Gebrauchte Forwarder sind rar

Und auch gebrauchte Harvester finden schnell einen Käufer. Die Maschinen für den professionellen forstlichen Einsatz erfreuen sich zurzeit großer Nachfrage. Große Schadholzmengen sind weiterhin aufzuarbeiten und Rohholz ist knapp. Nils Constabel vom Ponsse-Importeur Wahlers Forsttechnik berichtet im eilbote-Interview über den Markt für Forst-Großtechnik.

FOKUS GEBRAUCHTE – Forsttechnik: Gebrauchte Forwarder sind rar

Ponsse-Großtechnik im Forst: Die Harvester und Forwarder sind absolute Profis, wenn es um das Fällen, Aufarbeiten und Rücken in der mechanisierten Holzernte geht.

eilbote: Herr Constabel, wie läuft das Gebrauchtmaschinengeschäft zurzeit?

Nils Constabel: Im Moment gibt es nicht viele gebrauchte Forstmaschinen auf dem Markt. Der Borkenkäfer hat in den vergangenen vier Jahren in deutschen Wäldern enorme Schäden angerichtet. Daher sind alle im Markt vorhandenen Maschinen im Einsatz. Zwar kommen jährlich auch immer mehr neue Forstmaschinen auf den Markt. Die Gebrauchten verbleiben aber größtenteils bei den Kunden. Wenn also gute Gebrauchte angeboten werden, dann sind die meistens auch sehr schnell wieder weg. Das gilt im Moment insbesondere für die Forwarder, also Rückzüge, die sehr gesucht sind.

Mit den selbstfahrenden Forwardern wird das geerntete Holz aus dem Bestand zum Holzlagerplatz gerückt. Wieso ist gerade hier die Nachfrage besonders hoch?

Harvester sind hochleistungsfähige Maschinen, die insbesondere im Kahlschlag so viel Holz produzieren, dass mindestens zwei Rückezüge erforderlich sind, um effektiv arbeiten zu können. Bis 2019 wurden in deutschen Wäldern vorwiegend Durchforstungsmaßnahmen durchgeführt. Aufgrund der Sturm- und Käferschäden erfolgen nun viel mehr Kahlschläge, was wiederum zu einer höheren Nachfrage nach Rückezügen geführt hat, die das Angebot mitunter übersteigt. Forstbetriebe, die in Neutechnik investieren, geben ihre gebrauchten Maschinen zurzeit eher selten in Zahlung. Das gilt für die Rückezüge, aber auch für die Harvester, deren Anschaffungspreise fast doppelt so hoch sind. Die Vollernter werden allerdings viel früher durch Neutechnik ersetzt, weil sie und insbesondere ihr Harvesterkopf mit seinen Hydraulikmotoren, Walzen, Messern und Sägen großem Verschleiß ausgesetzt sind. Zudem sind auch die Reparatur- und Wartungskosten höher.

Wann wird es also Zeit, einen Harvester zu tauschen?

Ein Harvester arbeitet das ganze Jahr über und kommt somit jährlich ohne weiteres auf 1.800 Betriebsstunden. Man kann sagen, dass seine Produktivität nach etwa vier Jahren geringer wird und dass Verschleiß und Reparaturen zunehmen.

Im Schnitt beträgt die Nutzungsdauer bei Harvestern etwa sechs bis acht Jahre. Dann haben sie zwischen 10.000 und 14.000 Stunden auf der Uhr. Es gilt auch, Stillstand zu vermeiden. Wenn ein defekter Harvester steht und nicht arbeiten kann, verliert ein Forstunternehmen bares Geld. Das sind schnell mal 2.000 Euro pro Tag.

Viel niedriger ist dagegen die Beanspruchung eines Rückezuges, der lediglich das Holz mit seinem Kranarm in den Rungenkorb lädt und es anschließend bis zum Holzlagerplatz transportiert.

Wie viele Selbstfahrer für die mechanisierte Holzernte gibt es etwa in Deutschland?

Als Generalimporteur für Deutschland serviciert Wahlers Forsttechnik aktuell rund 1.200 Ponsse Maschinen, also Harvester und Forwarder. Ponsse teilt sich zusammen mit Komatsu und John Deere den größten Teil des deutschen Marktes, sodass man davon ausgehen kann, dass deutschlandweit in etwa insgesamt 5.000 Forstmaschinen laufen – also circa 2.000 Harvester und 3.000 Rückezüge.

Wie haben sich die Neumaschinenverkäufe entwickelt?

Natürlich lagen die Verkaufszahlen bei Neutechnik in den letzten Jahren aufgrund der Borkenkäferkalamitäten höher. Deutschlandweit beläuft sich der jährliche Absatz an Neutechnik aktuell auf etwa 300 Forstmaschinen, woran die Rückezüge einen Anteil von 60 Prozent haben, weil sie stärker nachgefragt werden.

Gute Gebrauchte für die mechanisierte Holzernte sind knapp und teuer. Wie sieht es bei Inzahlungnahmen aus?

Wir nehmen nur sehr selten Maschinen in Zahlung, was jedoch der aktuellen Marktsituation geschuldet ist. In den letzten drei Jahren war es so, dass wir bei Neuverkäufen lediglich in zehn Prozent der Fälle die gebrauchten Maschinen zurücknehmen mussten. In den übrigen 90 Prozent hat der Kunde seine Gebrauchten selbst verkauft oder weiter eingesetzt. Grund dafür ist, dass der Holzmarkt gut läuft; Nachfrage und Aufträge sind da, Holz wird eingeschlagen.

Das Gebrauchtmaschinengeschäft hat also keine große Relevanz für Sie?

