Kampfbereit das Revier verteidigen

Europas Landtechnik-Mittelständler kämpfen an vielen Fronten gleichzeitig – Ihre Stärke: ein hohes Maß an Flexibilität. Auch wenn in letzter Zeit einige Marken auf der Strecke blieben – Mittelständler halten die Spur ...

Große Tiger – Kleine Tiger: Kampfbereit das Revier verteidigen

Angesichts der Vielzahl von Herausforderungen, seien es immer restriktivere Umweltgesetze, eskalierende Handelskonflikte, Sanktionen, Protektionismus oder der Brexit, haben sich mittelständische Landtechnik-Unternehmen auf dem Markt gut behaupten können, ihre Umsätze und Marktanteile gehalten bzw. sogar ausgebaut. Nur vereinzelt trennten sich Unternehmen vom für sie weniger aussichtsreichen Maschinengeschäft, wie etwa Lely von der Grünfuttererntetechnik, bzw. wurden, wie Vogel & Noot und Kongskilde von Mitspielern oder Gobal Playern übernommen. Ihre Produkte ergänzen jetzt deren Angebotsspektrum, Arbeitsplätze blieben dabei erfreulicherweise weitgehend erhalten.

Flexible Spezialisten

Für den Erfolg der meisten mittelständischen Anbieter gibt es etliche gute Gründe. An der Schnittstelle zwischen Zugmaschine und Boden/Pflanze zahlt sich für viele Gerätehersteller ihr hohes Maß an pflanzbaulichem Know-how und gelebter Kundenorientierung aus. Meistens regionalen Anbaugebieten entwachsen, werden sie von ihren Kunden als kompetente Spezialisten anerkannt, die auf Augenhöhe agieren, als Tüftler zu experimentieren bereit sind und nicht vorrangig an die Dividenden von Anteilseignern denken müssen. Kurze Entscheidungswege, einfache Risikoabwägung und der direkte Draht zu Vertriebspartnern und Kunden sind Vorteile, die die Unternehmen im immer komplexer werdenden Wettbewerbsgeschehen nutzen können. Nicht zu vergessen: vielfach entstammen ihre Mitarbeiter landwirtschaftlichen Betrieben und schätzen die familäre Atmosphäre ihres Arbeitsgebers. Dass Mittelständler neben den international breit aufgestellten Longlinern auch jenseits der eigenen Landesgrenzen ihre Daseinsberechtigung behalten, zeigen ihre hohen Exportquoten.

Einer neuen Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zufolge sind deutsche Familienunternehmen vor allem in Schwellenländern wie Russland, der Türkei und China besonders erfolgreich. Abseits der Welt- und Handelspolitik könnten Familienunternehmen dort auf gut ausgebildete Fachkräfte zurückgreifen. Bei der Besteuerung, der Regulierung und bei den Energiekosten sähen sie Vorteile, während sich Rechtssicherheit und Eigentumsrechte oft als hinderlich erwiesen.

Etliche Hersteller schließen die Angebotslücken von Vertriebspartnern, die über Partner- und Filialbetriebe vertraglich an einen Longliner gebunden sind. Und vielfach beliefern sie leistungsfähige Handelsbetriebe, die im Zuge der Vertriebspartner-Konsolidierung großer Marken das Nachsehen hatten. Darüber hinaus produzieren sie häufig Komponenten oder komplette Geräte für Global Player und lasten damit ihre eigenen Kapazitäten besser aus. Und schlußendlich ist es manchem Kunden wichtig, Landtechnik aus heimischer Produktion einzusetzen.

