Trotz Krisen: Der Megatrend ist intakt

Eigentlich goldene Zeiten für die Landtechnikbranche. Hohe Energiepreise erfordern neue sparsame, effiziente Maschinen, und die Landwirte sind investitionswillig. Doch die Börsennotierungen der großen Hersteller sind teilweise sogar gesunken. Auch sie können sich dem globalen Wirtschaftsumfeld nicht entziehen. Das Wachstum geht dennoch weiter.

Internationale Landmaschinenindustrie: Trotz Krisen: Der Megatrend ist intakt

Die großen Themen, die die Menschen weltweit derzeit beschäftigen, sind – wie sollte es anders sein – auch die großen Themen der Landwirtschaft. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen, etwa die Probleme bei den weltweiten Lieferketten – für die Agrarwirtschaft wäre das allein zu bewältigen gewesen. Doch zur andauernden Herausforderung der Welternährung und dem Klimawandel kam zuletzt auch noch der Krieg in der Ukraine. Und der Überfall Russlands auf einen souveränen Staat, gefolgt von weitreichenden Sanktionen der westlichen Welt, hat nun wie unter einem Brennglas die bestehenden Schwierigkeiten verstärkt, die Folgen sind global. Darauf muss sich auch die Landtechnikindustrie einstellen.

Doch gleich vorweg: Das Nachfragewachstum in der Agrartechnik wird anhalten. So sieht das US-Analysehaus Ardee in seiner jüngsten Studie die Umsätze der Branche bis 2030 etwa auf 295 Milliarden US-Dollar jährlich ansteigen. Aktuell sind es umgerechnet 120 Milliarden Euro. Allerdings werden sich die Investitionen der Landwirte regional verschieben. Entwicklungs- und Schwellenländer werden die Mechanisierung ihrer Landwirtschaft weiter vorantreiben, während sich das Wachstum der Investitionen in den etablierten Landtechnikmärkten kontinuierlich abschwächen dürfte.

Bedarf an Lebensmitteln steigt weiter

Der im Mai veröffentlichte Agrar-Ausblick bis zum Jahr 2030 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD zusammen mit der Welternährungsorganisation FAO, sieht den weltweiten Lebensmittelkonsum, der die Hauptverwendung von Agrarrohstoffen darstellt, den Projektionen zufolge um 1,4 Prozent jährlich in den nächsten zehn Jahren steigen. Hauptsächlich sei das auf das Bevölkerungswachstum zurückzuführen. Der größte Teil der zusätzlichen Nachfrage wird demnach in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen entstehen, während sie in Ländern mit hohem Einkommen durch langsames Bevölkerungswachstum und eine Sättigung des Pro-Kopf-Verbrauchs bei mehreren Lebensmittelgruppen stagniert.

Die voraussichtliche Entwicklung der Ernährungsgewohnheiten wird auch in den kommenden zehn Jahren weitgehend vom Einkommensniveau bestimmt. In den Ländern mit hohem Einkommen dürfte, so die Voraussage der OECD-Experten, die wachsende Sorge um Gesundheit und Umwelt zu einem Rückgang des Pro-Kopf-Verbrauchs von Zucker und einem verlangsamten Wachstum des Verbrauchs von tierischem Eiweiß führen. Im Gegensatz dazu wird erwartet, dass die Verbraucher in Ländern mit mittlerem Einkommen ihren Lebensmittelkonsum und die Vielfalt ihrer Ernährung erhöhen werden, wobei der Anteil an tierischen Produkten und Fetten in den nächsten zehn Jahren steigen wird. Die Ernährungsweise in Ländern mit niedrigem Einkommen werde jedoch weiterhin weitgehend auf Grundnahrungsmitteln basieren.

