Mehr Effizienz und Service durch Spezialaufbau

Vom behutsamen Pflegeschnitt bis zur Kranfällung reicht das Dienstleistungsangebot der Firma Baumservice Rittershaus in Hoym. Ein angepasster Unimog erleichtert die Arbeit besonders, wenn der Platz beengt ist.

Landschaftspflege: Mehr Effizienz und Service durch Spezialaufbau

Das Ausheben ermöglicht ein seitliches Entleeren des 15-Kubikmeter-Containers auf dem Unimog in größere 40 Kubikmeter fassende Abrollcontainer mit 2,40 Meter Seitenhöhe.

Landschaftspflege: Mehr Effizienz und Service durch Spezialaufbau

Die neuste Errungenschaft des Unternehmens Rittershaus ist die Arbeitsbühne Leo 30 T vom Hersteller Teupen.

Auf Bäume klettern gehört zu den aufregendsten Kindheitserlebnissen. Torsten Rittershaus hat die Baumkletterei zum Beruf gemacht. Der Sachsen-Anhalter gründete 2008 den Vorläufer der heutigen Baumservice Rittershaus GmbH & Co.KG. Das in Hoym ansässige Unternehmen ist spezialisiert auf den fachgerechten Verschnitt von Baumkronen, die beispielsweise die Verkehrssicherheit beeinträchtigen, und auf das Fällen von Bäumen in bebauten Gebieten. Wenn es bei sogenannten Problemfällungen nicht möglich ist, einen Hubsteiger zu nutzen, müssen der Firmenchef und Mitarbeiter Felix Berthold mit ihren Spezialausrüstungen am Stamm hochklettern und den Baum Stück für Stück abtragen. Beide besitzen dafür die notwendigen Zertifikate. „Was Bäume anbelangt, machen wir alles außer Wald“, umreißt der Geschäftsführer das Dienstleistungsangebot.

Landschaftspflege: Mehr Effizienz und Service durch Spezialaufbau

Firmenchef Torsten Rittershaus (Mitte) mit Mitarbeiter Oliver Wölfer und Mitarbeiterin Gudrun Schröpfer.

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Der wendige Unimog mit Spezialaufbau kann auch in schmalen Anliegerstraßen zum Einsatz kommen.

Baumkletterkurs gab den Anstoß

Der Wald und seine Nutzungsformen sind Rittershaus jedoch keineswegs fremd. Schließlich hat er an der FH Göttingen Forstwirtschaft studiert. Das Ausbildungsziel dieses Diplomstudiengangs lautet eigentlich Förster. Doch nachdem er einen an der Hochschule angebotenen Kurs für professionelle Seilklettertechnik (SKT) und Baumpflege absolviert hatte und den SKT-A-Schein in der Hand hielt, sei im klar geworden, dass seine berufliche Zukunft eher in einem solch sportlich herausfordernden Umgang mit Bäumen liegt, als in der Forstverwaltung. Später erwarb er dann noch den SKT-B-Schein, den die Berufsgenossenschaft fordert, wenn im Baum Arbeiten mit der Kettensäge durchgeführt werden, und absolvierte ein Praktikum bei einem niederländischen Baumpflegebetrieb.

Bereits während des Studiums übernahm Rittershaus die ersten Aufträge. „Am Anfang bin ich noch als Einzelkämpfer mit Kletterausrüstung und Tophandle-Motorsäge im Kofferraum meines Nissan Micra zu den Einsatzorten gefahren“, erinnert sich der Firmengründer. Doch die Nachfrage stieg. Heute beschäftigt das Unternehmen fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie haben nach Aussage von Rittershaus gut zu tun. Eine Flaute in der Geschäftstätigkeit zeichne sich nicht ab. Im Gegenteil, die Anfragen nähmen zu. Mit gut 60 Prozent überwiegen öffentliche Auftraggeber, die Pflegearbeiten an Straßenbäumen oder Fällungen ausschreiben. „Die Baumpflege verstehen wir in erster Linie als Maßnahme zur Gesunderhaltung. Es wird nur abgeschnitten, was abgestorben ist oder wegen der Verkehrssicherung unbedingt beseitigt werden muss. Außerdem ist es uns wichtig, das baumarttypische Kronenbild zu erhalten“, erläutert der 39-Jährige.

Als den bislang spektakulärsten Auftrag nennt er die Kranfällung von fünf großen Eschen unmittelbar neben Einfamilienhäusern. Dabei sei man in die Bäume geklettert und ein 80-Tonnen-Kran habe die abgesägten Äste und Stammstücke über die Hausdächer hinweg gehoben. Wegen fehlender Sicht hätten sich Baumkletterer und Kranführer beim Abtragen über weite Strecken nur per Funk verständigen können.

Landschaftspflege: Mehr Effizienz und Service durch Spezialaufbau

Die selbstfahrende Stubbenfräse von Vermeer gehört zum Technikpark der Firma Rittershaus.

