Hohe Agrarpreise zünden die „Verkaufsturbinen“

Neun Jahre nach dem Rekordjahr 2012 und ein Jahr nach den durch die Corona-Pandemie bedingten starken Einbrüchen verzeichnet die Landtechnikbranche wieder einen Boom, die Aktienkurse der börsennotierten Unternehmen zogen kräftig an. Der positive Trend sollte anhalten. Allerdings bergen Probleme in den Lieferketten und bei der Teileversorgung Risiken.

Internationale Landmaschinenindustrie: Hohe Agrarpreise zünden die „Verkaufsturbinen“

Wer in Landtechnik investiert, kann durchaus mit enormen Gewinnen rechnen. So wurde zum Beispiel Mitte Juli im britischen Essex ein 1983er Ford County 1474 für umgerechnet 230.000 Euro versteigert. Erhofft hatten sich die Verkäufer für den blauen Schlepper, den sie selbst 1993 günstig gebraucht gekauft hatten, weniger als die Hälfte. Die Maschine, die einst ab Werk für umgerechnet stolze 79.000 D-Mark ausgeliefert worden war, hatte für die Zweitbesitzer aber offensichtlich keinen großen Gebrauchswert: Sie war in den vergangenen 28 Jahren nur rund 100 Stunden gelaufen.

Auch wenn der Oldtimermarkt bei Landmaschinen ständig wächst und auch die Preise anziehen, braucht es für satte Wertsteigerungen doch viel Zeit. Wer allerdings in den vergangenen drei Jahren auf die bequem bei der Bank oder beim Broker verfügbaren Landtechnik-Aktien setzte, konnte seinen Einsatz in dieser kurzen Zeit leicht mehr als verdoppeln.

Hersteller verzeichnen weiter Nachfrageschub

Und obwohl sich die Steigerung der Aktienkurse insgesamt an den Weltbörsen zuletzt deutlich verlangsamt hat, ist bei den Agrartechnik-Aktien weiter mit einer Rallye zu rechnen. Denn die Hersteller verzeichnen einen massiven Nachfrageschub. Fendt etwa könnte nach unbestätigten Angaben im Gesamtjahr 2021 bis zu 22.000 Schlepper absetzen – wenn nicht Probleme mit Teilelieferungen oder Rohstoffen die Produktion hemmen würden.

Diesen Trend bestätigt auch der Geschäftsklimaindex der europäischen Landtechnikhersteller (CEMA): Im Juni lag er mit rund 72 Punkten im Plus (auf einer Skala von minus bis plus 100). Das ist absoluter Höchststand, sowohl bei der Beurteilung der gegenwärtigen Lage wie auch bei den Erwartungen für die nähere Zukunft. Um zehn bis 25 Prozent wollen die großen Hersteller noch in diesem Jahr ihren Umsatz zum Vorjahr steigern.

Für diesen enormen Nachfrageschub gibt es mehrere Gründe, allen voran die Entwicklung der Preise bei den Agrarrohstoffen. Die Welternährungsorganisation FAO verzeichnete in ihrem Preisindex im Mai den höchsten Stand seit 2011 (der Spitzenwert liegt im Oktober 2010). Die Entwicklung läuft rasant: Binnen eines Jahres ist das eine Verteuerung um rund 40 Prozent, allein im Mai stiegen die Notierungen um fast fünf Prozent. FAO-Chefökonom Abdolreza Abbasian führt das auf eine überraschend starke Nachfrage nach Mais und Getreide durch China zurück. Global verzeichnet die FAO einen zunehmenden Verbrauch von Pflanzenölen, Zucker und Getreide.

Knappheit bei Agrargütern treibt Preise übermäßig

Die anhaltende Dürre in Brasilien kam noch verschärfend hinzu. Ebenso, dass nach einem jahrelangen Abbau der Transportkapazitäten vor allem im Seeverkehr nun sowohl Schüttguttransporter wie Container Mangelware sind. Einschränkungen der weltweiten Lieferketten durch die Covid-Pandemie kommen noch verstärkend hinzu. Weil auch die Lagerbestände im vergangenen Jahrzehnt weltweit deutlich heruntergefahren wurden, erleben die Märkte für Agrarrohstoffe derzeit echte Knappheiten, welche die Preise übermäßig treiben. Bis neuer Anbau und entsprechende Ernten die Situation entschärfen, dürfte es noch viele Monate dauern.

