Landtechnik-Marktplatz Australien im Fokus

Mit der Landtechnikmesse „FutureAg powered by Agritechnica“ in Melbourne setzt das Joint Venture von DLG und der Messe AG, Hannover, auf ein neues Messeformat

FutureAg powered by Agritechnica: Landtechnik-Marktplatz Australien im Fokus

Fahrerlos gezogene Spritzen sind bereits im Praxiseinsatz, denn Fachkräfte sind knapp.

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Dort, wo die Landwirtschaft am produktivsten ist, gibt es auch die höchste Händlerdichte.

Die Landtechnikmesse „FutureAg powered by Agritechnica“ Ende April in Melbourne wagte ein für Australien neues Messeformat. Ausrichter dieser neuen Messe sind DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) und Hannover Fairs Australia, eine Tochter der Messe AG, Hannover. Die Messe AG betreibt das weltgrößte Hallenmessegelände in Hannover, auf dem unter anderem die Agritechnica und die EuroTier stattfinden. Hannover Fairs Australia hat seit gut 20 Jahren eine Außenstelle in Australien und dort erfolgreich einige Tochtermessen etabliert.

Die Hannoveraner mit ihrem Veranstaltungs-Know-how und die DLG mit ihrer Agrarkompetenz veranstalteten nun ein neues Hallenmesseformat. Die FutureAg Expo ist nach der Agritechnica Asia, die in geraden Jahren in Thailand und ab 2025 in ungeraden Jahren in Vietnam stattfindet, der zweite Ableger der Agritechnica. In Australien wählte man die Fünf-Millionen-Metropole Melbourne im südöstlich gelegenen Bundesstaat Victoria als Ausrichtungsort. Ein Bundesstaat mit hoher Dichte an Futterbaubetrieben als auch Ackerbauern mit Farmen, die in Einzelfällen über 100.000 ha Fläche bewirtschaften. In Australien sind bisher nur Farm Shows, die unter freiem Himmel stattfinden, üblich. Pro Bundesstaat gibt es mindestens eine bedeutende Show. Nicht zu unterschätzen sind die Entfernungen in diesem Land. Farmer vom Norden des Landes brauchen circa drei Flugstunden bis nach Melbourne. Die FutureAg fand auf dem zentrumsnah gelegenen Melbourne Showground statt. Das Gelände hat eine Historie für Sportpferde- und Viehauktionen. Die Ausstellungshalle misst 10.000 m². Sie bot knapp 100 Marken Platz, ein Großteil davon waren Unternehmen, die digitale Lösungen für die Landwirtschaft präsentierten, wie zum Beispiel Apps für Farmmanagement, zur Unkrautdetektion und Tierkennzeichnung sowie Drohnen. Über 2.000 Fachleute aus der Landwirtschaft, darunter Branchenexperten, Großfarmer, Wissenschaftler und Agro-Start-up-Gründer nahmen nach Angaben der Veranstalter an den drei Tagen der Veranstaltung teil.

Die Halle beherrschte CNH mit seinem Stand, der beide Marken, Case IH und New Holland, präsentierte. CNH hatte den Melbourne-Termin auch mit einer Händlerkonferenz in den angrenzenden Tagungsräumen verbunden. In Australien gibt es Händler, die beide CNH-Marken parallel vertreiben. Ein großer Knickschlepper auf dem Stand sorgte bei Europäern für Respekt - für Australier ist dies nichts Besonderes.

Der Importeur und Landmaschinenhändler Greg Allan bestückte einen weiteren Teil der Halle mit seinen Maschinen, unter anderem von Joskin, Schuitemaker und Zocon. Über diesen agilen Gerätehändler erfahren Sie in den folgenden Ausgaben noch mehr. Die französische Exel-Gruppe war mit ihrer Marke Hardi dabei; Hardi steht in Australien bei den selbstfahrenden Pflanzenschutzspritzen auf Platz 4, bei gezogenen Spritzen sogar auf Platz 1. Der Markt für selbstfahrende Spritzen hat ein Volumen von circa 350 Einheiten, der Markt für gezogene Spritzen ist geschätzt sogar doppelt so groß. Hardi arbeitet mit etwa 300 Händlern in Australien zusammen. Im Schnitt misst das Spritzgestänge 40-42 m. Circa 80 l/Hektar werden mit dem 7.000-Liter-Fass ausgebracht. Gefahren wird mit dem Selbstfahrer bis zu 25 km/h, manchmal sogar schneller.

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Jens Kremer, DLG International, (li.) und Tim Bostridge, Hannover Fairs Australia, präsentierten mit ihren Teams die Erstausgabe der FuturAg powered by Agritechnica in Melbourne.

Ein interessantes Gespann präsentierte sich auf dem Außengelände vor der Halle, wo ebenfalls einige Aussteller ihre Exponate präsentierten: Eine vom autonom fahrenden Zugfahrzeug gezogene Spritze. Vor allem sehr große Farmen interessieren sich für autonomes Arbeiten, da auch in Australien Fachkräfte knapp sind. Bei Schlägen von 500 ha und mehr lassen sich die fahrerlosen Maschinen gut einsetzen.

Eine Premiere präsentierte der Messestand von Bioscout. Solarbetrieben und über SIM Karte mit der Cloud verbunden, detektiert sie mehrmals täglich die Menge an Pilzsporen, indem sie die Luft über ein Art transparentes Tesa-Band saugt. Die Pilzsporen werden von einem Mikroskop vergrößert und von künstlicher Intelligenz optisch identifiziert. Je nach Belastung mit Pilzsporen warnt das System dann die Anwender. So lassen sich Pflanzenschutzmaßnahmen planen, bevor Schäden an der Kultur zu entdecken sind. Karla Gartshore von Bioscout sucht noch Vertriebspartner für das praxisreife System in Europa (www.bioscout.com.au).

