Favoritenwechsel an der Börse

Die börsennotierten Landtechniker halten sich bei ihren Prognosen für das Gesamtjahr und das kommende Jahr deutlich zurück. Allen voran der Branchenprimus John Deere. Dafür ist es einigen Konzernen gelungen, ihre Margen und damit Gewinne ordentlich zu steigern. Bei den Aktienkursen hat sich das allerdings nicht sonderlich ausgewirkt. Investments in die Branche sollten deshalb als langfristige Anlage gesehen werden.

John Deere & Co

Im ersten Halbjahr trat der Aktienkurs auf der Stelle, mit einer großen Delle im Mai, als die Aussichten für das kommende Geschäftsjahr (bei Deere nicht identisch mit dem Kalenderjahr) berichtigt wurden.

Deere-Boss Samuel R. Allen hatte gerade bei der Landtechniksparte „unsichere Bedingungen“ ausgemacht, nicht zuletzt durch die teilweise verheerenden Handelsstreitigkeiten des US-Präsidenten mit China und Europa, die sich ausgerechnet auf US-Landwirte besonders auswirken. Dabei waren die bereits am 17. Mai vorgestellten Zahlen des Konzerns für die erste Hälfte des Geschäftsjahres gar nicht so schlecht: Die Umsatzerlöse stiegen um zehn Prozent auf 19,33 Milliarden US-Dollar.

Die Maschinenumsätze lagen bei 17,21 Milliarden Dollar, für das Gesamtjahr erwartet Allen eine Steigerung um gut fünf Prozent.

„Wir sind aufgrund der Abschwächung in der Landwirtschaft bei unserem Geschäftsausblick etwas vorsichtiger“, erklärte Samuel R. Allen dazu. Wall-Street-Experten erwarten inzwischen einen Rückgang beim Gewinn je Aktie um rund 20 Prozent.

Dennoch: In den vergangenen fünf Jahren hat der Aktienkurs um gut 125 Prozent zugelegt und mit einem KGV von rund 14,2 für die Gewinnerwartungen von 2020 ist das Papier nicht hoch bewertet.

Die weltweite Produktion sollte auch die Folgen des US-Handelsstreits etwas abmildern, zudem sichert die Diversifizierung in Sparten wie Baumaschinen sowie Forst- oder Rasenpflege- geräte ab.

Deere-Fans kaufen die Aktie, der Rest wartet mindestens die nächsten Zahlen ab, die am 16. August veröffentlicht werden.

ISIN: US 2441991054
Kurs: 136,80 Euro
Stoppkurs: 105,00 Euro
Zielkurs: 150,00 Euro

Landtechnikaktien: Favoritenwechsel an der Börse

CNH Industrial (Case IH, Steyr, New Holland)

Wie alle anderen global agierenden Landtechniker treffen die US-Handelskonflikte und ungünstige Wechselkurse auch CNH Industrial.

Der Umsatz fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im ersten Halbjahr um sieben Prozent auf 7,1 Milliarden US-Dollar. Aber auch Schlechtwetterperioden, die unter anderem durch den Klimawandel verursacht seien, machte CNH-Chef Hubertus Mühlhäuser für das Minus verantwortlich: „Wenn da ein Silberstreif am Horizont ist, dann deshalb, weil wir die nega- tiven Effekte dieses Gegenwinds besser als noch vor einem Jahr erkennen und darauf reagieren können“, so Mühlhäuser, einst im Vorstand beim Konkurrenten AGCO. Entsprechend nahm er die Jahresprognose für den Umsatz von 28 Milliarden Dollar auf 27 Milliarden zurück.

Im Bereich Landtechnik fiel der Umsatz um 5,2 Prozent auf 5,86 Milliarden Dollar, im Segment Bau um 5,7 Prozent auf rund 1,4 Milliarden, die Lkw-Sparte verkaufte mit 5,1 Milliarden Dollar Umsatz um 5,1 Prozent weniger und die Motoren- und Antriebs- technik wartet mit einem Minus von 9,8 Prozent auf 2,17 Milliarden Euro auf.

