Das Verfahren bzw. die Schwadlüfter-Technik, um Stroh oder Grundfutterschnitt im Schwad zu wenden, ohne es in den Trocknungsphasen erneut zu verteilen, wurde ursprünglich in Nordeuropa entwickelt. Stroh und Heu müssen dort auf Grund der klimatischen Bedingungen möglichst zügig abtrocknen. Die taureichen Nächte und die ab Ende Juni kürzer werdenden Tage fordern dieses optimierte Management, selbst dann, wenn kein Regenschauer über das liegende Erntegut zieht. Dieses Aufbereitungsverfahren gewinnt in unseren Breitengraden zunehmend Freunde.
Am Feldrand geben die staunenden Spaziergänger ein Zeichen, der Traktor solle anhalten. Sie fragen den Fahrer, was er da im trockenen Stroh tue. „Stroh föhnen“, gibt der lachend zur Antwort: „Wir heben das Stroh im Schwad an und wenden es, die leicht wehende Brise durchweht das Schwad, so trocknet es schneller, als flach auf dem Boden liegend.“
Lohnunternehmen Pieke in Ennigerloh-Enniger (Münsterland) setzt bereits seit gut 15 Jahren den Schwadlüfter in der Strohaufbereitung ein. „Das so behandelte Stroh ist anschließend im Ballen einwandfrei, kein stockiger Geruch, keine Schimmelmatten“, so der Lohnunternehmer. Das bestätigten auch Tobias und Friedrich Schafmeister, Lohnunternehmer im lippischen Bergland bei Lemgo. Allgemein gelten die „Lipper“ als besonders sparsam – trotzdem haben sie in einen Schwadlüfter investiert. „Sicher“, so Tobias Schafmeister, „in feuchten Sommern setzen wir den Schwadlüfter häufiger ein. Aber auch bei trockener Witterung lohnt es sich, die Schwade nochmals vor dem Pressen zu lüften. Taufeuchte trocknet schnell ab und später beim Pressen staubt es nicht so stark.“
Kreiselschwader dominiert
Bei der Aufbereitung von Stroh zum Pressen oder in der Grundfutteraufbereitung dominiert der Kreiselschwader. Material, das anschließend gehäckselt wird, Grünroggen und Gras zur Silage, benötigt auf den Flächen nur kurze Zeit zum Anwelken. Noch bevor es zu trocken sein könnte, so dass bei der Bewegung durch Zinken Bröckelverluste ansteigen, ist es bereits durch den Häcksler auf dem Wagen und anschließend im Silo.
Verlust durch Bewegung
Für Stroh und Heu ist eine solide Trocknung jedoch unabdingbar. Zum einen, um möglicher Fusarien- und Schimmelausbreitung und damit Mykotoxinen vorzubeugen, zum anderen, der Brandgefahr durch Selbstentzündung vorzubeugen. Mit zunehmender Trocknung werden die Halme brüchiger, das Verlustrisiko steigt. Im Stroh sind die Halme der durch einen Rotor-Mähdrescher ausgedroschenen Frucht lädierter als aus einer klassischen Schüttler-Maschine. Das heißt, sie trocknen schneller, werden aber auch schneller brüchig. Und so können auch hier die Verluste zunehmen.
Im Heu potenziert sich dieses Risiko mit dem Anteil an blattreichem Bewuchs, wie z.B. Klee oder Kräuter. Wie hoch diese Verluste im Heu sein können, veranschaulicht eine von der Universität Kassel und dem KTBL wissenschaftlich begleitete Studie. Danach ergeben sich folgende Verlust-Quoten: Beim Mähen ein Wert von 2,2 bis 4,4 %; beim Zetten, Wenden und Schwaden liegt der Wert bei 6 bis 20 %. Noch weitere 4,4 bis zu 11 % gehen bei der Bergung verlustig. Wenn also das Material mit hohem Kräuter- und Kleeanteil sehr blattreich ist, und das Verfahrensmanagement nicht zu professionell abläuft, bleibt ein gutes Drittel des Erntegutes auf der Fläche – immerhin gemäht, zerkleinert und verteilt zur Humusaufwertung.
