Lohnunternehmer auf Abwegen: Jenseits von Grün, Tendenz steigend

Ein hoher Anteil ursprünglich rein landwirtschaftlicher Lohnunternehmen arbeitet inzwischen auch außerhalb der „grünen Stammkundschaft“. 100 Betriebsleiter wurden dazu befragt, welches ihre nicht-landwirtschaftlichen Dienstleistungen sind und wie sich dieser Betriebszweig entwickelt. Jens Noordhof von der Redaktion Lohnunternehmen präsentiert die Umfrageergebnisse und kommt zu dem Fazit: Tendenz wachsend.

LU Trend Report: Lohnunternehmer auf Abwegen: Jenseits von Grün, Tendenz steigend

Der Winterdienst ist mit Abstand die häufigste Dienstleistung, die Lohnunternehmer außerhalb der Landwirtschaft anbieten.

Dienstleistungen außerhalb der Landwirtschaft werden für Lohnunternehmer immer wichtiger, da sind sich alle Branchenexperten einig. Schätzungen – zum Beispiel des Bundesverbandes Lohnunternehmen (BLU) – gehen davon aus, dass inzwischen mehr als ein Drittel aller Dienstleister auch außerhalb der Landwirtschaft tätig ist. Aber was muss man sich darunter vorstellen? Die Zeitschrift Lohnunternehmen befragte 100 Lohnunternehmer detaillierter, die auch nicht-landwirtschaftliche Arbeiten durchführen

Im Fokus stand zunächst, welche Dienstleistungen in diesem Segment überhaupt angeboten werden, unabhängig vom Umsatzanteil oder sonstiger Gewichtung. Das Ergebnis der Nennungen fasst Grafik 1 zusammen.

Die häufigste Dienstleistung ist demzufolge mit deutlichem Abstand aller Nennungen der Winterdienst, gefolgt von Baumfällungen und Gehölzpflege sowie Transportarbeiten und Erdbewegung. Unter dem Stichwort „Sonstiges“ sind Arbeiten wie Abrissarbeiten (3), Baufeldräumung (1), Containerdienst (4), Kanal- und Klärgrubenreinigung (2), Sport- und Golfplatzpflege (1) sowie Straßenreinigung (2) zusammengefasst.

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Die nächste Frage galt der Kundenstruktur der 100 Befragten, wobei eine Einteilung in die drei Segmente Gewerbe/Landwirtschaft, Öffentliche Auftraggeber und Privatkunden vorgegeben wurde. Gefragt war nach der Umsatzbedeutung für den jeweiligen Lohn- unternehmer, mit Angaben in Prozent, was bei jedem Umfrageteilnehmer zusammen 100 Prozent erreichen sollte. Die Mittelwerte aller Antworten gibt Grafik 2 wider. Demzufolge stehen Gewerbekunden an erster Stelle, gefolgt von der Öffentlichen Hand und Privatkunden.

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Mehrheitlich Gewerbekunden

Kreise, Städte und Gemeinden erreichen „nur“ knapp ein Drittel des Umsatzvolumens. Ausschreibungsverfahren scheinen zu aufwendig, kompliziert und intransparent zu sein. Grund genug, den Lohnunternehmern die Frage zu stellen, welche Bewertung sie ihren kommunalen Auftraggebern rund um das Thema Ausschreibung geben. Das Notenspektrum reichte von 1 = sehr gut bis zu 6 = sehr gravierendes Problem.

Die zusammengefassten Bewertungen findet man in Grafik 3. Erste Erkenntnis dabei: Diese Frage mochten nur 35 der 100 Lohnunternehmer beantworten. Zweite Erkenntnis: Am negativsten (Durchschnittsnote 4,2) wurde bewertet, dass Arbeitsqualität und Nachhaltigkeit bei Ausschreibungen zu wenig berücksichtigt werden. Nicht viel besser sieht es mit dem Urteil über die Transparenz der Entscheidungsprozesse (4,1) und den Zeitaufwand aus, den die Unternehmer in Ausschreibungen stecken müssen (3,9). Positiv dabei: Die Zahlungsmoral der Kämmerer (2,7) scheint in Ordnung zu sein.

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Welchen Umsatzanteil erreichen die nichtlandwirtschaftlichen Dienstleistungen? Die Antworten wurden in vier Gruppen eingeteilt und die Verteilung in Grafik 4 zusammengefasst. 64 von 100 Lohnunternehmern erzielen bis zu einem Drittel ihrer Erlöse in diesem Segment. 17 liegen zwischen einem Drittel und 50 Prozent. Weitere 19 liegen sogar oberhalb der Marke von 50 Prozent, von denen elf sogar mehr als 80 Prozent angaben.

