Deutlich weniger Traktorzulassungen im 1. Halbjahr

Teilweise dramatische Einbrüche in Europa – Der deutsche Markt ist am wenigsten betroffen

Landmaschinenmarkt Europa: Deutlich weniger Traktorzulassungen im 1. Halbjahr

Für den Transport größerer Stückzahlen nutzen Traktoren- und Landmaschinenhersteller auch Wasserstraßen.

Die Corona-Krise hat auch vor der Landmaschinenindustrie nicht halt gemacht. Wie der Europäische Dachverband der Landmaschinenindustrie (CEMA) jetzt in Brüssel mitteilte, sind die Erstzulassungen von Traktoren in der ersten Jahreshälfte 2020 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum europaweit um 12,1 % auf insgesamt 89.105 Stück gesunken. Während die betreffenden Zulassungen im Januar und Februar noch ein vergleichbares Niveau wie Anfang 2019 erreicht hätten, seien sie gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat im März um 7,1 %, im April um 25,8 %, im Mai um 22,7 % und im Juni um 12,0 % niedriger ausgefallen (Grafik 1).

Der CEMA sieht den Hauptgrund für diese Einbrüche in der Corona-Krise. So sei gerade das zweite Jahresquartal, das traditionell die Hochsaison für die Neuzulassung von Traktoren für die Landwirtschaft sei, mit einem Minus von fast 20 % besonders betroffen gewesen. Von den insgesamt im ersten Halbjahr vorgenommenen Neuzulassungen an Traktoren (Grafik 2) fielen laut Angaben des Verbandes 23.556 Maschinen in die Kategorie von 37 kW (50 PS) und schwächer; 6.549 verkaufte Traktoren verfügten über eine Leistung von mindestens 38 kW (51 PS). Laut CEMA handelte es sich bei 68 831 der Neuzulassungen um landwirtschaftliche Traktoren. Der Rest seien Quads, Teleskoplader oder andere Fahrzeuge.

Signifikante Länderunterschiede

Die beiden größten Traktormärkte in Europa sind nach wie vor Deutschland und Frankreich (Grafik 3). Doch während alle Traktorzulassungen in Deutschland im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 nur um 2,75 % zurückgingen, war der Rückgang in Frankreich (-18,81 %), Italien (-17,98 %), Großbritannien (-25,21 %) und Spanien (-25,62 %) dramatisch. Die Trends bleiben vergleichbar, wenn man nicht-landwirtschaftliche Traktoren aus den Statistiken streicht.

In Deutschland wurde ein im Vergleich zu 2019 höherer grundsätzlicher Investitionsbedarf durch deutlich höhere Registrierungen im ersten Quartal 2020 (>37 kW: +24 %) bestätigt. Die Corona-Krise verlangsamte dann aber im zweiten Quartal die Entwicklung erheblich (>37 kW: -20 %). Es ist davon auszugehen, dass viele Investitionen in die zweite Jahreshälfte verschoben werden. Schließlich hat sich der in den ersten Monaten des Jahres 2020 beobachtete höhere Bedarf noch nicht aufgelöst. Dies zeigt sich auch in den weiterhin höheren Investitionsplänen der Landwirte und Lohnunternehmer für die kommenden Monate. Das Kaufinteresse ist nach wie vor höher als im Vorjahr. Allerdings könnte das Kaufinteresse durch die unsichere Lage im Zuge der Corona-Pandemie beeinträchtigt werden. Auch die erwartete durchschnittliche Gesamternte im Jahr 2020 könnte die Stimmung der Landwirte dämpfen, zumal auch die Preissituation nur mäßig ist.

Landmaschinenmarkt Europa: Deutlich weniger Traktorzulassungen im 1. Halbjahr

In Frankreich gingen die Traktorzulassungen in der ersten Hälfte des Jahres 2020 im Vergleich zur Vorjahreshälfte um 20 % zurück. Bei den Traktoren für den Garten- und Landschaftsbau ist der Rückgang etwas moderater (-15 %). Der Lockdown vom 16. März bis zum 11. Mai hat den Markt hart getroffen. Der Rückgang der Traktorzulassungen betrug im März -7 %, im April -25 % und im Mai -37 %, verglichen mit den gleichen Monaten des Jahres 2019. Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass das Niveau der Traktorregistrierungen im Jahr 2019 in Frankreich außergewöhnlich hoch war. Die Anzahl der Traktorregistrierungen im Jahr 2020 entspricht in etwa dem Durchschnitt des letzten Jahrzehnts. Für das gesamte Jahr 2020 prognostizieren Branchenexperten rund 30.000 Zulassungen, was einem Rückgang von rund 15 % gegenüber 2019 entsprechen würde.

In Italien schloss die erste Hälfte des Jahres 2020 mit einem starken Rückgang der Traktorzulassungen um 18 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nachdem es mit einem leichten Rückgang begonnen hatte (-3,7 % im Januar und Februar), kam es 2020 mit dem Fortschreiten der Pandemie zu einer drastischen Verschlechterung, auch durch den zeitweiligen Ausfall der heimischen Traktorenproduktion. Der Rückgang war vor allem im März (-34,4 %) und im April (-23,3 %) zu verzeichnen und setzte sich im Mai (-24,7 %) trotz der Lockerung der Sperre mit Beginn der sogenannten Phase 2 fort. Ein Rückgang wurde im Juni (-14,4 %) verzeichnet, jedoch mit weniger Prozentsätzen als in den Vormonaten, was auf eine langsame Erholung hindeutet. Positiv dürfte sich auswirken, dass die Politik Unterstützung von Investitionen in innovative Maschinen und Technologien für die Landwirtschaft angekündigt hat.

Landmaschinenmarkt Europa: Deutlich weniger Traktorzulassungen im 1. Halbjahr

Im Vereinigten Königreich gingen die Registrierungen in der ersten Hälfte des Jahres 2020 im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um ein Viertel zurück. Während dies zum Teil auf die Auswirkungen von Covid-19 zurückzuführen war, trugen auch andere Faktoren dazu bei, insbesondere ungünstige Wetterbedingungen, die die Nachfrage der Landwirte sinken ließ. Auch die politische Unsicherheit nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU wirkt sich weiterhin auf die Bereitschaft der Landwirte aus, in Maschinen zu investieren. Im Vergleich zu beachten ist, dass die Registrierungen Anfang 2019 aufgrund des ursprünglichen Brexit-Datums höher waren als normal, so dass der tatsächliche Rückgang des Marktes wahrscheinlich geringer ausfiel, als die Zahlen vermuten lassen.

Vergleicht man in Belgien das erste Halbjahr 2019 mit dem Jahr 2020, beobachtet man einen Rückgang von fast 6 % für landwirtschaftliche Traktoren. Im Vergleich zu 2018 beträgt der Rückgang sogar 30 %. Im Moment ist der Absatz schwierig, da die Kartoffelpreise niedrig sind, das Angebot die Nachfrage nach Feldfrüchten übersteigt und das Verbrauchervertrauen nach dem zweiten Covid-Ausbruch gering ist. Dennoch sollen Juli und August gut gelaufen sein. Die Importeure vermuten, dass sie das Jahr mit einem Rückgang von 5 % – 7 % gegenüber 2019 abschließen werden.

In den Niederlanden erreichten die Verkäufe ein Minus von 18 %. Die Landwirte zögern, in Traktoren zu investieren, auch wegen der Unsicherheiten hinsichtlich der Entwicklung der Marktpreise und der erwarteten strengeren Anforderungen in Bezug auf die Stickstoffablagerung und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.


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