Erfolgsfaktor Forschung & Entwicklung

Einer wesentlichen Herausforderung sehen sich die Mittelständler derzeit gegenüber: der nahtlosen An- bzw. Einbindung ihrer Geräte in die Informationstechnologie der Großtechnik-Hersteller, die die Wege der Digitalisierung in landwirtschaftlichen Betrieben und Lohnunternehmen vorzeichnen. Selbst für weniger anspruchsvoll erscheinende Maschinen sind Sensorik, Bordcomputer und GPS-Anbindung heute Standard für den Verkaufserfolg. Auf der Agritechnica warteten eine Reihe Unternehmen mit solchen Lösungen auf. Weil sie sich unterschiedlichen Datenplattformen und Standards der Großen vom Acker bis ins Büro anpassen müssen, steigen die Entwicklungskosten der Mittelständler, ohne dass eine Garantie dafür existiert, dass die Aufwendungen in absehbarer Zeit auch wieder eingespielt werden können. So investiert etwa Amazone rund 7 % seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung und setzt dabei umfassend auf die Digitalisierung. Ob „Agrirouter“ oder „DataConnect“, der Branchentrend geht glücklicherweise dahin, dass bisher existierende Daten-Barrieren schrittweise abgebaut werden und der Austausch von Bits und Bytes zwischen Maschinen und Software-Produkten verschiedener Anbieter vereinfacht wird. Dass die Innovationsfähigkeit mittelgroßer Unternehmen ungebrochen ist, zeigt die Vergabe von über 70 % der insgesamt 39 „versilberten“ Agritechnica-Neuheiten an mittelständische Anbieter. Anders als die deutsche Automobilindustrie genießen die vorwiegend familiengeführten deutschen Mittelständler der Landtechnikindustrie bei der internationalen Kundschaft darüber hinaus nach wie vor ein hohes Ansehen. Dort gilt das „Made in Germany“ noch etwas, selbst wenn Produkte außerhalb der Republik, dafür aber nach hiesigen Qualitätsstandards gefertigt werden. Ähnliches gilt für Lieferanten aus Nachbarländern, die oft auf eine lange Tradition im Maschinenbau zurückblicken können.

Große Tiger – Kleine Tiger: Kampfbereit das Revier verteidigen

Fliegl setzt mit Agrarlogistik 250 Mio. Euro um und beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter.

Geräte-Doppelspezialisten für Grünlandund Ackerbau

Kuhn-Gruppe (F) – Das zum schweizerischen Mischkonzern Bucher Industries gehörende Landtechnik-Unternehmen feierte 2018 sein 190-jähriges Jubiläum und konnte dabei auf einen zweitstelligen Umsatzzuwachs auf 1,04 Milliarden Euro verweisen. Mit seinen 5.300 Mitarbeitern, Produktionsstandorten auf drei Kontinenten und Präsenz in über 100 Ländern gehört Kuhn zu den größten unter den „vermeintlich Kleinen“. So mancher Global Player hat schon ein Auge auf das Unternehmen geworfen, das mit seinen spezialisierten Maschinen der Futterbergung, -mischung und -vorlage erfolgreich agiert und zuletzt von der robusten Entwicklung der Vieh- und Milchwirtschaft profitiert hat. Aber auch in der Bodenbearbeitung spielt Kuhn international eine Rolle. Die Unternehmenseigner wissen um den Wert ihrer Anlage und hüten ihren innovativen „Augapfel“, der 2018 rund 4,5 % vom Umsatz reinvestierte und weltweit über zweitausend Patente hält.

Kverneland-Group (N) – Als Marke agiert Kverneland seit 2012 unter dem Dach der massiv in Europa expandierenden Kubota Corporation. Kverneland, das auf 140 Jahre eigene Geschichte zurückblickt, verkauft Bodenbearbeitungs-, Sätechnik und Düngerstreuer unter eigenem Namen, Futtererntetechnik und Düngerstreuer in Farben der Marke Vicon, produziert seine Geräte für Märkte in Nordamerika und Asien aber auch in Kubota-Farben. Mit rund 2.500 Mitarbeitern erzielte Kverneland 2018 einen Umsatz von 504 Millionen Euro. Auf dem rund 4,5 Milliarden Euro großen Volumen des europäischen Gerätemarktes möchte Kverneland in den nächsten drei Jahren etwa 3 % Marktanteil erzielen.