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Neben dem Ist-Zustand wurde auch das Thema Trends abgebildet. So wurde gefragt, wie sich dieser Dienstleistungsbereich in den zurückliegenden Jahren bis zum heutigen Tag entwickelt hat. 78 der 100 Dienstleister gaben dabei die Antwort „stabil“, immerhin 20 hatten ein erkennbares Wachstum, und nur bei zwei war die Entwicklung rückläufig. Die gleiche Bewertung erbat der LU-Trend-Report mit dem Blick von heute in die Zukunft (Grafik 5). Interessant dabei: Ein Drittel der Lohnunternehmer, und damit deutlich mehr als bisher, rechnen mit Wachstum bei nicht-landwirtschaftlichen Dienstleistungen.

1.236 Mitarbeiter

Die nächste Frage bezog sich auf die Zahl der Mitarbeiter in den befragten Betrieben. Die Angaben in Bezug auf die festangestellten Vollzeitkräfte summierte sich auf 648, wobei zehn der 100 Betriebsleiter keine Vollzeitkräfte haben. Somit liegt der Durchschnitt für die anderen 90 Betriebe rein rechnerisch bei 7,2. Nebenbei bemerkt: Neun Betriebe haben insgesamt auch elf Auszubildende, wobei wir die Art der Ausbildung in diesem Kontext nicht erfragt haben.

35 der 100 Betriebe haben darüber hinaus fest angestellte Teilzeitkräfte, in Summe 191, was einem statistischen Durchschnitt von 5,4 für jedes dieser 35 Lohnunternehmen entspricht. Nicht zu vergessen in diesem Kontext sind natürlich die 397 Saisonkräfte und Aushilfen, die in insgesamt 61 der 100 Unternehmen tätig sind, was hierfür ein rechnerisches Mittel von 6,5 pro Betrieb ergibt.

Von den insgesamt 1.236 Mitarbeitern sind nach Aussage ihrer Chefs 262 ausschließlich oder überwiegend mit den nicht-landwirtschaftlichen Dienstleistungen beschäftigt, was eine Spezialisierung auch innerhalb der Teams erkennen lässt.

Steigende Investitionen

Die Lohnunternehmer wurden gefragt, wie viel Geld sie in neue Technik für nicht-landwirtschaftliche Dienstleistungen investiert haben. Im Jahr 2018 haben insgesamt 68 Unternehmer zusammen eine Summe von gut acht Mio. Euro investiert, was einem Durchschnitt von gut 118.800 Euro/Betrieb entsprach. 2019 investierten 61 Lohnunternehmer in Summe 8,81 Mio. Euro, also rechnerisch 144.400 Euro pro Unternehmen. Für das laufende Jahr hatten sich zum Zeitpunkt der Befragung „erst“ 26 Unternehmer zu Investitionen entschlossen, diese bezifferten ihre Pläne aber bereits auf 4,73 Mio. Euro, entsprechend fast 182.000 Euro/Betrieb. Auch hier lässt sich – bei der Betrachtung pro Betrieb – somit eine durchaus steigende Tendenz erkennen.

Als letztes wurde abgefragt, in welche Technik die Unternehmer im Zeitraum 2018 bis 2020 investiert haben oder noch investieren. Hier erstrecken sich die Angaben quer durch das ganze Spektrum vom Salzstreuer in Winterdienst über Forstmulcher bis hin zum großen Holzhacker. Diese Vielfalt ist hier nicht komplett darstellbar, aber zu den häufigsten gehörten an erster Stelle Traktoren (28), dicht gefolgt von Baumaschinen (21 Bagger, 4 Radlader, 2 Raupen) und Lkw bzw. Zugmaschinen (14), gezogene Mulden (6) und Tieflader (5). Wohlgemerkt: Hierbei handelt es sich nur um Nennungen der Produktgruppe, nicht der Stückzahlen.

In Kürze

Die am häufigsten angebotenen nichtlandwirtschaftlichen Dienstleistungen sind Winterdienst, Baumfällungen und Gehölzpflege sowie Transportarbeiten und Erdbewegung.

Auftraggeber sind zu 60 % Gewerbekunden, gefolgt von der Öffentlichen Hand (29 %) und Privatkunden (11 %).

Im Mittel der 100 Befragten erreichen die Betriebe gut 30 % ihres Umsatzes mit nicht-landwirtschaftlichen Dienstleistungen.

In der jüngeren Vergangenheit registrierten 78 der 100 Befragten in diesem Geschäftsfeld ein stabiles Niveau, 20 % verzeichneten Wachstum und nur 2 % einen Rückgang. Der Blick nach vorn ist aber optimistisch – in Zukunft rechnet ein Drittel der Lohnunternehmer und damit deutlich mehr als bisher mit Wachstum bei nicht-landwirtschaftlichen Dienstleistungen.

Von den insgesamt 1.236 Mitarbeitern sind nach Aussage ihrer Chefs 262 ausschließlich oder überwiegend mit den nicht-landwirtschaftlichen Dienstleistungen beschäftigt.

2019 investierten 61 der 100 Befragten in neue Technik, wobei deren Durchschnitt bei 144.400 €/Betrieb lag. Die Zahl der investierenden Betriebe lag damit niedriger als 2018 (68), aber die Durchschnittssumme pro Betrieb war höher als 2018 (118.800 Euro).


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