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Neben Leonhard Harlander (links) entwickelten auch sein Sohn Michael (Mitte) sowie Werkstattmeister Matthias Märkl (rechts) mit am Hackenprojekt.
Auch im konventionellen Ackerbau wird das mechanische Unkrautregulieren immer wichtiger: Pflanzenschutzmittel fallen weg, zudem bietet das Hacken auch Vorteile zum Halten von Wasser im Boden – bei den zunehmend häufiger auftretenden Dürreperioden ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Vor etwa fünf Jahren startete der gut in der Landwirtschaft der Region vernetzte Händler und Konstrukteur Harlander damit, Gülle in hohen Beständen per Hacke einzuarbeiten. Dafür testete man verschiedene Werkzeuge, wie etwa Vibrozinken und Sichelmesser, welche an die Pflanzenhöhe angepasst einstellbar sind und auch das Anhäufeln ermöglichen. Durch die leichte Aufschüttung zu den Pflanzen hin wird Unkraut nahe den Wurzeln bedeckt, was auch schon in früheren Stadien unter 50 cm gut funktioniert: Hierbei unterstützt die aufgeworfene Erde auch die Bodenerwärmung.
Wichtig dabei ist vor allem, dass man zwecks Wasserspeichern so flach wie möglich arbeitet, gleichzeitig aber auch so tief wie nötig, um das Unkraut vollständig zu erwischen. An etwas Experimentieren zu Beginn kommt man hier nicht vorbei.
„Günstig bleiben“
„Wir wollten dabei möglichst günstig bleiben, denn viele Landwirte schreckt nicht das Verfahren, sondern die Investition“, weiß Leonhard Harlander von seinen Kunden. Ein komplettes Hackgerät zu entwickeln, wäre wirtschaftlich aber nicht sinnvoll zu realisieren gewesen. Daher suchte sich Harlander ein bereits fertiges Gerät als Basis und erweiterte es um Verschieberahmen und dessen digitale Steuerung: „Bevor wir uns bei solchen Projekten aber auf einen Partner festlegen, testen wir dessen Produkte ausgiebig zusammen mit Landwirten in der Praxis.“

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Die breiten Zinken häufeln die Erde in Richtung der Pflanzen.

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Bis zu 75 cm Bodenfreiheit bieten die aufgebockten X5.110 HC.
Fündig wurde man beim türkischen Hersteller Özdöken, der bereits seit 1976 in vier Fabriken mit CNC-Zerspanung, Lasercuttern und Schweißrobotern sowie 320 Mitarbeitern landwirtschaftliche Maschinen fertigt. In Österreich war die Firma auf einer Ausstellung vertreten, wo Harlander sie vor gut fünf Jahren entdeckte. Özdöken suchte neue Vertriebspartner, Harlander nahm zuerst – nach eingehenden Praxistests natürlich – die Einzelkornsämaschinen in sein Programm. Für den Hersteller spreche zudem, dass dieser recht unbürokratisch auch Sonderwünsche ab Werk realisiert: „Wir vermerken unsere Wünsche händisch auf der Zeichnung des betreffenden Bauteils und die türkischen Experten schauen dann, was möglich ist. Manchmal lassen wir Geräte auch einfach nur teilweise verschweißen und uns den Rest in Einzelteilen liefern. Alles Weitere erledigen wir dann hier vor Ort“, so Harlander.
Die Produktion des Verschieberahmens erfolgt ebenfalls direkt bei Harlander. Da er auch Geräte wie Dammfräsen für den Spargelanbau unter eigener Marke entwickelt und fertigt, ist er dafür entsprechend ausgestattet. „Wir achten bei der Konstruktion darauf, möglichst nah und kompakt am Schlepper zu bleiben. Je weniger weit die Maschine nach hinten ragt, desto besser funktioniert das Verfahren“, erklärt der Entwickler. Die Endmontage müsse inklusive Kamera absolut penibel erfolgen, damit alles sauber zusammenarbeitet, daher achte man darauf besonders. Vor der Auslieferung wird das Gerät bereits voreingestellt, zusammen mit dem Kunden wird dann bei der Übergabe alles genau erklärt. Wichtig dabei: Die Unterlenker müssen fest arretiert sein, damit sie seitlich kein Spiel haben, ansonsten ist die Präzision des Verschieberahmens dahin. Im Nachgang fährt Harlander dann meist nochmal mit in den Einsatz, wo die letzten Feinheiten justiert und besprochen werden. Kommt der Kunde von weiter weg, ginge das aber auch telefonisch. Denn die meisten anfänglichen Kleinigkeiten kennen die bayerischen Spezialisten inzwischen und können sofort die richtigen Tipps geben.

