Im Würgegriff der Politik

Immer strengere Abgasvorschriften, US-Präsidet Trump und der Brexit als große Themen – Unsicherheit in Frankreich und Italien – US-Farmereinkommen sinken um 14 Prozent – Positive Signale aus Südamerika – Markt für größere Maschinen wird in Indien deutlich wachsen – China wird zunehmend wichtige Rolle spielen – Agri Techs werden die Branche verändern

Internationale Landtechnikmärkte: Im Würgegriff der Politik

Lange bestimmten schlicht das Wetter und damit Ernteergebnisse oder die klassischen Schweinezyklen bei Agrarrohstoffen das Geschäft der Landtechnik. Diese Parameter werden jedoch mehr und mehr abgelöst durch technologischen Wandel und die trotz Globalisierung zunehmenden politischen Eingriffe – seien es Abgasvorschriften, der unberechenbare US-Präsident Donald Trump oder nun der Brexit. Alles nicht nur zum Vorteil der Landtechniker.

Schöne Bescherung für die Landwirte Großbritanniens noch kurz vor dem Weihnachtsfest: Mit der Verschiebung beziehungsweise Ablehnung der Pläne von Premierministerin Theresa May ist ihre Unsicherheit im Zusammenhang mit dem EU-Austritt ihres Landes – längst als Brexit geläufig – noch größer geworden. Erst jetzt wird den traditionell Brüssel-feindlichen Farmern auf der Insel richtig bewusst, dass 50 bis 60 Prozent ihrer Einnahmen aus dem großen Europa-Topf sprudeln und es von der eigenen Regierung noch keine Maßnahmen gibt, wie diese aus britischen Mitteln ersetzt werden könnten.

Schadenfreude ist fehl am Platz, gehen doch allein rund zehn Prozent der deutschen Landtechnikexporte über den Ärmelkanal. Und der Absturz des Britischen Pfunds nach der Brexit-Abstimmung hat es den Insel-Bauern ohnehin nicht einfacher gemacht, die Euro-Maschinen zu kaufen.

Das Agriculture and Horticulture Developement Board (AHDB) hatte deshalb schon 2016 angefangen, Pläne für eine UK-Landwirtschaft außerhalb der EU zu schmieden. Die erste Erkenntnis der Experten: Großbritanniens Landwirtschaft ist längst nicht wirklich konkurrenzfähig, schon gar nicht ohne die kräftigen Subventionen der EU, die London aus eigenen Kassen wohl kaum ausgleichen kann. AHDB-Chefin Jane King: „Um weltmarktfähige Landwirtschaft zu betreiben, müssen wir produktiver werden.“ Das gelte nicht nur für den Ackerbau oder bei der Viehhaltung, sondern auch beim Einsatz von Treibstoff, Wasser und Arbeitskräften.

Saisonarbeiter fehlen

Vor allem an letzteren mangelt es auf der Insel bereits jetzt. Die traditionell aus Osteuropa stammenden Erntehelfer meiden Großbritannien seit der Brexit-Entscheidung. So verfaulten etwa im Frühsommer massenhaft die Erdbeeren – die Briten selbst bücken sich nicht gern auf Feldern, schon gar nicht zu den Löhnen, die die beim Brexit so geschmähten Polen oder Rumänen akzeptierten. Die Saisonkräfte werkelten dieses Jahr ohnehin schon lieber auf dem Festland, weil dort inzwischen besser bezahlt wird.

Die Folge für Großbritanniens Landwirte: Sie müssen entweder in Erntemaschinen investieren – für die ihnen aber oft das Geld fehlt. Oder sie zahlen, gerade bei Früchten, die nicht maschinell geerntet werden können, deutlich besser und werben künftig wie vor Jahren schon etwa Russen oder Ukrainer in Sonderkontingenten an. Teurer werden die Produkte damit auf jeden Fall und können nicht mehr gegen die günstigeren Importe ausgerechnet aus den anderen EU-Staaten bestehen. An der Ladenkasse ist der britische Stolz der Konsumenten nämlich schnell vergessen.

Britische Farmer horten Betriebsmittel

Bereits seit Monaten haben die Farmer auch begonnen, Dünger, Pflanzenschutzmittel, Arzneien für die Tiere, Schmiermittel oder Ersatzteile für Maschinen zu horten, die zu großen Teilen vom Festland bezogen werden. Nach einer Umfrage von Farmers Weekly im August haben das bereits fast 30 Prozent getan. Aufgefordert dazu werden sie von ihren eigenen Verbänden, aber auch von der Regierung selbst. Schließlich ist noch überhaupt nicht abzuschätzen, welche Verzögerungen sich allein durch Grenz- und Zollkontrollen nach dem EU-Ausstieg an den Häfen ergeben werden. Die Logistiker haben bereits begonnen, sich auf beiden Seiten des Kanals im Hinterland der Häfen Flächen zu sichern, auf denen Lkw und Container in Warteposition verharren könnten.

