"Wir können alles, was auch Männer können"

Eva Limbacher, Marianne Schwuchow, Jacqueline Prieß, Josefine Baisl und Lea Virnekäs gehören in diesem Jahr zum Team Werkstatt Live. Bei dem Übungstag in der Claas Academy lernten sich die Mädels erstmals kennen und stellten schnell fest, dass die Wahrnehmung durch Kunden und Kollegen ganz unterschiedlich ist, dass sie aber auch die gleichen Herausforderungen bewältigen müssen. Eines haben jedenfalls alle gemeinsam: Die Leidenschaft für die Landtechnik. Der eilbote traf die fünf Land- und Baumaschinenmechatronikerinnen zum Interview.

Frauen in der Landtechnik: "Wir können alles, was auch Männer können"
Frauen in der Landtechnik: "Wir können alles, was auch Männer können"

Die fünf Land- und Baumaschinenmechatronikerinnen werden während der Agritechnica beim Team Werkstatt live mit dabei sein. Ihre gemeinsame Motivation: Mehr Mädchen und Frauen für den Beruf zu begeistern! Zu finden ist das Team Werkstatt live jeden Tag in Halle 2 an Stand 02E40 und wird dort live vor Ort Einblicke in den Beruf geben. Weitere Infos unter <link http: www.starke-typen.info>www.starke-typen.info.

eilbote: Warum hast du dich für den Beruf Land- und Baumaschinenmecha- tronikerin entschieden?

Marianne: „Meine Motivation war ganz klar: ich wollte etwas anderes machen, als die anderen Mädchen in meiner Klasse. Eben nicht den typischen Frauenberuf. Zudem finde ich den Beruf der Land- und Baumaschinenmechatronikerin viel abwechslungsreicher als andere branchennahe, zum Beispiel den Beruf der Landwirtin.“

Jacqueline: „Ja, genau. Du weißt eben nicht was der Tag bringt. Bist du um 17 oder um 22 Uhr zu Hause? Jeder Tag ist anders und stellt dich vor neue Herausforderungen. Die Vielfalt macht den Beruf so spannend.“

Josefine: „Ich komme aus der Landwirtschaft. Familiär gesehen ist es klar, dass mein Bruder den Hof bekommt. Ich wollte jedoch auch gerne in der Landwirtschaft tätig sein, da habe ich mich für diesen Beruf entschieden. Zum einen ist er was anderes für Mädchen und zum anderen wollte ich zeigen, dass auch Mädels das können.“

Eva: „Bei mir ist es die Leidenschaft zu den Maschinen“

Lea: „Ja, mich interessiert ebenfalls die Technik.“

eilbote: Wirst du als Frau in diesem Beruf anders wahrgenommen als deine männlichen Kollegen? Wie sind hier deine Erfahrungen – positiv wie negativ?

Marianne: „Bei uns im Osten habe ich bisher nur positive Erfahrungen gemacht. Hier ist es jedoch auch nicht ungewöhnlich für eine Frau in einem solchen Beruf zu arbeiten, da hier Frauen schon immer in technischen Berufen gearbeitet haben. Das war zu DDR-Zeiten schon so. Ich denke, dass ich deswegen bisher nur positive Erfahrungen gemacht habe.“

Jacqueline: „Es gibt manchmal einige blöde Sprüche, wie zum Beispiel: Kannst du das überhaupt, du bist ja so klein? Aber es gibt auch positive Anmerkungen und Respekt, dass ich das alles so meistere.“

Josefine: „Ja, ich finde auch, als Frau muss man immer 180 und nicht 100 Prozent geben. Alle Augen sind immer auf dich gerichtet. Du musst dir erst einmal die Akzeptanz bei Kunden und Kollegen erarbeiten. Manche Kunden sagen am Telefon, wenn eine Frau ran geht, dass sie mit der Werkstatt sprechen wollen und sind dann verblüfft, wenn eine Frau dran geht und fragen nochmal nach, ob sie denn wirklich mit der Werkstatt verbunden sind.“

Eva: „Ich kann das nur bestätigen, man muss viel kämpfen, um akzeptiert zu werden, doch wenn man einmal akzeptiert worden ist, dann wird die Arbeit stets respektiert.“

Lea: „Ja genau, wenn man sich den Respekt erst einmal erarbeitet hat, dann sind die Jungs entspannt (lacht).“

Josefine: „Und es ist doch so, dass sich mit Frauen in den Werkstätten auf jeden Fall das Betriebsklima positiv verändert, oder?“

eilbote: Wie reagieren die Kunden auf dich?

Eva: „Es gibt manches Mal schon komische Situationen. Mir hat ein Kunde zum Beispiel mal einen Handkuss gegeben. Oder es gibt Kunden, die verlangen am Telefon den Meister und sind verdutzt, wenn ich sage: der spricht.“

Josefine: „Die Reaktionen sind ganz unterschiedlich. Manche gucken doof, andere finden es toll und beurteilen mich rein nach meiner Leistung.“

Jacqueline: „So ist es bei mir auch, es gibt aber auch tatsächlich Kunden, die wollten erst nicht, dass ich an ihrer Maschine arbeite. Das hat sich mittlerweile aber geändert. Jetzt kennen sie mich ja.“

Lea: „Ja, es gibt wirklich einige Kunden, die etwas kritisch sind, aber eigentlich kommen meine Kunden immer wieder gern zu mir.“

Marianne: „Also ich habe überhaupt keine negativen Erfahrungen gemacht. Bei uns ist das ganz normal. Meine Arbeit und ich werden akzeptiert.“

eilbote: Warum sollten noch mehr Frauen diesen Beruf ergreifen?

Lea, Jacqueline, Marianne, Eva: „Handwerksberufe werden von Männern dominiert, doch das sollte nicht so sein. Es sollte ganz normal sein, dass Frauen einen Handwerks- oder einen technischen Beruf ergreifen. Wir können alles, was auch Männer können. Wieso sollte das anders sein?“

Josefine: „Genau, und man muss den Männern einfach die Stirn bieten (lacht).“


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