Doch, natürlich. Momentan sind wir aber in der glücklichen Lage, dass die meisten Kunden ihre Maschinen selbst verkaufen können. Jede Maschine, die nicht auf unseren Hof kommt, bindet auch kein Kapital. Hinzu kommt: Wenn ein Händler eine Gebrauchte verkauft, muss er sie zuvor warten, aufbereiten und möglicherweise sogar instandsetzen. Nach Abzug aller Kosten bleibt vom Einkauf zum Verkauf dann oft nichts mehr übrig.

Daher bieten wir dem Kunden einen „Kaufvertrag mit Hängematte“ an, der ihm die Möglichkeit gibt, seine Gebrauchte so lange selbst zu verkaufen, bis wir die Neumaschine ausliefern. Wenn er den Maschinenverkauf selbst organisiert, profitiert er zweimal: Zum einen entspricht der Verkaufserlös dann oft dem uns gebotenen Ankaufspreis oder ist sogar höher. Zum anderen erhält der Kunde zusätzlich einen Nachlass auf die gekaufte Neumaschine …

… und das reduziert Ihr Vermarktungsrisiko.

Letztlich sind die Inzahlungnahmen immer sechsstellig. Daher haben wir bei Wahlers schon vor Jahren den Maschinenankauf professionell aufgestellt und unterziehen die Maschinen vorab einer detaillierten Überprüfung. Seitdem ist das Vermarktungsrisiko im Gebrauchtmaschinengeschäft deutlich gesunken. Die mehrstündige Maschinenbegutachtung erfolgt vor Ort durch einen unserer Servicemonteure, der die Mängel erkennt und in einer 25-seitigen Excel-Liste detailliert auflistet. Gemeinsam mit dem Kunden werden dann auf Basis dieser Maschinenbewertung notwendige Instandsetzungsarbeiten durchgesprochen und je nach Kundenwunsch durchgeführt.

Somit profitieren wir im Wiederverkauf von den genauen Maschinendetails und haben eine gute Grundlage im Verkaufsgespräch. Und auch der Gebrauchtmaschinenkunde weiß genau, was mit der Maschine los ist und kann die möglichen Reparaturkosten – die im Übrigen auch schnell mal bei 30.000 Euro liegen können – genau einschätzen. Er kauft also nicht die Katze im Sack! Gleiches gilt für unsere Handelspartner im Ausland, die oft die Maschinen blind einkaufen, ohne sie vorab hier gesehen zu haben.

Erwarten Sie auch weiterhin eine stabile Nachfrage bei Großmaschinen für den professionellen forstlichen Einsatz?

Sobald die Holzpreise fallen oder der Markt zusammenbricht, lassen die Waldbesitzer weniger Holz einschlagen, sodass die Forstbetriebe – also unsere Kunden – weniger zu tun haben. In der Folge kommt schnell entsprechend viel Gebrauchttechnik auf den Markt, sodass die Preise der Maschinen fallen und sie abgewertet werden müssen. Das haben wir zuletzt 2009 erlebt …

… damals schlugen die Auswirkungen der Immobilien- und Finanzkrise voll auf die Holzpreise durch…

… und zahlreiche Holzverarbeiter und Forstbetriebe gingen in die Insolvenz. Dementsprechend kamen viele Maschinen auf den Markt; der Wertverfall insbesondere bei jungen Gebrauchten war enorm. Während Wahlers Forsttechnik im Jahr 2007 nach den Forstschäden, die der Orkan Kyrill verursacht hatte, mehr als 110 Neumaschinen verkaufen konnte, waren es 2009 gerade mal zwölf! Allerdings stiegen die Verkaufszahlen in den Folgejahren wieder an. In den letzten fünf Jahren waren es immer zwischen 80 und 100 Neumaschinen.

Gibt es aktuell bei Neutechnik längere Lieferzeiten, sodass Sie aktuell verstärkt Ersatzmaschinen vorhalten müssen?

Unser Lieferant Ponsse hat eine sehr hohe Fertigungstiefe. So werden unter anderem Kabinen, Rahmen, Elektronik, Kräne und Harvesteraggregate in eigenen Werken produziert. Wichtige Komponenten wie Motoren, Achsen und Pumpen kommen zudem von deutschen beziehungsweise europäischen Zulieferern. Deswegen hat Ponsse keine Lieferschwierigkeiten und wir zurzeit vergleichsweise kurze Lieferzeiten von etwa sechs Monaten.

Zur Person

FOKUS GEBRAUCHTE – Forsttechnik: Gebrauchte Forwarder sind rar

Nils Constabel ist Spezialist für große Forsttechnik.

Nils Constabel arbeitet bereits seit 15 Jahren für den Forsttechnikspezialisten Wahlers. Innerhalb der fünfköpfigen Vertriebsmannschaft ist der 43-Jährige für den Norden und Nordosten Deutschlands zuständig.

Die Firma Wahlers Forsttechnik wurde 1934 gegründet. Heute ist das in dritter Generation geführte Familienunternehmen mit Standorten im norddeutschen Stemmen und süddeutschen Uffenheim Spezialist für die mechanisierte Holzernte. Schon in den 1990er Jahren wurden der Import, Verkauf und Service für Ponsse Forstmaschinen in Deutschland übernommen. Inzwischen ist Wahlers Forsttechnik auch Ponsse-Generalimporteur für Österreich und die Schweiz. Zudem werden die Niederlande und der deutschsprachige Teil von Belgien bedient.

Das finnische Unternehmen Ponsse gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Forstmaschinen und ist nach eigenen Angaben der größte Produzent von radgetriebenen Forwardern und Harvestern.

Kontakt:
Nils Constabel
Wahlers Forsttechnik GmbH & Co. KG
D-27389 Stemmen
Tel. (0 42 67) 93 02-23
nils.constabel @ wahlers-forsttechnik.de


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