Bereits vor knapp vier Jahren brachte Landtechnik West, die Vertriebsabteilung der österreichischen Firma Pauger Maschinenbau (siehe Kasten), eine Bedieneinheit zum Nachrüsten für Gülleverteiler auf Vakuum- und Pumpfässern sowie für Verschlauchungen heraus. Diese ist nun in einer überarbeiteten Version am Markt. Das System fasst sämtliche hydraulische Funktionen des Verteilers und des Fasses auf einen Steuerblock zusammen. Über ein einfaches Kippschalter-Pult in der Kabine lassen sich diese bequem bedienen, inklusive Vorgewendeautomatik. Es soll sich laut Hersteller an nahezu jeden Verteiler und jedes Fass anbauen lassen.
Auslöser für die Entwicklung dieser nachrüstbaren Steuereinheit waren für Landtechnik West die „Boomjahre“ 2020 bis 2022, in denen Landwirte zwangsläufig in die stark geförderte Gülletechnik investierten, um Fristen zur Umstellung auf die bodennahe Ausbringung einzuhalten. Beim Nachrüsten eines Schleppschlauch- oder Schleppschuhverteilers auf bestehende Fässer oder Lagerfässer hatten manche Traktoren zu wenige Steuergeräte oder eine zu geringe Hydraulikleistung vorzuweisen. Zwar bieten die Fasshersteller auch eigene Steuerungen an, diese seien aber oft teuer und die Nachrüstung aufwendig.
Mit Herz und Hirn
Dieses Problem wollte man in der eigenen Entwicklungsabteilung von Landtechnik West anpacken. Die selbst entwickelte Güllefass-Steuerung ist einfach nachrüstbar. Zudem ist sie einfach bedienbar und soll günstiger sein als die herstellereigenen Systeme.
Das System von Landtechnik West besteht aus wenigen Komponenten: Herzstück ist ein Hydraulik-Steuerblock mit einer maximalen Durchflussmenge von 45 l/min. Dieser hat eine Druckwaage integriert, was einer Load-Sensing-Funktion gleichkommt. Das heißt, auch wenn der Traktor keine Load-Sensing-Hydraulikanlage hat, zirkuliert das Öl nicht ständig und erhitzt sich somit nicht zu stark. Natürlich ist das System auch für Traktoren mit Load-Sensing geeignet – in diesem Fall wird zusätzlich eine Steuerleitung mitgeliefert. Das Hirn – die Elektronik – wird von Siemens zugekauft. Komplett wird das System durch ein vor Spritzwasser schützendes Gehäuse, eine optionale Halterung, die am Fass montiert wird sowie die Leitungen zum Traktor.
Um das System optimal auf die vorhandene Technik abzustimmen und Fehlerquellen auszuschließen, geht Landtechnik West gemeinsam mit dem Kunden zuerst einen Fragenkatalog durch. Die anschließende Montage kann auf drei Arten erfolgen: Durch Pauger Maschinenbau im Werk oder vor Ort am Betrieb durch den Außendienst, durch eine Landmaschinen-Werkstatt oder durch den Landwirt selbst (mit vorheriger Instruktion durch den Hersteller). Der Ablauf ist schnell erklärt. Die komplett fertige, rund 60 Kilogramm schwere Einheit wird auf die rechts oder links vorne am Fass montierte Halterung gesetzt. Anschließend werden die Hydraulikschläuche der einzelnen Funktionen sowie die Leitungen zum Traktor am Steuerblock verschraubt. Eine aufgelaserte Abbildung am Gehäuse hilft, den richtigen Anschluss zu finden. Die Stromversorgung für die Fasseinheit erfolgt über einen dreipoligen Stecker, für das Bedienteil in der Kabine über einen 26-poligen Anschluss. Selbst wenn man ungeübt ist, dauert der Aufbau nur drei Stunden. Der Traktor muss nur über einen drucklosen Rücklauf oder zumindest über ein doppeltwirkendes Steuergerät verfügen.

© Weninger
Das ist alles: Box, Schläuche und Bedienteil passen auf eine Palette.