Indien zum Beispiel, einerseits schon längst Hightech-Land mit weltweit erfolgreichen Software-Konzernen, andererseits mit großen vom Hunger bedrohten Bevölkerungsteilen, setzt deshalb weiter stark auf die Mechanisierung seiner Landwirtschaft. Mahindra & Mahindra, Marktführer bei Traktoren zwischen dem Himalaya und der Meerenge zu Sri Lanka, hat zuletzt neue Absatzrekorde bei seinen Schleppern gemeldet. Auch wenn die Nachfrage mit Beginn des Monsuns (und der vorangegangenen extremen Hitzewelle) schon wieder etwas nachließ, sehen Unternehmen wie Kubota aus Japan oder auch Grimme aus Deutschland auf dem Subkontinent die langfristig großen Chancen und investieren kräftig. Der Bedarf des Binnenmarkts kann trotzdem nicht gedeckt werden, weshalb die Regierung in Delhi für viele Agrarrohstoffe aktuell ein Exportverbot verhängte.

Schon in ihren ursprünglichen Projektionen für die Studie bis 2030 sind die Forscher der FAO davon ausgegangen, dass die Menge an Lebensmitteln in vielen Weltregionen nicht ausreichend steigen wird, um das von den Vereinten Nationen ausgegebene Ziel „Null Hunger“ bis 2030 zu erreichen. Und sie gingen davon aus, dass die voraussichtliche Entwicklung der Ernährungsgewohnheiten auch in den kommenden zehn Jahren weitgehend vom Einkommensniveau bestimmt wird. Was in dem OECD/FAO-Ausblick nicht mehr ausreichend berücksichtigt werden konnte, sind die Folgen der faktischen Blockade der ukrainischen Häfen durch die russische Bedrohung oder die politische Steuerung Moskaus der Exporte der mit einer sehr guten Ernte gesegneten russischen Landwirtschaft in vom Getreideimport abhängige Länder – frei nach dem Motto „Wer den Westen und seine Sanktionen unterstützt, bekommt keinen russischen Weizen“.

20 Millionen Tonnen Weizen fehlen

Dass der Einsatz von Technologie aber zumindest die Prognosen über Erntemengen verbessert, zeigt eine Meldung des Agrarhändlers BayWa im Juni. Dessen Konzerntochter Vista, die seit 20 Jahren im Bereich der geowissenschaftlichen Fernerkundung forscht, hatte aus Satellitendaten für die Ukraine errechnet, dass dort zu dieser Zeit 22,5 Millionen Tonnen Brotweizen für die Ernte heranwuchsen, was einem Rückgang um 17 Prozent zum Schnitt der vergangenen vier Jahre bedeutet. Klaus Josef Lutz, Vorstandschef der BayWa, warnte entsprechend: „Die Daten zeigen, dass eine unterdurchschnittliche Ernte nicht mehr zu vermeiden ist. Das ist vor allem für die Menschen in den ärmsten Ländern eine Katastrophe. Es fehlen rund 20 Millionen Tonnen Weizen am Weltmarkt. Teile der Welt werden hungern. Ohne Öffnung der Häfen wird das Getreide nicht außer Landes kommen.“

Welche Folgen die politischen Eingriffe in die internationalen Märkte, dazu gehört auch die stringente Corona-Lockdown-Politik Chinas, und damit auch auf die Nachfrage von Landtechnik kurzfristig haben werden – es ist schlicht nicht abzusehen. Ein Beispiel dafür ist der Milchmarkt. Bereits seit Monaten ist die Milchproduktion bei den wichtigen Anbietern am Weltmilchmarkt im Vorjahresvergleich rückläufig - und eine schnelle Änderung ist kaum in Sicht. Das hat das amerikanische Landwirtschaftsministerium USDA im Juli auch dazu veranlasst, seine Produktionsschätzung für 2022 deutlich nach unten zu korrigieren. Auch wenn deutsche Bauern noch nicht viel davon merken, die internationalen Preise für Milchprodukte sind in ungeahnte Höhen gestiegen.