Verschmutzung reduzieren
Jede horizontale Bewegung des Erntegutes, jedes Herauskämmen der Halme aus der Stoppel verursacht auch die Mitnahme von Boden aus der Krume. Je trockener der Boden, desto mehr Staub wird aufgewirbelt. Bei falscher Einstellung der Geräte oder unebener Fläche kommt es vermehrt zu Verunreinigungen durch den aufgewirbelten Boden und Steine. Dieses aufgewirbelte Material findet sich anschließend im Erntegut wieder. Sicherlich, dieses Risiko lässt sich weitestgehend vermeiden, wenn die Einstellung der Technik den Angaben der Hersteller entspricht. Flächenunebenheiten aus Fahrspuren, Wildschwein-Schäden oder die Pyramiden des Maulwurfs allerdings kann kein Hersteller vorweg kalkulieren.
Eine Herausforderung auf den Grünlandflächen ist die saubere Aufbereitung, besonders dann, wenn die „Gülle-Würste“ der vor Wochen ausgebrachten Schleppschlauchgülle nicht vollständig zerfallen sind. Noch viel ärgerlicher sind bei Grünland entlang attraktiver Spazierwege die Hinterlassenschaften von Hunden. Mit einem Zinkenschwader sind diese zwar schnell weggefegt. Allerdings wirken diese Verunreinigungen im Grundfutter nach.
Bei der vertikalen Bearbeitung des Schwades fallen die „schweren Brocken“ nach unten durch. Mit dem Einsatz des Schwadlüfters, mit dem das Schwad auch versetzt abgelegt werden kann, wird die Gefahr von Fremdkörpern im Erntegut reduziert, wenn nicht sogar ganz ausgeschaltet.
Nur Qualität besteht am Markt
Ob Heu, Stroh oder Silage, die Qualität zählt – und die beginnt mit der Ernte.
Heu ist „das“ Grundfutter in der Pferdehaltung. Milchviehhaltende Betriebe, und nicht nur die ökologisch wirtschaftenden – ganz gleich ob Kuh, Schaf, oder Ziege – schätzen die positiven Nebeneffekte der Heufütterung. Das Heu ist aber nur dann eine wirkliche Alternative zur Silage, wenn es sauber ist und möglichst zügig abgetrocknet.
Stroh hat inzwischen einen interessanten Handelswert, der auf den ersten Blick den Wert als Humusbildner auf Ackerflächen noch übersteigt. So auch als aufbereitete Einstreu für Kleintiere, zunehmend pelletiert, da das bearbeitete Stroh durch Zerstörung der Lignin-Schicht eine sehr hohe Saugkraft hat. Stroh als Handelsgut unterliegt hohen Anforderungen, die dem des Heues kaum nachstehen: Sauber, nahezu staubfrei, sowie weitestgehend unbelastet von Fusarien und Schimmel. Stroh oder Heu lassen sich also besser vermarkten, wenn mit dem Schwadlüfter aufbereitet wurde. Denn Einkäufer für Heu und Stroh in der Pferdehaltung sind extrem sensible Kunden. Aber auch die Abnehmer von Stroh zur Weiterverarbeitung, wie zu Strohpellets, machen inzwischen klare Vorgaben.
Fazit
Der Schwadlüfter ist eine optimale Ergänzung des Geräteparks zur Heu-, Stroh- oder Silage-Aufbereitung. Je nach Standort, Lage der Flächen (wie z.B. Nord- oder Südhang oder Taulagen) bietet er einige Vorzüge, da das Schwad auf der selben Fläche gedreht und gemischt wird, auf der es vorher gelegen hat. So aufbereitet, also mit breiter Angriffsfläche für den Wind, entweicht die Feuchtigkeit. Gute Voraussetzungen für hochwertige, handelsfähige Ware.