International im Trend: Hacktechnik für Gemüse, Wein- und Obstbau

Ganz gleich welche Kulturen ein Landwirt anbaut, Unkraut gehört zu den universellen Problemen. Unerwünschte „Beikräuter“ konkurrieren um Licht, Platz, Nährstoffe und Wasser und können die Ernteerträge erheblich mindern. Beseitigt werden können sie chemisch oder mechanisch. In beiden Fällen ist die richtige Technologie Voraussetzung. Bei K.U.L.T. Kress in Vaihingen/Enz hat man sich auf Hacktechnik spezialisiert. Was genau Landwirte brauchen, hängt nicht nur von der Art des Betriebes ab, sondern ist auch international sehr unterschiedlich. Der eilbote hat nachgefragt.

K.U.L.T. Kress: International im Trend: Hacktechnik für Gemüse, Wein- und Obstbau

Hacken von K.U.L.T. Kress sind über Deutschland hinaus weltweit im Einsatz.

Der Anteil internationaler Aufträge ist bei K.U.L.T. Kress in den letzten Jahren stetig gestiegen. Mit einem breiten Angebot von Hackmaschinen – von kleinen, relativ simplen bis hin zu großen, kameragesteuerten Modellen – ist das Sortiment nicht nur für Gemüsebauer, sondern auch für den Wein- und Obstbau interessant. Vor allem in Frankreich und Italien steigt die Nachfrage. Der kontinuierlich wachsende Anteil von biologisch bearbeiteten Flächen ist ein Grund für die Steigerung: wer keine Agrarchemie zum Vernichten von Unkraut einsetzen darf, ist zwangsläufig auf mechanische Methoden angewiesen. Ein anderer Grund ist der zunehmende Arbeitskräftemangel im landwirtschaftlichen Sektor. Zumindest für K.U.L.T. Kress ist derzeit Großbritannien noch kein großer Markt, aber durch den Austritt aus der EU hat sich dort vor allem bei Spezialkulturen die Situation dramatisch verschärft. Ab nächstem Jahr werden Saisonarbeiter für die Landwirtschaft voraussichtlich nur noch mit einem befristeten Visum einreisen können. Die Regierung plant derzeit etwa 2.500 Visen zu vergeben – gebraucht werden aber um die 70.000 Arbeitskräfte. Britische Landwirte werden mehr Technik einsetzen müssen, wenn ihre Betriebe überleben sollen.

Etwa zehn Prozent des Umsatzes macht K.U.L.T. Kress inzwischen in den USA. Seit fünf Jahren ist das Unternehmen dort vertreten. Der Geschäftssitz ist zwar im Ostküstenstaat Pennsylvania, Manager Kim Haug verbringt jedoch viel Zeit an der Westküste, denn dort sind die meisten Kunden. Kalifornien ist nicht nur der US Bundesstaat in dem der größte Anteil allen in den USA verzehrten Obstes und Gemüses angebaut wird, sondern es ist auch eines der Zentren für die Weinproduktion. Eines der größten Weinanbaugebiete ist das Napa Valley, nördlich von San Francisco. Das Tal hat nicht nur ein sehr günstiges, mediterranes Klima, sondern ist auch landschaftlich wunderschön und daher bei der betuchten Elite des Silicone Valley beliebt: Gourmet zu sein und Landwirte, Käsereien, exklusive Bäckereien und Winzer persönlich zu kennen gehört zum Lebensstil. Weingüter, vor allem in exklusiven Lagen, haben längst auf Biolandbau umgestellt und haben entsprechenden Bedarf an Hackmaschinen.