Internationale Milcherzeugung geht zurück – Preise steigen

Das USDA erwartet in seiner aktuellen Halbjahresprognose für die insgesamt 18 betrachteten Länder, dass dort die Rohmilcherzeugung im laufenden Jahr bei gut 545 Millionen Tonnen liegen wird, 4,2 Millionen Tonnen weniger als noch im Dezember prognostiziert wurde. Erstmals seit vielen Jahren wird davon ausgegangen, dass die globale Milcherzeugung im Vorjahresvergleich abnimmt, wenn auch nur in einem geringen Ausmaß. Insbesondere die großen Exportnationen, und dazu gehört auch Deutschland, konnten weniger Rohmilch verarbeiten. Die Washingtoner Analysten stellen fest, dass von Jahresbeginn bis Mai das Aufkommen in Neuseeland und Australien um jeweils rund sechs Prozent gesunken ist, in der Europäischen Union und den USA um jeweils etwa ein Prozent.

Dass die Milchproduktion trotz hoher Nachfrage und besserer Preise nicht ausgedehnt wird, sieht das US-Landwirtschaftsministerium in einem abnehmenden Kuhbestand, immer mehr Umwelt- und Tierschutzauflagen sowie in stark gestiegenen Produktionskosten und regional schlechterer Futterversorgung durch Trockenheit begründet. Das USDA schätzt den Rückgang der EU-Rohmilcherzeugung 2022 gegenüber dem Vorjahr auf rund zwei Prozent, für das eigene Land wird ein knapp stabiles Aufkommen erwartet.

Welche Folgen EU-Umweltauflagen nicht nur auf die Milchwirtschaft, sondern auch auf die gesamte bäuerliche Struktur und damit auch auf die Landtechniknachfrage haben können, zeigt sich aktuell in den Niederlanden. Gut 84 Prozent der Landwirte betreiben dort Weidehaltung bei ihren Milchkühen. Doch weil der Dung der Rinder die Nitratbelastung über die EU-Grenzwerte treibt, verlangen Gerichte nun Sondergenehmigungen für den sonst als tierfreundlich und biologisch erwünschten Freilauf. Fast jeder dritte Vieh haltende Landwirt in Holland sieht sich dadurch in seiner Existenz bedroht, eine politische Lösung ist noch nicht in Sicht.

Trotz solcher politischen Risiken – ob hausgemacht oder durch die eingeschränkten Gaslieferungen aus Russland mit Folgen für Dünger- oder Energiepreise – ist die Investitionsbereitschaft der Bauern in Europa noch nicht gesunken, die Landtechniker verzeichneten von Sizilien bis nach Skandinavien im ersten Halbjahr noch ein Umsatzplus von gut zehn Prozent zum Vorjahr. Deutlich wurde aber, dass Ackerbaubetriebe wesentlich investitionsfreundlicher sind als Fleisch- oder Milchproduzenten.

Internationale Landmaschinenindustrie: Trotz Krisen: Der Megatrend ist intakt

Wettrennen um Start-up-Übernahmen wird langsamer

Und auch, was die technischen Trends der vergangenen Jahre betrifft, zeichnen sich Änderungen ab – und zwar international. Das Wettrennen der großen Landtechnik-Konzerne um vielversprechende Start-ups, um sich in Sachen Digitalisierung gegenüber den Konkurrenten nur ja keine Blöße zu geben, dürfte vorbei sein. In den letzten zehn Jahren waren die Risikokapitalinvestitionen in den Agrartechnologiesektor kontinuierlich gestiegen, sogar branchenfremde Unternehmen wie Google oder Microsoft interessierten sich auf einmal für die Landwirtschaft. Im Jahr 2020 waren die Investitionen in die neue Agrartechnologie um 45,8 Prozent auf sieben Milliarden Dollar gegenüber 4,8 Milliarden im Jahr 2019 gestiegen. Im Jahr 2021 legten sie dann um 61,4 Prozent auf 11,3 Milliarden Dollar zu, was deutlich über den 600 Millionen Dollar von vor einem Jahrzehnt liegt.

