65-jähriges Jubiläum mit neuen Herausforderungen

Mitgliedsbetriebe tagten auf ihrer 66. Generalversammlung in Fulda – Weitere Digitalisierung der Arbeitsprozesse sichert Betrieben Liquidität – Webinar zum Thema Cybersicherheit am 14. Juni

Ilafa eG Peine: 65-jähriges Jubiläum mit neuen Herausforderungen
Ilafa eG Peine: 65-jähriges Jubiläum mit neuen Herausforderungen

Geschäftführer Johann-Heinrich Ehlers (li.) und Prokurist Markus Anders leiten die Ilafa eG Peine.

Am 5. Mai erreichte unsere Redaktion die Meldung von dem Hackerangriff auf den Agco-Konzern. Der kriminelle Angriff lähmte für mehr als eine Woche weltweit die Produktion und den Vertrieb des Unternehmens. Mit Markus Anders, Prokurist bei der Ilafa eG Peine, sprachen wir nur einen Tag davor bei unserem Interviewtermin in den Büroräumen am Peiner Friedrich Ebert-Platz über Datensicherheit im Landmaschinenhandel. Bisher fand das Ilafa-Angebot einer Cyber-Versicherung bei seinen Mitgliedsunternehmen nicht die Aufmerksamkeit, die es verdient hätte. Gemeinsam mit dem Hagebau-Versicherungsdienst entwickelten die Peiner ein auf die Bedürfnisse der Landmaschinenbetriebe abgestimmtes Angebot. Ilafa Geschäftsführer Johann-Heinrich Ehlers kennt Fälle aus dem Mitgliederkreis, die Opfer von Erpressern im Internet wurden und nur mit sehr viel Aufwand einige gekidnappte Daten wieder zurückholen konnten. Der aktuelle Agco-Fall war nun zusätzlicher Anlass, die Mitglieder zu einem Webinar am 14. Juni zum Thema Cybersicherheit einzuladen und für diese Gefahr zu sensibilisieren.

Die Ilafa eG sieht sich in den Landmaschinenbetrieben als Treiber der Digitalisierung. „Unsere Betriebe verkaufen und reparieren Maschinen mit modernster und komplexer Elektronik“, so Anders. Oft gebe es aber in der Auftragsverwaltung wie Rechnungslegung noch Verbesserungsmöglichkeiten für schnellere Fakturierung und damit verbesserte Liquidität im Landmaschinenbetrieb. Dieses Ziel hatten auch die Gründer der Ilafa eG vor 65 Jahren im Blick. Eine Einkaufsgenossenschaft als Verrechnungsstelle zwischen Hersteller und Lieferant. Durch Übernahme des Delkrederes bietet sie sowohl Herstellern als auch den Händlern finanzielle Absicherung.

Die letzten 22 der 65 Ilafa-Jahre leitet das Team Ehlers und Anders die Geschicke der Organisation. Der Nettogeschäftsumsatz in 2021 betrug 154 Mio. Euro. Das waren elf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auf der jährlichen Generalversammlung der Genossenschaft wird dann auch die Quote der Umsatzrückvergütung für 2021 den Mitgliedern bekanntgegeben.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Anzahl der Ilafa eG-Mitglieder praktisch verdoppelt: Im Jahr 2000 waren es 101 Mitglieder, der fakturierte Jahresumsatz betrug 50 Mio. Euro. Aktuell betreut das achtköpfige Ilafa-Team in Peine 201 Mitgliedsunternehmen mit 290 Standorten. Bis zum Jahr 2000 konzentrierte sich die Ilafa eG Peine auf die norddeutschen Bundesländer. Mit der regionalen Ausweitung kamen dann auch Landmaschinenbetriebe südlich des „Weißwurstäquators“ hinzu. Das Gros der Mitglieder beschäftigt zwischen fünf bis 40 Mitarbeitende. Der Hauptlieferant des Händlers spielt keine Rolle, man sei allen Farben gegenüber neutral, heißt es in Peine.

Rund 90 Lieferanten zählt die Ilafa eG Peine in ihrem Portfolio, darunter sind nahezu alle namhaften Geräte- und Komponentenhersteller. Traktorenproduzenten sind in der Ilafa Lieferantenliste nicht zu finden.

Die Lieferanten stellen die Händlerrechnung an die Ilafa eG, die fakturiert sie dann weiter. Der Hersteller ist so vor Zahlungsausfall eines einzelnen Händlers geschützt. Darüber hinaus werden alle Eingangsrechnungen der Hersteller in ein einheitliches Ausgangsformat konvertiert, das den Händlern in vier Varianten als elektronische Rechnung zur Verfügung gestellt wird. Über bestehende Schnittstellen in den bekannten Warenwirtschaftssystemen können diese Daten auf Positionsebene beim Händler eingelesen werden. Der Hersteller kann auf einem Weg seine Rechnungen, Gutschriften, Garantien und ähnliches für die der Ilafa eG Peine angeschlossenen Händler übermitteln. Im Gegenzug erhält der Lieferant regelmäßig seine Zahlungen, wenn gewünscht, mit elektronischem Zahlungsavis zum automatischen Verbuchen. So können die Prozesskosten beim Hersteller optimiert werden. Nach Abzug der Kosten wird am Ende des Jahres der Überschuss zu hundert Prozent an die Händler ausgeschüttet. Die Höhe der Ausschüttung ist prozentual für alle gleich. Hier kommt das Ur-Genossenschaftsprinzip voll zum Tragen.

Gut 200.000 Belege verarbeiten die Peiner jährlich. „Durch unseren Rechnungslegungsprozess gewinnen unsere Mitglieder durch längere Zahlungsziele bis zu drei Wochen Liquidität“, rechnet Markus Anders vor. „Neben der administrativen Entlastung ergibt das circa 0,5 Prozent Skontovorteil.“

Zusätzlich zur bereits erwähnten Cyber-Versicherung bietet die Ilafa eG Peine über Rahmenverträge mit Partnerunternehmen weitere Dienstleistungen für ihre Mitglieder an. Als besonders erfolgreich hat sich die Kooperation mit einem Energieversorger entwickelt, dessen Leistung über zwei Drittel der Mitgliedsunternehmen beanspruchen. Bei der Händlereinkaufsfinanzierung waren, so Ehlers, die Peiner im Jahr 2004 einer der Pioniere.

Ein guter Grund für eine Mitgliedschaft sei neben den abwicklungstechnischen und finanziellen Vorteilen auch der Erfahrungsaustausch mit anderen Betrieben. Dazu wurde kürzlich auch die 66. Generalversammlung in Fulda genutzt. Das Treffen am Vorabend und der kulturelle Teil boten Gelegenheit zum Kollegengespräch. „Unsere Gemeinschaft ist für weitere Landmaschinenbetriebe und Hersteller sowie Dienstleister offen, sprechen Sie uns an“, formulieren Ehlers und Anders ihre Einladung an die Leserinnen und Leser des eilboten.

Die Generalversammlung bestätigte Ninja Junge von Junge Landtechnik, Ankelohe, für weitere drei Jahre im Aufsichtrat. Der anschließend tagende Aufsichtsrat hat Nikolaus Schmahl von Schmahl Landtechnik, Oldenburg, zum Vorsitzenden und Frau Junge zur Stellvertreterin gewählt.

Die Teilnehmenden diskutierten in Fulda über die Lieferschwierigkeiten der Industrie, die Anforderungen an Elektrik und Elektronik in der Werkstatt und an die Digitalisierung im eigenen Betrieb sowie über die Sicherheit der eigenen Daten.


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