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Die Kosten für den Umbau des Unimogs einschließlich der Ausstattung mit Häcksler und Hochkipperaufbau liegen bei 75.000 bis 80.000 Euro.

Hochkipper-Konzept in Praxis bewährt

Der Technikpark des Unternehmens wurde in jüngster Vergangenheit durch Fahrzeuge und Gerätschaften modernisiert. „Einen besonders großen Zuwachs an Effizienz hat der Unimog mit Hochkippvorrichtung und einem Hacker im Frontbereich gebracht“, hebt Rittershaus hervor. Die Grundlage für das von der Chemnitzer Fahrzeugbau Huber GmbH entwickelte und gebaute Spezialfahrzeug ist das Allrad-Fahrgestell des 300 PS starken Geräteträgers Unimog U 530 mit einem Radabstand von 3.800 bis 4.200 mm, Zapfwellenantrieb und Kommunalhydraulik.

„Das Konzept, von dem es mittlerweile auch eine kleinere Version gibt, basiert auf der Anregung eines GALA-Baubetriebes, das wir vor zehn Jahren zunächst mit einem MAN-Fahrgestell realisiert haben“, berichtet Vertriebsleiter Andreas Huber. Da sich die Frontzapfwelle jedoch als nicht ausreichend leistungsstark erwies und MAN die Modelle mit Kraftschluss im Frontbereich ohnehin aus dem Programm nahm, stieg der Chemnitzer Sonderfahrzeugbauer auf Unimog-Fahrgestelle um. „Es gibt einfach keinen anderen Anbieter mit einer so kraftvollen Frontzapfwelle. Da ist der Unimog konkurrenzlos“, sagt Huber. Jährlich liefere man zwei bis drei Bestellungen des Hochkippers HK-S 6000/15 vornehmlich an Unternehmen im Forstbereich und Landschaftsbau aus. Diese bewährten sich offensichtlich in der Praxis. Denn bislang sei noch keines der Spezialfahrzeuge auf dem Gebrauchtmarkt aufgetaucht.

Die Kosten für den Hochkipperaufbau und die Ausstattung mit Häcksler am Unimog-Fahrgestell, das der Kunde zuvor beim Händler erwirbt, beziffert Huber mit 75.000 bis 80.000 Euro.

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Die Messerwelle des Häckslers, die Stammholz bis zu einer Stärke von 30 cm hackt, erhält ihr Drehmoment von der Frontzapfwelle (im Bild hinter dem Hydraulikanschluss).

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An der Front des Unimogs U 530 sitzt ein Schliesing 550 U. Dessen benötigte Antriebsleistung von bis zu 240 PS liefert der Unimog mit 300 PS locker.

Dafür erhält das Unimog-Basischassis statt Ladefläche einen 15 m³ fassenden Container, der im Aufnahme- und Transportmodus mit einer Klappe verschlossen ist. Kurz unter dem oberen Rand des Containers befindet sich eine Öffnung. Unmittelbar davor endet der über die Fahrzeugkabine geführte Auswurfkanal des an der Front befestigten Häckslers vom Hersteller Schliesing. Dessen Messerwelle, die Stammholz bis zu einer Stärke von 30 cm hackt, erhält ihr Drehmoment von der Frontzapfwelle. Dagegen sorgt ein Hydraulikmotor für den Antrieb der Einzugswalzen, deren Drehzahl sich dadurch der Stärke und Härte der zu verarbeitenden Baumstücke anpassen lässt. Das Häckselgut wird durch die Öffnung in den Container geblasen.

Auf das Fahrgestell sind zwei – in Fahrtrichtung gesehen – nach links geneigte Dreiecks-Streben aufgesetzt, die über die Fahrerkabine hinaus ragen. Die Enden der Streben sind jeweils im linken oberen Außenbereich der Vorder- und Rückwand des Auffangbehälters für die Hackschnitzel drehbar befestigt. Über diese, etwa drei Meter über dem Boden liegenden Befestigungspunkte drehen Hydraulikzylinder den Container beim Entladen fast komplett um. Dadurch öffnet sich der Deckel des Behälters und eine Schüttverlängerung klappt heraus. Dies ermöglicht ein direktes seitliches Entleeren vom Fahrzeug in große, 40 m³ fassende Abrollcontainer mit 2,40 m Seitenhöhe. „Wenn ich die Hackschnitzel nicht erst irgendwo hin kippen muss, um sie dann mit Bagger oder Radlader in die Abrollcontainer zu laden, spart das natürlich enorm Zeit“, nennt Rittershaus als aus seiner Sicht wichtigsten Vorteil des Überladesystems. Auch der Einsatz kleinerer Abrollcontainer für den Abtransport der Hackschnitzel sei nicht wirklich eine Alternative: „Da geht beim Abkippen von der Lkw-Ladefläche doch oft viel daneben, was letztlich mit der Hand in den Container geschippt werden muss“, so die Erfahrung des Firmenchefs. Das geringere Volumen mache es zudem erforderlich, die Sammelbehälter häufiger zu tauschen. Das verursache Wartezeiten und Unterbrechungen des Betriebsablaufs.