Doch Kiran Raj, ein auf disruptive Umbrüche spezialisierter Forscher bei GlobalData, sieht für 2022 sogar schon einen Rückgang solcher Deals: „Das Jahr 2021 war bei weitem das stärkste Jahr für Agritech-Investitionen. Angesichts der allgemeinen Verlangsamung der Geschäftsabschlüsse wird für 2022 jedoch ein Rückgang um etwa ein Drittel erwartet.“

Er bezieht sich auf Daten von PitchBook, nach denen die Investitionen in Agritech-Risikokapital bis zum 7. Juli 2022 5,7 Milliarden US-Dollar erreichten, womit gegenüber dem Endstand von 2021 ein großer Nachholbedarf bestehe. Das bedeutet nun nicht, dass die Digitalisierung nachlässt. Doch offensichtlich konzentrieren sich die Konzerne jetzt eher darauf, die gekauften Start-ups und ihre Technologien in ihre Entwicklung einzubinden und dort weiterzuentwickeln.

Digitalisierung: Landwirte sehen sich partiell bevormundet

Zudem ist die Bereitschaft der Landwirte gesunken, alles an neuer Datentechnologie in ihren Maschinen zu akzeptieren. Nicht, weil sie der neuen Technik grundsätzlich feindselig gegenüberstehen, sondern weil sie darin eine teilweise Entmündigung sehen. Mit einiger Schadenfreude hat die Weltöffentlichkeit etwa die Meldungen aufgenommen, dass aus der Ukraine von tschetschenischen Soldaten geraubte neue Landmaschinen – laut „CNN“ zwei Mähdrescher und 27 Traktoren – per Fernortung und -steuerung unbrauchbar gemacht wurden. Ersatz für die lahmgelegten Steuergeräte dürfte durch die Liefersanktionen gegenüber Russland nicht so einfach möglich sein. Doch gegen eine derartige Macht über die Maschinen durch den Hersteller John Deere klagen derzeit vor Gerichten viele US-Farmer. Sie verlangen, dass einfache Reparaturen auch ohne die technische Freigabe des Konzerns und dessen Service wieder möglich sind.

Megatrend Agrar hält an

Was die Agrartechniker von Agco über Claas bis Zetor für ihre Kunden und sich selbst indes nicht selbst lösen können, ist ihre Abhängigkeit von Bauteilen wie Computer-Chips. Fendt-Chef Christoph Gröblinghoff beispielsweise beschrieb die Folgen der Versorgungskrise in einem viel beachteten „FAZ“-Interview: „Halbleiter sind die Spitze des Eisbergs. Es gibt Chips, für die haben wir vor Corona 14 Euro gezahlt – heute sind dafür auf dem Spotmarkt 1400 Euro fällig.“ Allerdings haben die Halbjahresergebnisse der meisten Landtechnik-Hersteller gezeigt, dass zumindest ein Teil der gestiegenen Kosten als Aufschlag von den Kunden akzeptiert wird. Die Entwicklung der Preise für Agrarrohstoffe und die Makrodaten sprechen dafür, dass der Megatrend Agrar trotz aller aktuellen Unsicherheiten noch viele Jahre anhalten wird.

Der Autor – Carl Batisweiler

Internationale Landmaschinenindustrie: Trotz Krisen: Der Megatrend ist intakt

ist Textchef und Ressortleiter bei der Finanz-Wochenzeitung €uro am Sonntag sowie dem Monatsmagazin €uro. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Agrarrohstoffmärkten sowie den börsennotierten Landtechnikherstellern weltweit.

Landtechnik-Aktien – Konzerne zwischen Luxusproblemen und Komponentenmangel

Auch die Aktien der börsennotierten Landtechniker konnten sich dem allgemeinen Trend der Börsen nach unten nicht entziehen. Wie bei allen produzierenden Industrien schlagen sich Lieferschwierigkeiten von Teilen, gestörte Logistikketten und die gestiegenen Energiepreise auf der Kostenseite nieder. Die Umsätze jedoch steigen weiter, nicht nur durch die der Inflation angepassten Preise. Der Megatrend Agrar ist intakt.

Informationen – Was bedeuten die Empfehlungen?

