Eigener Gemüseanbau ist im Kommen

Nutzpflanzen im Hochbeet: Nachfrage schießt durch die Decke – Nachhaltigkeit bleibt weiter Thema

Interview: Eigener Gemüseanbau ist im Kommen

Der Wunsch nach eigener Versorgung wächst – insbeondere verstärkt durch die Corona-Krise.

Interview: Eigener Gemüseanbau ist im Kommen

Jörn Schierloh.

Gurken und Tomaten aus dem eigenen Garten, Beeren vom heimischen Balkon – seit einiger Zeit beobachten die Experten der Agravis Raiffeisen AG, speziell des Bereichs Märkte, eine zunehmende Vorliebe ihrer Kunden für Nutzpflanzen. „Die Corona-Krise mit ihren Diskussionen um Versorgungssicherheit hat das Interesse sprunghaft ansteigen lassen“, erklärt Jörn Schierloh, Category Manager Garten im Bereich Märkte der Agravis Raiffeisen AG.

eilbote: Der Garten als Rückzugsort und Wohlfühloase: Hält dieser Trend an?

Schierloh: Ja, er verstärkt sich sogar. Die Kunden investieren sehr viel in ihren Garten oder Balkon. Dabei spielt die Bepflanzung eine große Rolle. Neben Pflanzen oder Dekoration stellen wir fest, dass ein Trend, der sich zuletzt angedeutet hat, in den vergangenen Wochen starken Aufwind erfahren hat. Die Kunden wollen selber Nutzpflanzen ziehen. Wir verzeichnen enorme Absätze bei Pflanzensubstraten, Blumenerden und Abdeckern wie Rindenmulch. Im vergangenen Jahr war das Thema Wildblumenwiese sehr hoch angesiedelt, das läuft auch in diesem Jahr weiter sehr gut. Daneben ist aber das Segment Nutzpflanzen in den vergangenen Wochen regelrecht durch die Decke geschossen. Die Branche hat im Saatenbereich, auch durch die gesellschaftliche Diskussion um Nachhaltigkeit sowie Umwelt- und Tierschutz, bereits im Segment Wildblumen enorm profitiert. Jetzt erreichen auch die Nutzpflanzen einen hohen Stellenwert.

Woran könnte das liegen?

Vielleicht hat die Krise bei den Kunden das Gefühl geweckt, sich wieder selbst versorgen zu wollen, um unabhängig zu sein von eventuellen Warenengpässen. Sie pflanzen dann Tomaten, Gurken oder Salate selbst an. Hinzu kommt, dass generell die Tendenz dahin geht, viel und gerne im Garten zu arbeiten und dabei nicht nur das Schöne, Dekorative in den Mittelpunkt zu stellen, sondern auch das Nützliche und Gesunde. Wenn ich meine Gurken, Möhren oder Radieschen selbst anpflanze, dann weiß ich auch, wo sie herkommen und wie sie gepflegt und behandelt wurden.

Welchen Trend können Sie noch verzeichnen?

Ganz klar den zum Hochbeet. Dieser Trend geht Hand in Hand mit dem zum Ziehen von Nutzpflanzen. Hochbeete sind in unseren Raiffeisen-Märkten ein Riesenthema. Sie sind dabei aus verschiedenen Gründen interessant: Sie erleichtern die Arbeit im Beet, sind rückenschonend und ganz nebenbei sehen sie auch noch richtig gut aus.

Zuerst Wildblumenwiese, jetzt eigener Gemüseanbau: Mit welcher Entwicklung rechnen Sie im nächsten Jahr?

Das ist nicht so einfach vorherzusagen. Bei den Trends, die wir im Bereich Pflanze festgestellt haben, handelt es sich immer um Entwicklungen, die durch äußere Einflüsse entstanden sind. Gesellschaftliche Themen wirken sich auch auf das Kaufverhalten aus. So wurde der Gemüseanbau im heimischen Garten durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie verstärkt. Das Spannende ist aber, welche nachhaltigen Entwicklungen geschehen. Sowohl die Wildblumenwiese als auch der Gemüseanbau waren nämlich schon vor dem Hype, also etwa vor zwei Jahren, ein Thema. Zu dieser Zeit hat man bereits in geringem Umfang gemerkt, dass sich im Bereich der Nachhaltigkeit etwas entwickelt. Und alle, die am Gemüseanbau während der Corona-Zeit Gefallen gefunden haben, werden vermutlich auch dabeibleiben. Deshalb kann sich der Trend nachhaltig weiterentwickeln. Auch Obstbäume und Beerensträucher werden vermehrt gepflanzt. Hier ist der Hype aber noch nicht so stark wie beim Gemüseanbau. Insgesamt sieht man im Bereich der Pflanzen ganz gut, dass die nachhaltige Entwicklung kein Strohfeuer ist. Aber welche Entwicklungen uns in den nächsten Jahren erwarten werden, darüber lässt sich nur spekulieren.


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