Ebenfalls im Pflanzenschutz tätig sind die XAG-Drohnen, die sich auf dem Freigelände präsentierten. Das Topmodell kann 50 l Flüssigkeit oder Granulat aufnehmen und voll beladen ein Startgewicht von 110 Kilo stemmen. Die Tröpfchengröße beim Sprühen kann je nach Flughöhe zwischen 50 und 500 µm variieren. Das Topmodell kostet umgerechnet 28.000 Euro. Der Drohnenexperte Anthony Melita schätzt seine Verkäufe in den letzten zehn Jahren auf gut 1.000 Einheiten. Rund 150 Lohnunternehmer nutzen neben den Landwirten die Drohnen für Pflanzenschutz bei Farmen in unzugänglichen Gebieten oder wenn der Boden nicht befahrbar sein sollte.

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Start-ups und viele digitale Unternehmen stellten ihre Lösungen vor.

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Hardi ist ein wichtiger Player auf dem Markt für Selbstfahrspritzen.

Auf seinem Stand präsentierte Melita einen durchdachten Trailer, komplett mit Edelstahl ausgekleidet. Er enthält einen Ausschub für die Drohne im Heck, IBC-Container für Pflanzenschutzmittel, einen Generator für die Akkus, die, damit sie nicht überhitzen, im Wasserbad schnell geladen werden.

Dienstleister, wie die DLL, die Finanzierung anbietet, sowie verschiedene Organisationen und Verbände der Landwirtschaft waren ebenfalls auf der Messe vertreten.

Auch die wichtigsten Agrar-Medien, wie zum Beispiel „Farmers Weekly“, präsentierten sich. Auf dem DLG-Stand hatte der Landfunk der Australian Broadcasting Corporation (ABC) ein mobiles Radiostudio aufgebaut. Die Redakteure berichteten für Hörer im Bundesstaat Victoria täglich eine Stunde live von der Messe über Agrarthemen.

Im Zentrum der Halle lag der Gemeinschaftsstand der DLG International GmbH. Die DLG hatte ihren Kunden eine Messepräsenz auf dem Gemeinschaftsstand in Verbindung mit einer kurzen Markterkundungsreise angeboten. Da die Einladung relativ kurzfristig war, nahmen lediglich drei Unternehmen teil. Stefan Zellner war für den ISOBUS-Spezialisten aus Bayern, b-plus mobile control GmbH, dabei. Alexander Brailian präsentierte Siloking-Futtermischwagen sowie Sascha Krause-Tünker, der CFO der Next2Sun AG und sein Kollege Benedikt Nickel sondierten den Markt für Agri-PV-Anlagen in Australien. Die DLG International war mit dem Managing Director Jens Kremer und dem Team mit Lola Rauch, Florian Schiller und Rainer Lechner dabei. Eine Agrarkonferenz begleitete die Ausstellung, die Besucher sorgten für zusätzliche Frequenz in der Halle. Eine Expert-Stage, eine sogenannte Expertenbühne in der Halle mit Kurzreferaten und Diskussionsmöglichkeit, sorgte für fachlichen Input; hier trat unter anderem auch Russ Fowler mit seinem aus- tralischen Shepherd Molly auf. Er ist Landwirt auf der Insel Tasmanien und einer der Protagonisten der in Australien sehr populären Fernsehserie „Muster Dogs - Herdenhunde“.

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Russ Fowler und sein Hütehund Molly sind durch eine Fernsehserie in Austrialien sehr prominent.

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Karla Gartshore von Bioscout erläutert die Funktion der Messstation für Pilzsporen.

Noch Optimierungsbedarf

Drei Tage lang dauerte die FutureAg powered by Agritechnica. Wie fällt das Fazit aus? Stefan Zellner, Business Development Manager der b-plus mobile control, berichtet von guten Kontakten: „Die ISOBUS Technik steht in Australien noch am Anfang. Die FutureAg Expo powered by Agritechnica und die damit verbundene DLG-Markterkundungsreise boten einen tiefen Einblick in den australischen Agrarmarkt. Die Veranstaltung ermöglichte es uns, wichtige Kontakte zu knüpfen und unser Verständnis für die Trends der australischen Agrarindustrie zu vertiefen“, so Zellner.

Alexander Brailian von Siloking hätte sich eine höhere Besucherfrequenz von Landwirten gewünscht. Sicher war der Messezeitpunkt mitten in der südaustralischen Planting Season nicht optimal gewählt. Wie man hörte, sei für einige potenzielle Teilnehmer der Vorlauf für eine Messeteilnahme zu kurz gewesen.

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XAG Drohnen heben über 50 kg Nutzlast in die Höhe. Auf dem Stand: Ein Trailer für Drohnen-Lohnunternehmer.

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„Mit der FutureAg Expo powered by Agritechnica bringt die DLG das erfolgreiche Modell der Agritechnica nach Australien - eine großartige Gelegenheit insbesondere für europäische Unternehmen, diesen riesigen Agrarmarkt zu erschließen“, so Sascha Krause-Tünker.

„Wir freuen uns, dass wir den Ansatz der Agritechnica weiterhin auf Messen in der ganzen Welt anwenden können. Wir sind zufrieden, dass die erste FutureAg Expo in Australien eine wichtige Rolle dabei gespielt hat, Fachleute aus der Landwirtschaft mit technischem Know-how für ihren Betrieb zu unterstützen. Wir freuen uns auf die nächste Ausgabe im Jahr 2025“, kommentiert Ausstellungsmanager Jens Kremer.

Die FutureAg Expo powered by Agritechnica wird vom 28. bis 30. Mai 2025 für ein zweites Jahr auf die Melbourne Showgrounds zurückkehren.


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