Lord Anthony Bamford, Chef von JCB, wird indes nicht müde zu betonen, sein Unternehmen könne ohne die EU prima existieren und würde dann eben andere Märkte erschließen. Der prominente Vote-leave-Befürworter hat allerdings mit der EU noch ein persönliches Hühnchen zu rupfen, musste er doch im Jahr 2000 rund 40 Millionen Euro als Strafe für Kartellvergehen an Brüssel überweisen. Tatsächlich haben JCB-Manager längst begonnen, ihre Zulieferketten auf Nach-Brexit-Zeiten umzustellen.

Erschwerend für die britischen Landwirte kommt die Eigentümerstruktur hinzu: Viele Farmer sind im Gegensatz zu Festlandsbauern nur Pächter auf ihren Flächen. „Wir müssen also ultraeffektiv arbeiten“, erklärt etwa John Barett, Chef des Landwirtschaftsunternehmens Sentry, das rund 20.000 Hektar Pachtland bewirtschaftet, im Fachmagazin Farmers Weekly. „Schließlich müssen wir Gewinn nicht nur für uns selbst generieren, sondern auch noch den Landlord bezahlen.“ Sein Rezept: Technik, Technik und nochmal Technik. Das, so Barett, sei auch ohne Brexit schon notwendig gewesen, nun eben umso dringender.

Als sei der Brexit nicht Belastung genug, sorgen die politischen Entwicklungen in anderen wichtigen europäischen Landwirtschaftsländern für Unsicherheit und damit Investitionszurückhaltung bei den Bauern. In Frankreich ertrotzten die sogenannten Gelbwesten von Präsident Macron Zugeständnisse, deren Finanzierung bisher ungelöst ist. Italien zofft sich mit der EU um die Haushaltsdisziplin, weder bei der Lega Nord noch beim Regierungspartner Fünf Sterne stehen Belange der Landwirte auf der Prioritätenliste. Die Gewinne der Grünen bei den Kommunalwahlen in Bayern und Hessen dürften nicht einmal überzeugte Bio-Bauern sicherer fühlen lassen, denn die seither verkündeten Kinderbuch-Bauernhof-Phantasien der Partei („Agrarindustrie zerstören“) haben wenig mit profitabler und professioneller Landwirtschaft zu tun.

Donald, Feind der Farmer

Was Politik anrichten kann, zeigt der Blick auf den weltweit wichtigsten Landwirtschafts- und Agrartechnikmarkt USA. Für US-Präsident Donald Trump muss es wie eine Bestätigung seiner America-First-Politik geklungen haben: Der US-Konzern AGCO will künftig weniger oder gar keine in China hergestellten Maschinen oder Teile mehr für den US-Markt nutzen. Abgesehen davon, dass sich der Twitter-süchtige Mann aus dem Weißen Haus für die Belange von Landwirten ohnehin nur in Wahlkämpfen scheinbar interessiert, wäre eine digitale Erfolgsmeldung in unvollständigen Sätzen allerdings verfrüht gewesen: Wie AGCO-Chef Martin Richenhagen im November bekanntgab, werden die rund 4000 bis 5000 kleinen Schlepper statt in China nun in den brasilianischen Werken des Konzerns produziert. Damit lassen sich die 25 Prozent US-Strafzölle auf China-Importe umgehen. Bei John Deere vermeidet es das Management um Samuel R. Allen tunlichst, den Wüterich aus Washington ahnen zu lassen, dass der US-Konzern bedeutende Entwicklung und Produktion auch anderswo – etwa im europäischen „Feindesland“ – hat und beklagt sich lieber, dass die „Johnnys“ nun wegen strafbesteuerter Rohstoffe für die Herstellung für die US-Farmer teurer werden müssen.

Dafür spricht das US-Agrarministerium (USDA) in einer im November veröffentlichten Studie ganz offiziell aus, was Donald Trump nicht gefallen wird: Ähnlich wie in Großbritannien die Osteuropäer fehlten schon in diesem Jahr den US-Farmern die meist mexikanisch stämmigen Saisonarbeiter. Offensichtlich fürchteten viele illegal eingereisten Arbeiter bei der Arbeit aufzufliegen und ausgewiesen zu werden und mieden die Felder. Langfristig, so die Experten des Ministeriums, dürfte die US-Landwirtschaft durch den absehbaren Arbeitermangel deutliche Probleme bekommen.

Auch die jüngsten Prognosen des Ministeriums für die Umsätze und Einkommen der Farmen sind nicht motivierend für den Kauf neuer Maschinen: Inflationsbereinigt dürfte das Nettoeinkommen demnach 2018 um 14,1 Prozent auf 10,8 Milliarden Dollar sinken, nachdem es 2017 noch um 20 Prozent auf 13 Milliarden Dollar gestiegen war. Damit liegt der Profit der Farmer nur knapp über dem Ergebnis des seit 2002 schlechtesten Jahres 2016. Great again sieht anders aus. US-Bauernverbände berichten, dass beispielsweise Sojafarmer in einzelnen Bundesstaaten in diesem Jahr mangels der traditionell starken Abnehmer aus China noch überhaupt keine Einnahmen hatten.