Die jüngste Entwicklung ist im neuesten Agrarausblick der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der FAO bis 2030 nicht mehr berücksichtigt, der sogenannte Covid19-Schock hin- gegen schon, der einen Nachfrageeinbruch mit sich zog, auch wenn sich der Agrar- und Lebensmittelsektor im Vergleich zu anderen Wirtschaftssektoren als sehr widerstandsfähig gegenüber der weltweiten COVID-19-Pandemie erwiesen hat. Deshalb gehen die Experten in der Studie davon aus, dass die Agrarpreise auf diese lange Sicht nur moderat steigen werden. Zudem wurde das Nachfragewachstum bei Agrarerzeugnissen zur Vorgängerstudie reduziert: Nach ursprünglich 2,2 Prozent jährlich auf Zehn-Jahres-Sicht sind es nun nur noch 1,2 Prozent jährlich. Doch auch diese Nachfrage muss von den Landwirten weltweit erstmal bedient werden.

Die größte Nachfrage erfährt nach wie vor Mais, gefolgt von Weizen, Ölsaaten und Reis. Das größte Nachfragewachstum sehen die FAO-Experten hingegen bei Ölsaaten. Wer glaubt, das liege am steigenden Bedarf von Bio-Treibstoffen, liegt allerdings falsch. In diesem Segment geht die Studie sogar von einer fallenden Nachfrage aus, die ohnehin hauptsächlich aus den entwickelten Weltregionen wie Nordamerika und Europa stammt. In Brasilien als größtem Ethanolproduzenten der Welt hängt die Entscheidung „Teller oder Tank“ ohnehin vom Zuckerpreis ab. Nur wenn der fällt, werden die Destillen für die Spritherstellung angeworfen – und das ist derzeit nicht der Fall.

Ölsaaten gewinnen an Bedeutung

Dafür steigt die Bedeutung der Ölsaaten sowohl bei der Lebensmittel- wie auch der Futtermittelproduktion. Und auch hier wird – wie beim Getreide – entgegen den Behauptungen vieler NGOs (Nicht-Regierungsorganisationen) wie Oxfam oder Fridays for Future ein zunehmender Teil direkt für die Ernährung verwendet und nicht erst über den Umweg in der Fleischproduktion. Das Wachstumsverhältnis liegt hier bei 1,4 Prozent „andere Lebensmittel“ zu einem Prozent Fleisch. Das liegt auch am steigenden Einsatz von Landtechnik, so die FAO-Forscher: „Geringeres Wachstum der Viehproduktion und verbesserte Effizienz der Fütterung in Ländern mit hohem Einkommen und in einigen Schwellenländern dürften zu einem geringeren Wachstum der Futtermittelnachfrage im Vergleich zum letzten Jahrzehnt führen.“

Gerade in der aktuell verschärften Klimadiskussion, angeheizt durch die Extremwetterereignisse der letzten Monate, wird der Schwarze Peter gerne der Landwirtschaft untergeschoben. Die Wissenschaftler der OECD und FAO sehen hier hingegen schon einen Wandel: „Es wird erwartet, dass die Kohlenstoffintensität der landwirtschaftlichen Produktion in den kommenden zehn Jahren zurückgehen wird, da die direkten Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft voraussichtlich weniger stark ansteigen werden als die landwirtschaftliche Produktion.“ Allerdings verlangen die Organisationen weitere Anstrengungen der Agrarier, „dazu gehört die groß angelegte Umsetzung klimaintelligenter Produktionsverfahren zur Minderung der Treibhausgas-Emissionen, insbesondere in der Viehwirtschaft“. Denn nach dem Bericht entfallen mehr als 80 Prozent eines weiteren Anstiegs der Klimagase im Agrarbereich auf die Viehzucht.

Auch wenn die Preisrallye bei den Rohstoffen nicht ewig anhalten wird, sichert das dauerhafte Nachfragewachstum die Einkommen der Landwirte weltweit auf längere Sicht ab – wovon dann auch die Landtechnikbranche profitiert. Dass es gerade in diesem Jahr Bestellungen für Traktoren, Mähdrescher oder Erntegerät hagelt, liegt aber auch an der Investitionszurückhaltung der Bauern in den vergangenen Jahren. Und die war nicht nur durch niedrige Einkommen bedingt, sondern auch in ungewohntem Maße durch die Politik. Insbesondere die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China, die Ex-US-Präsident Donald Trump noch angefeuert hatte, sorgten für große Unsicherheit und Verwerfungen in den Märkten. Tatsächlich geht der Zwist zwischen den beiden Großmächten weiter, auch die Sanktionen der USA und der EU gegen Russland sind sogar verschärft worden – doch weil der Kanonendonner nicht mehr so laut schallt, ist die Investitionslust vor allem der US-Farmer wieder erwacht.

