Corona-Krise: Keine Maschinen – kein Transport

Im letzten eilboten kamen die Landmaschinenhändler zu Wort, die vor allem unter fehlenden Neumaschinen leiden. Wenn keine Maschinen produziert werden, werden auch keine transportiert. Wie sieht dann die Lage bei den Spediteuren aus? Joachim Fehrenkötter, Geschäftsführer des in der Landtechnik führenden Transportunternehmens Fehrenkötter Transport & Logistik GmbH in Ladbergen, gibt uns im eilbote-Gespräch einen Einblick.

Logistik: Corona-Krise: Keine Maschinen – kein Transport

Spedition Fehrenkötter stellt aktuell einen Auftragsausfall von rund 30 Prozent fest.

Logistik: Corona-Krise: Keine Maschinen – kein Transport

Joachim Fehrenkötter setzt in seiner Spedition 150 Lkw ein.

Wie ist die Situation momentan an den deutschen Grenzen? Joachim Fehrenkötter berichtet, dass diese in vielen Bereichen wieder entspannt sei. Zu Beginn der Corona-Krise gab es Verzögerungen durch große Staus nach Polen und Italien. Mittlerweile haben die Politiker die Notwendigkeit des freien Warenverkehrs erkannt: „Wer den Warenfluss abschneidet, kann auch direkt die Blutzufuhr kappen. Glücklicherweise wurde erkannt, dass der freie Zugang wichtig ist.“ Dass Waren an Grenzen festhängen, kann Fehrenkötter nicht bestätigen, da die Produktion, beispielsweise in Italien, noch größtenteils gar nicht wieder gestartet ist. „Unser größtes Problem ist, dass einige Hersteller nicht oder kaum produzieren. Daher erwarten wir Absatzeinbußen für dieses Jahr.“ Er beziffert seinen aktuellen Ausfall auf rund 30 Prozent. Er geht auch nicht davon aus, dass das in diesem Jahr noch aufgeholt werden kann. Seiner Einschätzung nach können einige Werke im Jahresverlauf die Produktion von fehlenden Maschinen noch aufholen, aber bei vielen Herstellern gebe das wahrscheinlich die Kapazität nicht her. Außerdem sei der April einer der stärksten Monate in der Landtechnik, so dass die Maschinen gerade jetzt fehlen. Der Unternehmer geht von weiteren schwachen Monaten in diesem Jahr aus. So musste sein Betrieb durch fehlende Umsätze bereits auf Kurzarbeit umstellen. Geschäftsführer Joachim Fehrenkötter leitet das im Jahr 1929 gegründete Unternehmen in dritter Generation. In der Spedition sind 250 Mitarbeiter und in der Firmengruppe 600 Angestellte beschäftigt. Das Unternehmen Fehrenkötter aus Ladbergen setzt 150 Lkw ein.

Positiv nimmt Fehrenkötter allerdings wahr, dass mehr Gebrauchtmaschinen zu transportieren sind. Ebenfalls hätten Landtechnik-Liebhaber mehr Zeit, sich mit dem Thema Oldtimer-Traktoren zu beschäftigen, was für einige Transportaufträge sorgte.

Die Lage in den Nachbarländern

Wie sieht es in Italien und Frankreich aus? Die Länder stehen laut Fehrenkötter vor einer noch größeren Herausforderung, da die Lage dort dramatischer ist. Durch die Ausgangssperren kann in den Ländern schon länger nicht produziert werden, Aktivitäten sind auf das Notwendigste beschränkt. Das hat auch Auswirkungen auf das deutsche Transportunternehmen. So berichtet der Geschäftsführer, dass er zwar Landmaschinen nach Frankreich ausliefern kann, die Transporter teilweise aber ohne Rückladung leer wieder zurückfahren müssen. Bei den deutschen Importhäfen stellt Fehrenkötter keine Probleme mit dem Warenstrom fest: „Waren kommen raus und können auch hinein geliefert werden.“ Allerdings sei der Containerkreislauf stark gestört, da kaum leere Container vorhanden sind und so auch nicht beladen werden können.

Umgang mit den Lkw-Fahrern

Ein besonderes Anliegen ist für Joachim Fehrenkötter der Umgang mit den Lkw-Fahrern. Diesen wird durch die Corona-Krise zunehmend der Zutritt zu Sanitätsbereichen auf den Autobahnen und in vielen Bereichen der Wirtschaft verwehrt. Das Projekt „DocStop“, ursprünglich ins Leben gerufen, um LkW-Fahrern unkompliziert ärztliche Hilfe zukommen zu lassen, hat sich auch diesem Thema angenommen. So berichtet Fehrenkötter in seiner Funktion als Vorsitzender des Vereins, das gemeinsam mit SaniStop 150 Standorte gefunden wurden, die den Fahrern Zugang zu Duschen und Toiletten gewähren. Zum Teil finanzierte das Projekt den Aufbau von eigenen Sanitärcontainern. Das Thema ist sehr kritisch, denn Fahrer sollten die gleichen hygienischen Voraussetzungen haben wie andere Arbeitnehmer auch. So bietet das Unternehmen Fehrenkötter an seinen Standorten auch externen Lkw-Fahrern die Möglichkeit, Toiletten und Waschräume zu nutzen. Und ein Gastronom bietet auf dem Gelände Essen für die Fahrer an.


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