Zumindest die Umsätze bei Agrarrohstoffen sehen besser aus. Insgesamt wird für vom USDA 2018 ein leichtes Plus (0,7 Prozent) auf 374,9 Milliarden Dollar erwartet, worin die bereits seit 2017 erwarteten Steigerungen bei Soja und Mais schon enthalten sind und der gestiegene Weizenpreis für den Sprung über die Null sorgen dürfte. Leicht im Minus sind die Viehzüchter und Milchbauern, wobei die Geflügelzüchter und Eierproduzenten hier schlimmere Einbrüche in der Gesamtsumme verhinderten.

Unterm Strich werden die von Donald Trump vom Zaun gebrochenen Handelskriege die US-Farmer zunehmend belasten, selbst wenn eine dauerhafte Einigung mit China in den nächsten Monaten zustande kommen sollte. Zu viele Abnehmer, wie etwa Indien, haben sich längst nach anderen, handelstechnisch zuverlässigeren Quellen umgesehen, wie etwa von Branchenkennern aus Australien oder sogar Neuseeland verlautet. Ausgerechnet Russland dürfte zumindest kurzfristig am meisten aus den politischen Kapriolen in Washington Nutzen ziehen. Für den Landtechnikmarkt in den USA wird für 2019 deshalb allenfalls ein niedriges einstelliges Plus erwartet.

Mehr Infrastruktur in Brasilien

Anders in Südamerika. Auch wenn in Brasilia mit Jair Bolsonaro nun ein Präsident an der Macht ist, dem Ähnlichkeiten zu Donald Trump nachgesagt werden, schöpft die Landwirtschaft Hoffnung auf stabilere Rahmenbedingungen. Aber auch bei der für die Farmer so wichtigen Infrastruktur tut sich etwas: Bolsonaro lässt endlich mit Nachdruck die wichtige Straßenverbindung vom Bundesstaat Mato Grosso – Brasiliens agrarischem Herz – zur Küste bauen, von wo dann endlich die Rohstoffe ohne die bisher üblichen Verluste verschifft werden können. Unabhängig davon – wer traut schon allzu sehr der Politik – hat sich eine private Initiative aus Farmern und Baufirmen die Erlaubnis zum Bau einer Eisenbahnlinie nördlich der Straßentrasse geholt, die ebenfalls den Mato Grosso mit den Häfen am Atlantik verbinden wird. 2024 soll sie fertig sein, die Finanzierung ist angeblich bereits gesichert.

Gute Nachrichten also in Südamerika. Dort geben sich ohnehin die Rohstoffaufkäufer der kommunistischen Partei Chinas inzwischen die Klinke in die Hand. Nicht nur Brasilien schließt kräftig Kontrakte mit den sojasüchtigen Asiaten, auch Argentinien, von einer schweren Wirtschaftskrise geplagt, hat volle Auftragsbücher für Rindfleisch und Soja dank der Chinesen. All diese Entwicklungen sollten sich auch positiv auf die Landtechnikmärkte der großen lateinamerikanischen Staaten auswirken. AGCO etwa erwartet nach schwachen Absatzjahren nun einen kräftigen Nachfrageschub aus der Region, weil der Sojaanbau durch die Kontrakte mit den Chinesen kräftig steigen dürfte. Fünf bis zehn Prozent Plus jährlich erwartet AGCO-Chef Martin Richenhagen, Ende 2019 sollen wieder die „normalen“ Valtra- oder MF-Absatzzahlen von rund 45.000 Einheiten erreicht sein. Ähnlich kalkuliert Konkurrent John Deere beim Brasilien- bzw. Südamerikaabsatz. Positive Signale für Landtechniker sendet auch Indien. Der riesige Binnenmarkt auf dem Subkontinent wird seit rund zwei Jahren von Reformen geprägt, die den indischen Bauern mehr und mehr Freiheiten sowohl bei der Produktion wie auch der Vermarktung ihrer Produkte einräumen.

Marktreformen in Indien

Lange war der Handel schon zwischen den einzelnen Bundesstaaten durch Zölle, Steuern und Lieferauflagen eingeschränkt. Und auch innerhalb der Bundesstaaten waren durch das Agriculture Produce Market Commitee (APMC) Produktion und Vermarktung enge Fesseln angelegt. Nun hat nach dem Staat Bihar auch Maharashtra seinen Bauern erlaubt, Früchte, Gemüse und Gewürze auch über die Grenzen des Bundesstaates nach ihren Bedürfnissen zu vermarkten. Sie dürfen nun feste Abnehmerverträge aushandeln, auf eigene Rechnung direkt verkaufen oder über Genossenschaften ihre Feldfrüchte in den Markt bringen.