Pöttinger (A) – Das österreichische Familienunternehmen, das im Geschäfstjahr 2018/2019 seinen Umsatz um acht Prozent auf 382 Millionen Euro steigern konnte, hat seine Absatztätigkeit seit 2016 auch auf die skandinavischen Märkte ausgeweitet – mit Erfolg. Neben den angestammten Märkten Deutschland, Frankreich, Polen, Tschechien und den Alpenländern bedient es vor allem Grünlandkunden in Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland. Bei einer Exportquote von 90 % bestreitet Pöttinger 69 % seiner Umsätze mit Grünlandtechnik, den Rest mit Bodenbearbeitungsgeräten.

Geräte-Spezialisten für den Ackerbau

Exel Industries (F) – Vor allem das Ende der Zuckermarktordnung und der Preisverfall des süßen Rohstoffs hat das Exel-Ergebnis im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr massiv belastet, nicht zuletzt im Gefolge vorgezogener Käufe im Vorjahr. Im Geschäftsjahr 2018/2019 fiel der Umsatz um 7,4 % auf insgesamt 776 Millionen Euro, wobei das Geschäft mit Zuckerrübentechnik um über 26 % nachgab. Dagegen entwickelte sich das Geschäft mit Feldspritzen bei -2,3 % nur leicht rückläufig. Mit rund 3.700 Mitarbeitern und seinen Landtechnik-Produkten Hardi, Berthoud, Tecnoma und dem 2013 übernommenen Fabrikat Holmer erzielt Exel etwa zwei Drittel seines weltweiten Umsatzes mit Landtechnik. Hauptabsatzgebiet bleibt Europa mit über 60 % Umsatzanteil und rund 40 Produktionsstandorten bzw. Verkaufsniederlassungen.

Amazone (D) – Um über 5 % stieg der Umsatz von Amazone im Jahr 2018 auf 457 Millionen Euro. Einen ähnlich hohen Umsatz peilen die Niedersachsen für 2019 an. Bei einer Exportquote von rund 80 % in ca. 70 Länder der Erde setzt das Unternehmern mit seiner Initiative „Amazone 4.0“ sowohl auf die Digitalisierung als auch auf selektive Bodenbearbeitung, präzise Saat und zielgenauen Pflanzenschutz. Nach der Übernahme der österreichischen Firma Vogel & Noot im Herbst 2016 und einem 16 Mio. Euro teuren Werksneubau in Bramsche sowie der Übernahme der Schmotzer Hacktechnik zum Jahreswechel 2018/19 beschäftigt Amazone 1.900 Mitarbeiter.

Lemken (D) – Trotz massiver Trockenheit konnte Lemken auf seinen angestammten Märkten seinen Umsatz 2018 um 6 % auf 380 Millionen Euro steigern. Das Unternehmen erfreute sich dabei vor allem einer guten Nachfrage seitens der westeuropäischen Märkte mit zweistelligem Zuwachs, aber auch aus den USA und Kanada. Mit der Übernahme des niederländischen Hackgeräte-Spezialisten Steketee verfügt Lemken jetzt über bis zu 12 Meter breit arbeitende mechanische Hackgeräte, die dank moderner Kameratechnik im Gemüse-, aber auch im Getreideanbau sinnvoll einsetzbar sind. Ebenso wie Amazone setzen die Rheinländer mit ihren 1.600 Mitarbeitern auf Landwirtschaft 4.0. Rund 77 % beträgt der Exportanteil. Bemerkenswert: Russland ist Lemkens zweitgrößter Exportmarkt und in Indien hat sich die Nachfrage nach 2- bis 3-scharigen Pflügen aus lokaler Produktion in den letzten Jahren verdoppelt.

