Rund 45 Millionen Tonnen geerntet

Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2017 um 2,9 Millionen Tonnen verfehlt – Erträge je nach Niederschlagsverteilung regional sehr unterschiedlich

Getreide/Ölsaaten: Rund 45 Millionen Tonnen geerntet

Hier passte nur das Erntewetter. Der Ertrag blieb unter den Erwartungen.

Die heimischen Landwirte haben in diesem Jahr eine Getreideernte von rund 45 Mio. t eingefahren. Davon geht der Deutsche Bauernverband (DBV) in seiner abschließenden Erntebilanz für 2019 aus, die auf Daten und Informationen der Landesbauernverbände basiert. Gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2017 von 47,9 Mio. t bedeutet dies eine um 2,9 Mio. t beziehungsweise 6 % kleinere Menge. Die Winterrapsernte beziffert der DBV auf rund 2,8 Mio. t; das entspricht nur gut der Hälfte des langjährigen Mittels. Die Getreideernte falle leicht unterdurchschnittlich aus. Raps hingegen habe enttäuscht, und damit steige die Besorgnis um die Zukunft des für die Fruchtfolge so wichtigen Anbaus dieser Ölfrucht, kommentierte DBV-Präsident Joachim Rukwied jetzt die Erntebilanz in Berlin.

Die Erträge seien je nach Niederschlagsverteilung regional sehr unterschiedlich ausgefallen. In manchen Regionen müssten Betriebe erneut eine miserable Ernte verkraften. Erschwerend komme dort für die tierhaltenden Betriebe das wiederholt geringe Grundfutteraufkommen hinzu. Die regionalen Regenfälle in der ersten Augusthälfte hätten den Abschluss der Getreide- und Rapsernte verzögert; dem Grünland und den im Herbst zu erntenden Kulturen wie Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln seien sie aber zugutegekommen, berichtete Rukwied weiter.

Ein Auffüllen der Bodenwasservorräte sei mit den bisherigen Niederschlagsmengen jedoch noch nicht möglich. Dies wäre mit Blick auf die bevorstehende Rapsaussaat jedoch dringend nötig.

Für viele landwirtschaftliche Betriebe gestalte sich die wirtschaftliche Situation weiterhin schwierig, stellte Rukwied außerdem fest. Die regional erneut deutlichen Ernteeinbußen fielen zusammen mit einem nicht zufriedenstellenden Preisniveau.

Deutlich weniger Weizen exportiert

Bereits seit Monaten seien die Getreidepreise rückläufig. Mittlerweile erlöse ein Landwirt im Bundesdurchschnitt nur noch 157 Euro für eine Tonne Brotweizen und 143 Euro für eine Tonne Futtergerste, so der Bauernpräsident. Die Aussicht auf eine Trendwende sei angesichts der komfortablen europäischen und weltweiten Versorgungslage gering. Insbesondere für Weizen werde sowohl für die EU-28 als auch weltweit ein weiterer Aufbau der Lagerbestände erwartet. Zudem dürfte die Konkurrenz am Exportmarkt hoch bleiben, erklärte der DBV-Präsident. So habe die Europäische Union trotz einer höheren Weizenernte in den ersten sechs Wochen des Wirtschaftsjahres 2019/20 erst 1,3 Mio. t Weichweizen und damit 30 % weniger exportiert als im Vergleichszeitraum des vorangegangenen Vermarktungsjahres.

Gut 23 Millionen Tonnen Winterweizen

Den diesjährigen Durchschnittsertrag über alle Getreidearten schätzt der Bauernverband auf 70 dt/ha, was im Vergleich zum mehrjährigen Mittel ein Minus von 5 dt/ha bedeutet. An Winterweizen, der wichtigsten Getreideart, wurden im Bundesdurchschnitt 75 dt/ha gedroschen; das waren 6 dt/ha weniger als im Mittel der Jahre 2013 bis 2017. Die Gesamtmenge an Winterweizen beläuft sich laut DBV auf 23,1 Mio. t, womit der mehrjährige Schnitt um 2,2 Mio. t verfehlt worden ist. Die mit der ersten Hitzewelle Ende Juni einsetzende Sorge, die hohen Temperaturen könnten die für die Ertragsbildung wichtige Phase der Kornfüllung abbrechen, habe sich somit zumindest regional bestätigt, erklärte der Verband.

Den Wintergerstenertrag veranschlagt er auf 71 dt/ha, verglichen mit 73,5 dt/ha im fünfjährigen Mittel. Die Erntemenge insgesamt übertraf jedoch dem DBV zufolge mit 9,7 Mio. t aufgrund der um 10 % größeren Fläche den langjährigen Durchschnitt um 600.000 t. Dies war beim Roggen trotz eines im Vergleich zum mehrjährigen Mittel um knapp 15.000 ha ausgedehnten Anbaus nicht der Fall: Aus dem im Durchschnitt auf 51 dt/ha geschätzten Ertrag leitet sich ein Gesamtaufkommen von etwa 3,3 Mio. t Winterroggen ab, womit das langjährige Mittel um rund 300.000 t unterschritten wird. Mit Blick auf die Sommergerste erwartet der DBV einen durchschnittlichen Hektarertrag von 55 dt und eine Erntemenge von knapp 2 Mio. t, verglichen mit 1,9 Mio. t im Mittel der Jahre 2013 bis 2017.

Rapsanbau zunehmend unattraktiv

Zum Winterraps stellte der Bauernverband fest, es sei besorgniserregend, dass dieser zur Ernte 2019 nur noch auf 857.500 ha angebaut worden sei, gegenüber 1,35 Mio. ha im langjährigen Mittel. Der geringe Anbau sei auch eine Spätfolge des Dürresommers 2018, denn durch die anhaltende Trockenheit sei die Aussaat zwecklos gewesen.

Der im weiteren Vegetationsverlauf oftmals aufgetretene hohe Schädlingsbefall habe zudem die Erträge reduziert. Mit 32 dt/ha wurde dem DBV zufolge der langjährige Durchschnitt um 15 % unterschritten. Obwohl Winterraps als sogenannte Blattfrucht in überwiegend getreidereichen Fruchtfolgen ein wichtiges Fruchtfolgeglied sei, werde der Anbau der Ölfrucht für viele Landwirte zunehmend unattraktiv, so der Bauernverband.


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