Auch wenn es von Seiten der regionalen Politik noch viel Widerstand gegen die Öffnung der Agrarmärkte gibt – schließlich geht es um Macht und Pfründe, in Teilen auch um Korruption – dürfte sich dieser Aufbruch in den kommenden Jahren auf das gesamte Land ausdehnen. Kleinbauern dürfen sich zusammenschließen und mit Hilfe von Maschinenringen auch die Technisierung ihrer Feldbestellung voranbringen. Statt der maroden staatlichen Infrastruktur für den Handel von Agrargütern rüsten sich private Unternehmen, um Transport und Lagerung zu übernehmen und zu modernisieren. Damit dürfte auch der Markt für größere Maschinen wie Mähdrescher oder Großschlepper kräftig wachsen.

Profiteure dieser Entwicklung sind in erster Line die heimischen Hersteller wie Mahindra oder Tafe. Mit rund 550.000 Traktoren jährlich ist Indien nach wie vor der weltgrößte Hersteller von Traktoren, Mahindra hat rund 40 % Marktanteil. Allerdings bewegt sich die durchschnittliche Motorleistung der Schlepper noch zwischen 34 und 47 PS. Mit der Aufrüstung der Bauern wird der Subkontinent aber auch für europäische Hersteller interessanter. So hat etwa Lemken bereits eine Produktion in Indien gestartet, Grimme verfügt über eine eigene Vertriebsgesellschaft.

Pferdestärken für China

Der Automarkt im Reich der Mitte ist nach jüngsten Zahlen deutlich eingebrochen. Um bis zu 20 Prozent weniger Absatz meldeten die Hersteller zum Jahresende. Betrachtet man die Erfolgsmeldungen deutscher Landtechniker in Sachen China, ist bei der Landtechnik das Ende der Fahnenstange aber noch lange nicht erreicht. Besonders Hersteller hochwertiger Ernte- und Saattechnik wie etwa Grimme oder Horsch sehen im Strukturwandel der ostasiatischen Landwirtschaft ihre Chancen noch wachsen. Hightech und Spezialisierung sind gefragt. Im Markt für Schlepper allerdings sind die internationalen Landtechnikkonzerne mit der wachsenden Konkurrenz durch technische Fortschritte der heimischen Hersteller konfrontiert. Kubota etwa meldete, dass der geplante Absatzzuwachs von Reiserntern in diesem Jahr in China nicht voll verwirklicht werden konnte.

Wie sich der Landtechnikmarkt im bevölkerungsreichsten Land der Erde tatsächlich entwickelt, darüber existieren nur Schätzungen von Branchenverbänden und Herstellern. Die kommunistische Führung in Peking sieht sich nicht bemüht, mit wirklich belastbaren Zahlen die Karten offenzulegen. Klar ist: Chinas Bauern setzen auf Technisierung – und vor allem sind sie wahre PS-Freaks. Weniger um zu protzen wie vielleicht die im Dauerstau stehenden Autofahrer, sondern um die Produktivität auf ihren Feldern weiter zu erhöhen. Davon profitiert allerdings in erster Linie der heimische Platzhirsch Lovol mit rund 40 Prozent Marktanteil und etwa 100.000 Maschinen Jahresproduktion. Europäischer Hightech wie Claas Schlepper oder Schwellenland-erprobte Qualität von Massey Ferguson findet dennoch zunehmend Absatz. Auch wenn westliche Hersteller nicht im (von ihnen) gewünschten Maß Marktanteile erobern, wird China in ihrer Gesamtbilanz in den kommenden Jahren eine wachsende – und positive – Rolle spielen.

Agri-Techs auf dem Vormarsch

Die größten Herausforderungen für die westlichen Landtechniker liegen ohnehin im technischen Wandel. Ähnlich wie die Bankenbranche sich durch die wie Pilze aus dem Boden sprießenden sogenannten Fintechs in ihrem angestammte Geschäft herausgefordert sieht, dürften die Agri-Techs die Landtechnikbranche in den kommenden Jahren rasant verändern. Wie jüngst eine Studie ergab, werden allein in Deutschland mehr als 60 Prozent der in der Wirtschaft eingesetzten Drohnen in der Landwirtschaft genutzt. Daten sind der neue Dünger für die Agrarier – ob direkt an der Maschine, erdnah per Drohne oder von Satelliten aus dem All gewonnen. Und ähnlich wie die großen Banken sich erfolgreiche Fintechs, die oft noch nicht einmal profitabel sind, teuer einverleiben, um nicht technologisch abgehängt zu werden, sind Agrartechniker wie AGCO oder Deere ständig auf der Suche nach Kandidaten, die ihre klassische Landtechnik durch Sensoren oder Software für die zunehmende Nachfrage beim Smart Farming fit machen. Auch die BayWa, bedeutender Fendt- und Claas-Händler, sichert ihr zukünftiges Geschäft durch Investitionen in Agri-Techs ab. Schließlich schlagen Dürrejahre wie 2018 beim traditionellen Getreidehandel der BayWa auf den Gewinn. Anfang Dezember meldeten die Münchner etwa, mit ihren Beteiligungen FarmFacts und Vista nun auch ein italienisches Forscherteam um Luca Brocca zu unterstützen, das mittels Satelliten den Wasserverbrauch ganzer Regionen erfasst. Brocca: „Rund 70 Prozent des weltweit verfügbaren Wassers werden von der Landwirtschaft verbraucht. Um aber den globalen Wasserverbrauch exakt bestimmen und entsprechend intervenieren zu können, waren uns bisher Grenzen gesetzt.“ Das gelte insbesondere, wenn Wasser kostenfrei zur Verfügung steht oder illegal entnommen werde: „Für die Agrar- und Nahrungsmittelproduktion ist das bahnbrechend.“