Maschio Gaspardo (I) – Der italienische Hersteller, der sich fast ausschließlich in Familienbesitz befindet, verfügt mit 2.200 Mitarbeitern über acht Produktionsstandorte, von denen sich drei in Rumänien, Indien und China befinden. Mit 60.000 verkauften Maschinen und einem mittlerweile breiten Programm an Bodenbearbeitungsgeräten, Sätechnik, Spritzen und Heuwerbung erzielte das Unternehmen, dessen Exportquote bei über 80 % liegt, im Jahr 2018 über 332 Millionen Euro Umsatz, 2,8 % mehr als im Vorjahr. Dabei wies das Unternehmen einen Betriebsgewinn von 30,6 Millionen Euro aus. Auf dem deutschen Markt bietet Maschio Gaspardo seit 2018 auch Rundballenpressen an, die vom 2014 übernommenen Hersteller Feraboli stammen.

Horsch (D) – Der innovative bayerische Hersteller von Bodenbearbeitungs-, Pflanzenschutz- und Sägeräten erzielte mit rund 1.600 Mitarbeitern 2018 einen Umsatz von 402 Millionen Euro. Seit 2015 kann das Unternehmen ungeachtet von Krisen jedweder Art auf zweistellige Wachstumstaten verweisen und ist mit einer Exportquote von über 80 % vor allem auf Märkten mit großflächiger Landwirtschaft erfolgreich sowie dort, wo die Wegbereiter nachhaltigen Anbaus auf boden- und bestandsschonende Technik setzen. Der daraus erwachsene nachhaltige Erfolg zog allein im abgelaufenen Jahr Investitionen von rund 30 Millionen Euro nach sich. Angesichts der Glyphosat-Misere setzt Horsch verstärkt auf mechanischen Pflanzenschutz. In Verbindung mit intelligenten Lösungen erweist sich das Unternehmen damit für ökologisch orientierte Betriebe als dauerhaft fortschrittlicher Partner.

Väderstad (S) – Das schwedische Unternehmen mit seinen Teilhaberfamilien Stark und Gilstring ist in 40 Ländern aktiv und beschäftigt weltweit 1.250 Mitarbeiter, davon rund 900 in Schweden. Auch hier wird kräftig investiert, so z.B. in neue Fertigungskapazitäten. 2018 knackte Väderstand erstmals die 300 Millionen Euro Umsatzgrenze bei einer Exportquote von rund 90 %. Es wies dabei ein Ergebnis von 11,8 Millionen Euro aus. Vor allem im großflächigen Anbau können die Schweden ihre Stärken bei den Hochgeschwindigkeits-Sämaschinen ausspielen und zählen deshalb Kanada, Russland und die Ukraine zu ihren Top-Absatzmärkten, in Europa gefolgt von England, Deutschland und dem heimischen Markt. Letzterer macht etwa 10 % des Väderstad-Umsatzes aus.

Rauch (D) – Der familiengeführte Spezialist aus Sinzheim ist stets für Innovationen gut. Drei Silbermedaillen anlässlich der Agritechnica 2019 zeugen von badischem Tüftlergeist und Kooperationswillen im Zusammenwirken mit Datenplattformen und Global Playern. Im Jahr 2018/2019 erzielte das 1921 gegründete Unternehmen einen Umsatzzuwachs von 5 % auf 78,9 Millionen Euro. Mit der Investition von 2,5 Millionen Euro in Europas größte Düngerstreuer-Testhalle, die unlängst in Betrieb ging, rüstet Rauch offenkundig auf, sei es auf dem Gebiet der Digitalisierung oder gar der Elektrifzierung. Dabei leistet Rauch auch als Entwicklungspartner immer wieder wertvolle Pionierarbeit zugunsten nachhaltiger und energieeffizienter Ausbringung von Pflanzennährstoffen.

Gregoire Besson (F) – Mit den Marken Gregoire Besson, Rabe und Agriway ist der der französische Hersteller von Bodenbearbeitungsgeräten breit aufgestellt. Mit fünf Fabriken, zehn Niederlassungen und über 1.000 Vertriebspartnern in 60 Ländern rund um den Globus erzielte Gregoire Besson 2017 mit rund 550 Mitarbeitern 80 Millionen Euro Umsatz. 2018 sank der Umsatz auf 49,7 Millionen Euro. Trotz des Rückschlages durch die Insolvenz seiner deutschen Tochter Rabe haben sich die Franzosen für die nächsten Jahre viel vorgenommen, wollen sie ihren Umsatz bis 2023 nahezu verdoppeln.