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Die Kamera zur Steuerung der Werkzeuge nah an den Pflanzen stammt von Claas.

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Den Verschieberahmen konstruierte Harlander selbst, er baut möglichst kompakt am Schlepper.
Das Kamerasystem CultiCam (MK4HD) kommt von Claas, als GPS hat er den G7 Farmnavigator verbaut, die Spuraufzeichnung erfolgt über das System Dataseed des gleichen Herstellers. Es wird im Idealfall also per Satellitenunterstützung gesät und mit den gleichen Spuren gehackt. Der RTK-Empfänger kann dabei leicht von der Sämaschine auf das Hackgerät ummontiert werden. So erfolgt die Korrektur direkt über die GPS-Position des Anbaugerätes – nicht des Traktors. „Dadurch muss auch die Kamera nicht so viel arbeiten, sie macht das System im Bestand aber noch genauer“, erklärt Harlander.

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Der RTK-Empfänger kann einfach von der Sämaschine mit zum Hackgerät genommen werden.

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Während der Fahrt kann der Fahrer am Monitor der CultiCam von Claas die Arbeit überwachen.
Das Gerät von unserem Testeinsatz hat bereits einen Kunden gefunden, zwei weitere in Acht-Meter-Ausführung wurden kürzlich verkauft. „Viele Kunden sind mit der Lösung sehr zufrieden: Abstriche müsse man zwar bei den Einstellmöglichkeiten machen, dafür aber ist der Preis mit 27.500 Euro so günstig, dass man gleich zwei Varianten kaufen kann – denn den Reihenabstand verstellt kein Lohnunternehmer für jeden Kunden aufs Neue“, weiß der Händler aus Erfahrung. Möglich sind Reihenabstände von 50–80 Zentimetern, wodurch vier, sechs, acht und bei 50 Zentimetern auch zwölf Reihen bearbeitet werden können. Der hohe Rahmen der Hackgeräte mit Parallelaufhängung erlaubt dabei 75 Zentimeter Durchgang, die flexiblen Maispflanzen können dabei aber auch bis zu einem Meter hoch sein. Dafür muss folglich auch der Schlepper entsprechend aufgebockt sein.
Die Hochrad-Traktoren baut Harlander bereits seit längerem für den Spargeleinsatz um (wir berichteten), sie basieren auf dem X5 von McCormick. Verbaut werden dafür 270er Räder mit Spurverstellung: 150, 175, 200 und 225 cm sind so möglich, ebenso 340er oder 380er Reifen mit einer Spur von 180, 190 oder 200 cm. Damit alles harmoniert, sind dafür neben den Rädern unter anderem auch Umbauten an Tank, Aufstieg und Kotflügeln notwendig. Daher stehe man in engem Austausch mit der deutschen Niederlassung von Argo-Traktoren, welche die Sondervarianten von Harlander auch selbst mit vermarktet. „Die 102-PS-Maschine bietet dabei auch untenrum ordentlich Leistung, bei etwa fünf Liter Diesel auf den Hektar“, versichert Harlander. Die Hydraulik liefert aktuell 62 l/min an die Ventile (plus 32 l/min über eine zweite Pumpe für die Lenkung), wünschenswert wären laut Harlander 80-90 l/min und eine EHR. Argo arbeite hier bereits an einer Lösung mit einer dritten Pumpe. Gut passend für diese Einsätze ist zudem die eigene Fronthydraulik mit Unterzug bis ans Getriebe, denn das Hackgerät ist genauso auch für den Frontanbau zu haben.