Obst und Gemüse für Supermärkte in ganz Nordamerika wird überwiegend im Süden Kaliforniens angebaut: Gemüse, Steinobst und Nüsse wachsen vor allem im fruchtbaren (aber extrem trockenen und heißen) San Joaquin Valley. Das Klima im weiter westlich gelegenen Salinas Valley ist eher maritim und daher ideal für den Salatanbau. Was den Landwirten hier am meisten zu schaffen macht, sind die Lohnkosten. Mit 12 US-Dollar/Stunde hat Kalifornien bereits jetzt die höchsten Mindestlöhne in den USA und dazu eine strikte Überstundenregelung: es gilt eine feste Wochenarbeitszeit, was darüber hinaus geht sind Überstunden. Im landwirtschaftlichen Sektor arbeiten überwiegend Mexikaner und andere (legale und illegale) Immigranten, für die (gesetzlich vorgeschrieben) Unterkünfte bereitgestellt werden müssen, was zusätzliche Kosten verursacht. Die restriktive Einwanderungspolitik der US Regierung hat den bereits bestehenden Arbeitskräftemangel weiter verstärkt. Hier sind es vor allem große Gemüseanbauer, die an Hackmaschinen interessiert sind, sagt Kim Haug. Aber auch kleine Betriebe haben Bedarf: vor allem in den Städten steigt die Nachfrage nach Biogemüse und Haug sieht einen Trend unter jungen Leuten, auf kleinen Flächen Gemüse anzubauen und über gemeindenahe Konzepte wie Gemüsekisten (CSA – Community Supported Agriculture) zu verkaufen. Dafür werden kleine, flexibel einsetzbare Maschinen benötigt.

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Selbst auf einer kleinen Biofarm werden nur die besten Auberginen geerntet, die B Ware zu pflücken wäre von den Lohnkosten her zu teuer, sie bleibt liegen.

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Paprikaanbau im Westen des San Joaquin Valley, im Westen der USA.

In Zukunft könnten Hackmaschinen jedoch noch in einem ganz anderen Sektor wichtig werden: Baumwollanbauer haben zunehmend mit Unkräutern zu tun, die inzwischen gegen ein halbes Dutzend und mehr verschiedene Herbizide resistent sind. Solche Unkräuter können mannshoch werden und sind nur noch manuell mit einer Hacke und viel Muskelkraft zu beseitigen – was auf großen Anbauflächen kaum machbar ist. K.U.L.T. Kress arbeitet mit einer US Universität zusammen, wie das Projekt genau aussieht, wollte Haug jedoch nicht verraten. Auch im Soja- und Maisanbau gibt es massive Probleme mit Herbizid-resistenten Unkräutern, hier sind jedoch die Margen für die Landwirte so gering, dass sich die Anschaffung neuer Maschinen unter Umständen nicht rentiert.

Wie sieht man die Zukunft bei K.U.L.T. Kress? „Wir werden weiter einfache und gute Werkzeuge herstellen, mit denen man mit oder ohne elektronische Unterstützung präzise arbeiten kann“, sagt Geschäftsführer Christian Kirchhoff. Er sieht einen Trend zu mehr vertikaler Integration und einer damit einhergehenden weiteren Spezialisierung im Anbau. K.U.L.T. Kress will zur Optimierung solcher Anbausysteme beitragen. Die Ursprünge des Unternehmens liegen im Biolandbau und auch (kleinere) Biobetriebe sollen gut bedient werden. „Beratung haben wir eingepreist“, sagt Kirchhoff „es geht vor allem um die Frage: was braucht der Kunde wirklich?“. Um welche Kultur oder Kulturen geht es, wieviel Flexibilität im Einsatz wird benötigt? Wie ist die Bodenbeschaffenheit – leichte oder schwere Böden, gibt es Probleme mit Steinen? Gibt es eine Traktorspur und wer wird das Gerät bedienen – müssen verschiedene Mitarbeiter damit umgehen oder fährt der Chef selbst? K.U.L.T. Kress wird weiter für den jeweiligen Betrieb individuell maßgeschneiderte Maschinen herstellen. „Trends zu setzen, ist nicht unsere Aufgabe“, sagt Kirchhoff. Intelligente Pflanzenerkennung nach Phänotypen, das Erkennen und Eliminieren von erkrankten Pflanzen noch bevor sie Nachbarpflanzen infizieren können – das, sagt Kirchhoff, sind Fragen für Softwareentwickler. „Unsere Aufgabe ist es, die angebotene Technik in den Boden zu bringen.“ Nicht alles, was im Labor funktioniert, klappt auch auf dem Acker. Bei K.U.L.T. Kress arbeitet man deshalb eng mit der Universität in Hohenheim zusammen. Könnte Kirchhoff sich vorstellen, das Sortiment zu erweitern, z.B. kameragesteuerte Pflanzenschutzspritzen, für die möglichst gering dosierte Ausbringung von Herbiziden oder Blattsprays? „Nein, wir haben eine Passion für Unkraut“, und dem geht es bei K.U.L.T. Kress auch in Zukunft nur mechanisch an die Wurzel.

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Zwischensaat in einer etablierten Mandelbaumplantage.


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