Geräte-Spezialisten Grünland

Krone (D) – 698,0 Millionen Euro Umsatz erzielte Krone 2018/19 mit seinem Landtechnikgeschäft, das damit um fast 10 % zulegte und über 30 % des Gruppenumsatzes von 2,24 Milliarden Euro ausmachte. Dabei profitierte Krone von ordentlichen Erzeugerpreisen vor allem im Grünfutter- und Milchsegment, trotz schwieriger klimatischer, politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen.

Als einer der wenigen „Mittelständler“ ist Krone vor geraumer Zeit in die starke Phalanx der Selbstfahrer-Hersteller vorgestoßen und hat sich mittlerweile im Bereich der selbstfahrenden Feldhäcksler und Großflächenmäher unter den Global Playern fest etabliert. Die innovativen Emsländer investierten im abgelaufenen Jahr nicht nur in neue Grünlandtechnik-Produkte und die Digitalisierung sondern auch in ein neues 20 Millionen Euro teures Erprobungsgelände in Lingen, wo sie Vorentwicklungen testen, länderspezifische Homologierungen abwickeln und autonome Fahrkonzepte erproben wollen.

AGCO-Feucht (D) – Nach verschiedenen Stationen firmieren die 1918 gegründeten Fella-Werke im Gefolge ihrer Übernahme durch AGCO seit 2015 als europäisches Grünfutter-Kompetenzzentrum des Konzerns. Nach umfangreichen Investitionen fungiert der Standort Feucht mit seinen 210 Mitarbeitern als europäisches AGCO-Kompetenzzentrum für Futtererntetechnik. Er übernimmt damit die Entwicklung und die Produktion von Trommel- und Scheibenmähwerken, Wendern und Schwadern. Als weiterer Wachstumsmotor ergänzen das Pressen- und Ladewagen-Geschäft von Lely das AGCO-Produktangebot. Die Marken Fella und Fendt wurden seit Januar 2019 vom Fendt-Team im Rahmen der Fendt Longline-Strategie übernommen. Das Fella Produktprogramm unterstützt die Marken Fendt und Masssey Ferguson.

Große Tiger – Kleine Tiger: Kampfbereit das Revier verteidigen

Trakoren, Transport, Erntetechnik

Zetor (CZ) – Um das in Brno (Brünn) ansässige Unternehmen ist es in letzter Zeit stiller geworden. Mit seinen rund 460 Mitarbeitern muss sich Zetor in seinem angestammten Marktsegment preisgünstiger Traktoren mit massivem Wettbewerb aus Fernost, insbesondere aus China und Indien, auseinandersetzen. Damit bleiben seine traditionellen Märkte in Ost- und Südosteuropa Hauptabsatzgebiete des Unternehmens, gefolgt von Märkten in Nahost und Afrika. Gegenüber dem Vorjahr gab der Umsatz 2018 um rund 20 % auf 89,6 Millionen Euro nach, investiert wurden knapp 80 Millionen Euro in Forschung, Entwicklung und Vertrieb.

Antonio Carraro (I) – Auch der italienische Anbieter von Kompakt-, Kommunaltraktoren und Fahrwerkskomponenten sieht sich massivem Wettbeweb aus Fernost gegenüber. Allerdings profitiert Carraro mit seinen 475 Mitarbeitern von traditionellen Geschäftsbeziehungen zu weltweit tätigen Herstellern sowie von einem designstarken Produktprogramm, das auf Wunsch auch Raupenlaufwerke im Kompaktsegment bereithält. Das Unternehmen mit einem Umsatz von zuletzt 104 Millionen Euro hat sich aus einem Absatzknick im Vorjahr wieder herausgearbeitet und feiert 2020 sein 110-jähriges Firmenjubiläum.