US-Traktorflotte überaltert

Zum Optimismus der Farmer kommen auch die dringend notwendigen Ersatzinvestitionen: In den USA fährt laut Wirtschaftsdienst Bloomberg die älteste Traktorflotte seit 20 Jahren. Die Agrartechnik-Analysten von Bloomberg halten deshalb sogar ein Absatz-Plus von bis zu 40 Prozent über dem Spitzenwert aus 2013 für möglich. Und die Kauflaune soll noch bis in das kommende Jahr hinein anhalten. Vor allem bei den Großbauern sitzt das Geld wieder lockerer. Der Verkauf von Schleppern mit mehr als 100 PS lag in den USA im Mai um 35 Prozent über dem Vorjahreswert, kanadische Farmer orderten sogar um 35 Prozent mehr. Platzhirsch John Deere ist der Hauptprofiteur, aber auch bei Fendt, bisher im US-Markt kaum vertreten, setzt man auf den Profi-Bereich jenseits des Atlantiks. Fendt-Chef Christoph Gröblinghoff berichtete auf der Jahreskonferenz in Marktoberdorf, dass angesichts gestiegener Ölpreise unter anderem die Sparsamkeit der Allgäuer Großtraktoren die US-Farmer begeistere.

Bei anderen Traktor-Herstellern wie Kubota, die eher den Markt für kleinere Traktoren bedienen, schlägt der Boom der Branche in den USA weniger durch: Im wichtigen Verkaufsmonat Mai fiel der Absatz sogar. Allerdings war die Nachfrage bei den Unter-100-PS-Schleppern die 13 Monate zuvor kontinuierlich angestiegen. Laut den Bloomberg-Analysten dürfte in dieser Klasse ein Jahresplus von knapp zehn Prozent zu Buche stehen.

Einen Nachfrageboom ähnlich dem in den USA erleben die Landtechniker auch in Südamerika, das freilich von Brasilien dominiert wird. Ob Kuhn, Valtra oder Deere – die Umsatzzuwächse im ersten Halbjahr werden durchweg mit höheren zweistelligen Prozentzahlen angegeben. Auch hier befeuern Ersatzinvestitionen das Geschäft.

Auch europäische Märkte deutlich im Aufwind

Mit den Zuwächsen jenseits des Atlantiks können die Landtechnikmärkte in Europa zwar nicht mithalten, doch die Erholung der Milchmärkte oder die sogenannte Bauernmilliarde in Deutschland sorgen rundum für gute Stimmung bei den Händlern.

Welche Auswirkungen auf den Landtechnikmarkt im Vereinigten Königreich der Brexit längerfristig haben wird, ist noch immer nicht klar abzusehen. Die aktuelle Stimmung bei den Farmern auf der Insel ist zumindest gut. Das belegen auch die Zahlen der Agricultural Engineers Association (AEA), die etwa für den Juni einen Traktor-Absatz von 1.473 Stück ausweisen – das sind rund 43 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, ein Drittel mehr als im selben Monat der drei Jahre zuvor und der stärkste Monatsabsatz seit dem Jahr 2010.

Mechanisierung in den Schwellenländern gewinnt an Fahrt

Doch wie sieht es in den Landtechnikmärkten von Schwellenländern aus, allen voran Indien? Die Mechanisierung des Subkontinents nimmt immer mehr Fahrt auf. Trotz der immensen Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie zahlen sich die Agrarreformen der Regierung langfristig aus, um für die Bevölkerung von 1,35 Milliarden die Lebensmittelversorgung zu sichern und zudem durch Exporte auch Devisen zu erwirtschaften. Ein Indikator für diese Entwicklung ist die Nachfrage an Düngemitteln. Auf den internationalen Märkten ist Indien ein immer größer werdender Kunde und kann seinen Bedarf zu bezahlbaren Preisen gar nicht decken. Mahindra & Mahindra, einer der Marktführer in Indien, meldete für den Juli wieder einen Top-Absatz bei Schleppern, nachdem im Vorjahr Produktionsstopps wegen Corona tiefe Dellen bei den Verkaufszahlen verursacht hatten.

Die Bedeutung Chinas auch als wichtigstem Agrargüternachfrager der Welt – und damit auch für Agrartechnik – wird in den kommenden Jahren noch deutlich zunehmen. Bemerkenswert ist der Strukturwandel. Zum einen hat das Reich der Mitte nach dem Ausbruch der Schweinepest 2020 mit dem Wiederaufbau und der Umstrukturierung des Schweinebestandes begonnen, was sich aber laut einem Bericht der OECD-FAO nicht auf den Futtermittelverbrauch in diesem Sektor auswirken wird.

