Die Stimmungslage in der Landwirtschaft hat sich noch verschlechtert. Das geht aus dem Konjunkturbarometer Agrar für September hervor, das der Deutsche Bauernverband (DBV) kürzlich vorgelegt hat. Demnach ist der aktuelle Indexwert gegenüber der vorangegangenen Befragung vom Juni um 3,5 Punkte auf nun 12,3 Punkte gefallen. Für DBV-Präsident Joachim Rukwied geben die Ergebnisse des Barometers Anlass zur Sorge: „Corona, schlechte Ernteergebnisse und nun die Afrikanische Schweinepest (ASP) sind eine sehr gefährliche Mischung für unsere Betriebe, die den Strukturwandel noch einmal deutlich beschleunigen könnte“.
Die Investitionsplanungen der Landwirte für die kommenden sechs Monate sind laut DBV weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau; nur 31 % wollen in diesem Zeitraum investieren. Das geplante Volumen liegt den Verbandsangaben zufolge mit 5 Mrd. Euro um 100 Mio. Euro unter dem entsprechenden Vorjahresstand.
Rückläufig seien vor allem Investitionen in Ställe einschließlich Hof- und Stalltechnik; für derartige Projekte seien im nächsten halben Jahr lediglich 2,3 Mrd. Euro und damit nochmals 300 Mio. Euro weniger als im Vorjahr eingeplant.
Veredlungsbetriebe pessimistisch
Die Liquidität der Betriebe hat sich indes nach Angaben des Bauernverbandes seit Dezember 2019 kaum verändert. In der aktuellen Erhebung hätten 15 % der Betriebe angegeben, dass ihre Liquiditätslage angespannt oder sehr angespannt sei. Besonders hoch sei dieser Anteil mit 20 % unter den Veredlungsbetrieben sowie mit 27 % im Osten Deutschlands. Laut DBV wird die aktuelle wirtschaftliche Situation auf einer Notenskala von 1 bis 5 im Durchschnitt der Betriebe mit 3,12 bewertet; mit einer Note von 3,22 sei es um die Zukunftsaussichten nur wenig besser bestellt.
Unterschiede zwischen den Betriebsformen gibt es dem Verband zufolge dabei kaum. In Futterbaubetrieben setze sich zwar der Trend zu mehr Zukunftszuversicht fort, Ackerbaubetriebe aber beurteilten die künftige wirtschaftliche Lage pessimistischer als noch im Juni. Nach dem Ausbruch der ASP in Deutschland hätten die Zukunftserwartungen der Veredlungsbetriebe sogar einen bislang nicht gekannten Tiefpunkt erreicht. Erheblich schlechter fällt folgerichtig nach Verbandsangaben auch die Beurteilung der Schweinepreise im Jahresvergleich aus.
Die Milchpreise würden nur etwas negativer als im September 2019 beurteilt; günstiger würden hingegen die Preise für Getreide, Düngemittel und Treibstoffe bewertet. Die politischen Rahmenbedingungen hätten weiterhin einen eher negativen Einfluss auf die Stimmungslage der Landwirte.
Corona-Krise verliert an Einfluss
Verringert hat sich derweil der Einfluss der Corona-Pandemie. Den Verbandsangaben zufolge fühlen sich aktuell 8 % der befragten Landwirte von der Krise in ihrem Wirken eingeschränkt; im März seien es noch 11 % gewesen. Geplante Investitionen wollten derzeit 18 % auf unbestimmte Zeit verschieben; zu Jahresbeginn hätten dies noch 26 % angegeben.
Nur noch ein Viertel der Landwirte teilt nach der Erhebung die Einschätzung, dass die Landwirtschaft durch die Corona-Situation wieder einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft bekommen wird - im März waren es noch 46 %. Das Stimmungsbarometer wird im Auftrag des DBV, des Bundesverbandes Lohnunternehmen (BLU), des Fachverbandes Landtechnik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und der Landwirtschaftlichen Rentenbank vierteljährlich vom Marktforschungsinstitut Produkt + Markt erhoben; zuletzt wurden für die Erhebung 851 Landwirte in ganz Deutschland befragt.