Landschaftspflege: Mehr Effizienz und Service durch Spezialaufbau

Um schwere Stammstücke zum Front-Hacker zu transportieren, wurde seitlich des Containers eine Seilwinde von Schlang & Reichart montiert.

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Den Unimog mit Hochkipper-Aufbau fertigt die Fahrzeugbau Huber GmbH auch in einer Schmalversion, bei der der Container nicht seitlich, sondern nach hinten entladen wird.

Neue Technik verbessert die Effizienz

Das kompakte Unimog-Spezialfahrzeug mit leistungsstarkem Hacker, Hochkippsystem für die komfortable Entladung des Hackschnitzelbehälters und sogar einer Seilwinde mit 60 m langem Stahlseil bietet nach Ansicht des Geschäftsführers alles für eine effiziente Aufarbeitung des bei der Baumpflege anfallenden Holzes, das im übrigen nahezu vollständig in einem Hackschnitzel-Heizwerk thermisch genutzt werde. Als Vorteil habe sich auch die gute Rangierbarkeit des Fahrzeugs erwiesen. „Da ist es auch nicht schlimm, wenn der Unimog etwas weiter zum Entladen fahren muss, weil beispielsweise im Bereich, in dem wir die Baumpflegearbeiten durchführen, kein Platz für die Aufstellung des Abrollcontainers ist“, so Rittershaus.

Das zeigte sich auch kürzlich beim Betriebsbesuch. Einsatzort für den Dienstleister war an diesem Tag eine schmale Anliegerstraße neben dem Silberbach in der Harz-Stadt Thale. „Wir tragen hier im Auftrag der Kommune überalterte Weiden und Erlen bis auf eine Höhe von etwa drei Metern ab, die entlang des Flussufers stehen und die Verkehrssicherheit gefährden“, informiert der Firmenchef. Dann fahren er und Mitarbeiter Oliver Wölfer mit der Arbeitsbühne in luftige Höhe, werfen die Kettensäge an und beginnen mit dem Abtragen der ausladenden Kronen. Die heruntergeworfenen Äste steckt Mitarbeiterin Gudrun Schröpfer in den Häcksler. Als der Aufnahmebehälter für das Häckselgut gefüllt ist, fährt Rittershaus den Unimog zum großen Abrollcontainer am Rande der Siedlung und entlädt den Container per Hochkippvorrichtung. Wenige Minuten später steht das Fahrzeug wieder am Einsatzort und die Arbeit kann weiter gehen.

Landschaftspflege: Mehr Effizienz und Service durch Spezialaufbau

Bei Sägearbeiten mit dem Hubsteiger in Wohngebieten müssen alle Mitarbeiter das Umfeld stets im Auge behalten, damit Passanten und Tiere nicht zu Schaden kommen.

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Andreas Huber von der Chemnitzer Fahrzeugbau Huber GmbH an einem kürzlich ausgelieferten Fahrzeug mit Hochkippvorrichtung.

Ein zweites Team, so erfahren wir, hatte zur gleichen Zeit in Gattersleben Pflegearbeiten an der Krone eines großen Baums an einem zentralen Platz der Stadt durchgeführt. Zum Einsatz kam dabei eine weitere Neuanschaffung des Unternehmens. Es handelt sich dabei um die geländegängige Arbeitsbühne Leo 30 T vom Hersteller Teupen, die uns später Mitarbeiter Felix Berthold auf dem Betriebshof des Unternehmens in Hoym vorstellt. Das Gerät bewegt sich bodenschonend mittels Kettenfahrwerk und steht beim Arbeiten bis in 30 m Höhe auf Stelzen, die sich selbständig ausnivellieren und dabei auf unebenem oder abfallendem Terrain Höhenunterschiede bis zu 1,20 m ausgleichen. „Diese Arbeitsbühne hat sich unter anderem bei Baumpflegearbeiten im Wörlitzer Park bewährt“, berichtet Berthold.

Dass sich bei Fällungen in Parks, auf Privatgrundstücken oder im Stadtgebiet jede Menge durchaus gesundes Holz von teils seltenen Baumarten ansammelt, belegen die imposanten Polter auf dem Betriebsgelände. „Das ist als Brennholz zu schade“, meint Berthold und weist auf die jüngste Anschaffung des Unternehmens Baumservice Rittershaus – ein Kleinsägewerk von Wood-Mizer. Auf ihm lassen sich Stammstücke bis zu einer Länge von 6,10 m und 80 cm Durchmesser schneiden. Interessenten an Kanthölzern und Brettern, beispielsweise aus Obstbaumstämmen oder von Holzarten mit ausgeprägter Maserung, gibt es durchaus, wie erste Anfragen zeigen.


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