Ganz anders sieht bei es bei der Rinderhaltung aus. Die Regierung in Peking bemüht sich nämlich, den Milchkonsum anzukurbeln. Tatsächlich ist dieser binnen weniger Jahrzehnte von annähernd null auf nun mehr als 30 kg pro Kopf und Jahr angestiegen. Und die alles bestimmende kommunistische Partei hat die Parole ausgegeben, dass die jährliche Inlandsproduktion bis 2025 um 40 Prozent auf 45 Mio. Tonnen zu steigern sei. Zum Vergleich: Deutschland produziert etwa 33 Mio. Tonnen pro Jahr, die gesamte EU rund 155 Mio. Tonnen, und der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch an Milchprodukten beträgt rund 115 Kilogramm.

So wundert es nicht, dass auf der Liste der 100 größten Milchviehbetriebe der Welt inzwischen schon 24 aus China stehen. Wenn China die Milchproduktion planmäßig ausweiten will, ohne die globalen Futtermittelmärkte leer zu kaufen oder entsprechend hohe Preise zu zahlen, geht das nur durch eine Steigerung der heimischen Produktion – die wiederum nur durch den Einsatz moderner und effizienter Maschinen zu bewerkstelligen ist. Die anhaltende Landflucht besonders der jungen Bevölkerung verstärkt diesen Trend zur Mechanisierung noch.

Dem guten Geschäftsklima drohen auch Risiken

Trotz der allgemein guten Lage drohen dem Geschäftsklima der Landtechniker doch einige Risiken. Etwa auf der Rohstoffseite, insbesondere bei Stahl. Die politisch gewollten Preiserhöhungen für Energie in Europa haben die Stahlproduktion in den vergangenen Jahren immer mehr in andere Weltregionen verlagert, vor allem nach China, wo man sich ums Klima erst in zweiter oder dritter Reihe kümmert. Und die kommunistische Regierung in Peking macht keinen Hehl daraus, dass zuallererst die heimische Produktion mit dem Rohstoff beliefert wird. Auch beim Kupfer – Grundstoff für die zunehmende Elektrisierung – haben sich die Chinesen große Teile der Weltproduktion, etwa in Südamerika oder Afrika, gesichert.

In direktem Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von industriewichtigen Rohstoffen steht auch das Problem des zunehmenden Protektionismus. China führt auch hier, und US-Präsident Joe Biden setzt zumindest, was Einfuhr- und Ausfuhrbeschränkungen sowie -zölle angeht, die Politik seines Vorgängers Donald Trump fort. Auch Russland, selbst infolge der Krim-Annektierung durch etliche Embargos getroffen, wird seine eigene Strategie des „Russia first“ fortsetzen. Die OECD sieht darin eine große Gefahr für die Agrarbranche: „Angesichts wachsender regionaler Ungleichgewichte könnte der Einsatz handelsbeschränkender Maßnahmen (zum Beispiel Ausfuhr- und Einfuhrbeschränkungen) nachteilige Auswirkungen auf die globale Ernährungssicherheit und den Lebensunterhalt der Landwirte haben.“

Dennoch: Bis weit ins kommende Jahr hinein sollte der Nachfrageboom bei der Landtechnik anhalten und sich dann allmählich in ein kontinuierliches Geschäft umwandeln. Den Aktienkursen der börsennotierten Landtechniker wird das weiter nützen, selbst vorübergehende Rücksetzer an den Börsen sollten sie deutlich besser als andere Branchen überstehen können (siehe Aktien-Besprechungen S. 11).

Die (realisierten) Gewinne aus den Aktieninvestments können Anleger dann ja in Traktor-Oldtimer investieren. Oder sich schon jetzt zumindest Miniaturversionen der Oldtimer ins Regal stellen. Welchen Sammlerwert einmal das 1:32-Modell des County von Universal Hobbies (das es übrigens im eilbote-Onlineshop für rund 50 Euro gibt) erreichen wird, ist offen. Tatsächlich könnte sich der Auktionserfolg des originalen Kurzschnauzers in Groß auch auf die Nachfrage beim Spritzgussmodell auswirken. So transparent wie die Börsenkurse von AGCO, Deere oder Kubota ist die Preisfindung im Modell-Sammlermarkt allerdings nicht.