Bei „Halten“ ist eine Entwicklung des Aktienkurses nahe der allgemeinen Entwicklung der Aktienmärkte zu erwarten.

Bei „Kaufen“ wird eine überproportionale Steigerung des Aktienkurses zu den breiten Aktienindizes erwartet.

„Zielkurs“ ist der Kurs, den die Aktie nach Analysten und anderen Experten auf Sicht von zwölf Monaten erreichen sollte.

„Verkaufen“: Der Kurs der Aktie wird sich schlechter als der breite Markt und nach unten entwickeln.

„Stoppkurs“: Damit sichern sich Anleger gegen allzu große Verluste ab. Fällt der Kurs auf oder unter die Marke, ist eine Neubetrachtung der Wertpapieranalyse notwendig, ein Verkauf meist geboten.

„ISIN“: Nummer des Wertpapiers für den Handel an der Börse.

Aktuelle Informationen im Internet unter www.finanzen.net.

Eine Haftung wird nicht übernommen.

Die Informationen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

Kursstand 08.08.2022, 10.00 Uhr

Agco (Fendt, Massey Ferguson, Valtra, Challenger)

Für Eric Hansotia, seit Januar 2021 Chef von Agco, sind es keine einfachen Zeiten. Zu den Problemen, die die Branche insgesamt treffen, kam etwa im Mai noch ein Hackerangriff auf die Konzernsysteme, der die Produktion in den US-Werken genauso für zwei Wochen lahmlegte wie bei Fendt in Deutschland, Valtra in Finnland und Brasilien, Massey Ferguson in Frankreich oder im Mähdrescherwerk in Italien. Trotzdem stieg der Nettoumsatz im ersten Halbjahr auf rund 5,6 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von gut 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Ohne die auch geopolitisch bedingten Währungseffekte – der Euro wertete gegenüber dem Dollar ab – hätte der Umsatzanstieg sogar 13,5 Prozent betragen. Der Reingewinn pro Aktie fiel mit 4,40 US-Dollar gegenüber 5,71 Dollar aus dem ersten Halbjahr 2021 jedoch geringer aus. Grund waren Restrukturierungskosten und Wertberichtigungen, etwa wegen Steueranpassungen. Die Nachfrage bei den Maschinen ist jedoch weiterhin sehr gut. Fendt etwa will in diesem Jahr 21. 500 Traktoren produzieren, gut 2.000 mehr als im Vorjahr. „Vorausgesetzt“, so Fendt-Chef Christoph Gröblinghoff in der „FAZ“, „es gibt keine weiteren dramatischen Störungen der Lieferketten.“ In Südamerika, wo in den technisch einfacheren Modellen von Valtra oder MF deutlich weniger Halbleiter verbaut werden müssen, stieg der Umsatz sogar um mehr als 86 Prozent. Mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von unter neun ist die Agco-Aktie angesichts des Wachstums klar unterbewertet. Kaufen.

ISIN: US0010841023
Kurs: 105,38 Euro
Stopp: 81,00 Euro
Zielkurs: 135,00 Euro

Internationale Landmaschinenindustrie: Trotz Krisen: Der Megatrend ist intakt

Deere & Co (John Deere)