Verschiebung der Profite

Weltweit wächst der Markt für Digitalisierung in der Landwirtschaft derzeit um rund zwölf Prozent pro Jahr. Die Investmentbank Goldman Sachs schätzt das Marktpotenzial für diese Anwendungen bis 2050 auf rund 240 Milliarden Dollar. Die Frage ist, wie weit der klassische Landtechnik-Handel von dieser Entwicklung profitieren kann.

Ein Beispiel ist Stefan Dürr, als Deutscher mit seiner Ekoniva- und Ekotechnika-Gruppe seit Jahren einer der größten Landwirte im riesigen russischen Reich (57.000 Milchkühe) und zugleich größter Händler internationaler Landtechnik (John Deere, JCB, Pöttinger und Grimme) in Wladimir Putins Herrschaftsgebiet. Er baut derzeit mit dem Smart Farming ein neues Geschäftsfeld auf. Das macht Sinn: Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft GTAI schätzt, dass sich der Markt für digitale Technologien allein in der russischen Landwirtschaft bis zum Jahr 2026 auf rund 25 Milliarden Euro verfünffachen könnte.

Allerdings erfolgt damit auch eine Verschiebung bei den Investitionen der Bauern in die Technik – und die Händler sollten sich darauf einstellen: „Bisher konnten Landwirte lediglich durch größere und modernere Maschinen die bearbeitete Fläche pro Stunde ausweiten und damit ihre Produktivität steigern“, so Bjoerne Drechsler, Mitglied des Ekotechnika-Vorstands über die bisherigen Erfahrungen auf rund 1000 Hektar Testfläche. Dort brachte das Smart Farming nicht nur Einsparungen beim Düngereinsatz, sondern auch bessere Erträge etwa beim Winterweizen oder Mais. In der kommenden Saison wird das Projekt auf rund 30.000 Hektar ausgeweitet und dann der Einsatz von Sensoren Drohnen, Ertragskarten, Satelliten oder Bodenscannern auch schon den russischen Profi-Landwirten angeboten.

Das in den vergangenen Jahren groß gespielte Thema Elektrifizierung von Landtechnik wird – entgegen der Entwicklung bei Autos – nur in Teilbereichen eine Rolle spielen. Große Schlepper, die von der Steckdose leben wie der in diesem Jahr vorgestellte Prototyp des Multi Tool Track aus Dänemark, bleiben vorerst Exoten. Effizienz und Unabhängigkeit des Dieselmotors in Traktoren sind selbst durch Wasserstoff-gestützte Antriebe noch lange nicht zu ersetzen. Allein Geräte für den Indoor-Einsatz wie die E-Lader aus dem Wacker Neuson-Konzern machen für Landwirte jetzt schon Sinn. Beim Antrieb von Anbaugeräten ist der Elektroantrieb jedoch ein interessanter Ersatz für aufwendige Hydraulik. Dazu eröffnen sich durch die Forschung immer neue Anwendungsfelder für autonom agierende Feldroboter wie den Fendt Xaver, dieser ist aber noch ein Prototyp.

Insgesamt wird das Jahr 2019 für die Landtechniker mit insgesamt niedrigen Wachstumsraten und politischen Unwägbarkeiten kein leichtes. Bei den Aktienkursen sind die großen börsennotierten Konzerne angesichts ihrer steigenden Gewinne längst auf einem nicht mehr gerechtfertigten niedrigen Niveau angekommen. Aktienanleger dürfen sich aus oben genannten Gründen dennoch keine großen Sprünge bei der Bewertung für kommendes Jahr erwarten.

Der Autor Carl Batisweiler

Internationale Landtechnikmärkte: Im Würgegriff der Politik

ist Textchef und Ressortleiter bei der Finanz-Wochenzeitung €uro am Sonntag sowie dem Monatsmagazin €uro. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Agrarrohstoffmärkten sowie den börsennotierten Landtechnikherstellern weltweit.

Was bedeuten die Empfehlungen?