Der Autor

Internationale Landmaschinenindustrie: Hohe Agrarpreise zünden die „Verkaufsturbinen“

Carl Batisweiler

Carl Batisweiler ist Textchef und Ressortleiter bei der Finanz-Wochenzeitung €uro am Sonntag sowie dem Monatsmagazin €uro. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Agrarrohstoffmärkten sowie den börsennotierten Landtechnikherstellern weltweit.

Landtechnik-Aktien – Trotz hoher Kurse weiter hochattraktiv

Anlegern, die auf die Agrarmärkte und besonders auf Landtechnik-Aktien gesetzt haben, bescherten die vergangenen zwölf Monate Kursgewinne von bis zu 100 Prozent – weit mehr als die breiten Aktienmärkte. Angesichts der Zahlen, die die Unternehmen zum ersten Halbjahr vorlegten, bleiben Agrartechnik-Investments weiter hochattraktiv.

Informationen – Was bedeuten die Empfehlungen?

Bei „Halten“ ist eine Entwicklung des Aktienkurses nahe der allgemeinen Entwicklung der Aktienmärkte zu erwarten.

Bei „Kaufen“ wird eine überproportionale Steigerung des Aktienkurses zu den breiten Aktienindizes erwartet.

„Zielkurs“ ist der Kurs, den die Aktie nach Analysten und anderen Experten auf Sicht von zwölf Monaten erreichen sollte.

„Verkaufen“: Der Kurs der Aktie wird sich schlechter als der breite Markt und nach unten entwickeln.

„Stoppkurs“: Damit sichern sich Anleger gegen allzu große Verluste ab. Fällt der Kurs auf oder unter die Marke, ist eine Neubetrachtung der Wertpapieranalyse notwendig, ein Verkauf meist geboten.

„ISIN“: Nummer des Wertpapiers für den Handel an der Börse.

Aktuelle Informationen im Internet unter www.finanzen.net.

Eine Haftung wird nicht übernommen.
Die Informationen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

Kursstand 09.08.2021, 10.00 Uhr

Deere & Co (John Deere)

Aus Zwölf-Monats-Sicht war die Aktie der Nummer 1 der Landtechnikbranche für Anleger ein glatter Verdoppler. Dass die Erwartungen der Börse an den Konzern mit Hauptsitz in Moline vollkommen berechtigt waren, zeigte Deere-Chef John C. May schon bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen im Mai (das Geschäftsjahr der Amerikaner endet im Oktober). Die Ergebnisse des dritten Quartals werden zwar erst am 20. August veröffentlicht, doch die Trends aus dem Frühjahr dürften bei Deere anhalten. 21,17 Milliarden Dollar setzte Deere in seinem ersten Halbjahr um, das war ein Plus von 25 Prozent. Vor allem aber: Der Gewinn hatte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit 9,55 US-Dollar je Aktie fast verdreifacht.

Interessant ist, dass Deere im Vergleich zur Gesamtbranche auch im Bereich der kleineren Traktoren sowie beim Gerät für Gartenbau oder Golfplätze zulegen konnte, im Quartalsvergleich um 30 Prozent. Und auch bei den Baumaschinen (inklusive Forstmaschinen) zeigte sich eine deutliche Markterholung: Um 36 Prozent stieg der Absatz dieser Sparte im Quartalsvergleich. Dabei konnte zu diesem Zeitpunkt das milliardenschwere Investitionsprogramm für Infrastruktur von US-Präsident Joe Biden noch gar keine Kauflust bei den Baufirmen geweckt haben. Der Bilanz hat die unerwartete Nachfrage definitiv gut getan, denn der operative Gewinn der Bau- und Forstsparte legte um mehr als 400 Prozent zu. Der aktuelle Boom des Holzpreises sollte die Nachfrage bei Forstgerät weiter steigern.

Für das Gesamtjahr wird bei Deere je nach Sparte mit einem Umsatzwachstum zwischen zehn und 25 Prozent gerechnet.

Angesichts des erwarteten Wachs- tums ist ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 20 nicht zu teuer. Das Deere-Papier ist weiterhin ein Kauf.

