„Auch hier gibt es gute Gebrauchte“

„Hackfruchtmaschinen sind unser Kerngeschäft“, sagt Johan Kruijthoff. Der niederländische Geschäftsführer der polnischen Firma Agrarada kennt die Technik aus dem Effeff – und auch die europäischen Märkte. Wie er im eilbote-Interview berichtet, sind in Polen vor allem gezogene Zweireiher bei der Kartoffelernte gefragt. Aber auch gebraucht kommen diese nicht mehr ausschließlich aus westeuropäischen Ländern; mittlerweile exportiert das Unternehmen auch junge Gebrauchte aus Polen in den Westen.

Fokus Gebrauchte – Polen: „Auch hier gibt es gute Gebrauchte“

Hauptumsatzträger im Gebrauchthandel der polnischen Agrarada sind zweireihige Kartoffelroder.

Wie laufen Gebrauchte in Polen?

Johan Kruijthoff: Wir vermarkten seit 20 Jahren gebrauchte Hackfruchttechnik in Osteuropa. Früher kamen diese Gebrauchtmaschinen aus westeuropäischen Ländern. Heute können aber auch polnische Landwirte moderne Gebrauchttechnik im eigenen Land kaufen. Denn auch hier wird bei Neugeschäften mittlerweile hauptsächlich moderne Gebrauchttechnik westlicher Hersteller in Zahlung gegeben.

Das war in der Vergangenheit anders: Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war die Nachfrage in den ehemals sozialistischen Staaten nach gebrauchten Maschinen aus Westeuropa riesig. Dementsprechend flossen sie zu guten Preisen nach Polen und in andere osteuropäische Staaten ab.

Also schlechte Karten für deutsche Gebrauchttechnik?

Natürlich sind gepflegte Gebrauchte aus Deutschland und den Niederlanden hier weiterhin gefragt. Die Maschinen haben vergleichsweise wenig gelaufen und sind in gutem Zustand. Zudem werden sie in den Niederlanden kaum mit steinigen Böden konfrontiert, die oft Ursache für hohen Verschleiß und Maschinenschäden sind.

Für Agrarada ist Polen der wichtigste Absatzmarkt für gebrauchte Hackfruchttechnik aus den westlichen Ländern. Wir stellen aber fest, dass sich die Stückzahlen bei Gebrauchtmaschinen, die wir nach Polen exportieren können, auf einem gewissen Level eingependelt haben.

Was sind Agraradas Hauptumsatzträger?

Hauptumsatzträger bei der Gebrauchttechnik sind zweireihige gezogene Kartoffelroder. In Polen können die Kartoffeln im Allgemeinen gut mit Schleppern und gezogener Technik gerodet werden.

Dahingegen sind in Westeuropa Selbstfahrer stärker vertreten. Aber dort erschweren oft auch bindige Böden und Nässe die Erntebedingungen. Bestes Beispiel ist England, wo man fast nur Selbstfahrer sieht.

Können die polnischen Landwirte noch immer von EU-Fördermitteln bei der Investition in neue Landtechnik profitieren?

Die EU-Fonds haben dem Land geholfen, sich den europäischen Standards anzunähern. Doch diese Gelder versiegen und polnische Landwirte müssen nun aus eigener Kraft Neumaschinen kaufen.

Steigt dadurch das Interesse an Gebrauchttechnik?

Die Betriebsgrößen in Polen variieren stark: Wir haben Kunden, die auf nur einem Hektar Kartoffeln anbauen, aber auch welche mit tausend Hektar Kartoffelfläche. Die einen kaufen lieber Gebrauchte, während die anderen in Neutechnik investieren.

Auch in Polen kaufen große Betriebe eher Neutechnik...

... und geben ihre Gebrauchten in Zahlung, die dann an kleinere Landwirte verkauft oder in osteuropäische Länder wie die Ukraine oder Rumänien exportiert werden. In manchen Fällen finden auch junge Gebrauchte aus Polen Abnehmer in den Niederlanden. Europa ist ein offener Markt. Das gilt auch für gebrauchte Landtechnik, die europaweit in alle Richtungen verkauft wird, – aber auch genauso für Ersatzteile.

Seit 2017 unterhält Agrarada einen Onlineshop mit Ersatzteilen.

Wir haben knapp 10.000 Ersatzteile am Lager. Unsere Kunden wissen, dass wir bei Bedarf die erforderlichen Original-Teile liefern und auch montieren können. Kommen Interessenten zu uns – auch aus anderen Ländern –, zeigen wir ihnen stets unser umfangreiches Teilelager. So können sie sich von unserer Servicequalität ein Bild machen. Das schafft Vertrauen.

Welche Rolle spielt die Aufbereitung von Maschinen?

Die Überholung von Maschinen gehört auch zu unserem Dienstleistungsumfang. In unserer modernen Fachwerkstatt östlich von Breslau können wir die erforderlichen Arbeiten professionell durchführen. Wir haben dort die Teile und qualifizierte Mitarbeiter.