Zu Mühlhäusers Silberstreif passt allerdings die Entwicklung beim Ergebnis je Aktie, es stieg entgegen der Analystenerwartung von 0,28 Dollar im Vorjahr auf 0,31 Dollar. Bei einem 2020er-KGV mit 10,5 scheint die Aktie unterbewertet, aber angesichts des fehlenden Wachstums ist nicht mehr drin.

Außer: Branchenkenner rechnen zunehmend damit, dass Mühlhäuser endlich die Lkw-Sparte aus dem Konzern ausgliedert. Das würde nicht nur dem Aktienkurs von CNH, sondern auch der Dynamik im gesamten Konzern einen ordentlichen Schub geben. So lange heißt es: Beobachten.

ISIN: NL 0010545661
Kurs: 8,21 Euro
Stoppkurs: 7,50 Euro
Zielkurs: 9,00 Euro

Landtechnikaktien: Favoritenwechsel an der Börse

AGCO (Fendt, Massey Ferguson, Valtra, Challenger)

Anfang Juli zeigte sich Peter-Josef Paffen, Chef der AGCO-Tochter Fendt, bester Laune. Zum einen konnte er auf 2018 mit einem Traktorabsatz von 16.806 Einheiten als das erfolgreichste in der Firmengeschichte hinweisen. Zum anderen läuft es in Markt- oberdorf auch in diesem Jahr richtig gut: „Das Wachstum hält weiter an. Aktuell planen wir mit einem Absatz von 18.000 Fendt Traktoren plus X im Jahr 2019“, so Paffen.

Im Konzert aller AGCO-Marken haben sich indes im ersten Halbjahr ein paar Miss- töne eingeschlichen. In den ersten sechs Monaten 2019 wurde insgesamt Landtechnik im Wert von 4,4 Mrd. US-Dollar umgesetzt. Im Vergleich zur Vorjahresperiode ist das ein Minus von 2,8 % – das allerdings ungünstigen Wechselkursen des global agierenden Konzerns geschuldet ist. Ohne den negativen Deviseneinfluss wäre der Umsatz nämlich um 2,9 % gewachsen. Auf Halbjahressicht liegt der US-Markt mit 1,7 % im Plus, Europa und der Mittlere Osten wuchsen um 5,8 %, der Umsatz Asien/Pazifik und Afrika nahm um 5 %, der in Südamerika um 6,5 % ab.

Dass AGCO-Chef Martin Richenhagen sich jüngst von einem Aktienpaket im Wert von etwa 3,5 Mio. Dollar trennte, gibt zwar kein gutes Bild ab. Allerdings haben gerade institutionelle Investoren, die sich durch langfristige Investitionen auszeichnen, ihr Engagement in der AGCO-Aktie erhöht. Aus gutem Grund: Durch deutlich erhöhte Margen stieg das Ergebnis je Aktie von 1,68 Dollar im Vorjahr auf 2,68 Dollar. Kaufen.

ISIN: US 0010841023
Kurs: 62,86 Euro
Stoppkurs: 43,00 Euro
Zielkurs: 70,00 Euro

Landtechnikaktien: Favoritenwechsel an der Börse

Kubota

 Der japanische Konzern, der in den vergangen Jahren massiv in Europa und den USA investiert hat, steigerte im ersten Halbjahr seinen Umsatz im Vergleich zur Vorjahreshälfte um 7,1 % auf umgerechnet rund 8,16 Mrd. Euro. Vor allem die Landtechniksparte, deren Umsätze beständig steigen, trug mit 5,43 Mrd. Euro Umsatz zu dem Plus bei. Die Baumaschinen machten 1,37 Mrd. Euro Umsatz aus (plus 90,7 %). Der operative Gewinn stieg um 9,7 % auf 932,2 Mio. Euro. Kubota stellte jüngst eine Koopera- tion mit dem kanadisch-russischen Unternehmen Buhler vor, in der nun auch Traktoren mit mehr als 200 PS auf Basis des Buhler-Modells Nemesis gefertigt werden.