ISIN: US 2441991054
Kurs: 312,10 Euro
Stoppkurs: 260,00 Euro
Zielkurs: 345,00 Euro

Internationale Landmaschinenindustrie: Hohe Agrarpreise zünden die „Verkaufsturbinen“

Agco (Fendt, Massey Ferguson, Valtra, Challenger)

In der Spitze hatte der Aktienkurs von Agco binnen eines Jahres um 125 Prozent zugelegt, aktuell können sich die Besitzer der Papiere immer noch über ein Plus von mehr als 90 Prozent freuen. Dass die Börse hier nicht übertreibt, zeigen die Zahlen zum zweiten Quartal: 2,9 Milliarden Dollar Umsatz bedeuten ein Plus zum Vorjahreszeitraum von 43,5 Prozent. Satte zweistellige Zuwächse weisen auch die einzelnen Regionen aus: Europa/Mittlerer Osten: 45,4 Prozent; Nordamerika 28,9 Prozent; Südamerika 55,9 Prozent und Asien/Pazifik/Afrika 56,7 Prozent. Nimmt man das ganze erste Halbjahr, bedeuten 5,3 Milliarden Dollar Umsatz immer noch ein Mehr von 33,6 Prozent zur ersten Hälfte 2020. Für den seit Januar amtierenden neuen Agco-Chef Eric Hansotia ein gelungener Einstieg.

Wie bei den Wettbewerbern auch hätten die Zahlen noch besser ausfallen können, wären da nicht die Probleme bei Komponenten und der Logistik. So rechnet etwa Fendt-Chef Christoph Gröblinghoff mit 20.000 Traktoren aus Marktoberdorf, die er im Gesamtjahr ausliefern kann. Das Branchengerücht, dass es ohne die Engpässe noch bis zu 1.500 mehr sein könnten, will er aber nicht bestätigen. Bezahlt macht sich bei Agco die Strategie, die Großtraktoren von Fendt, die auch ordentliche Margen abliefern, unter der Marke zunehmend in bisher wenig beackerten Märkten wie Nordamerika und Brasilien, Afrika oder Australien anzubieten. Dass die Großbauern, einmal mit der deutschen Technik infiziert, dann auch zunehmend den Mähdrescher Fendt Ideal ordern, freut Konzernchef Hansotia besonders.

Mit dem günstigen Kurs/Gewinn-Verhältnis von 13,4 und einer Dividendenrendite von fast vier Prozent bietet das Agco-Papier Anlegern noch deutliche Kurschancen. Kaufen.

ISIN: US 0010841023
Kurs: 113,70 Euro

Stoppkurs: 89,00 Euro
Zielkurs: 140,00 Euro

Internationale Landmaschinenindustrie: Hohe Agrarpreise zünden die „Verkaufsturbinen“

CNH Industrial (Case IH, New Holland, Steyr)

Zwei ist mehr als eins, und weniger ist oft mehr – nach diesen Binsenweisheiten hatte wohl der einstige CNH-Industrial-Chef Hubertus Mühlhäuser beim Lkw- sowie Bau- und Landmaschinenkonzern die Strategie ersonnen, das aus dem Fiat-Konzern stammende Unternehmen aufzuteilen: in eine Bau- und Landtechnik-Sparte sowie in einen Nutzfahrzeug-Spezialisten. CNH und Mühlhäuser gingen getrennte Wege (der Deutsche ist inzwischen mit mehr als 700 Millionen Dollar und einem sogenannten SPAC auf der Jagd nach Technologiefirmen), seine Strategie wird aber umgesetzt. Anfang 2022 könnte die Brummi-Sparte inklusive der Motorenfertigung FPT gesondert an die Börse gehen, nachdem Italiens Regierung sich einem Angebot dafür aus China widersetzt hatte. Designierter On-Highway-Chef ist der Deutsche Gerrit Marx.

Der Mehr-Wert durch den Spin-off ist allerdings schon wieder ausgegeben: CNH will Raven Industries, einen Spezialisten für Lenksysteme und elektronische Steuerungen aus den USA, übernehmen. Der Preis dürfte bei rund 2,1 Milliarden Dollar liegen. Raven macht 350 Millionen Dollar Jahresumsatz. Die Transaktion soll bis zum Jahr 2025 „laufende Umsatzsynergien in Höhe von rund 400 Millionen US-Dollar generieren“, hieß es in der Pressemeldung dazu. Zu wenig, finden die Börsenanalysten und bewerten CNH deshalb derzeit negativ.

Da half es auch nichts, dass CNH gerade die Halbjahreszahlen veröffentlicht hat – und da mit 48 Prozent Umsatzwachstum auf 16,4 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum glänzte. 28 Prozent mehr Traktoren und 14 Prozent mehr Mähdrescher wurden demnach bis Juli weltweit verkauft, Baumaschinen legten um 21 Prozent beziehungsweise sechs Prozent zu (leichte/schwere). Weil aber der Gesamtjahresausblick der CNH-Führung nur bei Mähdreschern noch ein Plus sieht, sollten Investoren die weitere Entwicklung abwarten.