Kunden fragen komplett überholte Maschinen nach, um vor allem Geld und Zeit zu sparen. Hauptsächlich geht es dabei um Erntetechnik, wo es auf Zuverlässigkeit und eine hohe Maschinenverfügbarkeit ankommt. Roder dürfen nicht stillstehen, nur weil zum Beispiel ein Kugellager kaputt ist. Anders als in der Vergangenheit haben die polnischen Betriebe oft keine Werkstatt mehr und keine Fachkräfte, die diese Arbeiten durchführen könnten. Vor allem in den Wintermonaten überholen unsere Mitarbeiter Gebrauchtmaschinen von Grund auf, ohne dass ein Kundenauftrag dafür vorliegt. Meiner Meinung nach werden generalüberholte Rebuild-Maschinen in Zukunft mehr Bedeutung erlangen.

Welche Ausstattungsoptionen sind bei den Maschinen gefragt?

Grundsätzlich fragen westeuropäische Landwirte vergleichsweise mehr Optionen an, weil sie oft selbst die Maschine fahren. Auf den Großbetrieben in Polen steuern dahingegen eher Fremdarbeitskräfte die Maschinen – immer häufiger auch aus den östlichen Nachbarländern. Sie haben oft nicht die nötige Qualifikation, um alle Maschinenfunktionen nutzen zu können. Dann ist es gut, wenn Einstellungen vom Büro aus gemacht und angepasst werden können.

Eine ähnliche Entwicklung stellen wir auch bei Beregnungsanlagen fest. In Zeiten des Fachkräftemangels wünschen sich auch immer mehr Kunden in Polen eine Handyunterstützung, damit sie zum Beispiel die Einzugsgeschwindigkeit aus der Ferne regulieren können. Ich denke, dass die Bedeutung von Fernüberwachungs- und Assistenzsystemen weiter zunehmen wird.

Sehen Sie weiteres Absatzpotenzial in der Ukraine? Seit letztem Jahr ist Agrarada dort mit einer Zweigstelle vertreten.

Die Ukraine schwankt zwischen Russland und der Europäischen Union. Das Land steht allein zwischen zwei Stühlen und hat daher wenig politische und wirtschaftliche Sicherheit. Polen hat dagegen mit Brüssel einen großen Bruder – und das schafft Stabilität und Sicherheit. Die Ukraine ist heute dort, wo Polen vor 20 Jahren stand. Bevor Polen im Jahre 2004 der Europäischen Union beitrat, war der Export dorthin auch sehr schwierig. Damals haben wir aber viel gelernt, was wir jetzt für die Geschäfte mit der Ukraine nutzen können.

Zum Beispiel?

Zum Beispiel ist es sehr wichtig, Dokumente und Begleitpapiere auszustellen, die hundertprozentig vollständig sind, damit Missverständnisse an der Grenze bzw. beim Kunden vermieden werden. Hier kommt es auf Genauigkeit und Akribie an – auch wenn das nicht immer der eher entspannten und flexibleren Herangehensweise der Niederländer entspricht ...

Zur Person

Johan Kruijthoff ist Gründer und Geschäftsführer der Firma Agrarada in Domaniów, nahe Breslau.

Fokus Gebrauchte – Polen: „Auch hier gibt es gute Gebrauchte“

Johan Kruijthoff.

Schwerpunkt des Unternehmens ist die Vermarktung neuer und gebrauchter Agrartechnik für den Anbau, die Pflege und Ernte sowie die Lagerung von Kartoffeln, Zuckerrüben, Zwiebeln und Karotten. In Polen betreibt Agrarada einen weiteren Standort in der Nähe von Warschau, und ist langjähriger Grimme Premium Partner.

Schon viele Jahre ist die Firma Agrarada auch auf dem ukrainischen Markt tätig, wo sie seit 2019 eine Zweigstelle betreibt, die die Landwirte dort mit gebrauchten und neuen Maschinen beliefert.

Der 41-jährige Niederländer Kruijthoff teilt sich die Geschäftsführung mit Arkadiusz Brzyski, den er 1999 als ersten Mitarbeiter eingestellt hatte. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen mehr als 30 Mitarbeiter, davon 24 in Polen.

Johan Kruijthoff ist aber auch Landwirt. Er bewirtschaftet einen landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe von Rotterdam, der seit über 500 Jahren in Familienbesitz ist, im Rahmen der Ackerbaukooperation „Novifarm“. Darin haben sich fünf landwirtschaftliche Betriebe zusammengeschlossen, die gemeinsam auf mehr als 800 Hektar fruchtbaren Kleiböden verschiedene Kulturen anbauen, darunter Wintergetreide, Kartoffeln, Zuckerrüben und Zwiebeln.

Kontakt
Johan Kruijthoff
Agrarada Sp. z.o.o.
PL-55-216 Domaniów
Telefon + 48-71- 39 22 194
<link>johan@agrarada.pl
<link>www.agrarada.pl


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