Die Nummer 1 der Branche liefert ihre Zahlen für die ersten zwei Quartale dieses Jahres zwar erst am 19. August, doch schon jetzt ist absehbar, dass die Aktionäre ihre Erwartungen gegenüber den Ergebnissen des Vorjahres zurückschrauben müssen. „Das Ergebnis von Deere im zweiten Quartal (Deere hat ein verschobenes Geschäftsjahr, Anm.d. Red.) spiegelt die anhaltend starke Nachfrage wider, auch wenn wir deutlichen Druck auf die Versorgungskette spüren, der sich auf die Produktionsmengen und Lieferpläne auswirkt“, erklärte John C. May, Chef des US-Konzerns, schon im Mai. Zwar meldete das Unternehmen für die ersten drei Monate einen Nettogewinn von rund 2,1 Milliarden Dollar, was einem Anstieg des Quartalsgewinns um 17 Prozent bei einem Umsatzanstieg von neun Prozent entspricht. Analysten wie Robert Czerwensky von der DZ Bank kritisieren allerdings, dass das operative Ergebnis in fast allen Geschäftsbereichen zurückgegangen sei und der Vorstand dies zu überspielen versuche, indem ein positiver Einmaleffekt in die Gewinne und den Jahresausblick eingerechnet werde. May hatte die Gewinnprognose für das Gesamtjahr auf 7,0 bis 7,4 Milliarden US-Dollar erhöht, einschließlich Sonderposten. Das, so der Analyst, sei ein unübliches Vorgehen. Doch am Firmensitz in Moline arbeitet man schon kräftig an der Verbesserung der Kostensituation. So wird zum Beispiel immer mehr Fertigung nach Mexiko verlegt. Auch wenn der Hirsch in diesem Jahr nicht mehr so hoch springen wird wie im Vorjahr und bei den Zahlen gegenüber den Wettbewerbern zurückbleibt, sind angesichts des Umsatzwachstums Kurse um 400 Euro für das Deere-Papier gerechtfertigt, die Aktie also weiterhin ein Kauf.

ISIN: US2441991054
Kurs: 340,00 €
Stopp: 260,00 Euro
Ziel: 400,00 Euro

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CNH Industrial (Case IH, New Holland, Steyr)

Der Mutterkonzern von Case IH, Steyr und New Holland hat die Trennung von der sogenannten On-Highway-Sparte (Iveco-Lkw, FPT Motorenfertigung) erfolgreich abgeschlossen. Und die Zahlen, die der italienisch-amerikanische Konzern zum Ende Juni abgelaufenen Quartal veröffentlichte, hören sich auf den ersten Blick gut an: Der Gewinn je Aktie betrug 0,430 US-Dollar, im Vorjahresquartal war ein Gewinn je Aktie von 0,365 Dollar erwirtschaftet worden. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern aus dem Industriegeschäft im Zeitraum von April bis Juni erreichte 654 Millionen US-Dollar, womit die Konsens-Prognose der Analysten von 605 Millionen Dollar übertroffen wurde. Doch der Umsatz von insgesamt 6,08 Milliarden US-Dollar ging um 31,75 Prozent zurück im Vergleich zum Vorjahresviertel, in dem noch 8,91 Milliarden Dollar erwirtschaftet worden waren. Und in diesen Ergebnissen ist eine Preiserhöhung von gut 13 Prozent schon enthalten. Für den Rest des Jahres gibt CNH trotz anhaltend guter Auftragslage bei größeren Traktoren und Mähdreschern deshalb einen recht düsteren Ausblick. Konzernchef Scott Wine: „In Nord-, Mittel- und Südamerika deutet die stetige Nachfrage von Cash-Crop-Kunden darauf hin, dass der Markt stabiler sein könnte, aber insgesamt stellen wir uns auf eine Rezession ein.“ Etwas mehr Hoffnung liefern die Baugeräte, der Auftragsbestand in allen Regionen und Teilsegmenten ist um mehr als 20 Prozent gestiegen – und Scott Wine kündigte eine neue Produktkategorie an, die „bahnbrechend“ sein werde. Bis diese Zukunftsmusik spielt, ist die CNH-Aktie trotz günstiger Bewertung nicht attraktiv. Nur für Optimisten noch eine Halteposition.

ISIN: NL0010545661
Kurs: 12,07 Euro
Stopp: 10,50 Euro
Zielkurs: 12,50 Euro

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Kubota (Kubota, Kverneland, Escorts)

