Neue Werkstatt: Groß denken, geschickt umbauen

Eine Werkstatt ist heute mehr als nur eine halbwegs trockene Halle, in der man mit dem Gabelschlüssel hantieren kann. Wir zeigen, worauf Betriebe beim Neu- beziehungsweise Umbau geachtet haben.

Kommunaltechnik: Neue Werkstatt: Groß denken, geschickt umbauen

2017 bezog das Unternehmen KLG den neuen Standort in Stein.

Wer eine Werkstatt plant, kommt schnell zu dem Gedanken, dass sich damit auch schon andere beschäftigt haben. Daher haben wir zwei Kommunaltechnik- und Motorgeräte-Betriebe besucht, die neu- beziehungsweise umgebaut haben und mit ihnen über ihre Ideen und Erfahrungen gesprochen. Die Firma KLG ist in Stein bei Nürnberg beheimatet, im Geschäft ist man bereits seit über 20 Jahren, inzwischen auch in Sachsen und Thüringen. Vom fränkischen Standort werden auch weiter entfernte Kunden in München oder Passau betreut. Insgesamt umfasst das Vertriebs- und Servicenetzwerk des Unternehmens über 60 Fachhändler. Das Wachstum sorgte dafür, dass die bisherigen Räume vor einigen Jahren aus allen Nähten platzten. Praktischerweise konnte man nur wenige hundert Meter weiter komplett neu bauen, 2017 erfolgt der Umzug. „Der Showroom ist natürlich wichtig, auch in unserer Branche erwartet der Kunde heute ein Erlebnis wie im Autohaus“, erklärt Geschäftsführer Richard Wiedl. „Der Landwirt braucht das nicht unbedingt, der kauft seine Ersatzteile auch an einer alten Theke in der Werkstatt. Privatkunden für Rasenmäher oder kommunale Entscheider, die einen teuren Geräteträger kaufen, legen aber Wert auf ein schickes Umfeld mit gemütlichem Warteareal.“

Verkaufsfläche verdoppelt

Vor wenigen Jahren noch sei diesem Bereich bei der modernen Planung höchste Priorität zugemessen worden. Ganz aktuell sei man aber zu dem Schluss gekommen, dass das Geld schließlich doch in der Werkstatt verdient werde, weshalb diese bei der KLG auf dem ersten Platz stand, als es hinsichtlich Neubau ans Reißbrett ging. „Wird die Verkaufsfläche verdoppelt, wächst der Umsatz nicht dementsprechend. Bei der Werkstatt jedoch schon“, versichert Wiedl und empfiehlt, dabei möglichst groß zu denken: Wächst das Geschäft weiter, wird auch eine neue Werkstatt schnell wieder zu klein. Daher hat die KLG im Vergleich zur alten Werkstatt vierfach so groß gebaut. Denn vermietet war die Hälfte der neuen Halle sehr schnell, abgetrennt einfach durch ein Hochregal. So hat man aktuell noch immer doppelt soviel Werkstattfläche wie am alten Standort – mit der Option, nochmals zu verdoppeln. Die Taktik ging auf, denn es ist bereits ersichtlich, dass die KLG den zusätzlichen Werkstattplatz schon in wenigen Jahren benötigt. Ebenso sei es wichtig, dass auch das Lager zur Skalierbarkeit der Werkstatt passt, ein Außenlager käme für Wiedl nicht in Frage. Alle Teile und Maschinen müssen schnell und unkompliziert direkt am Gelände verfügbar sein. Daher sollte auch die Lagerfläche von Beginn an groß geplant werden.

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Kurze Wege

Wichtig bei der Planung seien kurze Wege: Daher wurde im zentralen Bereich der Werkstatt ein Handlager für Normteile wie Schrauben, Filter und Dichtungen sowie Öle geschaffen. Dort und auch an den Arbeitsplätzen dürfe zudem nur das Nötigste an Ablageflächen geschaffen werden, da es im Alltag sonst schnell mit allerlei Schachteln und Teilen vollgestellt werde. „Es braucht natürlich genügend Werkbänke für die Arbeit. Schafft man aber zu viele davon, bleiben die nicht leer, sondern es sammeln sich darauf die Altlasten des Arbeitsumfelds, sprich Dinge, die eigentlich zurück ins Lager oder in den Müll gehören“, erklärt Wiedl. Ebenso sei es wichtig, die verschiedenen Geschäftsbereiche wie Kommunalfahrzeuge und Motorgeräte mit eigenen Bereichen zu würdigen. So müssen verschiedene Aufträge nicht um die gleiche Werkbank konkurrieren, flexible Bühnenplätze sorgen zudem für mehr freien Raum in den einzelnen Bereichen. Außerdem hat die KLG einen räumlich abgeriegelten Bereich für die schmutzigeren Metallbau-Tätigkeiten mit Trennschleifer und Schweißgerät geschaffen, was für merklich mehr Sauberkeit im Rest der Halle sorgt. „Das ist auch wichtig für den Eindruck beim Kunden, der ja auch in die Werkstatt kommt und sieht, wie dort gearbeitet wird“, sagt Wiedl. Ein Waschplatz sei daher ebenso Pflicht wie der etwas weniger präsente Bereich hinter der Halle, wo die Gebrauchtmaschinen oder zerlegte Teileträger stehen können. Vorne dagegen stehen Neumaschinen und historische Blickfänger-Exoten.

