl der passenden Spurweite

Roßmeir ging hierbei auch auf einige Details ein, die sonst eher stiefmütterlich behandelt werden. Er betonte die Winkelstellung von Striegelzinken und die damit verbundenen unterschiedlichen Effekte bei der Bearbeitung. Auch die Anbauposition der Maschinen am Schlepper und der einhergehende Aufwand der präzisen Steuerung war ein wichtiger Aspekt. In diesem Zusammenhang wurden verschiedene Kamerasysteme und sogar ein Werkzeug zum direkten Zugriff auf die Lenkung von RTK-Schleppern bei der Nutzung von Frontanbaugeräten vorgestellt. Zum Schluss ging Roßmeier auf ein Thema ein, welches seiner Ansicht nach in der Praxis nicht genug Beachtung erfährt: die Wahl der passenden Spurweite im eigenen Betrieb. Denn bei der Anschaffung von Hacktechnik kann es, gerade bei größeren Arbeitsbreiten, dazu kommen, dass die Klappscharniere der Maschine genau an der Stelle sitzen, an der eigentlich ein Hacksegment sein müsste. Dies würde bei der Planung und Anschaffung oft nicht berücksichtigt und führe dann zu Problemen, die erst beim Einsatz erkannt würden. Darum könne es sinnvoll sein, die Hacke asymmetrisch zu bestücken, um dieser Problematik vorzubeugen. Dies erfordere wiederum eine andere Spur und somit entstehe eine neue Verdichtungszone. Deshalb sollte man bei der Umstellung auf mechanische Unkrautregulierung den gesamten Maschinenpark des Betriebs im Blick behalten.

Im Anschluss an die Vorträge war eine Feldvorführung geplant. Dazu hatte man extra im Sommer Versuchsflächen angelegt, um sie zu diesem Zeitpunkt hackfähig zu haben. Leider hatte es im Vorfeld der Veranstaltung dermaßen geregnet, dass ein Befahren der Flächen und die praktische Vorführung der Maschinen unmöglich war.

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Wegen Nässe war ein Feldeinsatz nicht möglich. Der Einsatz von Kameras machte Details aber für alle auf der Videowand sichtbar.

Statt Feldvorführung Präsentation in der Halle

Die Veranstalter hatten aber Plan B. Die Vorführung der Maschinen wurde kurzerhand nach innen verlegt. Die Schule in Triesdorf verfügt über ein modernes Forum mit der Möglichkeit, einen ganzen Maschinenzug durch große Rolltore an den Seiten ein- und wieder ausfahren zu lassen. So wurden nacheinander alle Maschinen, die von den bekannten und weniger bekannten Herstellern zahlreich zur Verfügung gestellt wurden, in die Halle gefahren. Details wurden unter Zuhilfenahme einer Kamera an der Videowand gezeigt und erklärt. Dabei wurde sowohl auf Unterschiede als auch auf technische Übereinstimmungen hingewiesen.

Abgesehen von einschlägigen Branchengrößen wie Treffler, Einböck oder Schmotzer waren hier aber auch kleine Unternehmen mit sehr innovativen Konzepten vertreten. Als Beispiele sei hier die Firma Samo aus Österreich zu nennen. Samo zeigte eine asymmetrische Hacke in Frontanbauweise, bei der die Arbeitsbreite der einzelnen Hacksegmente mittels Schwingen mit einem einfachen Handgriff zu verändern ist. Als weiteres Highlight fiel ein Gerät auf, welches sich durch seine Arbeitsweise, aber auch durch seine Form hervorhob: Der „Unkrautzupfer“ der Firma Klünder besteht aus zwei Rahmenrohren, die für den Transport senkrecht hochgeklappt werden. An diesen Rahmen sind Gummireifen nebeneinander verbaut, sodass sich ihre Laufflächen berühren. Sie werden mit Hilfe von Hydraulik angetrieben und sollen Beikräuter wie Melde, welche über den Bestand hinausgewachsen sind, auszupfen und zum Verdorren ablegen. Im Vergleich zu anderen Systemen, wo die Kräuter nur über der Kultur abgeschnitten werden, wird hier das gesamte Samenpotential zerstört.

Im Anschluss an die Vorstellung der Geräte in der Halle gab es auf dem Vorplatz zwei Vorführungen. Bei der ersten demonstrierte die Firma Feldklasse den Einsatz von kameragesteuerten Hackmessern in der Reihe. Als Ersatz für die Pflanzen wurden hier Pokerchips eingesetzt. Bei der zweiten Vorführung zeigte die Firma Garford den Einsatz von „Section-Control“ in einer hydraulisch angesteuerten Hacke.

Am Nachmittag gab es die Möglichkeit für alle Teilnehmenden, mit den Herstellern ins Gespräch zu kommen und sich über die Produkte zu Informieren. Aber auch, um Informationen und Erfahrungen im Einsatz mit der Technik auszutauschen. Ich habe diese Veranstaltung als sehr positiv empfunden. Nicht nur die thematische Ausrichtung der Vorträge im Hinblick auf die Technik, sondern auch die gelungene Organisation um die Veranstaltung herum zeigen, dass die Schule ihren guten Ruf in der Branche zurecht genießt. Wer die Gelegenheit hat, sollte es sich nicht entgehen lassen, ihr einmal einen Besuch abzustatten. Allein, um den überwältigenden Maschinenpark zu erleben, der hier den Lernenden zur Verfügung steht.

Mechanische Beikrautregulierung: „70 Prozent verschütten und 30 Prozent ausreißen“

Die Firma Feldklasse führt die Funktion der kameragesteuerten Hackmesser mit Hilfe von Pokerchips vor.

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