Der japanische Landtechnik- und Baumaschinenkonzern Kubota wird von den Kostensteigerungen ebenso getroffen wie seine Wettbewerber. Während der Umsatz im zweiten Quartal 2022 um rund 14 Prozent auf umgerechnet 4,7 Milliarden Euro zulegte, fiel der Gewinn um gut zehn Prozent geringer als in der Vorjahresperiode aus. Hohe Transportkosten und Probleme in den Lieferketten sind dafür verantwortlich. Umso mehr setzen die Japaner nun auf den Ausbau der Auslandsinvestitionen, schließlich fallen bereits mehr als 80 Prozent des Umsatzes im Ausland an. Die Übernahme der Rasenmäher-Sparte des italienischen Herstellers Officine Bieffebi (BFB) ist dabei nur ein Puzzleteil im großen Spiel. Statt 30 Prozent sollen künftig 50 Prozent der Maschinen außerhalb Japans produziert werden, um in den wichtigsten Märkten widerstandsfähigere, lokale Lieferketten zu schaffen. In den USA und in Indien etwa sind bis 2030 insgesamt rund 2,2 Milliarden US-Dollar für neue Fabriken vorgesehen. So will Kubota seinen Marktanteil in Indien auf 25 Prozent erhöhen, das Doppelte des derzeitigen Niveaus, einschließlich des Marktanteils der lokalen Tochtergesellschaft Escorts Kubota. Kubota hatte Escorts im April übernommen. In den USA ist die Baggerherstellung geplant. „Wir wollen Transport- und Wechselkursrisiken reduzieren“, so Yuichi Kitao, Kubotas Präsident, und deutete auch weitere Expansion in Europa an. Bei den nun prognostizierten 18,5 Milliarden Euro Jahresumsatz und stagnierenden Gewinnen ist die Aktie fair bewertet, ein Kauf drängt sich derzeit nicht auf.

ISIN: JP3266400005
Kurs: 15,57 Euro
Stopp: 13,50 Euro
Zielkurs: 19,50 Euro

Internationale Landmaschinenindustrie: Trotz Krisen: Der Megatrend ist intakt

Bucher Industries (Kuhn)

Der Mischkonzern Bucher Industries (u.a. Bucher Hydraulics, Municipal, Emhart Glass) bekommt die weltweiten Probleme der produzierenden Industrie auch in seiner Heimat Schweiz zu spüren. Dennoch stieg der Gesamtumsatz im ersten Halbjahr um gut zehn Prozent auf 1,78 Milliarden Franken. Der Auftragseingang legte um gut neun Prozent auf 1,88 Milliarden Franken in ähnlichem Ausmaß zu. Bereinigt um Währungs- und Akquisitionseinflüsse waren beide Wachstumsziffern zweistellig. Auch, weil die Nachfrage nach Landmaschinen in der größten Konzernsparte Kuhn Group hoch blieb. Für Kuhn weisen die Eidgenossen zwar keine eigenen Ergebnisse aus, berichteten aber einen Auftragseingang von plus fünf Prozent. Weil sich die Situation in der Lieferkette teilweise entschärft hätte, konnten im zweiten Quartal noch viele Maschinen fertig montiert und ausgeliefert werden, weshalb der Kuhn-Umsatz bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent gewachsen sei, die Betriebsgewinnmarge wurde mit guten 12,2 Prozent angegeben. Das Betriebsergebnis über alle Sparten zog um mehr als 13 Prozent auf 203 Millionen Franken an, die entsprechende Marge um 20 Basispunkte auf 11,4 Prozent. Der Reingewinn legte gleichzeitig um knapp zwölf Prozent auf 154 Millionen Franken zu. Damit wurden die Erwartungen der Analysten auf allen Ebenen übertroffen. Die Bucher-Aktie ist wegen regulatorischer Probleme mit der EU in Deutschland zwar nur außerbörslich zu handeln, Anleger sollten sich zur Portfolioabrundung aber durchaus ein paar Stücke ins Depot legen.

