Vom Autohaus in die Landmaschinen-Werkstatt

Nach über sieben Jahren Arbeit in der Pkw-Werkstatt wechselte der 25-jährige Enrico Rozynek seinen Fokus. Seit eineinhalb Jahren repariert er statt VW und Citroën nun Fendt Traktoren und Mähdrescher. Wir sprachen mit dem jungen Mann über seine Erfahrungen in der Landtechnik. Welche Branche gefällt ihm besser: Auto oder Landmaschine?

Karriere: Vom Autohaus in die Landmaschinen-Werkstatt

Enrico Rozynek ist Quereinsteiger in der Branche. Seine ersten Berufsjahre absolvierte er in einer Autowerkstatt.

„Ich habe meinen Entschluss, vom Pkw zur Landmaschine zu wechseln, nicht bereut. Die Arbeit ist vielseitiger und macht mir mehr Spaß“, fasst der 25-jährige Enrico Rozynek zusammen. Seit eineinhalb Jahren arbeitet er in der Werkstatt der BayWa Landtechnik im sächsischen Großweitzschen. Die Niederlassung mit einem Meister, zehn Mitarbeitenden und einem Auszubildenden liegt direkt an der Autobahn Dresden – Leipzig. In der leicht hügeligen Landschaft liegt die Lommatzscher Pflege. Diese Region ist bekannt für ihre sehr steinarmen, fruchtbaren und gleichmäßigen Böden. Die BayWa Großweitzschen betreut haupsächlich die Marken Fendt und Massey Ferguson, hier vor allem Traktoren und Mähdrescher.

Bereits nach seinem ersten Probearbeitstag in Großweitzschen bot ihm der Meister die Festanstellung bei der BayWa an. Enrico assisitierte einem Gesellen beim Tausch der Laufbüchsen sowie Kolben eines 900er Fendts. Und genau diese Arbeiten hat Enrico in seiner Pkw-Laufbahn vermisst. „Ich schraube gern an Motoren und am Getriebe. Das kommt im Autowerkstattalltag aber nur relativ selten vor!“

Aber der Reihe nach: Nach der Realschule entschloss sich Enrico für eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker in einem großen VW-Autohaus. Durch die Arbeit seines Vaters als Nutzfahrzeugelektroniker und sein Hobby – Schrauben mit Kumpels – wusste er ziemlich genau, was ihn erwartet. Mit Landwirtschaft oder Landmaschinen hatte Enrico bis dato keinen Kontakt. Nach dreieinhalb Jahren Ausbildung wechselte er dann von VW in einen kleineren Familienbetrieb mit den Marken Citroën und Nissan. „Da ich 1,98 Meter groß bin, fiel mir die bei der Pkw-Reparatur oft gebückte Arbeitshaltung schwer.“ Als körperlich besonders anstrengend und auch eintönig hat Enrico die Reifenwechselzeit im Frühjahr und Herbst in Erinnerung.

Nun ist die Arbeit mit Landmaschinen körperlich auch herausfordernd. „Die Maschinen sind aber meist nicht so verbaut wie ein Pkw. In der Regel kommt man besser ran“, lautet das Urteil des Gesellen. Enrico hat seinen Schwerpunkt in der Reparatur und im Service von Fendt Mähdreschern. Dazu zählten auch technische Umrüstungen von Dreschern aus der neu angelaufenen Ideal-Baureihe von Fendt. „In der Erntezeit gibt es natürlich auch Überstunden, das muss einem vorher klar sein. Wenn man aber im Team knifflige Fälle unter Zeitdruck gelöst bekommt, freut man sich gemeinsam.“ Gut 4.000 Kilometer ist Enrico in der letzten Saison mit dem Werkstattwagen unterwegs gewesen. Viele Reparaturen finden beim Kunden auf dem Hof oder auf dem Feld vor Ort statt. „Mir macht das Spaß. Die Auto-Kunden waren anstrengender als unsere in der Landtechnik. Morgens gebracht und abends soll der Wagen schon fertig sein, das sorgt für enormen Druck.“

Karriere: Vom Autohaus in die Landmaschinen-Werkstatt

Enricos Arbeitsplatz: der BayWa Technikstandort in Großweitzschen/Sachsen.

In der Landmaschinenwerkstatt sieht Enrico mehr zeitliche Flexibilität, obwohl die Maschinen ja auch schnell fertig sein müssen. Größere Reparaturen oder Nachrüstungen können schon mal mehrere Tage dauern. „Mir macht es Spaß, diese Projekte vom Anfang der Fehlersuche bis zur Übergabe der reparierten Maschine an den Kunden zu begleiten.“ Auch dicke Kabelbäume schrecken den Landmaschinenmechatroniker nicht ab. „Ich hab‘ kein Problem mit Elektrik“, so Enrico mit einem Schmunzeln.

Karriere: Vom Autohaus in die Landmaschinen-Werkstatt

Enrico betreut Mähdrescher auf ihrer Vorführtour.

Das Vorurteil, in der Pkw-Werkstatt gehe es häufig nur noch um das Tauschen von Komponenten, bestätigt Enrico auch aus seiner persönlichen Erfahrung. „In der Landtechnik habe ich viel schneller Verantwortung übertragen bekommen. Wir haben ein sehr gutes Betriebsklima, die vielseitige Arbeit macht mir Spaß.“ Wenn er zurückblickt, kann er sich für einzelne Ex-Kollegen vorstellen, dass auch ihnen ein Wechsel zu Traktor, Mähdrescher und Co. gefallen könnte. „Es ist aber nicht für jeden in der Pkw-Branche der richtige Job.“ Und wie geht’s beruflich weiter für den 25-jährigen Sachsen? „Ich möchte auch zukünftig schrauben und sehe mich nicht unbedingt in der Position des Meisters“, so Enrico.


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