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Die Montage ist sehr rasch erledigt. Eingelaserte Abbildungen helfen bei der richtigen Zuordnung der Hydraulikleitungen.
Vier oder sieben Funktionen
Die Güllefass-Steuerung von Landtechnik West steuert serienmäßig vier hydraulische Funktionen an: Klappen des Gestänges, Schieber öffnen/schließen, Schneidkopf ein/aus (die Drehrichtung des Schneidkopfes ändert sich übrigens alle 30 Sekunden) sowie Schieber für Berg-/Talfahrt. Wenn Letzterer nicht erforderlich ist, kann man diese Funktion für etwas anderes verwenden, wie zum Beispiel die Kompressorumschaltung saugen/drücken. Die einzelnen Funktionen werden per Kippschalter am Bedienteil betätigt.
Richtig komfortabel ist die Vorgewendeschaltung: Zwei separate Tasten stehen für Feldende beziehungsweise Feldanfang. Nach einmaligem Drücken laufen alle nötigen Funktionen automatisch hintereinander ab. Außerdem kann man das Gestänge in Schwimmstellung oder mit einem einstellbaren Auflagedruck fahren. Auch die Beleuchtung des Güllefasses ist vom Bedienteil aus schaltbar.
Wem vier Hydraulikfunktionen zu wenig sind, bekommt die Steuerung auf Wunsch auch mit sieben. Dann sind nicht nur eine, sondern drei Funktionen nach Kundenwunsch belegbar – etwa für den Saugarm, den Schieber des Saugarms, den Domdeckel, etc.

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Ein kleiner grüner Kasten: Darin verbirgt sich die Güllefass-Steuerung von Landtechnik West. Sie fasst sämtliche Funktionen von Verteiler und Fass zusammen.

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Die Bedienbox in der Kabine: Die Kippschalter sind zuständig für das manuelle Ansteuern der einzelnen Funktionen, die beiden silbernen Tasten für die Vorgewendeautomatik.
Auch für andere Geräte nutzbar?
Welche Vorteile hat nun diese nachrüstbare Steuer-Einheit? Alle hydraulischen Komponenten sind auf einem Steuerblock zusammengeführt und über ein Terminal bedienbar. Bei kleinen Traktoren reißt der Ölfluss nicht ab, wenn man mehrere Funktionen gleichzeitig ausführt – zum Beispiel, wenn der Cutter läuft und man zugleich etwas anderes bedienen will. Das System von Landtechnik West ist herstellerunabhängig, also für sämtliche Fabrikate von Fässern, Verteilern und Traktoren geeignet. Und es ist laut den Steirern günstiger als Systeme vom eigentlichen Hersteller – diese würden ohne Montage etwa 5.500 Euro (alle Preise netto) kosten, mit der Montage also rund 6.500 Euro. Dagegen kommt die Vierfach-Einheit von Landtechnik West auf einen Listenpreis von 4.390 Euro, inklusive Montage im Werk oder Zustellung. Die Version mit sieben Hydraulikfunktionen kostet 4.990 Euro. Wird das System durch eine Landmaschinen-Werkstatt aufgebaut, kommen diese Kosten noch dazu.
Die Steuereinheit lässt sich natürlich nicht nur für Güllefässer nutzen. Im Prinzip sind alle Maschinen denkbar, die mit vielen On-/Off-Hydraulikfunktionen ausgestattet sind, aber der Traktor zu wenige Steuergeräte hat, etwa Ladewagen, Miststreuer oder Säkombinationen. Hierfür müsste man nur die Oberfläche des Bedienteils optisch etwas anpassen.
Bisher war so mancher Landwirt „voll bedient“, weil sein neuer Gülleverteiler mehr Hydraulikfunktionen hatte, als Steuergeräte am Traktor vorhanden waren. Mit der nachrüstbaren Güllefass-Steuerung von Landtechnik West ist nicht mehr der Landwirt selbst, sondern vielmehr sein Fass voll bedient.
Wer ist Landtechnik West?
Die Firma Landtechnik West wurde 2020 als Vertriebseinheit der ebenfalls erst 2017 tätigen Firma Pauger Maschinenbau mit Sitz im steirischen Köflach, Östereich, gegründet. Firmengründer Gernot Pauger und viele der 35 Mitarbeiter stammen aus der Gülletechnik-Branche. Entsprechend ist die Lohnfertigung von Gülletechnik ein wesentliches Standbein. Zum eigenen Portfolio gehört außerdem eine Güllehaspel für die Verschlauchung.
Zur eigens entwickelten Güllefass-Steuerung führten die überdies durchgeführten Nachrüstungen von Gülleverteilern an bestehende Fässer. Hier will man ein „Sorglos-Paket“ bieten, vom Abholen des Fasses beim Landwirt, dem Umrüsten bis zur Rücklieferung. Weitere Geschäftsfelder bearbeitet Pauger Maschinenbau in der Lohnfertigung sowie im Sondermaschinenbau für Industrie, Abfallwirtschaft oder Bahntechnik.