ISIN: CH0002432174
Kurs: 364,40 Euro
Stopp: 320,00 Euro
Ziel: 425,50 Euro

Internationale Landmaschinenindustrie: Trotz Krisen: Der Megatrend ist intakt

Mahindra & Mahindra

Indien wird in diesem Jahr mit mehr als acht Prozent geschätztem Wirtschaftswachstum zu den Spitzennationen gehören. Trotz verheerender Corona-Pandemie und einer nie dagewesenen Hitzewelle prosperiert der Subkontinent. Das zeigen auch die Zahlen des Multikonzerns Mahindra & Mahindra, der seinen Umsatz in den vergangenen zwölf Monaten um gut 70 Prozent gesteigert hat. Mahindra produziert 2022 wohl etwa 3,7 bis 3,8 Millionen Fahrzeuge (über 90 Prozent davon in Indien), was einem Anteil von 16 Prozent am Weltmarkt entspricht. Neben den Traktoren sind das zunehmend Lkw, Allradautos, aber auch Busse und Motorräder. Im Rahmen seiner globalen Expansion plant Mahindra & Mahindra, der zahlenmäßig weltweit größte Traktorenhersteller, die Errichtung eines Montagewerks in Brasilien, dem sechstgrößten Traktormarkt der Welt. In kurzer Zeit hat Mahindra mit seinen Schleppern unter 100 PS dort bereits 5,2 Prozent des Marktes erobert. Und mit Mahindra North America hat das Unternehmen nördlich Mexikos 2021 schon etwa 20.000 seiner technisch einfachen Traktoren verkauft. Mit der neuen Generation der K2-Plattform von Mitsubishi Agricultural Machinery und den Traktoren der Marke Armatrac von Erkunt in der Türkei will Mahindra zudem in den kommenden Jahren tiefer nach Westeuropa und Südostasien vordringen. Der Aktienkurs hat zuletzt ein neues Allzeithoch markiert, bei einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von gut 17 ist bei dem aktuell strammen Wachstum aber noch mehr als die Kurssteigerung von knapp 80 Prozent binnen eines Jahres zu erwarten. Kaufen.

ISIN: USY541641194
Kurs: 15,30 Euro
Stopp: 11,20 Euro
Zielkurs: 20,00 Euro

Internationale Landmaschinenindustrie: Trotz Krisen: Der Megatrend ist intakt

Wacker Neuson (Weidemann)

Schon bevor die Agrar- und Bautechnikindustrie von den Lieferschwierigkeiten wegen der Corona-Pandemie allgemein betroffen war, hatte ein Produktionsstopp eines Zulieferers Wacker Neuson getroffen und einen Stau bei der Auslieferung der Maschinen in einem sonst guten Umfeld bedingt. Von einem entsprechenden Kurseinbruch Anfang 2020 hatte sich die Aktie des Mutterkonzerns von Weidemann bis zum Jahreswechsel zwar wieder auf 30 Euro hochgekämpft, doch die neuen Herausforderungen quittierten die Anleger mit Verkaufsaufträgen. Zwar haben die Münchner bei ihren vorläufigen Halbjahreszahlen die Bandbreite der Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2022 um einen halben Prozentpunkt reduziert, erwartet wird nun eine Ebit-Marge zwischen neun und zehn Prozent. Die Umsätze des zweiten Quartals liegen aber mit 548 Millionen Euro um elf Prozent über den schon guten Vorgaben aus dem Vorjahreszeitraum. Damit hat Wacker Neuson zudem die Analystenerwartungen übertroffen. Und im dritten Quartal dürften sich die inzwischen erhöhten Preise, die von den Kunden auch akzeptiert werden, auch wieder beim Gewinn positiv auswirken. Eine langfristige Vereinbarung mit John Deere zur exklusiven Lieferung von Mini- und Kompaktbaggern mit einem Gewicht unter fünf Tonnen, die auch batterieelektrische Bagger beinhaltet, wird erst in den kommenden Jahren ergebniswirksam. Doch mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von unter neun ist die Aktie nun recht günstig, obendrauf kommt eine Dividendenrendite von mehr als fünf Prozent. Zudem zeichnet sich nach dem Tief bei 16 Euro charttechnisch eine Bodenbildung ab, die schon bald in höhere Bewertungen laufen sollte. Kaufen.

ISIN: DE000WACK012
Kurs: 19,26 Euro
Stopp: 12,90 Euro
Zielkurs: 23,50 Euro

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