Bei „Halten“ ist von einer Entwicklung des Aktienkurses nahe der allgemeinen Entwicklung Performance der Aktienmärkte zu erwarten. Bei „Kaufen“ wird eine überproportionale Steigerung des Aktienkurses zu den breiten Aktienindizes erwartet. „Zielkurs“ ist der Kurs, den die Aktie nach Analysten und anderen Experten auf Sicht von zwölf Monaten erreichen sollte. „Verkaufen“: Der Kurs der Aktie wird sich schlechter als der breite Markt und nach unten entwickeln. „Stoppkurs“: Damit sichern sich Anleger gegen allzu große Verluste ab. Fällt der Kurs auf oder unter die Marke, ist eine Neubetrachtung der Wertpapieranalyse notwendig, ein Verkauf meist geboten. „ISIN“: Nummer des Wertpapiers für den Handel an der Börse. Aktuelle Informationen im Internet unter www.finanzen.net. Eine Haftung wird nicht übernommen. Die Informationen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

Kursstand 17.12.2018

Landtechnikaktien – Gewinne gut, Kurse schlecht

Investoren sollten sich in den kommenden Monaten auf negative Schlagzeilen über Landtechnikkonzerne einstellen, da die Nachwirkungen der diesjährigen Dürre spürbar werden, schreiben Börsenanalysten. Damit würde sich der seit dem Sommer währende allgemeine Abwärtstrend bei den Aktienkursen fortsetzen. Wie die Branchen-Aktien nun zu beurteilen sind.

Deere & Co/John Deere

Wer sich fragte, warum die weltweite Nummer 1 der Landtechnik ausgerechnet im Sektor Straßenbau mit dem Kauf der deutschen Wirtgen Group 2017 eine ihrer größten Übernahmen der jüngeren Zeit stemmte, bekam die Antwort spätestens mit den Zahlen des Geschäftsjahres 2017/18: Allein die deutsche Tochter mit ihren Teermaschinen, Walzen oder Bitumenfräsen trug mit einer Steigerung von zwölf Prozent (Betriebsgewinn: 116 Millionen Dollar) zum Ergebnis bei. Die Umsätze im Bau- und Forstmaschinenbereich stiegen im Gesamtjahr um 78 Prozent, wobei allein Wirtgen 42 Prozent dazu beitrug. Der Betriebsgewinn gesamt lag bei 3,68 Milliarden Dollar, nach 2,86 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum. Insgesamt stiegen die Umsatzerlöse bei Deere um 26 Prozent auf 37,4 Milliarden US-Dollar. Das Maschinengeschäft insgesamt machte 33,35 Milliarden Dollar aus, der Rest wurde etwa durch Finanzierungen oder Services erarbeitet. Noch liegt die Erwartung der Deere-Führung für den Nettogewinn im kommenden Geschäftsjahr bei 3,6 Milliarden Dollar, was einem Plus von sieben Prozent entspräche. Für Landmaschinen sowie Maschinen für die Rasen- und Grundstückspflege wird allerdings nur mit einem Umsatzplus von gut drei Prozent gerechnet. Der Aktienkurs ist ungewöhnlich volatil, auf Jahressicht steht derzeit ein kleines Plus unterm Strich, auf drei Jahre waren es fast 90 Prozent! Das Deere-Papier bleibt ein Kauf.

ISIN: US 2441991054
Kurs: 131,64 Euro
Stoppkurs: 90,00 Euro
Zielkurs: 166,00 Euro

Internationale Landtechnikmärkte: Im Würgegriff der Politik

AGCO (Fendt, Massey Ferguson, Valtra, Challenger)

Fundamentale Kennzahlen und die Aktienkursentwicklung müssen an der Börse nicht unbedingt zusammenpassen. Letzteres ist Stimmungen und Branchentrends geschuldet, ersteres für Langfristinvestoren interessant. Die machen bei AGCO auch mehr als 80 Prozent der Anteilshalter aus – Fonds, Versicherungen, Investmentgesellschaften. Dazu kommen rund 16 Prozent der Anteile, die von sogenannten Insidern gehalten werden, also Personen aus dem Management und dem näheren Umfeld, die die Anteilsscheine in der Regel lange halten. Denen machen die Kursverluste der AGCO-Aktie auf Jahressicht offensichtlich wenig aus, immerhin minus 20 Prozent. Die Neun-Monats-Zahlen dürften die treuen Aktionäre zumindest nicht enttäuscht haben: Der Umsatz betrug bis Ende September rund 6,8 Milliarden Dollar, ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Reingewinn je Aktie betrug 2,58 Dollar je Aktie, im Vorjahreszeitraum waren es nur 1,77 Dollar. Beachtenswert ist dabei die Umsatzsteigerung in Nordamerika von 22 Prozent. Kanada dürfte dabei mehr Anteil als der viel größere US-Markt gehabt haben, neu wirken sich die Umsätze in der Sparte Smart Farming aus. Südamerika legte um 8,6 Prozent Umsatz zu, Europa und der Mittlere Osten um erstaunliche 15 Prozent. Den Institutionellen Investoren vertrauen und die Aktie kaufen.