ISIN: NL 0010545661
Kurs: 13,86 Euro
Stoppkurs: 10,50 Euro
Zielkurs: 15,00 Euro

Internationale Landmaschinenindustrie: Hohe Agrarpreise zünden die „Verkaufsturbinen“

Bucher Industries (Kuhn)

Nach den teils heftigen Geschäftseinbrüchen im vergangenen Jahr infolge der Covid19-Pandemie ist ein zweistelliges Umsatzplus im ersten Halbjahr 2021 keine Seltenheit. Beim Schweizer Maschinenbauer Bucher Industries allerdings läuft es wieder richtig gut. Beim Nettoumsatz stehen mit plus 18,5 Prozent 1,6 Milliarden Franken Ende Juni zu Buche. Aktionäre dürften sich vor allem über die Entwicklung beim Gewinn pro Aktie freuen: Plus 99,7 Prozent auf 13,40 Franken.

727 Millionen Franken steuerte die Landtechnik von Kuhn zum Umsatz bei (plus 24,5 Prozent). Der Auftragseingang bei Kuhn legte um 42 Prozent auf 607 Millionen Franken zu. Bucher-Chef Jaques Sanche hätte noch bessere Zahlen verkünden können, hätten nicht Lieferengpässe, Knappheiten bei Komponenten und Rohstoffen sowie fehlendes qualifiziertes Personal die Auslieferung an die Kunden gebremst.

Die hohe Eigenkapitalquote von 57 Prozent hilft den Eidgenossen zumindest, die internationale Expansion voranzutreiben. So baut die Kuhn Group in Russland, Bucher Municipal vergrößert in Großbritannien und Bucher Hydraulics erweitert in Deutschland. Weil der Auftragseingang des Gesamtkonzerns um rund 50 Prozent auf 1,72 Millionen Franken angewachsen ist, kann ein sehr erfolgreiches Gesamtjahr erwartet werden. Bittere Pille für Investoren aus Deutschland: Schweizer Aktien dürfen an EU-Börsen weiterhin nicht gehandelt werden. Man muss sich also einen Broker mit Zugang zur Börse in Zürich suchen und die Papiere sind dann nur in Schweizer Franken notiert. Angesichts der Kursentwicklung lohnen sich die Zusatzkosten aber, kaufen.

ISIN: CH 0002432174
Kurs: 486,80 Euro
Stoppkurs: 395,00 Euro
Zielkurs: 495 Euro

Internationale Landmaschinenindustrie: Hohe Agrarpreise zünden die „Verkaufsturbinen“

Kubota

In Sachen Olympia-Medaillen lag Japan unter den Top Ten, bei der wirtschaftlichen Entwicklung glänzt der Inselstaat in diesem Jahr aber kaum. Auch Kubota hat es trotz des Nachfragebooms bei Landtechnik nicht geschafft, zu den Branchen-Kollegen aufzuschließen. „Nur“ 30 Prozent Kursplus bei der Aktie binnen zwölf Monaten weisen die Japaner als Schlusslicht der Agrartechnik-Aktien aus. Der Heimatmarkt setzte mit einem mageren Umsatzplus von 4,3 Prozent keine Akzente, gerettet haben die Halbjahresbilanz von Kubota die Verkäufe im Rest der Welt – wobei vor den beiden anderen Konzernsparten Umwelt- und Wassertechnik die Landtechnik inklusive Baumaschinen und Motoren rund 85 Prozent des Umsatzes von umgerechnet rund 8,5 Mrd. Euro generierte. 30 Prozent Plus zum Vorjahreszeitraum sind aber kein schlechtes Ergebnis, alle Sparten zusammen wiesen zum Vorjahreszeitraum ein Plus von knapp 25 Prozent aus. Und während die Analysten bei den Zahlen kaum Bewegung zum Vorquartal erwarteten, belief sich der Gewinn je Aktie nach 31,86 Yen im März auf 42,14 Yen.

Dass der Aktienkurs nach Bekanntgabe der Zahlen dennoch nachgab, liegt vor allem daran, dass man nach der schnellen Erholung der asiatischen Märkte nach den Lockdowns 2020 bei Kubota mehr erwartet hatte. Nun dürfte es besonders die anziehende Nachfrage in den USA richten, wo Kubota mit seinem Brot- und Butter-Geschäft der Kleintraktoren einen beachtlichen Marktanteil hält. Angesichts des angepeilten Jahresumsatzes von 16,5 Milliarden Euro dürfen Anleger keine großen Kurssprünge erwarten, als Depotbeimischung rundet Kubota das Landtechnik-Depot aber gut ab.