In seinem Europa-Werk in Zweibrücken für Kleinbagger und Radlader stellte Kubota 2018 einen Produktionsrekord ein (11.202 Kleinbagger und 1.628 Radlader), ein Ausbau des Werkes ist in der Umsetzung. Doch nicht nur in Europa soll die Expansion weitergehen. Im Juli etwa haben die Japaner in Gainsville, Bundesstaat Georgia, ein großes Industriegelände gekauft, wie Haruyuki „Harry“ Yoshida, Chef der Traktorensparte, verkündete, auf dem für mehr als 85 Mio. Dollar ein neues Ingenieurs- und Designcenter eigens für die USA aufgebaut werden soll. Schon jetzt beschäftigen die Japaner rund 3.000 Leute in der Kernregion der US-Landtechnikindustrie und haben dort 100 Mio. Dollar investiert. Bei einem KGV von 12,5 für 2020 ist die Aktie ein klarer Kauf.

ISIN: JP 3266400005
Kurs: 13,66 Euro
Stoppkurs: 12,00 Euro
Zielkurs: 15,00 Euro

Landtechnikaktien: Favoritenwechsel an der Börse

Mahindra & Mahindra

Indiens größter Traktorhersteller setzt auf einen Strategiewechsel und will den heimischen Markt künftig mit einer breiten Palette von Bodenbearbeitungs-, Sä- und Erntegeräten erobern, wie Shubhabrata Saha, Leiter des Bereichs Farm Divison bei Mahindra, Anfang August erklärte. Die Erweiterung des Angebots ist auch notwendig angesichts der Entwicklung im Traktorenmarkt: Zwar verkaufte Mahindra von April bis Juli 118.934 Schlepper, gegenüber 102.087 im Vorjahreszeitraum. Doch allein im Juli lagen die Verkaufszahlen um rund 14 % unter denen des Vorjahresmonats.

Ähnlich sah es beim Absatz der gesamten Branche auf dem Subkontinent aus. Auch die Autosparte des Mischkonzerns wird von einer Sättigung des lange rasant wachsenden Marktes getroffen. Allein im Juni war der Pkw-Absatz von Mahindra um rund 15 % gefallen – parallel zum nationalen Automarkt Indiens. Die rund sechs Wochen dauernden Parlamentswahlen bremsten bis Mai Indiens Wirtschaft, bei Mahindra äußerte sich das beim Ergebnis vor Steuern und Abgaben, das in den vergangen sechs Monaten um rund 14 % gesunken ist. Der Kurs des auch an westlichen Börsen gehandelten ADR-Scheins (die Aktie selbst notiert in Mumbai) ist in den ersten sechs Monaten des Jahres um gut ein Fünftel gefallen. Der Kurs sollte sich wieder auf rund zehn Euro (ADR) erholen. Ein Kauf.

ISIN: US Y541641194 (ADR, wird auch außerhalb Indiens gehandelt)
Kurs: 6,80 / 8,20 Euro
Stoppkurs: 6,90 Euro
Zielkurs: 10,00 Euro

Landtechnikaktien: Favoritenwechsel an der Börse

Bucher Industries (Kuhn)

Kuhn Group, die Landtechnikdivision von Bucher Industries, hat sich vergleichsweise stabil entwickelt. Der Umsatz im ersten Halbjahr 2019 stieg leicht auf 679 Mio. Franken, auch die Marge entwickelte sich etwas besser auf nun 9,2 %. Allerdings ist der Auftragseingang bei Kuhn gefallen, um 7 % auf 440 Mio. Franken. Der Handelskonflikt der USA wirkt sich auch auf die Landtechniknachfrage bei Kuhn aus, die nordamerikanischen Farmer halten sich bei Investitionen sehr zurück. „Wir operieren in den USA knapp an der Profitabilitätsgrenze“, sagte Konzernchef Jaques Sanche dazu in einer Telefonkonferenz.