ISIN: US 0010841023
Kurs: 48,05 Euro
Stoppkurs: 43,00 Euro
Zielkurs: 62,00 Euro

Internationale Landtechnikmärkte: Im Würgegriff der Politik

CNH Industrial (Case IH, Steyr, New Holland)

Im August machte der Aktienkurs von CNH Industrial einen ordentlichen Sprung nach oben, seit September geht es wieder bergab. Das wird Hubertus Mühlhäuser nicht schmecken, trat er doch just zu diesem Zeitpunkt die Führung des Land- und Baumaschinentechnikers an, zu dem auch die Fiat-Lkw-Sparte und Getriebeproduktion gehören. Der Umsatz des Mischkonzerns, dessen Aktien zu großen Teilen in den Händen der Erben der Fiat-Familie liegen, lag Ende September bei rund 20 Milliarden Dollar, zehn Prozent mehr als zum Vorjahreszeitraum. Analysten sehen den Jahresumsatz bei knapp unter 30 Milliarden Dollar, also auf dem Niveau des Vorjahres. Angesichts einer boomenden Baumaschinenbranche weltweit ist das ein enttäuschendes Ergebnis und wohl der Flaute auf dem Lkw-Markt geschuldet. Durch eine Umstellung in der Bilanzierung sind Vergleiche mit Vorjahresergebnissen derzeit schwierig. Trotz großer Erfolge beim Schuldenabbau ist CNH immer noch stark verschuldet. Im Prinzip ist die Aktie unterbewertet, doch ohne wirkliche Perspektive derzeit wenig interessant für Investoren. Die Frage ist, ob Mühlhäuser – als ehemaliges Vorstandsmitglied bei AGCO landtechnikerfahren – seine Großaktionäre davon überzeugen kann, den Mischkonzern endlich aufzuspalten und so Werte zu heben. Dass er aufräumen kann, hat der Odenwälder bei seinem eigenen Tunnelbau-Unternehmen und als Chef des US-Küchenausrüsters Welbilt bewiesen. Derzeit ist die (kaum gehandelte) Aktie sicher kein Kauf, aber die Entwicklung beobachten.

ISIN: NL 0010545661
Kurs: 8,16 Euro
Stoppkurs: – –
Zielkurs: – –

Internationale Landtechnikmärkte: Im Würgegriff der Politik

Kubota

Der japanische Mischkonzern mit Schwerpunkt Landtechnik, der in Asien bedeutende Marktanteile (Baumaschinen, Wasserleitungssysteme) hat, will seine Expansion besonders in Nordamerika und Europa vorantreiben. Als Schlüssel dazu sollen die neuen Großtraktoren wie der M7 dienen. Zwischen Mexiko und den kanadischen Agrarzentren funktioniert die Erweiterung der Produktpalette offensichtlich: In den vergangenen fünf Jahren verzeichneten die Japaner in Nordamerika ein jährliches Umsatzwachstum von im Schnitt zwölf Prozent, während die Konkurrenz von Deere, CNH oder AGCO zumindest an Marktanteilen zwischen fünf und acht Prozent verloren. Der Erfolg in Europa durch das Kubota-Werk in Frankreich soll nun durch eine eigene Traktor-Produktion in den USA wiederholt werden – auch, um das leidige Problem mit den Trumpschen Importzöllen zu umgehen. Als Standort ist Kansas im Gespräch. Noch allerdings lebt Kubota in den USA vom Geschäft mit Baumaschinen und Kleintraktoren, ist also stark von der privaten Baukonjunktur abhängig. Die Neun-Monats-Zahlen ergaben ein Umsatzplus von 7,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum, wobei fast 90 Prozent davon in Auslandsmärkten erzielt wurden. Der Gewinn allerdings trat auf der Stelle. Daran haben die großen Investitionen in die Expansion ebenso ihren Anteil wie auch negative Währungseinflüsse. Mit 38 Prozent Verschuldungsquote ist Kubota allerdings deutlich besser als die Branche insgesamt aufgestellt. Mutige Anleger kaufen.

ISIN: JP 3266400005
Kurs: 13,36 Euro
Stoppkurs: 12,00 Euro
Zielkurs: 15,00 Euro

Internationale Landtechnikmärkte: Im Würgegriff der Politik

Bucher Industries (Kuhn)

Kuhn gilt Analysten als Kernsparte des Schweizer Konzerns Bucher, der zudem Kommunalfahrzeuge, Hydrauliksysteme und Fruchtsaftanlagen herstellt. Das starke Engagement bei europäischen Nutztierhaltern dürfte deshalb auch gerade bei Kuhn 2019 und 2020 zu einem Auftragsrückgang führen, so etwa die Experten der Berenberg Bank, die bisherigen Erwartungen seien zu optimistisch. In den letzten Wochen des Jahres ließ die Hoffnung auf eine Lösung des Handelsstreits zwischen den USA und China zwar Schweizer Industriewerte allgemein wieder steigen, das Damoklesschwert Importzölle schwebt über dem für Kuhn bzw. Bucher wichtigen US-Geschäft dennoch weiterhin. Nach den ersten neun Monaten des Jahres meldete Bucher zumindest 2,25 Milliarden Franken Umsatz, was einem Plus von 16,2 Prozent im Verglich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Die Auftragseingänge betrugen rund 2,36 Milliarden Franken, netto ergab sich ein Plus von rund 15,5 Prozent. Im Herbst wurde zudem Artec Pulverisation, ein französischer Hersteller von Feldspritzen mit rund 20 Millionen Euro Umsatz, komplett übernommen, der CNH-Mähdrescher-Vertrieb in der Schweiz zugekauft. Übers Gesamtjahr will sich der neue Bucher-Chef Jaques Sanche noch nicht äußern. Die Rekordkurse von 380 Euro je Aktie sind ersteinmal Geschichte, in der (negativen) Spitze fiel der Wert sogar auf bis 222 Euro. Zumindest charttechnisch ist eine Erholung vorerst nicht zu erwarten. Angesichts der Risiken im internationalen Geschäft und der Abhängigkeit von Kuhn ist der Titel derzeit allenfalls eine Halteposition.