ISIN: JP 3266400005
Kurs: 16,99 Euro
Stoppkurs: 15,00 Euro
Zielkurs: 19,00 Euro

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Wacker Neuson (Weidemann)

Recht turbulent war Wacker Neuson, Mutterkonzern vom Hoflader-Spezialisten Weidemann, ins neue Jahr gestartet. Zwar hatten die Münchner nach den Rückschlägen durch die Corona-Pandemie oder Problemen bei Zulieferern schon im Herbst 2020 wieder ein zweistelliges Wachstum vorlegen können, an dem die Landtechniksparte gehörigen Anteil hatte. Doch dann warfen sowohl Konzernchef Martin Lehner als auch sein Finanzchef Wilfried Trepels überraschend das Handtuch. Aufsichtsrat Kurt Helletzgruber musste interimsmäßig führen, bis sich mit Karl Tragl nun ein international erfahrener Manager (Diehl, Alcoa, Bosch Rexroth) für den Chefposten empfahl, der von Christoph Burkhard (kommt vom Windturbinenhersteller Nordex) als CFO unterstützt wird. Die beiden dürften jetzt durchweg gute Zahlen zum ersten Halbjahr 2021 vorstellen.

Besonders in China laufen die Geschäfte mit den Baumaschinen stark. Das US-Geschäft sollte sich mit dem Infrastruktur-Programm von Präsdent Biden auch wieder erholen, und in der DACH-Region könnte Weidemann als Zugpferd für Umsatz- und Ergebnisverbesserung dienen. 2020 waren auf Weidemann 304 Millionen Euro Umsatz entfallen. Für das Gesamtjahr wird von einem Umsatzanstieg auf bis zu 1,8 Milliarden Euro ausgegangen (Vorjahr: 1,6 Milliarden). Auch bei der Marge sollte es wieder stimmen, nach einem Jahr Pause bei der Dividende wurden pro Papier wieder 0,60 Euro ausgeschüttet. Die jüngsten Aktienrückkäufe stützen den Kursanstieg, sogar neue Höchstkurse sind möglich. Kaufen.

ISIN: DE 000WACK012
Kurs: 26,16 Euro
Stoppkurs: 19,80 Euro
Zielkurs: 32,50 Euro

Internationale Landmaschinenindustrie: Hohe Agrarpreise zünden die „Verkaufsturbinen“

Mahindra & Mahindra

Bei Rajesh Jejurikar, Vorstandsmitglied im indischen Multikonzern Mahindra & Mahindra und Leiter der Sparte Landtechnik, liegt der Erfolg in der Familie: Sein jüngerer Bruder Shailesh ist gerade zum COO beim Konsumartikelhersteller Procter & Gamble ernannt worden. Und ein Schulkamerad der Jejurikars, Satya Nadella, hat es gar auf den Chefposten bei Microsoft geschafft. Für Rajesh ein Ansporn, weiter erfolgreich zu sein.

Obwohl Indien besonders hart von der Corona-Pandemie getroffen wurde, haben sich die Landtechnikmärkte dort schon wieder erholt. Allein im Juli verkaufte der Konzern rund 26.000 Maschinen, fünf Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Jejurikar gibt sich auch für den Rest des Jahres optimistisch, weil sich die Agrarmärkte auf dem Subkontinent als sehr robust erweisen. Der Export der M&M-Schlepper spielt aber weiterhin eine unbedeutende Rolle.

Dafür strukturieren die Inder bei ihren Auslandsbeteiligungen kräftig um. Am finnischen Mähdrescher-Hersteller Sampo Rosenlew haben sie ihren Anteil inzwischen auf fast 80 Prozent erhöht. Sampo macht rund 50 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Die Maschinen, die auch für besondere Getreidearten konfektioniert werden, gehen zunehmend in Schwellenländer. In der Türkei wird das Agrargeräte-Geschäft von Hirsarlar komplett zur M&M-Tochter Erkunt Traktor verschoben, dazu das gesamte Vertriebsgeschäft und die Kabinenfertigung. Im Branchenvergleich ist das Gewinnplus von rund vier Prozent zum Halbjahr zwar bescheiden, doch nachdem die Umsätze, vor allem in der Auto- und Lkw-Sparte, um gut 25 Prozent angesprungen sind, dürfte das Gesamtjahr sehr erfolgreich werden. Kaufen.

ISIN: US Y541641194 (ADR, wird auch außerhalb Indiens gehandelt)
Kurs: 8,55 (6,42) Euro
Stoppkurs: 7,50 Euro
Zielkurs: 9,00 Euro

Internationale Landmaschinenindustrie: Hohe Agrarpreise zünden die „Verkaufsturbinen“

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