Immerhin: Der wichtige Markt in Südamerika verbesserte seinen Umsatz weiter. Der europäische Markt der Maschinen für die Milch- und Viehwirtschaft blieb stabil, mit deutlichen Verbesserungen auf dem französischen Markt. Die Sparte Kommunalgeräte wuchs umsatzmäßig hingegen ordentlich, um 9 % auf 260 Mio. Franken. Die Überraschung bei den Halbjahreszahlen des Mischkonzerns lieferte die Sparte Emhart-Glas, die durch die große Nachfrage bei Glasflaschen-Maschinen ihren Betriebsgewinn um gut 50 % steigerte und den Gesamtgewinn damit um 5 auf 155 Mio. Franken hob. Der Aktienkurs legte im ersten Halbjahr überraschend um rund 13 % zu. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13,4 wäre die Aktie auch noch günstig bewertet. Allerdings ist der starke Rückgang bei den Aufträgen (fast 5 %) kein gutes Zeichen. Deshalb sollten investierte Anleger den Titel halten und sich über die fast 3 % Dividendenrendite freuen.

ISIN: CH 0002432174
Kurs: 257,40 Euro
Stoppkurs: 220,00 Euro
Zielkurs: 270,00 Euro

Landtechnikaktien: Favoritenwechsel an der Börse

Wacker Neuson (Weidemann, Kramer)

Die Halbjahreszahlen, welche die Münchner am 6. August präsentierten, sahen auf den ersten Blick recht gut aus: Der Umsatz des Baumaschinen-Konzerns, der auch die Landtechnik bedient, ist in den ersten sechs Monaten um 15 % auf ein neues Rekordhoch von 950,7 Mio. Euro geklettert.

Noch stärker stieg der Verkauf von Rad- und Teleskopladern der Marken Weidemann und Kramer: Er wuchs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um stolze 31,8 % auf 152 Mio. Euro.

Doch die Entwicklung aus dem ersten Quartal setzte sich schon im zweiten nicht mehr so fort. Für die Landtechnikbranche erklärt dies das Wacker-Neuson-Management mit schwindendem „Vertrauen vor allem in die großen Märkte wie Deutschland, Großbritannien und die osteuropäischen Länder, während gleichzeitig die schwache Bewertung des laufenden Geschäfts in den Segmenten Traktoren und Erntetechnik nicht mehr durch die nun ebenfalls negativen Aussichten für die Viehwirtschaft kompensiert werden konnte“.

Konzernchef Martin Lehner sieht die Landtechnik nun „auf den Stand von vor Beginn der Boomphase Anfang 2017“ zurückgefallen.

Seit der letzten Empfehlung im Eilbote war der Kurs in der Spitze bis auf 25 Euro gelaufen, doch seit April hat die Notierung den Rückwärtsgang eingelegt. Mit einem KGV von 11,3 für 2020 wäre die Aktie deutlich unterbewertet.

Doch so lange sich der Cashflow im negativen Bereich (1. Hj. 2019: -144,7 Mio. Euro) befindet, fehlt ein wirkliches Kaufsignal. Beobachten.

ISIN: DE 000WACK012
Kurs: 16,36 /17,04 Euro
Stoppkurs: 15,50 Euro
Zielkurs: 27,50 Euro

Landtechnikaktien: Favoritenwechsel an der Börse

Informationen – Was bedeuten die Empfehlungen?

Bei „Halten“ ist von einer Entwicklung des Aktienkurses nahe der allgemeinen Entwicklung der Aktienmärkte zu erwarten.

Bei „Kaufen“ wird eine überproportionale Steigerung des Aktienkurses zu den breiten Aktienindizes erwartet.

„Zielkurs“ ist der Kurs, den die Aktie nach Analysten und anderen Experten auf Sicht von zwölf Monaten erreichen sollte.

„Verkaufen“: Der Kurs der Aktie wird sich schlechter als der breite Markt und nach unten entwickeln.

„Stoppkurs“: Damit sichern sich Anleger gegen allzu große Verluste ab. Fällt der Kurs auf oder unter die Marke, ist eine Neubetrachtung der Wertpapieranalyse notwendig, ein Verkauf meist geboten.

„ISIN“: Nummer des Wertpapiers für den Handel an der Börse.

Aktuelle Informationen im Internet unter <link http: www.finanzen.net>www.finanzen.net.

Eine Haftung wird nicht übernommen.
Die Informationen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

Kursstand 08.08.2019


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