ISIN: CH 0002432174
Kurs: 236,00
Stoppkurs: 205,00 Euro
Zielkurs: 270,00 Euro

Internationale Landtechnikmärkte: Im Würgegriff der Politik

Wacker Neuson (Weidemann, Kramer)

„Derzeit keine Wolken am Himmel“ sieht Wacker Neuson-Chef Martin Lehner für den Baumaschinen- und Landtechnikkonzern mit Sitz in München. Er erwartet für 2018 ein Umsatzplus von acht bis elf Prozent auf 1,65 bis 1,7 Milliarden Euro und eine EBIT-Marge von neun bis zehn Prozent. Doch obwohl Wacker in diesem Jahr wohl auf einen Rekordumsatz zusteuert und auch die Auftragslage für kommendes Jahr prächtige Ergebnisse signalisiert, verlor die Aktie übers Jahr kräftig an Wert. Verunsichert hatte nicht nur Wacker-Anleger das Verhalten der Prevent-Gruppe der bosnischen Familie Hastor, der unter anderem die Saarbrücker Gießerei Neue Halberg Guss gehörte (NHG). NHG ist bedeutender Zulieferer für Wacker, aber auch für den Motorenhersteller Deutz. Erst hatte Prevent einen lang dauernden Streik der NHG-Belegschaft provoziert, dann die Fertigung heruntergefahren und damit unter anderem den Motorenlieferanten Deutz erneut in die Bredouille gebracht, der an seine zahlreichen Kunden wie etwa Fendt nur verzögert liefern konnte. NHG ist zwar verkauft, Prevent will das laut „Manager Magazin“ aktuell aber rückgängig machen – was für viele Land- und Baumaschinenhersteller als NHG-Kunden Risiken bedeutet. Dennoch war die annähernde Kurshalbierung binnen eines Jahres bei Wacker Neuson nie durch Fakten begründet, auch wenn noch Maschinen aus dem NHG-Desaster auf Halde stehen. Völlig unterbewertet, kaufen!

ISIN: DE 000WACK012
Kurs: 17,48 Euro
Stoppkurs: 15,50 Euro
Zielkurs: 27,50 Euro

Internationale Landtechnikmärkte: Im Würgegriff der Politik

Mahindra & Mahindra

Im Vergleich zu den Wettbewerbern aus der Landtechnik hat sich die Aktie des indischen Mischkonzerns übers Jahr relativ gut gehalten. Kein Wunder, betreibt Mahindra doch auch Hotels, Fluglinien oder Software-Häuser. Dabei hat es in der Traktorsparte in diesem Jahr durchaus Rückschläge gegeben. So erhöhten sich die Versicherungsprämien für die in Indien dominierenden nur auf einer Achse angetriebenen Traktoren deutlich und sorgten für Kaufzurückhaltung bei den Bauern auf dem Subkontinent. Gut, dass Indiens wachsende Mittelschicht dafür sehr begeistert den neuen Familien-Van Marazzo aus der Automobilsparte des Konzerns aufgenommen und, vor allem, auch bestellt hat. Inzwischen bietet Mahindra Landwirten über das eigene Vertriebsnetz auch die Versorgung mit Pflanzenschutzmitteln an, dazu wurde eine Kooperation mit einem Chemiekonzern ausgebaut. Unterm Strich konnte Mahindra den Landtechnikabsatz in 2018 weiter steigern und geht auch für 2019 noch von guten Zuwachsraten aus. Erst ab 2020 dürfte langsam eine Sättigung der sich stark entwickelnden Landwirtschaft Indiens mit neuen Maschinen einstellen. Die Neun-Monats-Zahlen sollten Anleger jedenfalls zufriedenstellen: Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um fast 20 Prozent, der Gewinn sogar um fast 25 Prozent. Wer das Schwellenländer- und Währungsrisiko nicht scheut, kauft die Aktie.

ISIN: US Y541641194 (ADR, wird auch außerhalb Indiens gehandelt)
Kurs: 9,02 Euro
Stoppkurs: 6,90 Euro
Zielkurs: 10,00 Euro

Internationale Landtechnikmärkte: Im Würgegriff der Politik

Weitere Artikel zum Thema

weitere aktuelle Meldungen lesen