Firma Tiefel

Ein gänzlich anderer Fall ist die Firma Tiefel aus Veitsbronn, ebenfalls in Franken beheimatet. Hier hat man sich auf Garten-, Forst- und Kommunaltechnik spezialisiert: „Früher waren wir eine klassische Landmaschinen-Schmiede und als Steyr-Experte weit bekannt. Der Platz ist im Dorf aber baulich begrenzt. Mit den immer größeren Landmaschinen hätten auch unsere Werkstatträume wachsen müssen, was nur mit einem Neubau in einem Gewerbegebiet möglich gewesen wäre“, erklärt Robert Tiefel, der den Betrieb zusammen mit seiner Frau 1987 auf dem elterlichen Bauernhof gegründet hat. Die einfachere Lösung war 2007 die Neuausrichtung auf GaLa- Bauer, Forstleute und Kommunen sowie deren Dienstleister. Nachdem Sohn Thomas 2015 ebenfalls die Meisterprüfung abgelegt hatte, übernahm dieser die Werkstattleitung. „Wichtig ist – auch bei so kleinen Betrieben wie dem unseren – dass alles digital und EDV-unterstützt abläuft. Es gibt hier keine Zettelwirtschaft“, sagt der Juniorchef der 2020 gegründeten GmbH, welche sechs Leute beschäftigt. Zusätzlich zum Büro stehen daher auch in der Werkstatt zwei Rechner, die neben der Warenwirtschaft mit allen nötigen Servicetools, etwa für moderne Akkus, ausgestattet sind. Tiefel legt also ebenfalls Wert auf kurze Wege, jeder müsse schließlich schnell von überall alles machen können: Wenn der Kunde seine reparierte Motorsäge in der Werkstatt abholt, kann der Verkauf einer zusätzlichen Kette und die Rechnungsstellung bequem in einem Zug erfolgen, statt den Kunden noch zum Verkaufsraum und ins Büro schicken zu müssen.

In Maschinenklassen praktisch unterteilt

Die relativ kleinen Werkstatt- räume haben die Tiefels ebenfalls in Maschinenklassen aufgeteilt: Die Kleingerätewerkstatt verfügt über normale Raumhöhe, neben der klassischen Werkbank und einem Schleifautomaten steht dort auch ein Hebetisch für Rasenmäher und Co. Beide Arbeitsplätze verfügen zudem über einen kleinen Kran, was auch während des Schraubens hilfreich ist, wenn etwa ein Gerät längere Zeit hochgehalten werden muss. In den beiden größeren Werkstatt-Bereichen sind Geräteträger, Rasentraktoren und Holzhacker zuhause, hier ist ebenfalls eine Hebebühne nutzbar. „Wir fahren auch nur wegen eines Schlauches auf die Bühne. Als Voraussetzung für langfristig bequemes und sicheres Arbeiten sind solche technischen Hilfsmittel unabdingbar“, so Robert Tiefel. Daher hat er 2018 auch für die größeren Geräte zusätzlich einen weiteren Kran montieren lassen.

Alle Bereiche verfügen zudem über eigene Kleinteile-Handlager, damit man nicht wegen jeder Mutter über den Hof laufen muss. Geschickt umgenutzt hat man außerdem eine alte Melkmaschine: Deren Unterdruckrohre führen in zwei Werkstattbereiche und saugen dort bei Bedarf Öl aus Maschinen in die früheren Milchkannen. Für angenehme Bedingungen auch in der kälteren Jahreszeit sorgt ein mit Rapsöl betriebenes Blockheizkraftwerk, wofür die Firma Tiefel bereits den Umweltpreis der Gemeinde erhielt.


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