Lindner (A) – Das österreichische Familienunternehmen mit fast 240 Mitarbeitern steigerte seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2018/19 um fast vier Prozent auf 79 Millionen Euro. Dank ihres Angebotes an Spezialisten gehört die Traktorenschmiede aus Kundl zu den ebenso kleinen wie feinen Lieferanten für Grünlandbetriebe, die alpine Landwirtschaft und den anspruchsvollen weil vielseitigen Kommunalbereich. Bei einer Exportquote von 55 Prozent setzt Lindner seine jährlich rund 1.200 produzierten Maschinen und Transporter vor allem auf dem heimatlichen Markt sowie in alpinen Nachbarländern, in Deutschland und in Frankreich ab. Im Frühjahr erhielt Lindner für seinen auf autonomes Fahren ausgelegten Lintrac 110 in der Kategorie „Künstliche Intelligenz“ einen von drei österreichischen Staatspreisen für Digitalisierung.

Grimme (D) – Der traditionsreiche Hersteller von Maschinen für die Kartoffel-, Rüben- und Gemüseerntetechnik sah sich in letzter Zeit stagnierenden Umsätzen gegenüber. Mit seinen rund 2.400 Mitarbeitern erzielte Grimme 2018 einen Umsatz von 453 Millionen Euro. Mittlerweile startet die bereits fünfte Generation der Familie im 1861 gegründeten Unternehmen durch, das vor 50 Jahren seinen ersten Selbstfahrer, eine Kombination aus Traktor und einreihigem Rübenroder vorstellte. Mit Investitionen in Höhe von 44 Millionen Euro im abgelaufenen Jahr bleibt Grimme trotz volatiler Märkte mit seinen Zweitmarken Asa-Lift und Spudnik und seinem Angebot an digitalen Lösungen auf dem neuesten Stand der Technik.

Holmer (D) – Als Spezialist für Rübenrodung und -reinigung bzw. Hersteller von Trägerfahrzeugen gehört Holmer mit seinen rund 400 Mitarbeitern seit 2013 zum französischen Hersteller Exel-Industries, der u.a. mit Berthoud- und Tecnoma-Feldspritzen prominent bei Selbstfahrern vertreten ist. Letztmals wurde der Umsatz des Marktführers für Zuckerrübenvollernter 2015/2016 veröffentlicht und belief sich bei einer Exportquote von 73 % auf 117, 5 Millionen Euro.

Fliegl (D) – Der Spezialist für Agraranhänger, Abschiebewagen, Gülleverteilung und Überladetechnik setzt mit etwa 1.000 Mitarbeitern rund 250 Mio. Euro um und erzielt eine Exportquote über 70 %. Das Unternehmen verfügt über 22 Niederlassungen in 15 Ländern und betreibt 12 Produktionsstätten. Dabei setzt das Unternehmen in Zusammenarbeit mit anderen Herstellern beim Dauerreizthema Gülle auf Innovationen zur entzugsbasierten Dosierung und umweltschonenden Ausbringung.

Joskin (B) – Unter ähnlichem Innovationsdruck steht Joskin, das seine Produkte auf fünf Kontinenten in rund 80 Länder der Erde verkauft. Mit rund 780 Mitarbeitern erreichte das 1968 gegründete Unternehmen im letzten Geschäfsjahr 95,5 Millionen Euro Umsatz und blieb damit etwa 3 % unter dem Vorjahr. Die Zusammenarbeit mit John Deere bei der Elektrifizierung von Gespannen war der Agritechnica Neuheiten-Jury diesmal Gold wert.

Fazit:

Die mittelständischen Unternehmen der Landtechnik, allen voran die deutschen familiengeführten Firmen, sind bestens aufgestellt, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Sie können sich dort entfalten, wo die besten Marktchancen bestehen und müssen weniger Rücksicht auf geo- und handelspolitische Konflikte nehmen als die klassischen Global Player. Wenn sie technologisch gesehen am Ball bleiben und eine erfolgreiche Nachfolgepolitik betreiben, werden sie auch künftig ihre Schlüsselstellung behalten.


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